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Frie­dens­ge­bet 9. Mai

Ökumenisches Friedensgebet am 09.05.2022
Vorbereitet und gestaltet von Radin Saadatnia und Heike Seidel-Hölscher als PDF zum Download.

Gu-ten A-bend!
Schön, dass Sie da sind!
Radin und ich freuen uns sehr,
dass wir das Friedensgebet zusammen vorbereitet haben und heute Abend hier
im Dom zu Billerbeck unsere Gedanken vortragen.
Ges-tern hat-te
Dei-ne Lieb- lings-tan-te Ge-burts-tag.
Sie ist die be- te Freun-din die-ner Ma-ma.
Genau! Und seit einer halben Ewigkeit wird an jedem Geburtstag immer dieselbe Geschichte erzählt.
Und wel-che Ge-schich-te?
Vor ihrem zehnten Geburtstag hat meine Tante Ruth sich sooo gefreut.
Endlich wurde sie zehn Jahre alt. Die erste Null zu bekommen, würde etwas ganz besonderes! Schließlich hatten alle Erwachsenen zweistellige Zahlen. Ihre Vorfreude war riesengroß!
Aber dann kam al-les an-ders!
Ihr zehnter Geburtstag war der 08. Mai 1945
und die Menschen waren ganz aufgeregt
Der Krieg war zu Ende! ENDLICH!
Der 2. Weltkrieg, den die Deutschen entfacht haben, war endlich zu Ende.
Die Freude und Erleichterung war bei den Menschen sehr, sehr groß! Aber angesichts solch eines wichtigen politischen Ereignisses hat natürlich niemand mehr daran gedacht, der kleinen Ruth zum Geburtstag zu gratulieren.
Ruth war sehr enttäuscht und sehr traurig!
Warum?
Weil al-le
ih-ren Ge-burts-tag ver-ges-sen haben?
Ja! Ihr Geburtstag, der für sie so wichtig war,
war für alle anderen plötzlich komplett unwichtig
geworden.
Und die kleine Ruth konnte nicht verstehen,
warum die Menschen sich über das Wort „Frieden“
so freuten.

Ruth hatte ja keine Ahnung was Frieden ist…
Echt? Sie wuss-te nicht was FRIE-DEN ist?
Nein! - Solange sie denken konnte,
war jeden Tag in ihrer Kindheit Krieg gewesen.
Sie musste erst eine ganz neue Erfahrung machen :
In Zeiten des Friedens leben.
Wie kann man FRIE-DEN
Je-man-dem er-klä-ren,
der nicht weiß, was “FRIE-DEN“ ist?
Wir beiden können es ja gemeinsam versuchen.
Als wir vor mehr als zwei Jahren mit dem wöchentlichen Friedensgebet begonnen haben,
warst du noch ein Kindergartenkind und jetzt bist du schon ein Schulkind.
Ja, ich ge-he in die zwei-te Klas-se.
Also hast du lesen und schreiben und rechnen gelernt. Dann können wir den „FRIEDEN“ buchstabieren.
„FRIE-DEN“ sind 7 Buch-sta-ben.
Für je-de Ker-ze ei-nen neu-en Buch-sta-ben.
Dann lass uns anfangen.
Die 1. Ker-ze wird an-ge-zün-det!
„F“ wie Frei-heit!
Radin, du bist mit deiner Mama aus einem Land gekommen, in dem die Mullahs-
das sind die Män-ner mit dem Tur-ban-
genau- die Mullahs die Freiheit sehr einschränken
Ich weiss nicht ob alle Friedensbeter Innen wissen
aus welchem Land ihr gekommen seid…
Wir wa-ren im I-ran zu-hau-se.
Im Iran wird vorgeschrieben was man tragen muss, wenn man das Haus verlässt. Weißt du was die Frauen tragen müssen, wenn sie aus dem Haus gehen?
Ja.
Mei-ne Ma-ma muss-te ein Kopf-tuch
und ei-nen lan-gen schwar-zen Man-tel tra-gen.
Auch im Som-mer, wenn es 40° Grad sind.
Das stelle ich mir sehr anstrengend vor,
bei solch einer großen Hitze
einen langen schwarzen Mantel zu tragen.
Die Män-ner dür-fen ein T-Shirt oder
ein Hemd mit kur-zen Är meln tra-gen.
Aber nie eine kur-ze Ho-se.
Im-mer ei-ne lan-ge Ho-se.
Da haben die Männer mehr Freiheit als die Frauen.
Aber noch viel schlimmer als die Kleidervorschriften ist, dass man nicht alles sagen darf! Oder bestimmte Dinge nicht tun darf!
Frau-en,
die in ein an-de-res Land rei-sen wol-len,
müs-sen erst ih-ren Mann fra-gen,
ob sie rei-sen dür-fen.
Da ist man in seiner Freiheit schon sehr eingeschränkt, wenn man immer erst fragen muss. Und wenn mein Mann die Reise nicht erlaubt, dann wäre ich ganz schön sauer und enttäuscht.
Aber noch schlimmer sind die Strafen,
mit denen die Religionspolizei Menschen straft..
Ja, das stimmt!
Jetzt im Ra-ma -dan
Hat-te mei-ne Ma-ma oft Angst
um ich-re Brü-der.
In Zeiten des Ramadans darf vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang nichts gegessen und getrunken werden. Wer trotzdem in der Öffentlichkeit etwas isst oder einen Schluck trinkt, dem droht eine harte Strafe: 80 Schläge!
Die Religionspolizei passt auf.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott es gut findet, jemanden zu bestrafen, nur weil er Durst hat und etwas trinkt.
Das ist sehr schlimm.
Die Men- schen haben Angst.
Angst und Unfreiheit passen nicht zum Frieden.
Ich bin sehr froh, dass ihr jetzt in einem Land wie Deutschland lebt, in dem es viel mehr Freiheiten gibt.

