Newsletter Kontakt Spenden

Frie­dens­ge­bet 09. Ok­to­ber

Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 09. Oktober 2023 als PDF zum Download von Renate Langenheder

Guten Abend und allen ein herzliches Willkommen zu unserem gemeinsamen ökumenischen Friedensgebet.

Liebe Mitchristen, es gibt augenblicklich viele Konferenzen, Diskussionen und Zusammenkünfte zu wichtigen Themen, über die wir nachdenken können, die wir im Gebet bedenken können, auf deren Erfolg wir hoffen oder das Ergebnis auch befürchten. Ob das der Wahlausgang in unseren Bundesländern ist, die Abwahl des Vorsitzenden des Repräsentantenhauses in den USA, die weiterhin erfolgende Unterstützung für die Ukraine, das Erstarken der AfD in Deutschland oder die Bischofssynode der katholischen Kirche in Rom. Alles das hat demnächst Auswirkungen auch auf uns. Und natürlich auch die Situation in Israel.

Heute allerdings betrachte ich in diesem Gebet aber ein Thema, das auch global Bedeutung und Auswirkung hat. Es geht um Wasser.

Wasser bedeckt zu etwa 70 % die Erdoberfläche, unseren blauen Planeten. Sachlich betrachtet, ist Wasser der Stoff, der zu Beginn des Lebens als warme Flüssigkeit Schutz für die ersten Pflanzen im Urozean bot, als sie Sauerstoff für die Entstehung der heutigen Erdatmosphäre produzierten. Ohne Wasser wäre das Leben auf der Erde ganz anders entstanden. Auch unsere Atmosphäre enthält viel Wasserdampf. Wir spüren besonders an warmen Tagen die Schwüle in der Luft.

Wie viele, auch emotional berührende Gedanken, verbinden wir mit Wasser! Schweiß, Trinkwasser, Quellwasser, Freudentränen, Tränen der Verzweiflung, Eiswasser, Badewasser, Urlaub am Meer, Mineralwasser, Leitungswasser, Brunnenwasser, Oase, Wald als Wasserspeicher, Moore als CO2-Speicher, Naturschauspiel Geysir, Nebel, Regen, Schnee, Eis, Gletscher, Salzwasser, Waschwasser, destilliertes Wasser, Kochwasser, Transportweg, Verbindungsweg, Schifffahrt, Urlaubsparadies und – ganz wichtig für uns – der Golfstrom. Einerseits lebenserhaltendes Wasser oder andererseits zerstörerische Sintflut, wie wir gerade vielfach erlebten.

Aber auch: Jesu Wort als Wasser des Lebens, Weihwasser, Taufwasser.

Unser erster selber ausgeführter Schluck ist nicht beim Saugen an der Mutterbrust. Wir nehmen den ersten Schluck aus dem Fruchtwasser, aus dem inneren Urozean der Gebärmutter im Mutterleib, in dem wir das Leben beginnen.

In einer Geschichte heißt es:

Schüler fragten ihren Lehrer: „Du stehst schon so lange vor diesem Fluss und schaust ins Wasser. Was siehst du da?“

Der Lehrer wandte den Blick nicht von dem dahinströmenden Wasser ab. Schließlich antwortete er: „Wo und wohin es fließt, bringt es Leben und teilt sich an alle aus, die es brauchen. Wasser ist gütig und freigebig.

Die Unebenheiten des Geländes gleicht es aus. Es ist gerecht.

Ohne seinen Lauf zu verzögern, stürzt es sich über Steilwände in die Tiefe. Es ist mutig.

Wie viele Windungen es auch auf sich nehmen muss, niemals verliert es die Richtung zu seinem ewigen Ziel, dem Meer. Es ist zielbewusst. Das alles ist es, warum ich auf das Wasser schaue.“

Auch die Heilige Schrift erzählt uns Geschichten: zum Beispiel, wenn Jesus mit dem Boot auf den See fährt, um zur Ruhe und zum Nachdenken zu kommen. Oder von der Taufe im Jordan. Oder in der Geschichte von Jesus und der Frau am Brunnen, in der am Ende von lebendigem Wasser die Rede ist, von der Lebens-quelle, die vor dem inneren Austrocknen bewahrt. Wasser ist also ein weites Feld für Gedanken und Geschichten und Erlebnisse. So können wir die Frage stellen: Aus welcher Quelle leben wir? Welche Quelle stillt unsere Sehnsucht nach Leben?

Beginnen wir nach diesen Gedanken unser Gebet +

  1. Ohne Wasser existiert kein Leben.

Die vereinten Nationen haben 2010 mit großer Mehrheit beschlossen, dass der Zugang zu Trinkwasser ein Menschenrecht ist. Keine Wasserquelle soll weiter als 200 m von einem Wohnort entfernt liegen.

