Friedensgebet 24. Juli
Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 24. Juli 2023 als PDF zum Download von Renate Langenheder
Euch allen einen guten Abend und eine gesegnete Gebetszeit jetzt.
Wir beginnen sie im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Die Gemeinde ist Trägerin des Wortes Gottes und seiner Weitergabe.
So bitte ich Euch den Evangeliumstext (Joh. 5,1-9) jetzt gemeinsam vorzulesen.
Einige Zeit später war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.
In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen gehören; dieser Teich heißt auf hebräisch Bethesda. In diesen Hallen lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte. Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war.
Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden?
Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein.
Da sagte Jesus zu ihm: steh auf, nimm deine Trage und geh! Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Trage und ging.
Ich habe keinen Menschen, sagt der Kranke am Teich Bethesda. Eine trostlose Auskunft.
Wir ahnen die bedrängende und verzweifelte Realität dieses Menschen nach 38 Jahren von Krankheit und vergeblichem Warten auf ein Heilungswunder.
Jesus nimmt sich dieses Menschen an und macht ihn gesund.
Eine längst vergangene Realität, könnten wir sagen.
Und doch bewahrt sie sich in ungezählten Situationen, in denen Menschen ohne zu zögern, Anderen beistehen, die einen Menschen an ihrer Seite brauchen, so nah und kompetent wie möglich.
Wir entzünden die erste Kerze.
Jesus in den Menschen, die einer dem andern Ersthelfer sind.
Sanitäter und Notärztinnen bei Unfällen und in Auseinandersetzungen.
Feuerwehrleute
Ersthelfer am Straßenrand oder in öffentlichen Verkehrsmitteln
Kapitäne in der Seenotrettung von Flüchtlingen
Versorger mit Lebensmitteln in den Hungergebieten der Erde und in den Flüchtlingslagern. Ersthelfer in den Gebieten, die von Feuer und Wasser heimgesucht werden.
Menschen die bleiben, trösten und aufbauen helfen, wenn Katastrophen vorbei sind
Ewiger, wir danken dir für die Menschen, die sich der Situation stellen, Anderen in bedrohlichen Situationen beizustehen. Erhalte ihnen deine menschenfreundliche Energie, einem Menschen Mensch zu sein und schütze sie in ihren Einsätzen.
-Stille-
Wir entzünden die zweite Kerze
Jesus in den Menschen, die ihren Kindern gute Eltern sind
Niemand übersteht die Zeit von Geborenwerden, Kindheit und Jugend schadlos, der nicht von liebenden und sorgenden Eltern oder anderen nahen, verantwortungsvollen Bezugspersonen umgeben ist.
Wie bestürzend sind die Nachrichten, die uns fast täglich erreichen über die wachsende Gewalt in den Familien. Sie zeugen in unsrem reichen Land von Überforderung und elementarer Ratlosigkeit, wozu das Leben da ist: In Liebe gelebt zu werden.
Ewiger, behalte allen, die Eltern sind, Liebe, Gelassenheit und Geduld, ihre Kinder im Heranwachsen und weiter zu versorgen und zu begleiten. Bewahre sie vor dem Irrtum, ihren Kindern alles an materiellem Wohlstand und an Förderung ermöglichen zu müssen.
Liebe allein zählt und trägt durchs Leben.
- Stille-
Wir entzünden die dritte Kerze
Jesus in den Menschen, die in Kitas, in den Schulen, Wohnheimen und in Behinderten- Einrichtungen die Entwicklung von Kindern und jungen Menschen entscheidend prägen.
In der öffentlichen Wahrnehmung von Bildungszielen steht die Entfaltung
von Ichidentität und Selbstoptimierung im Vordergrund. Das stellt Menschen, die im erzieherischen Bereich tätig sind, vor große Herausforderungen, die sich bisweilen in gewalttätigen Übergriffen
auf anvertraute Menschen entladen.
Die großen Kirchen haben an Glaubwürdigkeit verloren, im Erziehungs- und Betreuungsfeld Haltungen vorbehaltloser Nächstenliebe einzufordern. Gleichwohl bleibt es eine mögliche und weltweit notwendige Verpflichtung, jesuanisch zu leben.
