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Friedensgebet 16. März 2020

Ich begrüße Euch alle herzlich zu unserem politischen Friedensgebet


Wir beten gemeinsam den Psalm 8:

Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen,
der du zeigst deine Hoheit am Himmel!

Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast
du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen.

Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne,
die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk,alles hast du unter seine Füße getan:

Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere,
die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meerund alles,
was die Meere durchzieht.

Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Wir entzünden die erste Kerze

Als Jesus nach Jerusalem ging, spürte er die Feindseligkeit, die ihm entgegen gebracht wurde. Jesus hat Ungerechtigkeiten und Scheinheiligkeit kritisiert. Das war politischen und religiösen Führern ein Dorn im Auge. Sie wollten ihre Macht nicht verlieren und duldeten keine Veränderungen. Deshalb verurteilten sie Jesus zum Tode, obwohl er Hoffnung verkündete, Vergebung predigte und Kranke heilte.In Deutschland wurde katholischen Theologen durch den Spruch eines Kardinal-Glaubenswächters vor noch nicht langer Zeit die Lehrerlaubnis entzogen, sie wurden ausgesondert, weil sie Gedanken wagten, die den Kirchenoberen ein Schrecken waren, den Gläubigen aber Hoffnung auf Veränderung und neue Sichtweisen brachten. Die Verdammung des Neuen ist auch heute bittere Realität für Millionen von Menschen, gerade in der Kirche. Kirchenobere verstecken sich bei der Ablehnung des Neuen hinter angeblich aus der Schrift überlieferten Grundsätzen: Es darf keine Unruhe aufkommen, es muss so bleiben, wie es ist. Neuerungen passen nicht in ihr Bild von Kirche. Die Ausgrenzung der Frauen, wie sie betrieben wird, dürfen wir nicht hinnehmen.

Herr, Jesus wollte Veränderung, nicht Revolution. Auch wir wollen noch nicht rebellieren, sondern uns in der Kirche für Erneuerung einsetzen. Herr, zeige uns dafür durch den Heiligen Geist die richtigen Gedanken und Wege.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Wir entzünden die zweite Kerze.

Die Soldaten zwingen Jesus sein eigenes Kreuz zu tragen. Er muss sein Folterwerkzeug selbst schleppen, esnach Golgota bringen, wo er damit zu Tode gequält wird.

Kinder, Frauen und Männer geraten in den Auseinandersetzungen in ihren Ländern ins Kreuzfeuer. Auch wenn Sie nichts mit den Kriegsparteien zu tun haben wollen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als das Joch eines Lebens im Krieg auf sich zu nehmen. Ein Leben geduckt vor Schüssen. Niedergedrückt von der Angst, verschleppt, vergewaltigt oder getötet zu werden.

Auch wir wirken am Leiden dieser Menschen mit. Wir stumpfen bei den Bildern ab, wenn Menschen mit Schuss-und Splitterverletzungen gezeigt werden. Wir sind abgestumpft, wenn Rettungseinsätze im Mittelmeer gestoppt werden, weil nicht klar ist, welches Land die Flüchtlinge aufnehmen soll.

Herr der Schöpfung, gib uns den Willen und den Mut, öffentlich auf diese Schandflecke hinzuweisen. Stärke in uns den Willen und die Kraft, uns dafür einzusetzen, dass Hilfesuchende nicht in Lagern zusammengepfercht vegetieren müssen. Verleihe unseren Politikern den Mut, menschengerechte Lösungen zu erstellen, auch wenn etliche solchen Lösungen feindselig gegenüberstehen.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Wir entzünden die dritte Kerze.

Das Kreuz ist schwer, die Schläge prasseln auf Jesus ein, weil er nicht schnell genug geht. Das Johlen der Umstehenden bei jedem Schlag und die Schmerzen rauben Jesusdie Besinnung. Jesus kann nicht mehr. Ohnmächtigbricht er unter der unmenschlichen Beanspruchung zusammen.

