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Friedensgebet 16. Januar

Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 16. Januar 2023 als PDF zum Download von  Ursula Budde

Ich heiße Sie herzlich willkommen zu diesem Friedensgebet an diesem 2. Montagabend im neuen Jahr. Wir beginnen dieses Gebet „im Namen des Vaters, des Sohnes und der heiligen Geistkraft. Amen“
Vor ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit, von Dijon aus für einen Tag nach Taizé zu fahren. Schon mein ganzes Leben lang haben mich die Idee von Taizé und die Lieder aus Taizé nachhaltig beeindruckt. Ich konnte am Mittagsgebet der Gemeinschaft teilnehmen und dort auch in Gemeinschaft mit den jungen Leuten das Mittagessen einnehmen. Einige aus unserer Gemeinde waren auch schon in Taizé und können die nachfolgenden Betrachtungen sicher nachvollziehen. Ich beschäftige mich heute etwas intensiver mit diesem Thema und nehme es als Grundlage für die heutige Andacht und das informierte Beten. Auch der ökumenische Gedanke ist -wie hier beim Friedensgebet – ein wichtiges Anliegen. Nachdenken und beten in Stille, das ist ein Hauptmerkmal von Gottesdiensten im Stil von Taizé, so nun auch hier.

  1. Kerze
    In dem kleinen burgundischen Dorf Taizé, etwa in der Mitte zwischen Dijon und Lyon in Frankreich, lebt eine Gemeinschaft von Männern; die Communauté de Taizé. Ihr gehören etwa 100 Männer aus 30 Ländern aus verschiedenen evangelischen Gemeinschaften und der katholischen Kirche, etwa 80 leben vor Ort, die anderen sind in der Welt in Projekten engagiert.
    Der Gründer ist Roger Schutz, ausgesprochen deutsch, denn er ist Schweizer, und Roger Schutz auf französisch. Er hat 1940 mit 25 Jahren sein Heimatland, die Schweiz, verlassen und ist zunächst allein nach Frankreich gegangen, um in der Nähe der Demarkationslinie in Frankreich Menschen im 2. Weltkrieg beizustehen. 2 Jahre lang versteckte er Flüchtlinge, insbesondere Juden.
    Frère Roger selbst schreibt dazu: „Ich muss immer wieder an einen Sommerabend im Jahre 1942 denken. Damals war ich noch allein in Taizé. Es herrschte Krieg und mir war die Gefahr bewusst, der ich wegen der Flüchtlinge, die ich im Haus beherbergte, ausgesetzt war. Es waren auch Juden unter ihnen. Die drohende Verhaftung belastete mich schwer. Immer wieder kamen Zivilstreifen vorbei und verhörten mich. An jenem Abend, als die Angst mir die Kehle zuschnürte, erfüllte mich ein Gebet voller Vertrauen zu Gott, das ich sprach: „Lebendiger Gott, ich weiß, dass du – selbst wenn man mir das Leben nähme - weiterführen wirst, was hier begonnen hat, das Entstehen einer Gemeinschaft.“
    Im Stil von Taizé beten wir nun in Stille

