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Frie­dens­ge­bet 08. Januar

Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 08. Januar 2024 als PDF zum Download von Renate Langenheder

Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
Am Anfang des neuen Jahres 2024 erinnere ich Sie und Euch an den Anfang von allem. An das Wort. An Gott.
Um des Wortes und um Gottes Willen sind wir hier in der Kirche versammelt,
hoffen auch für dieses Jahr, dass unsere Gebetsworte vordringen in Gottes Herz,
und dass sie uns Menschen verbunden halten im Geist und in der Warhheit.
Und wir hoffen auch, dass unsere Verbundenheit sich einfügt in das Gebetsgeschehen in der weltweiten Christenheit, ja in das Gebetsgeschehen aller Menschen guten Willens auf unserem Erdball.
Sehr herzlich begrüße ich Euch, die Ihr euch eingefunden habt hier im Dom
zum ersten Montagsgebet im Jahr 2024.
Ebenso herzlich grüße ich alle,
die uns im Gebet verbunden sind, das sie in der Schriftform erhalten haben auf verschiedensten Wegen.
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus!
Mit diesen Worten grüßt der Apostel Paulus die Adressaten seines 1. Briefes an die Gemeinde in Korinth. Diesem Brief ist die Losung für das Jahr 2024 entnommen.
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1Kor.16,14)
Die Gebetsanliegen des heutigen Tages werde ich anhand einiger Inhalte aus diesem so wichtigen Paulusbrief entfalten.
Ich versuche auf diese Weise auch, diesem sehr allgemeinen Satz:
'Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe'
deutlichere Kontur zu geben.
Wir entzünden die 1. Kerze für den Apostel Paulus:
Kreuzigung Jesu um 30
Geburtsjahr des Paulus : unbekannt, wahrscheinlich um die Jahrhundertwende Berufung zum Apostel Jesu: um 32
Paulus in Korinth: 18 Monate, Winter 49/50 bis Sommer 51. (Er arbeitete dort zunächst in seinem erlernten Beruf als Zeltmacher)
Paulus in Ephesus: 52 -55
Letzter Aufenthalt in Macedonien und Achaia: Winter 55/56
Jerusalemreise und Gefangennahme: Frühjahr 56
Überführung des Gefangenen nach Rom: wahrscheinlich 58  

Zweijährige Gefangenschaft in Rom: wahrscheinlich 58 bis 60
Märtyrertod des Apostels unter dem röm. Kaiser Nero: wahrscheinlich 60
(Quelle: Günther Bornkamm, Paulus, S. 10)
Gebet:
Du hast o Christus, Paulus berufen, dir als Apostel zu dienen.
In einer Vision bei Damaskus bist du ihm erschienen und hast damit sein Leben grundstürzend verändert. Er ist seiner Berufung treu geblieben bis zu seinem gewaltsamen Tod als dein Zeuge. Wir danken Dir für sein Leben, sein Wirken,
sein Denken und Schreiben in der Kraft deines Heiligen Geistes.
Wir danken dir für seinen bedingungslosen Mut, das Evangelium von deinem Tod
und deiner Auferstehung, o Christus, zu verkünden, zur Zeit oder Unzeit.
Jesus Christus, Du Herr Deiner sichtbaren und unsichtbaren Kirche,
erwecke neuen Glaubensmut bei den Boten des Evangeliums in unserer Gegenwart. Löse sie aus Verzagtheit und geistigen Engführungen.
Dein Wort des Anfangs lebt und inspiriert!
Stille
Wir entzünden die zweite Kerze für die Aktualität der Worte des Apostels:
Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. (1Kor1,18)
Wir teilen die Erfahrung des Apostels:
-Die Menschen aller Zeiten tun sich schwer, den Tod Jesu am Kreuz zu verstehen.
-Viele wollen die offensichtliche Negativität dieses Zeichens nicht vor sich sehen, nicht zuhause, nicht in Klassenzimmern oder öffentlichen Gebäuden.
-Viele haben sich daher auch dem Anblick des Kreuzes in den Kirchen entzogen und den Versuchen, in großen Gemeinden erklärt zu bekommen, was es mit dem Wort vom Kreuz auf sich hat.
-Auch ist der Mißbrauch des Kreuzes unübersehbar, Menschen zum Opfertod in Kriegen willig zu machen oder auszuhalten unter ungerechten Verhältnissen,
die verändert werden müßten und könnten.
Gebet:
Wie Paulus kommen wir auch in unserer Gegenwart nicht umhin, in Liebe, behutsam, auf die Menschen hörend, ihr Vertrauen zu gewinnen. Dann kann im Gespräch von Mensch zu Mensch auch wieder das Wort vom Kreuz hörbar werden,- vielleicht - tastend, nach langem Hinhören. Nicht floskelhaft oder wissend wird das geschehen, sondern in dem Bewußtsein, dass wir an das tiefste Geheimnis Gottes rühren. Und Gott muss solche Momente wirken. Wird sie wirken.
Öffne den vielen, o Christus, denen das Wort vom Kreuz eine Gotteskraft ist, das Herz zu solchen Begegnungen von Eltern zu Kindern, von Großeltern zu Enkeln,
von Mensch zu Mensch, über die Generationen und Kulturen hinweg.  