Also in Achtsamkeit gegenüber sich selbst und den Mitmenschen. Diese Achtsamkeit gründet zutiefst in der Selbstwahrnehmung, dass jeder Mensch ein von Gott Berufener ist. Jeder Mensch ist in den großen Kontext seiner Welt gestellt mit den unübersehbar Vielen.
Jesuanisch zu leben, bleibt allen Kirchenkrisen zum Trotz eine unaufgebbare Vision gelingenden Menschseins.
Gott, Du unser Vater um Jesus Christus willen, in der Geschichte deiner Kirchen haben wir es über weite Strecken versäumt, den Segen jesuanischen Lebens erfahrbar werden zu lassen.
Aus dem Evangelium hören wir, dass jederzeit Neuanfänge aus alten Irrtümern möglich sind.
Lass sie uns gelingen im alten Europa und in der ganzen Welt, in der Kraft deines Geistes, Jesus.
-Stille-
Wir entzünden die vierte Kerze
Jesus in den Menschen, die in Krankenhäusern und psychiatrischen Einrichtungen Anderen in Ausnahmesituationen beistehen in der Ukraine und anderswo. Auch bei uns.
Ich lenke für diesmal vor allem unseren Blick auf die Ukraine.
Der Krieg in der Ukraine hat Abermillionen von Menschen in unfassbares Leid gestürzt.
Die westliche Politik definiert sich in diesem Krieg durch Waffenlieferungen und die Hoffnung, die Ukraine möge in diesem von Rußland aufgezwungenen Angriffskrieg gewinnen.
Verlierer sind jetzt schon Abermillionen von Menschen, die ihr Leben verlieren, verstümmelt oder schwerst traumatisiert wurden und werden,
die als Geflüchtete den Boden unter den Füßen verloren haben.
In der Wochenzeitung 'Die Zeit' las ich kürzlich einen Bericht, der mich tief bewegt hat.
320 Patienten hat die psycho-neurologische Klinik Nr 2 in der Oblast Kiew, mehr als die Hälfte
davon traumatisierte Soldaten. Betreut werden die schwerst traumatisierten Menschen von vier Psychologen und sechs Studenten der klinischen Psychologie, und von einer Handvoll ehrenamtlicher Mitarbeiter. (Ich erspare uns die Schilderung der Leiden dieser Menschen.)
Die Mitglieder der Nato haben bereits für die medizinische Versorgung der ukrainischen Menschen über 6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.
In der von Redakteuren der Zeit besuchten Klinik Nr 2 ist davon nichts angekommen.
Die Leiterin der Klinik hat für 2024 noch nicht einmal ein Budget zur Beschaffung von Medikamenten. Dabei ist die Gabe von Medikamenten fast die einzig mögliche Therapie zur Linderung der fürchterlichen Leiden denen die Traumatisierten ausgesetzt sind.
Die in 2023 benötigten Medikamente bekam sie von der Berliner Charité auf direktem Wege.
Und Renovierungsarbeiten am Gebäude verrichten die MitarbeiterInnen übrigens in ihrer Freizeit…
Ewiger, wir sind so fassungslos über das Elend, das dieser Krieg über die Menschen bringt und dass kein Friede in Sicht ist.
Wie stark müssen Menschen sein, die das fürchterliche Dunkel mitaushalten, das traumatisierte Soldaten und Zivilisten, Kinder und Alte, Frauen und Männer ihnen zu erkennen geben.
O Christus, sei in ihnen die Kraft, die das Leben festhält. Stellvertretend.
-Stille-
Wir entzünden die fünfte Kerze
Jesus in den Menschen, die in Hospizgruppen sich engagieren und auf Palliativstationen arbeiten und pflegen
Ihr werdet es wissen, in Deutschland wird darüber diskutiert, jüngst auch im Parlament,
ob schwerst kranken und lebensmüden Menschen ein assistierter Selbstmord gesetzlich ermöglicht werden soll. In der jüngsten Beratung im Parlament gab es für keinen der eingereichten Gesetzentwürfe eine Mehrheit.
Dabei ist uns allen klar, dass es jetzt schon grenzwertig ist, die Versorgung von Menschen sicher zu stellen, die alt, pflegebedürftig, chronisch krank und sterbend sind.
Die Diskussion um den assistierten Selbstmord ist für mich ein Versuch,
eine elementare menschliche Notlage, juristisch oder verwaltungstechnisch lösen zu wollen.
Ohne zu wissen, auf welche Weise personell die dazu notwendigen Beratungsstrukturen hergestellt werden sollen.
Viel zielführender wäre es, mehr Menschen zu ermutigen, sich in den Hospizbewegungen und in
der Palliativmedizin zu engagieren und Menschennähe bis zuletzt zu praktizieren.
Ewiger, es ist dein Haus, in dem wir leben. Es hat viele Wohnungen noch über unsere Vorstellungskraft hinaus. Stärke uns, stark zu bleiben, wenn Leben vergehen will.
Stärke uns, Beistand zu geben, körperlich, geistig und seelisch, wenn Menschen ihren letzten Weg gehen. Du bist der Herr des Lebens. Wir bergen uns in dir und alle, die wir dir anvertrauen wollen.
-Stille-
Wir entzünden die sechste Kerze
Jesus in den Menschen, die über die Gräben von Haß und Feindschaft hinweg mit denen reden, die 'den Bösen' zugerechnet werden und ihnen zuhören.
Einmal im Jahr trifft sich in der Nähe von Oslo in einem Golfhotel ein sog. Oslo-Forum.
Über hundert Friedensvermittler, Diplomaten, hochrangige Politiker und UN-Vertreter stellen sich
über 48 Stunden dem Horror von derzeit 25 Kriegen und bewaffneten Konflikten auf unserem Erdball und versuchen in kleinen Schritten zwischen Konfliktparteien zu vermitteln. Bei der Konferenz in diesem Jahr sitzen auch Vertreter der Taliban mit am Tisch, hören zu und sagen:
'Wir wollen reden'.
Offizielle Vertreter Russlands und der Ukraine sind nicht dabei, denn der Krieg der am 24. Februar 2022 begann, hat vieles verändert. Norwegen selbst ist parteiisch, in die Nato eingebunden, hat mit Rußland eine Grenze. Von vielen Politikern gilt Reden mit Russland als derzeit nicht angemessen. Aber die Haltung der Konferenz ist und bleibt eindeutig: Man muss das Gespräch suchen, im Gespräch bleiben. 'Man muss anfangen, etwas aufzubauen, auch wenn da kein Licht am Horizont ist.
'Kleine Signale gilt es wahrzunehmen: Ein paar Menschen haben sich getroffen, die zuvor nicht miteinander geredet haben. Vielleicht haben sie jetzt eine Telefonnummer voneinander, vielleicht war dies nicht das letzte Treffen, vielleicht entsteht daraus etwas, und irgendwo auf der Welt wird das Leben für manche zukünftig ein wenig leichter.'
Jesus in den Menschen, die denen zuhören, die zu 'den Bösen' gerechnet werden.
Was für ein Hoffnungszeichen!
Dass diese Versuche, zuzuhören und die Unversöhnlichen ins Gespräch zu führen, nicht aufhören, dafür lasst uns in der Stille beten.
-Stille-
Wir entzünden die siebte Kerze
Sie leuchtet für die Heilkraft Jesu, die sich in Vergangenheit Gegenwart und Zukunft
erweist und in der wir unser Leben aufgehoben wissen dürfen.
So gewiß die Worte sind, die Jesus dem Kranken zuruft: Steh auf, nimm deine Trage und geh! so gewiß werden wir einmal durch Jesu Zuruf erlöst sein von allem, was uns beschwert.
Bringen wir unseren Dank vor Gott und dass wir diese Hoffnung haben dürfen.
Es ist jetzt auch möglich, uns teilzugeben an dem, was einzelne unter uns bewegt.
Dafür ist das Mikrophon angeschaltet.
……..
Nehmen wir gemeinsam Zuflucht bei dem ewigen Gott, den wir um Jesu willen unseren Vater nennen dürfen:
Vaterunser im Himmel, geheiligt werde dein Name…..
Segen
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du unser Gott alleine.