  2. Kerze
    Weitere junge Männer schließen sich Roger Schutz an und so legen 7 junge Männer 1949 in Taizé ein Gelübde ab zu einem gemeinsamen Leben in Ehelosigkeit und großer Einfachheit.
    Die Gemeinschaft wächst und widmet sich den Armen und Ausgeschlossenen und vor allem den jungen Menschen, die bis heute vor allem im Sommer zu Tausenden nach Taizé pilgern. Anfang der 1960er Jahre, kaum 15 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges bauen junge Deutsche zum Zeichen der Versöhnung mit Frankreich die Versöhnungskirche. Mit dem Fall der Mauer stieg die Zahl der Pilger nochmals an und die Kirche musste erweitert werden.
    Frère Roger starb am 16. August 2005 mit 90 Jahren während des Abendgebetes durch die Hand einer geistesgestörten Frau. Frère Alois war schon zu Lebzeiten als Nachfolger bestimmt und führt seitdem die Gemeinschaft.
    Dreimal am Tag kommt auf dem Hügel von Taizé alles zum Stillstand und die Anwesenden begeben sich zum Gebet in die Kirche: meditative Gesänge, ein Psalm, ein Bibeltext in verschiedenen Sprachen (ich habe es in 7 Sprachen erlebt), eine längere Zeit der Stille, ein Gebet für alle Völker der Welt. Das gesungene Gebet wird viele Male wiederholt, so begreift der Verstand das Anliegen schnell und dringt nach und nach tief in das Herz.
    Das Kyrie und die verschiedenen Allelujas aus Taizé sind uns im GD geläufig. Am Ende dieses Gebetes werden wir einen Originalgesang aus Taizé hören.
    Wir beten und meditieren in Stille
  3. Kerze
    Für Jugendliche hat Taizé eine große Anziehungskraft. Für eine Woche oder ein paar Wochen oder sogar Monate können die jungen Leute am Leben der Gemeinschaft teilnehmen: sie helfen bei den verschiedenen Aufgaben, nehmen an den Gottesdiensten teil, bei den Schriftgesprächen und Bibeleinführungen in Kleingruppen überdenken sie ihr Leben und in der Stille hören sie auf ihr Inneres und auf Gottes Wirken und Willen.
    Frére Alois sagt dazu: „Wir versuchen leidenschaftlich mit allem, was in uns ist, den Jugendlichen aus verschiedenen Ländern, seien sie evangelischer, katholischer oder orthodoxer Herkunft – eine Erfahrung der Gemeinschaft zu ermöglichen. Nicht alle von ihnen würden diese Erfahrung auf Anhieb als Gemeinschaft bezeichnen, sondern zunächst eher als Freundschaft, als gegenseitigen Respekt und Unterstützung … Sie sind aber manchmal selbst erstaunt, welche kulturellen und konfessionellen Mauern sie zu überwinden in der Lage sind. Sie werden neugierig und möchten wissen, wie das möglich ist. Viele finden in Christus die Quelle einer Einheit, die keine Grenzen hat.“
    Wir beten in Stille
  4. Kerze
    Die Brüder empfangen die jungen Leute nicht nur als Gäste in Frankreich, sondern gehen auch in die Welt. Sie laden seit 1980 die Jugendlichen zu einer Pilgerreise ein und veranstalten jedes Jahr über Silvester ein Jugendtreffen, so zum Beispiel beginnend in Dresden, in Madras, Barcelona, Johannesburg, Genf, Nairobi u.a. In diesem Jahr fand es in Rostock statt mit großer Anteilnahme und großem Erfolg, es waren 5000 Jugendliche aus aller Welt gekommen.
    Dazu sagt Frère Alois: „Wir möchten den jungen Generationen die Gelegenheit geben zu bezeugen, dass diese von Christus begründete neue Solidarität die ganze Menschheitsfamilie einbezieht; sie geht über politische, ethische, soziale, konfessionelle, ja sogar über religiöse Grenzen hinaus.“ und weiter schreibt er: „Durch die Gastfreundschaft bei diesen Treffen kann jeder Einzelne zum Friedensstifter in der Gesellschaft werden und die Völkerverständigung fördern.“
    Jeder bete für sich in Stille

