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Frie­dens­ge­bet 18. September

Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 18. September 2023 als PDF zum Download von Christa Liedtke 

Herzlich willkommen zum Montagsgebet – hier im Dom, wie auch zu Hause, wo immer Ihr seid.

Was uns verbindet, ist die Liebe zu dieser Welt und die Freude am Leben – und zugleich die Sorge um diese Welt und die Traurigkeit über manches menschliche Tun. Oft verstehen wir nicht, was das soll, manchmal sind wir entsetzt, was wir selbst angerichtet haben. Dann könnten wir heulen – und tun es sicherlich auch hin und wieder. Und wir können aufsehen, auf Gott, der uns kennt, uns annimmt, uns tröstet und uns neu Orientierung schenkt, um segensvoll zu handeln.

So sind wir zusammen.
In Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Denn unsere Hilfe steht im Namen des HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Eine Leitschnur für unser heutiges Hören soll ein Wort aus dem 1. Petrusbrief sein, das als Wochenspruch steht für die evangelischen Gemeinden:
„Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7
Musik intensiviert das Wort und bringt noch mehr als nur den Geist zum schwingen. So bitte
ich Sie und Euch, jeweils einzustimmen in einen Kyrie-Ruf. (Kyrie eleison)

  1. Wir zünden die erste Kerze an – und denken an Jina Mahsa Amini, die junge Frau, die vor einem Jahr im iranischen Polizeigewahrsam ums Leben kam. Vorgeworfen wurde ihr, das Kopftuch nicht sorgfältig genug über ihr Haar gelegt zu haben. An einer Hirnverletzung ist sie gestorben. Neu aufgebrochen sind seitdem die Proteste, gegen ein Regime der Unterdrückung von Frauen und Bildung und Jungen, gegen ein Regime, das unter dem „Obersten Führer der islamischen Revolution“ Ayatollayh Seyed Ali Kahmene’i und dem Staatspräsidentne Ebraim Raisi mit unfassbarer Brutalität die Forderungen der eigenen Bürger nach einer Modernisierung des Staates niederwirft. Alle diplomatischen Maßnahmen von außen sind bisher ohne Erfolg geblieben – aber wir wollen nicht vergessen und wollen all denjenigen, die aus dem Exil die Inhaftierten unterstützen und weiterhin protestieren, mit unserem Gedenken beistehen. „Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7 Liedstrophe Kyrie

STILLE
Gott, der Du in Jesus Christus selbst die Willkür der Mächtigen getragen hast, sieh auf die Menschen im Iran. Lass nicht das verirrte Machtstreben siegen, sondern schenke Einsicht; wehre der Verzweiflung bei denen, die von Freiheit träumen und schenke Kraft all denen, die ihre Möglichkeiten ausloten. Lass die Welt nicht vergessen, alle mögliche Unterstützung zu gewähren.  

  1. Wir zünden die zweite Kerze an – und denken an die Menschen, die die Mächte der Natur – zumindest teilweise als Auswirkungen des Klimawandels - so schmerzvoll spüren müssen: die Erdbebenopfer in Marokko, die Flutopfer in Libyen, die ihr Hab und Gut in den Flammen verloren vor wenigen Wochen in Ländern rund um das Mittelmeer, die Hungernden im Sahel, die, deren Inselparadiese unter dem Meeresspiegel verschwinden, diejenigen, die mit ihren Kindern, den Alten und Bedürftigen auf den Winter zugehen ohne ein wetterfestes Dach über dem Kopf auch jetzt noch in der Türkei und in Nordsyrien.
    „Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7
    Liedstrophe Kyrie

STILLE
Gott, du Schöpfer dieser Welt. Sieh auf die Not und schenke die Kraft der gegenseitigen Unterstützung. Wecke die politisch Verantwortlichen aus den Verdrängungsmechanismen und lass sie entschlossen handeln zur Hilfe derer, die so verzweifelt hoffen. Gib allen Freiwilligen einen wachen Sinn und den Mut zu klaren Worten. Lass auch uns noch klüger und entschlossener daran gehen, die Bewahrung der Welt wichtiger zu nehmen als unseren unreflektiert hingenommenen Luxus.

  1. Wir zünden die dritte Kerze an – und denken an die Menschen, die unter Gewalt und Krieg leiden: noch immer in der Ukraine, und in Mali und im Niger, auch in Myanmar und in anderen Ländern dieser Welt. Hilflos hören wir die Nachrichten, sehen das Zögern und das Handeln der Politiker – können nur kleine Dinge tun – wie die Ferienzeit der Kinder aus Maylin oder wie die Hilfe für Geflüchtete. Und wir werden weiterhin beten für den Frieden. – Wie wir auch weiterhin uns dafür einsetzen wollen, dass den Menschen auf der Flucht und bei ihrem Asylverfahren in Europa menschlich begegnet wird.

„Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7 Liedstrophe Kyrie

STILLE
Gott, der Du Frieden in Aussicht stellst. Steh uns bei. Ohne schuldig zu werden kommen wir nicht heraus aus den Konflikten in dieser Welt. Lass uns weiterhin beharrlich danach suchen, wie wir den Aggressoren deutliche Grenzen weisen können, ohne die Spirale der Gewalt zu beschleunigen. Lass und die Kräfte vor Ort unterstützen, die Mut machen in schwerer Zeit und die tragfähige Ideen entwickeln für eine neue Zukunft.