Lieber Gott,
wie schön ist es, sa-gen zu kön-nen: Es geht mir gut! Da-für dan-ken wir dir!

Aber wie viele Menschen können das nicht sagen; Es geht mir gut.
Wir bit-ten dich, Gott, für al-le Kin-der, die noch nie in Frie-den gelebt haben:
Schenke Ihnen das Menschenrecht auf Frieden.
Wir bitten dich, Gott, für alle Menschen, die von Gewalt und Willkür bedroht sind-
hierzulande und in aller Welt.
Und für uns, dass wir nicht aufgeben, dafür einzutreten,
dass jeder Mensch frei von Angst leben kann.
Wir bitten dich, Gott, für alle Menschen, die unter Unrecht und Ungerechtigkeit leiden-
Hierzulande und in aller Welt.
Und für uns, dass wir nicht nachgeben, zu fordern,
dass allen Menschen mit Fairness und Anstand begegnet wird.
Dass diese Welt ist, wie sie ist, liegt auch an uns.
Dass sie nicht bleibt, wie sie ist, da-rum bit-ten wir dich, Gott.

Die 2. Ker-ze wird an-ge-zün-det.
„R“ wie Res-pekt!
Respekt ist sehr wichtig und bedeutet Achtung und Anerkennung
Und Höf-lich-keit und Fair-ness!
Genau. Das kennst du aus der Schule.
Und deine Eltern haben dir auch Respekt beigebracht.
Es ist nicht wich-tig
wie viel Geld man hat
son-dern wie man sich be-nimmt.
Stimmt .
Es ist wichtig wie man den Menschen begegnet,
Gott begegnet uns im Menschen.
Und deshalb muss man jeden Menschen höflich und voller Achtung behandeln. Egal ob er in einer Villa wohnt oder unter einer Brücke schläft.
Im -Iran ist man un-fair zu den Frau-en:
Sie dür-fen nur ganz sel-ten ins
Fuss-ball-sta-dion!
Da stimme ich dir zu! Das ist nicht gerecht!
Respektvolles Verhalten bedeutet miteinander
gerecht umzugehen.
Oh-ne Res-pekt kann man nicht le-ben.
Dann wird man krank.
Stimmt, Radin!
Jeder Mensch muss und will wertgeschätzt werden!
Das ist ein große Sehnsucht in jedem Menschen:
Respektvoll behandelt zu werden und wertgeschätzt zu werden.
Das bedeutet jeder Mensch ist wertvoll!

Gü-tig sein, das ist es, was Gott von uns erwartet.
Wir aber sind kleinlich und handeln herzlos und hart.
Ge-recht han-deln, das ist es, was Gott von uns verlangt.
Aber wir verhalten uns oft unsachlich und urteilen einseitig und parteiisch.
Die Wahr-heit sagen, das ist es, was Gott von uns fordert.
Wir aber nehmen es oft nicht so genau und sind unehrlich und falsch.

Gott erwartet nichts Außergewöhnliches von uns.
Gott verlangt nichts Übermenschliches von uns.
Gott will nur,
dass wir mit unseren Mitmenschen so umgehen, wie ER mit uns umgeht.
„Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch kei-nem an-de-ren zu.“

Ei-gent-lich ganz ein-fach.