Auch Mitmenschen tragen ihr Kreuz. Gerade in Pflegeberufensind sie in die Tretmühle eingespannt, arbeiten hart und kommen doch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis, weil sie zu viele Menschen auf einmal versorgen müssen und durch diese Gewaltaufgabe erkranken oder gar den Beruf aufgeben müssen.

Herr der Schöpfung, gib uns Einsicht, damit wir Politikerwählen, die bereit sind, im Pflegesystem Prioritäten anders zu setzen, damit nicht am Betrieb von Krankenhäusern und Pflegeheimen Geld verdient wird, sonderndie Pflege von Kranken und Alten als soziale Verpflichtung erkennen und entsprechend handeln.

Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Wir entzünden die vierte Kerze.

Jesus begegnet seiner Mutter Maria. Maria schenkt Jesus einen kurzen Trost. Er ist nicht völlig alleine. Seine Mutter ist bei ihm. Ihr kann er vertrauen, ihr muss er nichts erklären. Sie ist einfach da. Doch kann sie ihn nicht in die Arme schließen, ihn nicht beschützen. Sie muss sein Leid mitansehen und kann nur mitleiden. Jesus muss weiter.

Die meisten Flüchtlinge müssen in ihrem Land vieles zurücklassen, was ihnen bisher vertraut war, wasihnen bisher Zuflucht gegeben hat. Nicht selten müssen sie sogar Familienangehörige zurücklassen. Doch sie werden angetrieben von dem Gefühl, dass man im eigenen Land nicht mehr leben kann. Viele sagen: Sterben kann man überall, aber zuhause ist das am wahrscheinlichsten.

Herr, Gott, Überwinder allen Leids, stärke uns dafür, das Leid anderer zu sehen. Gib uns die rechten Taten und Worte, mit denen wir echten Trost geben können.

Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Wir entzünden die fünfte Kerze.

Pilatus hat das ungerechte Urteil gesprochen. In dem Bewusstsein, dass es ungerecht ist, wäscht er seine Hände in Unschuld. Eine erbärmliche Geste vor allem Volk. So nimmt die Ungerechtigkeit ihren weiteren Lauf. Die römischen Soldatenzwingen einen Mann vom Feld dazu, Jesus dasKreuz zu tragen. Es geht ihnen nicht schnell genug. Simon von Zyrene ist ein Unbeteiligter, der in Jesu Leidensweg mit einbezogen wird. Simon ist für Jesus eine Hilfe, auch wenn diese erzwungen ist.

Auf der Flucht nach Europa sind Flüchtlinge auf die Hilfe durch Schlepper angewiesen. Anders kommen sie nicht über das Mittelmeer. Sicher ist den meisten Flüchtlingen klar, dass sie von den Schleppern ausgebeutet werden und es ihnen nicht um die Hilfe geht, sondern um den Profit. Die Art und Weise, wie Schlepper mit den Flüchtlingen umgehen, ist gekauftes Unrecht. Legale Fluchtwege nach Europa gibt es kaum. Um dem Unrecht in ihrem Land zu entkommen, müssen sich Flüchtlinge auf das Unrecht der Schlepper einlassen.

Herr, unsere Politiker verhandeln wieder über die Sicherung der Grenzen nach Europa. Dabei geht es inerster Linie um Abriegelung. Das spielt dem Unrecht der Schlepper in die Hände, das Unrecht wächst. Nicht die Schlepper sind Ziel der Sicherungsmaßnahmen, sondern die Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer. Sie sollen gar nicht erst durchkommen.

Jesus muss sein Kreuz wieder selbst tragen.

Am Wegrand steht Veronika und reicht ihm als kleine Wohltat einTuch, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. Vermischt mit dem Blut durch die Dornenkrone hinterlässt der Schweiß einen Abdruck von Jesu schmerzverzehrtem Antlitz auf dem Tuch von Veronika.