  1. Wir zünden die vierte Kerze an und denken daran, wie leicht doch immer wieder Antisemitismus aufflammt und wie schwer sich noch immer viele damit tun, das, was im Holocaust geschehen ist, so anzunehmen, dass ein klares Handeln daraus wird. Nein, es geht nicht darum, die Jungenduntaten eines Politikers Aiwanger oder seines Bruders und seine  

Verstrickung darin in falscher Weise aufzubauschen. Aber es geht darum, wie solche Menschen heute sprechen, damit deutlich wird, warum es auch für Jugendliche kein Mittel der Provokation ein kann, mit der Nazi-Zeit und den entsprechenden Aussagen zu kokettieren. Gerade jetzt, wo die Zeitzeug/-innen wie Eva Fahidi-Pusztai so betagt sind, dass sie Sterben, brauchen wir einen sehr wachen Umgang für die Generationen, die wirklich nichts mehr von diesem Krieg mitbekommen haben.
„Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7
Liedstrophe Kyrie

STILLE
Gott, der wir Dich mit dem Namen, den Dein Volk ehrfurchtsvoll wählte, HERR aller Herren nennen, berge in Deinem Schutz alle, die heutzutage in Deutschland antisemitisch angegangen werden. Lass sie nicht allein! Lass wachsam sein Nachbarn und Freunde sowie die Behörden, die jüdische Einrichtungen und die Menschen, die dorthin gehen, schützen; gib die Einsicht, dass Bildungsarbeit nötig bleiben wird; mach ein Ende der Hetze gegen Dein Volk.

  1. Wir zünden die fünfte Kerze an – und denken an die Kinder und Jugendlichen die Leiden unter den Nachwirkungen der Corona-Zeit. Die „gelernte Hilflosigkeit“, die sie nicht in Gemeinschaft bearbeiten und überwinden konnten, verstärkt Krankheiten wie Depression, aber auch Zwangs- und Angststörungen. Aber auch Einschlafstörungen sind zu verzeichnen, Spielsucht und anderes mehr. Kinder und Jugendliche benötigen das Gespräch – untereinander wie mit den Erwachsenen, denen sie vertrauen können. Ob wir da genügend Acht geben?

„Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7 Liedstrophe Kyrie

STILLE
Herr Jesus Christus, Dir befehlen wir unsere Kinder und Jugendlichen an, die auf so vieles verzichtet haben und verzichten mussten in der Coronazeit. Sie besonders haben (wie die einfachen im Geist, die Kranken und Sterbenden) gelitten unter der Vereinzelung und Beziehungsarmut. Wir bitten um Vergebung, für die Fehler, die wir in unserer Angst begangen haben und um Herz und Verstand, den Wert von menschlicher Gemeinschaft neu zu achten.

  1. Wir zünden die sechste Kerze an für Anliegen, die jetzt aus unserer Mitte kommen oder in der Stille vor Gott getragen werden.
    Das Mikrophon ist aufgebaut und jede/r, der etwas sagen möchte, ist herzlich eingeladen, es mit uns hier in der Kirche zu teilen und vor Gott zu bringen. – Oder es in diesem Moment zu Hause Gott ans Herz zu legen.
    „Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7  

Liedstrophe Kyrie

STILLE
Gott, alle Güte nimm unsere stillen Gedanken an. Manches können wir noch nicht in Worte fassen; manches ist zu nah an unserem Herzen, als dass wir es laut sagen mögen. Doch Du hörst unsere Gedanken und setzt in Kraft das stille Gebet.

  1. Wir zünden die siebte Kerze an - und wir danken Gott für alle Freundlichkeit, tatkräftige Hilfsbereitschaft und professionelle Hingabe, die jeden Tag und jede Nacht rund um den Erdball geschieht.
    Wir danken für jene, die sich ehrenamtlich mit viel gutem Willen und mit aller Kraft und Fähigkeit dem Alltag in guter Weise stellen, die zuhören und trösten; die ihre Arbeit stehen und liegen lassen, um im wichtigen Moment da zu sein. Wir danken für diejenigen, die beruflich alles geben, damit es anderen wieder gut geht. Wir danken für diejenigen, die sich nicht vom Zweifel übermann lassen, sondern sich aufraffen und öffentlich einbringen, damit die Welt sich verändert, die Hoffnung wächst und Trost die Herzen erfüllt.

„Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7
Liedstrophe Kyrie

STILLE
Gott, gütiger Vater, tröstender Bruder, bewegender Geist, wir danken Dir für jeden
Menschen, der wohl sein Sorge auf Dich wirft, aber sein Vertrauen nicht wegwirft, sondern zuversichtlich mit Kraft, Liebe und Besonnenheit sich einsetzt für die Menschen auf Deiner Erde und den Frieden rund um Deinen Erdball.

In Jesu Namen beten wir:
Vater unser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen
Gesegnet seine Deine Wege, der Tag erhelle Dein Gesicht.
Ein frischer Wind Dein Herz bewege, es segne Regen Dich und Licht.
So segne dich der ewige Gott als Vater im Sohn durch den Heiligen Geist. Amen.

Lied: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsren Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten; denn du, unser Gott alleine.