Friedensgebet 02. Oktober
Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 02. Oktober 2023 als PDF zum Download von Renate Langenheder
Der Friede des Herrn Jesus Christus sei mit uns allen.
Wie schon vor gut 4 Wochen lade ich Euch ein, Worte aus
Jesu Abschiedsreden im Gebet zu bedenken.
Heute sind es die Worte aus Joh. 14,27-31
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.
Nicht gebe ich euch wie die Welt gibt.
Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe:
Ich gehe hin und komme wieder zu euch.
Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen,
dass ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich.
Und nun habe ich's euch gesagt, ehe es geschieht, auf dass ihr glaubet,
wenn es nun geschehen wird.
Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst der Welt. Er hat keine Macht über mich, aber die Welt soll erkennen,
dass ich den Vater liebe und tue, wie mir der Vater geboten hat.
Stehet auf und lass uns von hier weggehen.
Den Frieden lasse ich euch!
Wir entzünden die 1. Kerze.
Ein kurzer Blick auf die Situation damals, der wir diese Rede Jesu verdanken. Jesus selbst sieht sich in nahester Zukunft brutalster Gewalt ausgesetzt.
Seine Angst, seine Wut über das Unrecht, das ihm geschehen wird,
überträgt er nicht auf seine nächste Gefolgschaft,
auf seine Jüngerinnen und Jünger, auf sein Volk.
Vielmehr würdigt er mit seinen Worten den real existierenden Frieden. Menschen gehen ihren Berufen verantwortungsvoll nach.
Erwirtschaften ihr Leben und das Leben der ihnen anvertrauten Menschen.
Sie verzichten auf die gewaltsame Durchsetzung ihrer Interessen
und ihrer Machtansprüche.
Sie sorgen für einander, hüten ihre Kinder, kümmern sich um Mittellose,
um die Fremden, versorgen die Alten und Kranken.
Das ist der Friedensdienst, den der weitaus überwiegende Teil der Menschheit tagtäglich vollbringt.
Danken wir Gott dafür in der Stille.
…….
Meinen Frieden gebe ich euch.
Wir entzünden die 2. Kerze.
Es klingt geheimnisvoll, was Jesus den Seinen verspricht.
Meinen Frieden gebe ich euch.
Er öffnet damit eine Tür in den geistigen Raum der Beziehung zu ihm.
Fragen wir uns, jetzt,
wie konkret, wie belebt ist unsere Beziehung zu Jesus Christus?
Wie nahe ist er uns?
Wie viel von IHM lebt in uns, in unseren Worten und Taten?
Spüren wir Frieden, wenn wir uns seiner Gegenwart öffnen?
Gehen wir in der Stille durch die Tür, die Jesus uns öffnen will mit dem Wort: Meinen Frieden gebe ich euch.
……….
Wir entzünden die 3. Kerze.
Sie leuchtet für Jesu Frieden, der anders ist als der Frieden, den die Welt gibt.
Als er noch eine Chance hatte, sich öffentlich zu äußern, sagte Alexander Nawalny, wie er früher Atheist war und dann zum Glauben gekommen ist,
und wie ihm das hilft.
Er sagt: 'Es macht alles viel viel einfacher. Ich grüble weniger, ich habe weniger Dilemmas in meinem Leben, denn es gibt da so ein Buch, das mehr oder weniger genau beschreibt, was man in welcher Situation zu tun hat.'
Vor allem aus einem Satz zieht er Kraft:
'Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden' (Matth. 5,6)
(zitiert nach HR 2, Zuspruch)
Beten wir in der Stille für alle, die – wie Alexander Nawalny -
in der Vertiefung in Gottes Wort,
Halt und Kraft finden angesichts von Drohung, Folter und Isolation in der Lagerhaft.
…………
Wir entzünden die 4. Kerze.
Sie leuchtet für alle, die den Angst machenden Szenarien widerstehen.
Die Angst und Schrecken einflößenden Entwicklungen haben Konjunktur auf unserem Globus. Die Covid 19 Pandemie hat vor allem offenbart, wie Angst die ganze Menschheit lenkbar macht.
Jetzt bestimmt die Angst vor weiteren Kriegen, vor den Flüchtlingsströmen, dem Klimawandel, den Umweltkatastrophen, vor weiteren Epidemien unser Leben.
Angst raubt ungezählt vielen Hoffnung und Lebenszuversicht und treibt sie in die Arme derer, die politisch einfache Lösungen anpreisen.
Der Angst zu widerstehen, ist eine geistliche Frage.
Jesus sagt: Es kommt der Fürst der Welt. Er hat keine Macht über mich.
Beten wir in der Stille um die Stärke,
uns allein in der Macht Gottes zu bergen und die Fürsten der Welt nicht zu fürchten mit all ihren Herrschaftsansprüchen.
……..
Wir entzünden die 5. Kerze.
Sie leuchtet für den Mut, zu der Begrenztheit des eigenen Lebens zu stehen.
Wiederum redet Jesus sehr eigenartig mit seinen Jüngerinnen und Jüngern.
Ich gehe hin und komme wieder, sagt er.
Wenn ihr mich lieb hättet, würdet ihr euch über meine Worte freuen.