Wir zün-den die 3. Ker-ze an.
„i“ wie „in uns“
Ich glaube ja, der Wunsch und die große Sehnsucht nach Frieden muss in uns selber schlummern.
So wie ein Sa-men-korn,
das man im Gar-ten pflanzt?
Ja genau! Die Pflanze muss gepflegt werden, damit sie in uns wachsen kann uns stark wird und nicht beim ersten Gegenwind umgeweht oder zertrampelt wird.
Wenn wir immer Recht haben wollen und immer denken wir sind die Größten und Besten, dann klappt das mit dem Frieden nicht.
Wenn ich morgens mit dem falschen Fuß aufstehe und auf Krawall gebürstet bin…
Was ist das?
Auf Kra-wall ge -bürs -tet sein?
Das bedeutet: Streit suchen.
Der Kaffee ist zu heiß. Die Musik im Radio zu laut. Mein Mann blättert die Zeitung zu laut um…
Die Buskinder kommen zu spät zur Haltestelle gelaufen… das ist ein Tag, da habe ich keine Geduld. Am allerwenigsten mit mir selbst.
Das ist schlecht.
Das ist ein Tag,
da brauchst du Gott ganz be-son-ders.
Ja, da brauche ich seine Hilfe: Das er mir die Kraft und den Mut gibt, mich hinterher zu entschuldigen, weil ich mich ungerecht verhalten habe und gemeckert und geschimpft habe.
Es gibt ein schönes Lied, dass diese Situation genau widerspiegelt:

Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen, gib mir den Mut zum ersten Schritt. Lass mich auf deine Brücken trauen, und wenn ich gehe, geh du mit.
Ich möchte gern dort Hände reichen, wo jemand harte Fäuste ballt. Ich suche unablässig Zeichen des Friedens zwischen Jung und Alt.
Ich möchte nicht zum Mond gelangen, jedoch zu meines Feindes Tür.
Ich möchte keinen Streit anfangen; ob Friede wird, liegt auch an mir.

Die 4. Ker-ze wird an-ge-zün-det.
„E“ wie ehr-lich sein!
Viele Kriege beginnen schon mit Lügen.
Vor allem Kriege, bei denen der Präsident
oder der oberste Chef eines Landes
ein anderes Land angreift.
Es wird eine Lüge in die Welt gesetzt, damit der Angriff gerechtfertigt ist.
Nur damit der Angreifer einen Grund hat, mit seinen Soldaten in das fremde Land einzumarschieren.
Das geht natürlich nicht gut
und der große Ärger ist vorprogrammiert.
Das gibt es nicht nur bei großen Kriegen,
sondern auch bei Ärger in der Schule,
mit Freunden und in der Familie.
Ja, wenn ei-ner lügt,
dann wer-den die an-de-ren sau-er,
aber so rich-tig!
Und dann gibt es Stress!
Und wenn Kriege nicht mit einer Lüge begonnen würden, Einzelne Menschen, nicht noch mehr Macht und Reichtümer haben möchten, gäbe es keinen Grund ein anderes Land zu überfallen.
Das wä-re ei-ne gu-te I-dee.
Ja und eigentlich ist es wieder so wie wir es vorhin schon gesagt haben:
Was du nicht willst,
dass man dir tu
das füg auch kei-nem an-de-ren zu.
Niemand von uns möchte belogen werden.
Nur wenn wir ehrlich miteinander sind, kann auch Vertrauen wachsen.
Nur wenn wir ehrlich miteinander sind kann man Freunde werden.
Wenn der An-de-re lügt,
ist man sehr trau-rig.
Und enttäuscht.
Oft zerbricht eine Freundschaft, wenn jemand lügt.
und dass Misstrauen zwischen zwei Ländern ist sehr groß, wenn die Wahrheit nicht geachtet wird.
Und haben wir bei den vielen FakeNews, die tagtäglich unterwegs sind, überhaupt noch einen Durchblick, was wahr und richtig ist?

Lieber Gott,
schen -ke du uns die Kraft ehr-lich zu sein.
Gott, bereite du uns den Boden, auf dem Ehrlichkeit wachsen kann.
Oh-ne Angst, ein-fach so.
Weil Ehrlichkeit zum aufrechten Gang gehört
und zum offenen Blick, mit dem wir einander Tag für Tag begegnen.
Manchmal lügt es sich so leicht und wir rechtfertigen unsere Unwahrheit
indem wir die Notlüge schönreden und denken, dass die Wahrheit weh tut.
Wir bitten dich, Gott, lass uns erkennen,
dass nichts so schmerzt und gefährlich ist, wie die Unwahrheit.