Meditation:

Auf ihrem Weg begegnen Flüchtlinge auch Menschen, die ihnen wirklich helfen wollen. Die freiwilligen Helfer auf Lesbos, Lampedusa oder anderen Ankunftsorten gehören sicherlich zu den Lichtblicken auf dem beschwerlichen Wegder Flucht. Sie erweisen ihnen einen kleinen, aber wichtigen Dienst. Sie helfen ihnen aus den Booten, geben ihnen trockene Sachen zum Anziehen und versorgen sie mit dem Notwendigsten. Besonders wichtig ist, dass sie einfach da sind und die Flüchtlinge auf den ersten Schritten in der Fremde begleiten.

Das Kreuz, das Jesus auferlegt wurde, ist schwer und drückt ihn erneut zu Boden. Er liegt im Staub und Schmutzder Straße, erschöpft und ohne Erbarmen zu finden.


Meditation:

Schnell jedoch merken viele Flüchtlinge beim ersten Betreten europäischen Bodens, dass sie nicht wirklich willkommen sind. Eine Fährenüberfahrt, Zugtickets oder neue Handykarten kosten Geld. Wer sich das nicht leisten kann, kommt erst einmal nicht weiter.

Es sind die Frauen, die Jesu Leid beweinen. Während ihn Männer in falschem religiösem und politischem Wahnschlagen und verspotten, betrauern einige Frauen am Wegrand die Gewalt und die Schmerzen, die Jesus zugefügt werden.

Meditation:

Auch heute sind Krieg und Flucht vornehmlich männlich dominierte Themen. Diktatoren sind vorwiegend Männer. DieKämpfer des sogenannten IS oder von Boko Haram sind ebenfalls fast ausschließlich Männer. Meist gehört die Ausbeutung von Frauen zum System. In den meisten Fällen sind es auch Männer, die sich auf den gefährlichen Weg der Flucht machen, um ihre Frauen und Kinder vielleicht irgendwann nachholen zu können. Frauen sind bei all‘ dem Geschehen größtenteils nur Weinende am Wegrand.

Das Kreuz ist zu schwer. Zum dritten Mal bricht Jesus unter der Last zusammen. Es geht nicht mehr. Er ist erschöpft und kraftlos, seinen Peinigern völlig ausgeliefert.



Meditation:

Auf ihrem Weg durch Europa werden die Flüchtlinge von einem Land in das nächste geschoben. Es gibt Wasser, Kleidung und vielleicht auch ein Bett für den Übergang, aber letztlich werden sie nicht aufgenommen, sondern sollen möglichst schnell wieder das Land verlassen. Sie müssen an provisorisch errichteten Zäunen und Grenzkontrollen warten, die es so vorher noch gar nicht gab. Viele Flüchtlinge hielten Europa für eine Gemeinschaft und erleben die Uneinigkeit Europas in der Frage des Umgangs mit ihnen.

Die Soldaten werfen das Los über die Kleider Jesu. Der Mensch, Jesus, ist nichts mehr wert. Das, was er am Leibe trägt, darum sorgen sich die Soldaten. Sie wollen das Gewand nicht zerstören oder auseinanderschneiden, sondern erhalten. Es kümmert sie nicht, dass Jesus entblößt seinem Tod entgegentreten muss.

Meditation:

In Deutschland angekommen, müssen Flüchtlinge einen Asylantrag stellen. Das, was sie in ihrem Land erreicht haben, zählt nicht mehr viel. Einst stolze Menschen werden zu Hilfeempfängern.

Golgota ist erreicht. Hoch auf dem Hügel unweit der Stadt Jerusalem schlagen Soldaten Nägel in Jesu Arme und Beine. Die Kreuzigung ist ein grausamer und schmerzvoller Tod. Ein Tod, mit dem Verbrecher bestraft wurden und eine abschreckende Wirkung erzielt werden sollte. Die anwesenden Menschen blicken auf Jesus am Kreuz, erhöht und entblößt über ihnen.