  5. Kerze
    Die Brüder von Taizé veröffentlichen auch immer wieder Vorschläge und sogar Handlungsanweisungen zu einem bestimmten Thema: für 2022 war das Thema: „Einheit stiften“ – wo und wie können wir dazu beitragen, Einheit zu fördern – Einheit in der Menschheitsfamilie, Einssein mit der Schöpfung, Einmütigkeit mit den Menschen in unserer Umgebung, in unseren Kirchen und Gemeinschaften.
    Eine der Forderungen lautet: Solidarität mit der gesamten Schöpfung
    Für Glaubende ist unser Planet ein Geschenk, das wir an die nächste Generation weitergeben müssen und dass wir in gewisser Weise Brüder und Schwestern aller Geschöpfe sind. Angesichts des ökologischen Notstands müssen dringend Lösungen gefunden werden, bei manchen kommt aber auch Ärger und Enttäuschung auf. Glaubende finden sich von Gott zu einem Engagement herausgefordert; der Glaube stärkt ihr Vertrauen, dass die Menschheit zu Antworten auf diese Krisen fähig ist.
    Ein Text zum Weiterdenken wird von Bruder Alois wie folgt vorgestellt: Es ist der gemeinsame Aufruf von Papst Franziskus, dem orthodoxen Patriarchen Bartholomäus und dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, vom 1. September 2021, dem Tag der Schöpfung: Wir alle – wer und wo wir auch sind – können dazu beitragen, unser kollektives Verhalten angesichts der beispiellosen Bedrohung durch Klimawandel und Umweltzerstörung zu ändern. Die Bewahrung der Schöpfung Gottes ist ein geistlicher Auftrag, der eine engagierte Reaktion erfordert. Dies ist ein entscheidender Moment und die Zukunft unserer Kinder und die Zukunft unseres gemeinsamen Hauses hängen davon ab.
    Wir beten in Stille

  6. Kerze
    Das oberste Ziel der Gemeinschaft von Taizé ist – wie Bruder Alois es formuliert - die Leidenschaft für die Einheit der Christen. Sie ist die größte Herausforderung für uns Christen. In Christus finden wir eine einzigartige Quelle der Einheit bei Johannes 17,20-21 und Epheser 2,14. Das Evangelium ruft uns dazu auf, Spaltungen zu überwinden und zu bezeugen, dass Einheit auch in großer Vielfalt möglich ist. Dabei fordert er uns auf, unsere ganze Fantasie einzusetzen, um Einheit zu stiften. Der Dialog der Konfessionen muss die Unterschiede ernst nehmen und die theologische Arbeit ist unverzichtbar, aber Gespräche allein führen uns nicht zur sichtbaren Einheit. So schreibt er in seinem Vorschlag: Kommen wir, um nicht stehenzubleiben, noch öfter als Getaufte verschiedener Kirchen zu einem gemeinsamen Gebet zusammen, bei dem das Wort Gottes im Mittelpunkt steht. Könnte uns der Heilige Geist nicht vielleicht überraschen? Wir würden entdecken, dass Jesus uns zusammenführt, und dass die Liebe Christi viel strahlender leuchten kann, wenn wir in Demut bekennen, was uns fehlt, und wenn wir uns dem öffnen, was die anderen uns geben können.
    Beten in Stille

  7. Kerze
    Um die Einheit des Herzens zu finden, steht uns ein Weg immer offen, nämlich den Blick auf Jesus Christus zu richten, ihn näher kennenzulernen und ihm unsere Freuden und unsere Sorgen anzuvertrauen. So können wir auch angesichts von Schwierigkeiten und einer ungewissen Zukunft einen Schritt vor den anderen setzen und darauf vertrauen, dass der auferstandene Christus durch den Heiligen Geist stets bei uns ist.
    In diesem Sinne beten wir nun gemeinsam das Gebet, das uns Jesus anvertraut hat

Vater unser

Segen
Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Hl. Geistkraft. Amen

Zum Schluss hören sie im Stil von Taizé ein Originallied aus Taizé.
Sie können es anhören, aber auch kitsummen oder mitsingen.
Liedruf aus Taizé: (Bless the Lord (youtube) ) oder Laudate omnes gentes

Eine weitere herzliche Einladung schon jetzt; wir bereiten gerade in ökumenischer Zusammenarbeit ein Nachtgebet im Stil von Taizé vor. Es findet statt am Freitag, 10.02.2023, ab 17.30 Uhr in der ev. Kirche Vom Guten Hirten. Flyer liegen hinten in der Kirche aus.
Ihnen und euch eine gute Woche und einen problemlosen Heimweg.