Die 5. Ke-rze wird an-ge-zün-det.
D“ wie Danke!
Weil das „D“ der 5. Buchstabe in dem Wort FRIEDEN“ ist - heute unser Dank an dieser Stelle.

Lieber Gott, wir danken dir.
Wir leben in Deutschland auf einem gesegneten Flecken Erde: Noch tobt bei uns kein Krieg.
Wir sind in der glücklichen Lage Menschen aus anderen Ländern hier bei uns Heimat zu bieten.
Men-schen, die die Angst und Sor -ge um ihre Liebs-ten, im-mer mit sich he-rum tra-gen.
Wie in einem Rucksack, der sich nicht leeren lässt und den man nicht in eine Ecke stellen kann.
Die schrecklichen Bilder, die Nachrichten im Fernsehen und im Internet lassen sie auch hier nicht in
Ruhe schlafen. –
Wie gut, dass wir manch-mal mit ih-nen la-chen kön-nen und sie die Sor-gen
für ei-nen klei-nen Mo-ment ver-ges-sen kön-nen.

Jeder von Euch und Ihnen hat jetzt die Gelegenheit seinen Dank und seine Bitten vor Gott zu bringen.
Das kann jeder für sich in der Stille tun.
Ein Jeder und eine Jede ist aber auch herzlich eingeladen,
nach vorne zu kommen und die Gedanken, die im Kopf umherschwirren mit uns zu teilen.
Nur Mut!

-STILLE-

Die 6. Ker-ze wird ent-zün-det!
„E“ wie er-mu-ti-gen!
Auf der Spur des Friedens unterwegs zu sein ist oft auch anstrengend. Wir werden von anderen Menschen als Träumer abgetan, die nicht mit beiden Füssen im Leben sehen. Wir möchten durch unsere Ideen und unser Handeln für eine bessere, eine gerechtere und eine friedlichere Welt eintreten.
Wir su-chen den FRIE-DEN
und ja- gen ihm nach!
Das stimmt. Wir müssen immer wieder den Frieden suchen. Frieden ist kein Ding, dass wir im Supermarkt kaufen können. Zack in den Einkaufswagen gelegt und ab mit nachhause genommen.
Wie lan-ge muss man den FRIE-DEN su-chen?
Ich denke ein ganzes Leben lang.
Frieden ist sehr verletzlich. Manchmal reicht ein falsches Wort oder eine andere Betonung- schon gibt es Missverständnisse und es ist mit dem Frieden hin.
Aus der Tür hinaus, um die Ecke- einfach weg.
Das kenn ich aus der Schule, in der Pause.
Frieden ist ein Zustand, ähnlich wie ein Gefühl der Freundschaft und der Liebe.
Frieden ist ein Zustand, in dem es sich gut leben lässt, in dem Jeder und Jede zu ihrem Recht kommt.
Im Frieden können wir vergnügt leben.
Damit der Friede bleibt, dafür brauchen du und ich, wir alle, viel Kraft und Ausdauer. an Frieden.
Das ist eine verrückte Welt in der wir leben. Menschen wollen lieber viel Geld mit der Kriegsmaschinerie verdienen und Macht gewinnen, um über andere Menschen bestimmen zu können.
Da-bei ist FRIE-DEN
das Wich-tig-ste in un-se-rer Welt!
Wohl war. Aber weil Frieden so wichtig und so wertvoll ist, dürfen wir nicht müde werden am Frieden zu arbeiten und auch für den Frieden zu beten.

Lieber Gott,
wir bit-ten dich, für uns Men-schen, dass du uns die Au-gen öff-nest,
für al-les was um uns he-rum pas-siert.

Wir bitten dich für alle, die sich um Menschen kümmern, die Hilfe brauchen,
schenke ihnen Mut und Kraft.
Wir bitten dich für alle, die für eine bessere, eine gerechtere und eine friedlichere Welt eintreten,
schenke ihnen Mut und Kraft und die Hoffnung, dass ihre Träume wahr werden.
Wir bitten dich für alle, die sich Gedanken um die Zukunft machen, dass sie Menschen finden,
die genauso denken und fühlen wie sie. Schenke ihnen Mut und Kraft gemeinsam zu handeln.