Meditation:

Endlich sind sie angekommen, in dem Land in dem sie Zuflucht suchen. In der Erstaufnahmeeinrichtung ist es warm und es gibt ein Bett und Essen. Doch ist alles fremd, die meisten Flüchtlinge verstehen die Sprache nicht. In den Nachrichten bekommen sie dennoch Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte mit. Das Gefühl, fremd zu sein und nicht willkommen, ist nicht leicht zu ertragen. Ein verächtlicher Blick auf der Straße fühlt sich an wie ein Nagel, der einem in den Leib getrieben wird.

Der König der Juden“ steht auf einem Schild, das am Kreuz über Jesu Kopf angebracht wurde. Der Spruch verhöhnt ihn angesichts seiner Hilflosigkeit. Die Schaulustigen und Verantwortlichen beschimpfen Jesus und fordern ihn auf, vom Kreuz herabzusteigen, wenn er tatsächlich der Messias sei. Doch Jesus hängt am Kreuz und stirbt.

Das Unfassbare ist passiert. Der Messias, auf den seine Jünger so viel Hoffnung gelegt haben, ist am Kreuz gestorben. Seine Mutter Maria konnte alles nur mitanschauen, ihrem Sohn am Wegrand beistehen. Nun wird ihr der Leichnam in den Schoß gelegt. Es ist Ruhe eingekehrt, doch keine angenehme Ruhe; Trauer und Finsternis erfüllt Maria und Jesu Jünger.


Meditation:

Für viele Asylbewerber wird es mit der Zeit ruhiger. Ihr Asylantrag ist vielleicht angenommen, sie haben eine Unterkunft erhalten, ein erstes Jobangebot trifft ein, es beginnt ein langsames Ankommen im fremden Land. Doch die Wunden, die im eigenen Land und auf der Flucht passiert sind, sitzen tief und erfüllen die Herzen vieler Flüchtlinge mit Trauer um das Verlorene und Zurückgelassene.

Ein Jünger Jesu, Josef von Arimathäa, bittet Pilatus umden Leichnam, um ihm einen letzten Ruheort zu geben. Jesus wird gesalbt und würdevoll zu Grabe getragen. Ein Stein wird vor seine Grabesstätte gerollt. Im Grab soll Jesus seine letzte Ruhestätte finden.


Meditation:

„Findet einen Zufluchtsort in unserem friedlichen Land, aber verändert auf keinen Fall unsere Kultur!“ So denken vielleicht viele Menschen über die Unterbringung von Flüchtlingen. Am besten sollen sie irgendwo anders in anonymen Siedlungen untergebracht werden, nicht in Großstädten, in denen siedas Stadtbild verändern könnten. Nicht in der unmittelbaren Umgebung im eigenen Dorf. Meist hat diese Meinung mit der Angst vor dem Fremden zu tun. Aber vielleicht ist es gerade das Fremde, das Neue, das uns selbst und die eigene Kultur bereichern und vonFehlentwicklungen reinigen könnte.

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lk 24,5) das frägt der Engel die Frauen in Jesu leerem Grab. Die Heilsgeschichte endet nicht mit dem Tod Jesu. Er ist auferstanden und lebt. Das ist etwas völlig anderes, etwas Neues, mit dem Gottes Erlösungswerk endgültig anbricht. Papst Franziskus schreibt in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium, dass Christen auch in Not kein Leben „wie eine Fastenzeit ohne Ostern“ (EG 6) führen sollen. Die Freude über die FroheBotschaft macht sich im Leben jedes Christen breit, der Glaube, dass wir einst mit Christus auferstehen und alle Not hinter uns lassen dürfen.

Meditation:

Die Grablegung Jesu ist kein Abschluss, sondern ein Beginn. Für Migranten ist das Ankommen oder ein bewilligter Asylantrag auch nicht das Ende. Es fängt etwas Neues an im fremden Land, der neuen Heimat oder vielleicht sogar in absehbarer Zeit der Wiederaufbau im Heimatland.