Predigt zum 15.08
von Pfarrerin Renate Langenheder als PDF zum Download.
Predigt mit Gen. 6-9 Taufe 15. 8. 2021
Liebe Gemeinde, liebe Familie der beiden
Täuflinge, liebe Carla, lieber Noah….
Wie schön, dass wir nun heute an diesem Tag
eure Taufe feiern dürfen.
Carla wurde euch, liebe Alina, lieber Julian,
am 3. Juni 2019 geschenkt,
noch vor Corona.
Noah wurde Euch, liebe Joanna, lieber Marcel
mitten in der Corona-Zeit,
am 2. Juni 2020 in die Arme gelegt.
Dass die beiden Kinder nun Euer
Leben gehörigst durcheinanderwirbeln,
versteht sich von selbst.
Und dass auch wir anderen
mit unserem Leben in allerlei Wirbel geraten sind
-durch Corona-
bedarf auch keiner ausdrücklichen Vertiefung.
Und der Verwirbelungen ist ja kein Ende.
Menschen werden inzwischen einsortiert
in Impfgegner und Impfbefürworter.
Ängste haben sich aufgebaut,
lähmen, führen in Vereinsamung und Depression.
In der vergangenen Woche wurde nun
zudem auch der Letzte aufgeschreckt
von den Schlagzeilen, die unseren Planeten
in höchster Not beschreiben.
Feuersbrünste und Hochwasser nie gekannten Ausmaßes zeigen uns eine apokalyptische Wirklichkeit.
Leben wir in einer abgeschlossenen Kiste,
aus der es kein Entkommen gibt?
Nun habe ich Gottes Wort immer so verstanden,
dass es abgeschlossene Kisten aufsprengt.
Ich möchte es uns wünschen, dass wir das auch
heute wahrnehmen!
Es war der Vorname Eures Sohnes Noah,
der meinen Blick auf diesen Urmythos lenkte,
der im 1. Buch Mose überliefert ist von Noah,
der Arche, der Flut und dem Regenbogen.
Horchen wir nun miteinander
in diese Geschichte hinein.
Es beginnt diese Urerzählung mit einer ungewöhnlichen Tat: Mitten in der Gluthitze des Klimas im Orient beginnt Noah mit dem Bau eines riesengroßen Schiffes.
Weit und breit ist kein Wasser zu sehen.
Wofür baut er das Schiff?
Die Leute reden, schütteln die Köpfe.
Ist wohl verrückt der Noah?
Noah läßt sich nicht beirren.
Von Gott her hat er wahrgenommen,
dass die Zeit dafür gekommen war, dieses Schiff zu bauen.
Es bleibt das große Geheimnis der Bibel,
wie sich Gott den Menschen so verbindlich mitteilt,
dass sie sich dessen sicher sind,
Gottes Stimme und Worte zu hören.
Noah fällt also Bäume und baut das Schiff, die Arche.
Völlig überdimensioniert für Noahs Familie und Verwandtschaft.
Auch Ihr, die Eltern von Carla und Noah,
seid heute mit Verlaub gesagt,
etwas überdimensioniert auf dem Weg.
Ihr lasst Eure Kinder taufen.
Eigentlich, so meint man normalerweise,
brauchen Kinder nichts anderes
als die sie liebenden Eltern, Großeltern,
Geschwister und nahe Verwandte.
Sie brauchen ein funktionierendes Gemeinwesen
und Frieden im Land. Behütet und frei
sollen sie aufwachsen können.
Aber Ihr wollt mehr für Eure Kinder.
Ihr wollt die Taufe, eine bewußte Zuordnung
Eurer Kinder zu Gott und seinem Christus.
Es soll mehr sein für sie als die elementare Versorgung mit dem, was wir Menschen
aufbieten können an Liebe und materieller Versorgung.
Denn die Taufe ist ein Versprechen,
das Leben und Tod umgreift.
Es soll für Carla und Noah das Versprechen Gottes gelten: Ich erlöse dich.
Du gehst nicht verloren im Leben und im Tod.
Und dieses Versprechen gilt auch
angesichts von Corona und allem, was zum Tod
führen kann.
Dieses Versprechen gilt trotz der Naturkatastrophen, die der menschengemachte Klimawandel auf dem Globus über uns bringt.
Als Noahs Arche mit mehreren Etagen damals
fertig ist, hört er von Gott her die Botschaft,
von den existierenden Tieren
jeweils ein Paar in das Schiff zu führen. Er tut es.
Und er wird darauf geachtet haben,
Schafe und Löwen nicht auf einer Etage unterzubringen.
Er wird kleine Wohnzellen für sich und seine Familie vorgesehen haben,
Vorräte geladen und Futter für die Tiere gebunkert haben.
Noch immer staunen Noahs Mitmenschen über sein ungewöhnliches Tun.
Sie verstehen nicht, was ihn antreibt.
ann beginnt es zu regnen.
Nicht sanft und freundlich.
Es schüttet wie aus Eimern. Tag und Nacht.
40 Tage und vierzig Nächte.
In den Fluten ertrinken Menschen und Tiere.
Die Fluten füllen die Täler, bedecken die Berge.
Noahs Arche treibt auf den Wassern. Wohin?
Noah macht sich keine Gedanken.
Er hat genug damit zu tun, auf den verschiedenen Etagen seiner Arche
Tier und Mensch zu versorgen.
Er tut das Notwendige und Naheliegende,
so wie wir.
Wir bilden uns, wir arbeiten, wir lieben uns,
gründen Familien, bauen Häuser,
sorgen für die eigenen Kinder
für die alt werdenden Eltern und Großeltern.
Mit bangen Gedanken zur Zukunft unserer Kinder
können wir uns nicht befassen.
Wir brauchen alle Energie für die Gestaltung einer
lebenswerten Gegenwart.
Gleichwohl schwimmt unser Lebensschiff auf
unsicheren Gewässern.
Wir wissen es und wissen auch,
dass alle Zukunft ungewiß ist und immer schon ungewiß war durch die Jahrtausende
der Menschheitsgeschichte.
Irgendwann hört der Regen auf.
Noah schaut aus der Luke und läßt
Vögel ausfliegen und studiert an ihrem Verhalten,
ob das Wasser sich verlaufen hat und Land wieder aufgetaucht ist.
Schließlich setzt die Arche auf an dem Berg Ararat.
Und Noah hört von Gott her,
geh hinaus aus der Arche mit deiner Familie und allem Getier. Und Noah tut es.
Und er tut mehr.
Er baut Gott einen Altar und opfert darauf Tiere,
sucht damit Gottes Gnade,
sucht ihn freundlich zu stimmen für alle Zukunft.
Und Noah gelingt es,
Gott das Versprechen abzuringen:
Solange die Erde steht soll nicht aufhören
Saat und Ernte, Frost und Hitze,
Sommer und Winter, Tag und Nacht. (Gen. 8,22)
Und Gott verspricht Noah und seinen Nachkommen,
das ist die gesamte Menschheit,
nie wieder in einer Riesenflut sämtliche Lebewesen
auf der Erde zu vernichten.
Und er setzt den Regenbogen
als das Symbol für sein Versprechen:
‚Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen,
allen Wesen aus Fleisch auf der Erde.‘ Gen. 9,16
Bis heute fasziniert der Regenbogen, wenn er am Himmel auftaucht.
Und nicht nur die Kinder lieben ihn.
Er ist das physikalische Phänomen der Freundlichkeit Gottes im Blick auf seine Welt,
wie immer es in ihr aussieht.
Er ist zugleich die Aufforderung an uns,
der Freundlichkeit und Herzenswärme gegenüber
allen Menschen und aller Kreatur Raum zu geben.
Er ist die Aufforderung an uns,
das Leben zu heiligen, weil es Gott heilig ist.
Wir wissen nicht, welche Herausforderungen
Carla und Noah auf ihrem Lebensweg bestehen müssen.
Wir wissen nicht, vor welche Herausforderungen wir gestellt werden
in den Jahren unseres irdischen Lebens.
Unter dem Regenbogen Gottes sind Herausforderungen zu bestehen,
Corona und allen anderen Viren zum Trotz.
Den Fluten und Hitzewellen, dem schmelzenden Eis und den tauenden Böden zum Trotz.
Nur das ist auch gewiß:
Wir werden diese Phänomone nicht Gott zuschreiben können.
Allesamt sind sie menschengemacht und von uns zu verantworten.
Gott hat indessen mehr noch getan im Lauf seiner Geschichte mit uns.
Er hat nicht nur den Bogen an den Himmel gestellt.
ER hat seinen Bund mit uns
in Jesus Christus vertieft.
ER sagt uns mit ihm und seinem Evangelium zu: Ich berge dein Leben für immer.
Mit dieser Zusage öffnet er den Horizont über unser Lebensende hinaus.
Er weitet ihn bis dorthin, wo die Engel wohnen in ihrer Schönheit und wo alles Leben
seinen Ursprung hat:In der Unmittelbarkeit zu Gott.
Euch, den Taufeltern,
ist die Realität der Engel unverbrüchlich und
ein kostbares Gut Eurer geistlichen Vorstellungskraft.
Wir werden davon gleich noch hören.
Und richtig ist ja, wir kommen aus Gottes Unendlichkeit und kehren nach den Jahren,
die uns auf dem Globus zu leben vergönnt sind,
zurück in diese unfassbare Ewigkeit.
Und das Wichtigste an unserem Leben jetzt ist,
die Bindung an Gott und an sein Wort zu leben und zu pflegen.
Ihr werdet heute als Eltern und Paten ausdrücklich
in diese Aufgabe hineingenommen
gegenüber Carla und Noah.
Erfüllt sie in Liebe zu Euren Kindern und zur Welt,
in der wir gemeinsam leben und gemeinsam
die Bindung an Gott leben und verantworten.
Zwei Zeichen begleiten Euch in Eurem lebenslangen Tun. Ja, unser aller Leben kann davon begleitet sein:
Im Kreuz Jesu formt sich die Bitterkeit des Todes um in die Gewißheit der Auferstehung.
Und unter dem Regenbogen in seiner ganzen Farbigkeit und Schönheit
bleibt uns die Gewißheit durch die Zeit,
dass Gott nicht ablassen wird,
Möglichkeiten des Lebens zu erschaffen
für seine Geschöpfe.
Tag für Tag und Nacht für Nacht.
Indem wir des Kreuzes und des Regenbogens
inne bleiben,
öffnen sich die bisweilen engen Kästen unseres Lebens und wir behalten
Hoffnung und Zuversicht.
Weil alle Zukunft in Gott Leben heißt.
Das bezeugen wir heute euren so wachen und aufmerksamen Kindern
Noah und Carla und lassen diese Wahrheit
die Mitte unserer Versammlung sein. Amen