Wir zünden die 7. Kerze an.
„N“ wie „nah sein“
In den Osterferien waren wir gemeinsam mit einem anderen Jungen, der genauso alt ist wie du, im Naturkundemuseum bei den Dinosauriern.
Ihr kanntet euch nicht und wart schnell vertraut und nah miteinander. Erinnerst du dich noch was die ersten Sätze waren, die ihr zusammen gesprochen habt?
Was ist dein Lieb-lings-sport?
Und Diarra antwortete: Fußball.
Cool! Mei-ner auch!
Was ist dein Lieblingsauto?
Ein Lam-borg-hi-ni!
Ooh – mein Auto auch! Welche Farbe?
Weiß.
Ooh – meine ist grau.
Grau ist auch cool.
Mit diesem Gespräch habt ihr mich zum Schmunzeln gebracht: So einfach kann das sein, dachte ich. Zwei Jungen treffen sich. Einer mit persischen Wurzeln, der Andere mit Wurzeln im westafrikanischen Guinea.
Beide haben ihre Wurzeln in einem anderen Land und sind hier zuhause.
Ihr wart bereit zum Gespräch, wart interessiert am Anderen, auf der Suche nach Gemeinsamkeiten, die euch verbinden.
Und wir lie-ben beide Di-no-sau-rier.
Genau.
Am frühen Nachmittag musste ich versprechen, dass ihr euch wieder treffen könnt.
Ich habe sowas ähnliches schon oft erlebt.
Wann denn?
Über 20 Mal hatten wir weißrussische Gastkinder in den Ferien zu uns eingeladen. Sie lebten Nahe der ukrainischen Grenze. Dort war in Tschernobyl ein Atomkraftwerk explodiert. Das hat viel Radioaktivität freigesetzt. Dadurch sind viele Menschen krank geworden.
Wa-ren die Kin-der,
die bei euch wa-ren, auch krank?
Nein. Sie haben für vier Wochen bei uns gelebt um die gesunde Luft zu atmen und gesunde Lebensmittel zu essen.
Und sie haben sich immer sehr schnell mit unseren vier Kindern angefreundet. Unsere Gastkinder konnten erst kein deutsch und wir kein russisch. Und trotzdem hat unsere Verständigung gut geklappt.
Wie denn?
Mit einem bisschen Deutsch, einem bisschen russisch, ganz viel mit Händen und Füßen und ganz viel gemeinsamen Lachen.
Das war be-stimmt schön.
Ja, das war es.
Weißt du warum wir das gemacht haben?
Ja, we-gen der gu-ten Luft
und dem gu-ten Es-sen.
Ja auch, wegen der Gastkinder.
Aber auch für unsere Kinder. Uns war es wichtig, dass unsere Kinder Freunde in anderen Ländern bekommen und gute Erfahrungen machen.
Wenn ich Menschen aus dem Iran, aus Syrien, aus Armenien, aus Afghanistan, aus Weissrussland, aus Israel, aus der Ukraine kenne interessiere ich mich beim Zeitung lesen, Radio hören oder den Nachrichten für das andere Land.
Zum Bei-spiel was da pas-siert.
Genau.
Und ich hoffe, dass meine Söhne nicht in einen Krieg ziehen, wenn sie Freunde in anderen Ländern haben. Niemand will auf einen Freund schießen.
Das stimmt.

Lieber Gott,
lass uns Frem-de zu Freun-den wer-den.

Schenke du beiden Seiten Freude daran, sich kennenzulernen. Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten
Freunde zu werden. Freunde können sich unterhalten. Sie reden miteinander und nicht
übereinander. Freunde sind ehrlich miteinander.

Auch du bist un-ser Freund, Gott. Dir na-he zu sein, ist un-ser Glück.
Du schenkst uns die Kraft und den Mut, den wir brauchen um uns für den Frieden einzusetzen.
Du schenkst uns die Hoffnung und die Zuversicht auf eine Welt voller Frieden. Wenn dein Reich
kommt.

Wir beten gemeinsam:
Va-ter un-ser
Im Him-mel.
Ge-hei-ligt wer-de dein Na-me
Dein Reich komme.
Dein Will-le ge-sche-he
wie im Him-mel, so auf Er-den.
Unser täg-lich Brot gib uns heu-te.
Und vergib uns un-se-re Schuld,
wie auch wir ver-ge-ben un-se-ren Schul-di-gern.
Und füh-re uns nicht in Ver-su-chung,
son-dern er-lö-se uns von dem Bö-sen.
Denn dein ist das Reich
Und die Kraft
und die Herr-lich-keit
in E-wig-keit.
A-men.

Wir stellen uns unter den Segen Gottes.