-Stille-
Wir entzünden die 3. Kerze für die Aktualität der Worte des Apostels:
'Denn so einer sagt: Ich bin paulisch, der andere aber: ich bin apollisch, ist das nicht menschlich geredet? (und nicht aus dem Geist Jesu)
Wer ist nun Apollos? Wer ist Paulus? Diener sind sie, durch welche ihr seid
gläubig geworden, und das, wie es der Herr einem jeglichen gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der da pflanzt noch der da begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.' ( 1Kor3, 4-7) Niemand rühme sich eines Menschen! (3,21)
Paulus reagiert mit diesen Sätzen auf Spaltungen in der Gemeinde in Korinth und
geht gleich im Anfang seines Briefes darauf ein.
Die einen sagen: Apollos ist der bessere Redner. Paulus kommt nicht so gut rüber,
wie man heute sagen würde. Manche beziehen sich gar auf Kephas, auf Petrus, den Jünger Jesu, von dessen theologischen Haltungen sie gehört haben.
Wieder andere lassen sich in den Einfluß von gnostischem Denken ziehen und behaupten, wir haben jetzt schon Anteil an der vollständigen geistlichen Erkenntnis Gottes und das Paradies des 'Es ist alles erlaubt' ist schon da.
Paulus widerspricht entschieden: Keiner hat das Recht, sich über andere zu überheben. Was hast du, das du nicht empfangen hast? (1.Kor 4, 7)
Die wir heute diese Worte hören zu Beginn des Jahres 2024, wir werden daraufhin unsere gemeindlichen und kirchlichen Realitäten prüfen müssen. Keine Vorordnung von Gremien und Personen! Keiner hat mehr Macht als der andere. Alle sind aufgerufen, an der Einheit in Christus zu arbeiten. Er allein ist der Herr auch der eigenen theologischen Entwürfe. Beieinander zu bleiben und die Einheit in Christus zu suchen und in der gelebten Christusnachfolge zu verwirklichen, ist der alleinige Auftrag an die Christengemeinden weltweit.
Manchmal denke ich, wir sind da auf einem guten Weg in Billerbeck.
Gebet
Vater im Himmel, führe uns zurück zu der Demut, zu spüren, dass wir eine die andere brauchen und tatsächlich zusammengefügt sind zu einem Leib mit ungezählt vielen gleichwertigen Gliedern. Was für ein Zeichen wäre es für politische und gesellschaftliche Zusammenhänge, wenn wir in den Kirchen an dieser Wirklichkeit arbeiten und ihr Gestalt geben könnten.