Sauberes Trinkwasser kommt hier für uns selbstverständlich aus einem eigenen Brunnen oder von einem öffentlichen Versorger. Es kommt zuverlässig aus dem Wasserhahn. Wir gehen deshalb manchmal gedankenlos damit um. Wir haben es ja. Die Kostbarkeit dieses Lebensmittels gerät aus unserem Blick. Wir beuten unsere Wasservorräte über die Maßen aus. Konzerne bohren überall auf der Erde Tiefbrunnen ins Grundwasser und privatisieren es, um es teuer zu verkaufen. Weltweit gehen durch diese Abgrabungen und die damit verbundene Absenkung des Grundwasserspiegels jährlich 2 Mrd. Hektar Acker- und Weideland verloren. Das sind 8 Mrd. Morgen Land. Gerade in den Trockengebieten, in denen Lithium zur Herstellung von Akkus vorkommt, wird das Tiefenwasser zur Gewinnung dieses Lithium verbraucht. Böden versanden und werden völlig unfruchtbar.

Mutter und Vater Gott, lass uns durch sorgsamen Gebrauch des Lebensmittels Wasser allen Menschen Zugang zum Leben ermöglichen und so dem Erhalt des Friedens und der Vermeidung von Völkerwanderungen und Flucht dienen.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen,
ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.

  1. Durst aller Menschen nach Wasser zum Leben

Unsere Hirnrinde besteht zu 80 % aus Wasser, unser gesamter Körper durchschnittlich zu mehr als 60 %. Schon kleine Verluste von 0,5 % machen sich als Durst bemerkbar. Bei 5 % Wasserverlust reagiert der Körper mit Fieber. Bei 8 % setzen die Speicheldrüsen aus, wir können nicht mehr schlucken. Bei mehr als 10 % Wasserverlust ist ein Mensch bewegungsunfähig. Wir vertrocknen.

Bilder von Menschen auf der Suche nach Wasser und einer neuen Heimat in Europa übermittelt uns das Fernsehen fast täglich aus Wüsten-, Kriegs- und Hunger-gebieten, in denen die Ernte wegen Regenmangels ausblieb oder wegen Unwetters die Saaten weggespült wurden. So sehen wir vor allem in den Wüstengebieten der Erde, aber auch in dicht besiedelten Metropolen, dass sehr viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, sie verdursten, erkranken und sterben.

Wissenschaftlern ist es kürzlich mit einem chemischen Netzpolster, einem neuartigen Polymer, gelungen, Luftfeuchtigkeit auch in extremem Wüstenklima zu bin-den und zu namhaften Mengen Wasser zu kondensieren, und das ganz ohne Einsatz zusätzlicher Energie! Was wäre das für ein Segen für die gesamte Menschheit.

Mutter und Vater Gott, lass uns alle im Geist des Friedens gemeinsam solche Erkenntnisse und Erfindungen zum Nutzen aller Menschen anwenden.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen,
ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.

  1. Wasser bedeutet Heimat

Gerade in heißen Ländern ist es üblich, dass an Straßen Wasser verkauft wird. Kommt man dort zu Menschen nach Hause, erhält man Tee oder Wasser zum Trinken. Bei Beduinen in der Wüste bekommt man schwarzen, gesüßten Tee mit etwas Salz als Zeichen der Gastfreundschaft. Du gibst mir zu trinken, ich bin wie zuhause geborgen. Bei uns wird dieses Willkommen vielfach erhalten in Form von Kaffee oder Tee, Wasser, Limonade, Saft oder auch alkoholischen Getränken. Auf jeden Fall ist es ein erstes Zeichen, dass man friedlich miteinander umgeht. Wüstenvölker lassen selbst ihre Gegner nicht verdursten.

Im Gegensatz dazu Schlepperorganisationen in Nordafrika, die Flüchtlinge ohne Wasser einfach in der Wüste aussetzen oder Flüchtlinge ohne genügend Trinkwasser in überfüllten Booten aufs Meer schicken, wie wir es gerade vor Lampedusa erleben.

Mutter und Vater Gott aller Menschen, sende den Regierungen aller Staaten der Erde den Geist der Einigkeit zur Schaffung einer Heimat mit Lebensmög-lichkeiten in Frieden für alle Menschen der Erde.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen,
ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.

  1. Streit um Wasser

Der ägyptische Präsident Sadat erklärte schon 1979: Der einzige Grund, warum Ägypten wieder Krieg führen könnte, sei Wasser.

Das Wasser des Jordan ist zum Zankapfel zwischen Libanon, Syrien, Israel und Jordanien geworden, weil Israel zu viel Jordanwasser zur Bewässerung nutzt. Deshalb trocknet das Tote Meer aus.

Die Anlage von Stauseen ist Ursache für Streit zwischen Nachbarstaaten. Die Türkei baut mit großem Aufwand am Oberlauf von Euphrat und Tigris 22 Staudämme zur Energieerzeugung und zur Bewässerung weiter Landstriche. Deshalb herrscht in den Nachbarstaaten Irak und Syrien dadurch Wassermangel.