Es ist uns Menschen eigen, dass unser Leben und wie wir es unter den verschiedensten Bedingungen führen, unseren Horizont einengt.
Daß Jesus eine Zukunft eröffnet, die unsere Horizonte unermesslich übersteigt, begreifen wir nicht wirklich und lieben darum Jesus auch nicht.
Wir können ihn nicht lieben um der Begrenztheit unseres Lebens willen.
So sagt es Jesus selbst.
Aber auch Jesus gibt die Begrenztheit seines eigenen Horizonts zu, wenn er sagt:
Ich gehe zum Vater und der Vater ist größer als ich.
Mit anderen Worten: Auch Jesu Wahrnehmung von Gott ist begrenzt und kann keine Überlegenheit des christlichen Glaubens über andere Ausprägungen von Religion begründen.
Gebet:
Vater im Himmel, deine Wege durch die Zeit erfassen wir nicht. Aber wir glauben von Herzen, dass du eine Liebe hast zu allen deinen Geschöpfen in der Natur.
Wir glauben, dass du eine Liebe hast zu allen deinen Menschen
zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Keine Kultur ist ohne deine Handschrift.
Und die Natur ist Ausdruck deiner Liebe zum Leben in jeder Gestalt.
Wir bitten dich, lehre uns und die vielen neu die Demut, mit all unserer Kraft,
dem Leben zu dienen in den kleinen Bereichen, in die du uns stellst und die vielen mit uns und neben uns, vor uns und nach uns. Du bist der Herr des Lebens.
Wir preisen dich.
Wir entzünden die 6. Kerze.
Sie soll brennen für den Glauben an die Wiederkunft Christi.
Jesus berührt in seinen Worten eine unbequeme Wahrheit.
Die der Rechenschaft. Was du hier tust, in deinem Leben auf dem Erdball,
es kommt alles noch einmal zur Sprache. Nichts bleibt ungesehen und ungesühnt.
Wir haben in der kirchlichen Verkündigung der Gegenwart
oft diesen Aspekt der Rechenschaft zugunsten der alles vergebenden Liebe Gottes hintangestellt.
Vermutlich war es eine Reaktion auf die
-in früheren Jahrhunderten -
so deutlich ausgeschmückte Realität von Himmel und Hölle.
Wobei die Hölle oft genug
mißliebigen Menschen schon bei Lebzeiten bereitet wurde.
Auch von Menschen der Kirchen.
Gleichwohl bleibt es eine Aufgabe christlicher Verkündigung,
den Gedanken der Rechenschaft vor Gott lebendig zu halten und ihn weiterzugeben. Ethisch verantwortliches Handeln kann im Letzten nur im Glauben
an eine letzte Verantwortung vor Gott eingefordert werden.
Wenn sie nicht gelebt wird, diese Haltung, verkümmert sie
und es bleibt nichts als die willkürlich ausgelebte Macht der Mächtigen,
die nichts und niemand korrigieren kann. In wessen Namen auch?
Ich bin dessen gewiß, dass Gott jeden, wirklich jeden,
zur Rechenschaft ziehen wird für das, was er getan und veranlasst hat.
Mir hilft es, als Teil unserer so gewaltträchtigen Geschichte
in Verantwortung weiter zu leben.
………
Wir entzünden die 7. Kerze.
Sie leuchtet für die Liebe zu Gott, mit der Jesus seine Menschengeschwister vertritt.
Es ist Ausdruck der Religion christlicher Prägung,
dass sie in sinnhaften Worten und in lebendigen Geschichten ihren Ausdruck findet,
in lebendigen Dialogen und hinterfragbaren Diskursen.
Jesus sagt in unserem Abschnitt, dass seine Liebe zu Gott es ihm ermöglicht hat,
eine Sprache zu finden, das Geschehen zwischen Gott und seiner Welt,
zu deuten.
Um diese Sprachfähigkeit fürchtet er angesichts des Herannahens seines Todes,
mit dem er sich dem Fürsten der Welt unterwerfen muss.
Gleichzeitig hofft er darauf, dass Gott seine Deutungskraft nicht von der Welt nimmt. In dieser Gewißheit ruft er seinen Jüngerinnen und Jüngern zu:
Steht auf und lasst uns von diesem Platz weggehen.
Alle lebensverneinenden Kräfte, alle resignativen Gedanken und Perspektiven
hinter sich zu lassen, ist und bleibt das Gebot der Stunde.
Für Jesus damals, wie für uns heute.
Ja, die Aufforderung, alle lebensverneinenden Kräfte,
alle resignativen Gedanken und Perspektiven hinter sich zu lassen,
gilt allen hörenden Menschen, die sich Gott verbunden wissen,
wie immer sie ihn nennen.
Gebet
Du selbst, o Christus, rufst uns und die vielen dazu,
aufzubrechen zu den neuen Ufern deiner Lebenskraft,
die aus deinem Wort uns entgegenkommt.
So beten wir einmal mehr mit den Worten von Dietrich Bonhoeffer:
Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müßte alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
So segne und behüte uns der Allmächtige und ewige Gott,
der Vater der Sohn und der Heilige Geist. Amen
Lied: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du unser Gott alleine.