Newsletter Kontakt Spenden

Friedensgebet 12.Oktober

vorbereitet von Peter Nowak
als PDF zum download.

Der Friede Gottes sei mit uns allen.
Amen.

Herzlich willkommen zu unserem politischen Montagsgebet hier im Dom zu Billerbeck.

Wir beginnen im Namen Gottes
des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes.
Amen.

Wir möchten das heutige Montagsgebet einleiten mit dem Psalm unter der Nummer 127, im Gotteslob zu finden unter Nummer 70, 2. Abschnitt – den lesen wir gemeinsam.

Wenn nicht der Herr das Haus baut,
müht sich jeder umsonst, der daran baut.
Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht,
wacht der Wächter umsonst.

Es ist umsonst, dass ihr früh aufstehn
und euch spät erst niedersetzt,
um das Brot der Mühsal zu essen;
denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf.

Kinder sind eine Gabe des Herrn,
die Frucht des Leibes ist sein Geschenk.
Wie Pfeile in der Hand des Kriegers,
so sind Söhne aus den Jahren der Jugend.

Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat!
Beim Rechtsstreit mit ihren Feinden scheitern sie nicht.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geiste,
wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit
und in Ewigkeit. Amen. 

1. Wir zünden die erste Kerze an.

Genau ein Jahr nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle wurde am vergangenen Freitag  mit mehreren Gedenkveranstaltungen an die Opfer erinnert. Am 9. Oktober 2019  hatte ein schwer bewaffneter Rechtsextremist  versucht, die Synagoge in Halle zu stürmen und am höchsten jüdischen Feiertag „Jom Kippur“ ein Massaker unter 52 Besuchern anzurichten. Als ihm dies nicht gelang, erschoss er eine 40 Jahre alte Passantin und in einem Dönerimbiss einen 20 Jahre alten Gast. Auf seiner Flucht verletzte er mehrere Menschen teils schwer.

Pause

Gebet

Gott, wir leben aus deiner Zusage, dass jeder Mensch kostbar ist. Aber wir erleben Menschenverachtung und Intoleranz. Gib uns Kraft, die Würde unseres Gegenübers zu achten.

Gott, dein Sohn hat uns ein friedfertiges Leben vorgelebt. Aber wir erleben Hass und Gewalt. Gib uns Mut, uns für den Frieden einzusetzen.

Gott, dein Sohn will uns Weg, Wahrheit und Leben sein. Aber wir erleben Orientierungslosigkeit und Verblendung. Gib uns offene Augen für den richtigen Weg.

Gott, in deinem Sohn sind wir verbunden zu einer großen Gemeinschaft. Aber wir erleben, wie ‚Fremde‘ ausgegrenzt werden. Gib uns ein weites Herz, uns für ein gutes Miteinander einzusetzen.

Gott, du hast uns das Leben geschenkt. Aber wir erleben, dass Menschen das Leben anderer geringschätzen. Gib uns Mut, Leben in Verantwortung zu gestalten.

Gott, deine Schöpfung ist vielfältig und bunt. Aber wir erleben, wie das Geschaffene abgewertet wird. Gib uns Freude am Reichtum deiner Schöpfung.

Gott, dein Sohn hat uns Nächstenliebe ins Herz gepflanzt. Aber wir erleben, dass Schwache in unserer Gesellschaft verachtet werden. Gib, dass wir in den Schwachen unsere Nächsten erkennen.

Gott, der Respekt gegenüber anderen Religionen entspricht der Haltung deines Sohnes. Aber wir erleben Fremdenhass und Antisemitismus in unserem Alltag. Gib uns Furchtlosigkeit für klare Positionen gegen Antisemitismus.

Gott, von deinem Sohn haben wir gelernt, was Vergebung ist. Aber wir erleben Menschen, die gnadenlos urteilen. Lass uns unsere Unvollkommenheit gnädig ansehen.

Gott, du bist der eine und einzige Herr. Aber wir erleben, wie Menschen sich dem Führerprinzip unterwerfen. Gib, dass wir couragiert gegen jede Herrschaftsideologie auftreten.

Herr, erbarme dich, erbarme dich.
Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

2. Wir zünden die zweite Kerze an.

Bei Unwettern in Teilen Frankreichs und Italiens sind am vorletzten Wochenende mehrere Menschen ums Leben gekommen. Am Freitag hat es an der Cote-d‘Azur in Frankreich soviel Regen gegeben wie sonst in einem Jahr. Flutwellen und Schlammlawinen haben ganze Straßen, Brücken   und Häuser mit sich gerissen. In zwei französischen Städten wurden die Friedhöfe zum Teil weggeschwemmt, mehrere Leichen sind an die Oberfläche gekommen.