China hat mit dem Bau des Drei-Schluchten-Staudamms im Land für große Erschütterungen gesorgt. Millionen Menschen mussten fruchtbare Täler aufgeben und in Gegenden ziehen, in denen die Böden viel weniger ergiebig sind.

Russland nutzt das Wasser der Zuflüsse zum Aralsee für großflächige Bewässerungen. Inzwischen ist der Aralsee, er war einmal der viertgrößte Binnensee der Erde so geschrumpft, dass die ehemals blühende Fischerei aufgegeben werden musste.

Die großen Meere der Erde werden bis heute durch die Einleitung industrieller Abwässer und Abfälle zum Endlager. Aktuelles Beispiel ist die Einleitung radioaktiven Wassers aus dem explodierten Kernkraftwerk in Fukushima. Die japanischen, koreanischen und chinesischen Fischer fangen demnächst radioaktiv belastete Fische, die wir als Endverbraucher essen.

Mutter und Vater Gott, wir zerstören durch Missbrauch des Wassers lebens-erhaltende Zustände der Erde. Sende Deinen Geist für die Einsicht der Umkehr zum friedlichen, sinnhaften Umgang mit diesem kostbaren Lebensmittel.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen,
ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.

  1. Jesu Botschaft als lebendiges Wasser

Der Herr sagt: „Mein Volk steckt tief im Elend. Sie suchen Wasser, aber finden keins. Vor Durst klebt ihnen die Zunge am Gaumen. Doch ich, der HERR, antworte auf ihre Hilfeschreie. Ich bin der Gott Israels und lasse mein Volk nicht im Stich.“

Jesus sprach zu der Frau am Brunnen: „Wer von diesem Wasser aus dem Brunnen trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird ewig nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“

Von dem Mönch Poimen, einem der bekanntesten Mönche des 4. Jahrhunderts, stammt folgender Satz: „Die Natur des Wassers ist Weichheit, die des Steins dagegen Härte. Hängst du aber einen mit Wasser gefüllten Kürbis über den Stein und lässt es tropfenweise auf ihn fallen, so wird das Wasser den Stein aushöhlen. So ist auch das Wort Gottes sanft, aber unser Herz ist hart. Die Menschen müssen also das Wort Gottes immer wieder hören, damit sie empfänglich sind für seine Botschaft.“

Mutter und Vater Gott, lass Jesu Worte unsere Herzen empfänglich machen, Verhärtungen aufbrechen und Erstarrtes zum Erreichen des Friedens in Bewe-gung bringen.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen,
ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.

  1. Abschnitt

Noch eine Geschichte zum Bedenken: Ein Mann klagte einem Eremiten sein Leid, er studiere und studiere eifrig die Bibel, könne aber die Worte und Gedanken dar-aus nicht bewahren. Die ganze Mühe sei umsonst. Der Eremit schickte darauf den Mann mit einem sehr verstaubten Binsenkorb zum nahen Brunnen zum Wasser-holen. Nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen gab der Mann auf. Worauf der Eremit sagte: „So wie mit dem Korb geht deinem Gedächtnis mit den Worten, sie gehen durch dich hindurch. Du hältst die Mühe für vergeblich. Aber in Wirklichkeit ist der Korb beim Schöpfen sauber geworden. So klären sich auch deine Ge-danken, wenn du dich immer wieder bemühst.“

--> Raum für eigene Gedanken, auch offen am Mikrofon

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen,
ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.

  1. Abschnitt

Die Vorstellung von einer Oase kann ein treffendes Bild für Gott sein. Eine Quelle ist etwas sehr Lebendiges, mag sie noch so klein sein. Sie ist in jedem Moment anders und doch immer gleich. Wie erholsam ist es, wenn man an einer Quelle und ihrem sanften Murmeln ausruht! Wie belebend ist ein Bad in einer Quelle, die Lebensgeister erwachen wieder. Welche belebende Wirkung auf den gesamten Körper hat frisches Quellwasser!

Gott, Mutter und Vater, wie das Wasser, das ich zum Leben brauche. Du schenkst dich uns in deiner Botschaft als Lebenswasser immer nach unserem Bedarf und umsonst. So bewahrst du uns vor dem inneren Austrocknen. Wir sollen nach deiner Botschaft zum Gefäß werden, das diese Botschaft wie Wasser aufnimmt. Gott hat eine erfrischende Botschaft für mich, wie ich ein gutes und erfülltes Leben in Frieden mit anderen Menschen führen kann. Manchmal muss ich allerdings um-kehren, um wieder an die Quelle zu kommen.

Gott, Mutter und Vater aller Menschen, Deine Botschaft ist wie Wasser. Sie kann Herzen und Verstand erweichen, Unebenheiten des Lebens glätten, Wege zum Frieden aufzeigen. Wir danken dafür und beten, wie es Jesus gelehrt hat.


Vater unser
Segen
Verleih uns Frieden