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Kreativer Einfall für Abendmahls-Gottesdienste in Pandemie-Zeiten

Einzelkelche mit tiefer Symbolik

Quellhinweis: „Billerbecker Anzeiger/Stephanie Sieme“ als PDF zum Download.

BILLERBECK. Lange musste in der evangelischen Kirchengemeinde „Vom guten Hirten“ pandemiebedingt auf den Abendmahls-Gottesdienst verzichtet werden. Mit einem kreativen Einfall hat dieser Verzicht nun ein Ende. „Wir haben überlegt, wie ein öffentliches Abendmahl wieder stattfinden kann. Das war auch der Wunsch der Gemeinde“, berichtet Pfarrer Thomas Ring. Einzelkelche kommen nun bis auf weiteres zum Einsatz – extra angefertigt durch die Billerbecker Künstlerin und Keramikerin Petra Schulten- Großehagenbrock und freigegeben vom Presbyterium.

Vor der Pandemie wurde in den Gottesdiensten traditionell während des Abendmahls ein Gemeinschaftskelch herumgereicht, aus dem jeder einen Schluck Wein trank oder wahlweise seine Oblate eintauchte. „Unter Corona-Bedingungen schwierig, eigentlich undenkbar“, sagt Thomas Ring. Nun erhält jeder Abendmahls-Teilnehmende seinen eignen kleinen Kelch, der vorab auf dem Altar mit einem Gießkelch befüllt wird.

In einer Testphase hat die evangelische Kirchengemeinde den Einsatz der Einzelkelche erprobt. „Die Rückmeldungen aus der Gemeindeversammlung waren sehr positiv. So bleibt der Gemeinschaftscharakter des Abendmahls weitestgehend erhalten“, so der Pfarrer. „Der Gießkelch steht symbolisch für
den Gemeinschaftskelch.“Ein weiterer positiver Effekt: Älteren Menschen würde es zudem deutlich leichter fallen, die neuen kleinen Kelche zu halten.

80 Einzelkelche, zwei große Gießkelche und zwei Brotpatenen (Teller) hat die Keramikerin Petra Schulten-Großehagenbrock für die Abendmahls-Gottesdienste gefertigt. „Das war eine ganz neue Aufgabe für mich“, erzählt sie. Bei 1220 Grad im Ofen wurde das Geschirr gebrannt. „Damit es heiß gereinigt werden kann“, so die Künstlerin. In Pandemie-Zeiten ebenfalls wichtig. Das Geschirr könne in die Spülmaschine.

Braun sind sie, der Rand und das Innere Rot – passend zum bereits bestehenden Mobiliar und zu den neu angeschafften Stühlen im Kirchenzentrum. Jeder Kelch sieht ein wenig anders aus. „Jeder ist einzigartig – wie jeder Mensch“, betont Petra Schulten-Großehagenbrock. Abgebildet sind auf jedem dieser Kelche zwei sich kreuzende Bögen, die einen Fisch ergeben – ein Zeichen mit tiefer Symbolik. „Der sterilisierte Fisch war in der Zeit der ersten Christen, als das Christentum keine erlaubte Religion und es nicht ungefährlich war, sich zu erkennen zu geben, ein Geheimzeichen. Um sich gegenseitig erkennen zu können“, erklärt Thomas Ring. Zudem seien die ersten Jünger Jesu Fischer gewesen.

Stauche man den stilisierten Fisch, entstehe der griechische Buchstabe Alpha. „Ein Allerweltssymbol“, so der Pfarrer. Und: Das griechische Wort Ichtys heißt übersetzt Fisch. Das I steht für Jesous, CH für Christos, TH für Theou, Y für Hyos, S für Soter. „Das steht für den Satz: Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser. Es ist ein Mini-Glaubensbekenntnis. Der Fisch ist ein Geheim- und Glaubenssymbol“, so Thomas Ring. „Diese Symbolik spiegelt sich im Abendmahls-Gottesdienst wieder. Es ist das zentrale Bekenntnis im Abendmahl.“

Das alte Abendmahls-Geschirr „wird nun in Ehren eingemottet“, sagt der Pfarrer. Es bekomme einen Ehrenplatz. Genauso wie das allererste Geschirr, in dessen Besitz die evangelische Kirchengemeinde noch ist und das noch aus der ehemaligen Holzkirche stammt.