  • Stille-
    Wir entzünden die 4. Kerze für den Satz des Paulus:
    Mir ist alles erlaubt, aber nicht alles dient zu unserem Guten. (1Kor.6,12)
    Paulus sagt diesen Satz zu Menschen, die von sich sagen, wir müssen nicht mehr das  

jüdische Gesetz befolgen, sondern sind von allen Geboten frei, weil Jesus Christus
uns frei gemacht hat durch seinen Tod am Kreuz. Eigentlich haben wir selbst den Tod durch die Taufe schon hinter uns. Ein gänzlich neues, freies Leben hat von uns Besitz genommen. Das alte ist vergangen. Jetzt ist mir alles erlaubt.
Mit dem ersten Teil des Satzes springt mich die Realität unserer westlichen Gesellschaften an: Es ist alles erlaubt.
Alle Lebensformen sind erlaubt.
Fast alles, was medizinisch machbar ist, ist erlaubt auch an Menschen durchzuführen. Bei Tieren ist man inzwischen vorsichtiger.
Alle politischen Gesinnungen sind erlaubt. Ich kann sie auf die Straße tragen, wie es mir gefällt. Und werde dabei von der Polizei geschützt.
Alle, selbst die infamsten und bösartigsten Kommentare kann ich ins Netz stellen
und egal wem an den Kopf werfen.
Widerlichste Filmsequenzen sind jederzeit abrufbar und bisweilen selbst jungen Kindern zugänglich.
Ich habe das Recht, zu leben wie ich will, und wenn ich mich dabei zugrunde richte, oder meine elterlichen oder gesellschaftlichen Pflichten vernachlässige,
ist es meine Sache.
Ich habe das Recht zwei mal im Jahr in Urlaub zu fliegen und bekomme einen Teil meiner gestiegenen Heizkosten vom Staat refinanziert.
Ich esse gerne Fleisch, billig soll es sein, aber wie die Tiere aufwachsen und woher sie kommen, interessiert mich nicht.
Ich nehme mir alles, so viel ich kann und will, die Zukunft ist mir egal.
Die Vorteile der Digitalisierung nehme ich gerne hin, und die Tatsache meiner
großen Manipulierbarkeit ist mir gleichgültig.
….aber nicht alles dient zu unserem Guten.
Paulus hatte den Mut zu fragen: was dient zu unserem Guten?
Das, was ich gerade als Auswirkung einer egoistisch ausgelebten Freiheit in unserer westlichen Hemisphäre skizziert habe, sicher nicht.
Gebet:
Herr, lass sie neu aufleben, diese Frage nach dem, was meinen Mitmenschen und mir zum Guten dient. Befreie uns von der Vorstellung, andere müssten für uns diese
Frage beantworten und bearbeiten. Sie ist unsere ureigenste. Führe uns neu
zusammen ohne ideologische Vorbehalte, diese Frage in den Mittelpunkt unseres Miteinanders zu stellen, auch hier im Kleinen. Lass uns wieder deutlicher erkennbar sein als Menschen, die wissen, dass Gott sie zur Verantwortung ziehen wird für alles, was sie um des Guten willen getan oder auch unterlassen haben.
Unsere Körper und unser Sein gehören Gott und seinem Christus.
Was machen die Mächtigen dieser Erde mit den Menschenleben, die sie auf den Schlachtfeldern dieser Erde zugrunde richten? Oder in den Lagern.
Wie ist das je zu verantworten? Vor Gott.
-Stille-  