Pause

Gebet

Allmächtiger Gott, du weißt wie sich die Menschen fühlen, die ihre Angehörigen, Nachbarn, Freunde oder auch ihr Haus bei diesem Unwetter verloren haben und vor dem Nichts stehen. Wie schrecklich sind die Bilder von den aus ihren Gräbern hochgespülten Leichen. Steh den Angehörigen bei, damit sie im Glauben an dich den Schmerz ertragen können.

Und gib der gesamten Menschheit die Einsicht, mit den Ressourcen dieser Erde schonend umzugehen, denn Klimawandel, Hitze, Dürre und Unwetter stehen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen im engen Zusammenhang miteinander, auch wenn einige, insbesondere populistische Politiker dies heute immer noch leugnen.

Herr, erbarme dich, erbarme dich.
Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

3. Wir zünden die dritte Kerze an.

In Berg-Karabach toben seit mehr als zwei Wochen heftige Kämpfe. Mehrere Hundert Menschen wurden dabei getötet, viele verletzt. Ein Ende des Blutvergießens ist nicht in Sicht, obwohl beide Konfliktparteien – Armenien und Aserbaidschan - sich am vergangenen Wochenende auf eine Waffenruhe und den Beginn ernsthafter Verhandlungen geeinigt haben. Die vereinbarte Waffenruhe wird immer wieder gebrochen. Rund die Hälfte der Bevölkerung soll auf der Flucht sein, der überwiegende Teil Frauen und Kinder.

Pause

Gebet

Allmächtiger Gott, nicht nur in der Region Berg-Karabach, sondern in vielen Ländern dieser Erde leiden Menschen unter Terror und Krieg. Sie leben in der Angst, den nächsten Tag nicht mehr lebend zu erreichen. Sie trauern um Angehörige, die bei diesen Konflikten starben. Frauen werden vergewaltigt, Kinder sterben und Männer werden zum Militärdienst gezwungen. Häufig haben Kinder keine andere Perspektive als sich als Kindersoldaten den kriegerischen Auseinandersetzungen anzuschließen.

Das ist keine Naturkatastrophe, sondern nur von Menschen gesteuert, die das Leiden ausnutzen und durch Halbwahrheiten Angst zu Hass verdrehen.

Großer Gott, öffne die Münder zum Widerspruch gegen vorschnelle Schuldzuweisungen und tödlichen Hass. Lass Deinen Geist der Gerechtigkeit durch die Herzen wehen, damit der Durst nach gerechtem Frieden nie aufhöre.

Herr, erbarme dich, erbarme dich.
Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

4. Wir zünden die vierte Kerze an.

Diese soll heute an mehr als eine Million Opfer der Coronapandemie weltweit erinnern. Allein in Deutschland sind es nach Angaben der John Hopkins University in Baltimore inzwischen fast 10.000 Todesfälle, in den USA weit mehr als 200.000. Weltweit steigt die Zahl der positiv auf Covid-19 Getesteten so schnell wie noch nie seit Beginn der Pandemie.

Der amerikanische Präsident Donald Trump hat sich ebenfalls mit dem Virus infiziert. Im Weißen Haus in Washington gibt es  viele weitere Ansteckungen. Der Präsident lässt sich mit dem Auto durch die Straßen Washingtons fahren, um sich von seinen Fans bejubeln zu lassen. Er spielt  leichtfertig mit dem Leben anderer Menschen. Für seine Wiederwahl nimmt er den Tod anderer Menschen billigend in Kauf und spielt die Gefahr des Virus herunter.

Pause

Gebet

Allmächtiger Gott,  zeige Dein Erbarmen für die ganze Menschheitsfamilie, die gerade in Aufruhr ist und beladen mit Krankheit und Angst.  Komm uns zur Hilfe, da sich das Coronavirus auf der ganzen Erde ausbreitet. Heile die, die krank sind, unterstütze und beschütze ihre Familien, Angehörigen und Freunde vor Ansteckung.   Mach uns wach, aufmerksam und vorausschauend im Blick auf die Bekämpfung von allen Krankheiten, die bei Menschen Leid verursachen und für etliche tödlich enden.  Heile unsere Selbstbezogenheit und unsere Gleichgültigkeit, wo wir uns nur dann sorgen, wenn wir selbst vom Virus oder anderem Leid betroffen sind.   Stärke und ermutige die, die im Gesundheitswesen, in Praxen und Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und anderen Bereichen der Medizin arbeiten. Inspiriere die Forschenden, die an Impfstoffen, Medikamenten und der Herstellung medizinischer Ausstattung arbeiten. Gib ihnen Erkenntnisse und Weitblick. Leite die politisch Verantwortlichen, dass sie die Wahrheit sagen und danach handeln. Halte die Ausbreitung von Falschinformation und Gerüchten zurück. Hilf, dass Gerechtigkeit waltet, sodass alle Menschen, auch in den armen Ländern auf der Erde am medizinischen Fortschritt teilhaben.  In deinen gnädigen Armen halte alle, die gestorben sind und die in dieser Zeit sterben werden. Tröste ihre Hinterbliebenen, tröste die, die verzweifelt sind.

Herr, erbarme dich, erbarme dich.
Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

5. Wir zünden die fünfte Kerze an.

Diese Kerze brennt heute für ca. 690 Millionen Menschen auf dieser Welt, die hungern. Von Kindern unter fünf Jahren sterben drei Millionen jährlich an den Folgen von Mangelernährung. Das sind sechs Kinder in jeder Minute! Daher freut uns Christen, dass der diesjährige Friedensnobelpreis  an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) geht. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag vergangener Woche in Oslo bekannt. Die UN-Organisation wurde damit unter anderem für ihre Bemühungen im Kampf gegen den Hunger sowie ihren Beitrag zur Verbesserung der Friedensbedingungen in Konfliktgebieten ausgezeichnet. Als größte humanitäre Organisation weltweit versorgte das Welternährungsprogramm 2019 fast 100 Millionen Menschen in 88 Ländern mit Lebensmitteln.

Pause

Gebet:

Allmächtiger Gott, Jesus sorgte sich besonders um die, die keine Nahrung haben – und wandelte fünf Brote und zwei Fische zu einem großen Festmahl um, das für mehr als 5000 Menschen reichte.

Wir kommen vor Dich, oh Gott, wissend  unserer Fehler und unseres Versagens, doch voller Hoffnung, dass wir die Nahrungsmittel mit allen Menschen dieser weltweiten Familie teilen können. Rege durch Deine Weisheit die Führenden in Politik und Wirtschaft und alle Bürgerinnen und Bürger an, gerechte  Lösungen zu finden, den Hunger auf dieser Welt zu beenden.
Darum danken wir Dir, oh Herr, dass Du diejenigen auf dieser Welt, die gegen den Hunger kämpfen, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet hast. Gib uns allen die Kraft, diese Anstrengungen noch zu verstärken, damit der Hunger auf dieser Welt endlich ein Ende hat.

Herr, erbarme dich, erbarme dich.
Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

6. Wir zünden die sechste Kerze an.

Diese Kerze brennt – wie immer während des Montagsgebetes –  für die Anliegen, die uns ganz persönlich  berühren. Wir beten  in aller Stille.

Wir freuen uns aber auch über jeden Beitrag aus unserer Mitte, der hier für uns alle hörbar vorgetragen wird.

Große Pause mit der Möglichkeit des Vortrags

Gebet

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, da, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass du mich trachten:
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben.

Franz von Assisi

Herr, erbarme dich, erbarme dich.
Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

7. Wir zünden die siebte Kerze an.

Diese steht für unsere Dankbarkeit.

Dank sagen möchten wir heute dem „ Aktionskreis Eine Welt“ in Billerbeck, der sich seit mehr als 30 Jahren für andere einsetzt und dabei seinen Prinzipien immer treu geblieben ist:

„zu helfen, wo Not ist; Hilfe zur Selbsthilfe; besonnener Umgang mit unseren Ressourcen.“

Im letzten Monat hat der Aktionskreis zu einer Spendenaktion zugunsten der SOS-Kinderdörfer in Griechenland aufgerufen, die noch  andauert, da die Not der Kinder weiterhin sehr groß ist.  Bei dieser Aktion kam bisher  eine fast fünfstellige Summe zusammen. Die genaue Summe wird fortlaufend vom Arbeitskreis Eine Welt bekannt gegeben. Die Kollekte des Caritassonntags wurde ebenfals diesem Spendenkonto gutgeschrieben. Wir danken  allen bisherigen und zukünftigen Spendern.

Die gespendeten  Gelder werden fortlaufend geflüchteten Kindern zugute kommen, die ihre Eltern verloren haben oder diese zurücklassen mussten und nun unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln leben.

Großer Gott, möge diese Spende die Not der Kinder in den Flüchtlingslagern ein wenig lindern.

Pause

So beten wir nun gemeinsam das „Vater unser“

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Zum Schluss dieses Montagsgebetes singen wir gemeinsam das Lied: Verleih uns Frieden gnädiglich – Gotteslob Nr. 475

„Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.

Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten,
denn du unser Gott alleine.“