Wir entzünden die 5. Kerze für den Satz des Paulus:
Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte. (1Kor 7,23)
Diesem Satz, den ich sehr liebe, geht im 1. Kor 7 eine längere Ausführung voraus, die ich hier nur andeuten kann. (Demnächst mehr, im Anschluß an das Montagsgebet in der nächsten Woche im Glaubensgesprächskreis zur Jahreslosung im Pfarrheim. Ab 19.30 Uhr)
Paulus diskutiert mit seinen Gesprächspartnern in Korinth die Frage nach der Verbindlichkeit des gesellschaftlichen Standes.
In Jesus Christus, durch seinen Tod am Kreuz, sind alle Menschen frei, die an ihn glauben und diese Verwandlung annehmen.
Der gesellschaftliche Stand, in dem sie sich befinden, ist von da an gänzlich
irrelevant für das Selbstverständnis eines Menschen.
Ein Sklave ist ein Freigelassener des Herrn. Der Freie ist ein Knecht Christi. Frei,
aber in seiner Lebensführung dem Evangelium von Jesus Christus verpflichtet.
m.a. W.: Der Freie ist, wenn er sich als Knecht Christi annimmt, auf Augenhöhe mit seinem Sklaven, der in Christus frei ist. Faktisch ist das die Aufhebung der Sklaverei. Wir wissen, dass es fast 2000 Jahre gedauert hat, bis aus diesem geistigen Blick auf die Freiheit, die Christus uns Menschen erworben hat, eine reale Befreiung aus dem Stand der Sklaverei geworden ist, und ob sie tatsächlich in unserer Gegenwart abgeschafft ist, wage ich zu bezweifeln. Sie überlebt in ganz anderen Formen der Abhängigkeit auf das Bitterste und bringt Menschen um ihre Würde und ihr Leben
in so vielen Zonen unseres Erdballs.
Gebet
Vater deiner Menschen.
-entrechtet die Menschen, die in den Kerkern und Lagern vegetieren müssen.
-entrechtet die Kinder, die in den Minen schuften müssen und auf den Halden Abfälle sammeln
-entrechtet die Menschen, die in Kriege gezwungen werden und in Gefangenenlagern vegetieren und gebrochen werden
-entrechtet die Menschen, die als Geiseln gehalten werden und in aussichtslosen Niemandsländern dem Tod entgegensehen und sich nirgends verbergen können.
-entrechtet die Menschen, die von der Hand in den Mund leben müssen und deren Kinder keine Zukunft haben.
Vater deiner Menschen, vergiß keinen von ihnen.
Und bohre in das Herz der Mächtigen deine Gegenwart als Stachel, als unaufhörlichen Schmerz über das, was sie anrichten.
-Stille-
Wir entzünden die 6. Kerze für den Satz des Paulus:
Die Zeit ist kurz. (1. Kor 7, 29)  

Paulus erwartete die baldige Wiederkunft Jesu.
Daher sein Satz: Die Zeit ist kurz.
Es ist so gemeint, dass die Menschen seiner Zeit nicht alles tun müssen, um Glück und Lebenszufriedenheit aus ihrer Umwelt herauszupressen.
Die Zeit ist kurz.
Die Regenfluten, die Naturkatastrophen allein des letzten Jahres,
die Kriege, die unglaublich große Ressourcen
an Menschen und Material aufbrauchen, lassen bei vielen den Eindruck entstehen: die Zeit ist kurz, die unsrem Erdball noch gegeben ist.
Die Mahnung die wir daraus hören sollten: Nicht alles, was möglich ist, herausholen wollen. Lass dir was entgehen. Nimm die Schönheit wahr, sobald sie sich dir zeigt,
in deinem Lebensumfeld. Nimm die Freude wahr, sobald sie in dir aufkeimen will. Bück dich bescheidener in dein Leben mit deinen Lieben hinein.
Alles Andere ist in die Macht Gottes und seines Christus gelegt. Gott allein weiß, wann das Ende da sein wird.
-Stille-
Wir zünden die 7. Kerze an für den Satz des Paulus:
Alle Eure Dinge lasst in der Liebe geschehen 1. Kor 16,14
Paulus weiß, seine Worte sind Tropfen, die Steine höhlen müssen.
Bis zu uns hin tropfen sie stetig. Seien wir dankbar, dass wir sie hören können. Und er weiß auch, dass die Auseinandersetzungen in der Gemeinde in Korinth weitergehen werden und sich weiter schärfen werden durch die Zeit.
Liebe ist die einzige menschliche Regung, die ausgedrückt in Milde und Barmherzigkeit, menschliches Leben und Überleben hervorbringen kann.
Daher sein Schlußsatz, mit dem er auch viele Herzen in unserer ratlosen Welt erreichen wird.
Möge viel Liebe uns und vielen möglich sein in diesem neuen Jahre
an den vielen Enden dieser Erde.
Lasst uns darum in der Stille beten.
-Stille-
Vaterunser
Verleih uns Frieden gnädiglich. Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten. Denn du unser Gott alleine.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen