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Friedensgebet 3. Mai

Montagsgebet vom 03.05.2021 von Christa Liedtke als PDF zum Download

Wir sind versammelt zum Montagsgebet – hier im Dom, wie auch zu Hause online.

Alle sind eingeladen, die die Entwicklungen in unserer Gesellschaft hier und weltweit sehen, die sich Gedanken und Sorgen machen und die diese Gedanken und Sorgen vor Gott bringen möchten.

Gemeinsam tragen wir unsere Gedanken vor Gott.

Unter sein Geleit stellen wir uns, halten inne und sind still – bitten um Hilfe und Kraft, um Handlungsoptionen, die vom Vertrauen in Gottes Geleit getragen sind und zum Frieden führen.

Wir beten unter der Verheißung der Gemeinschaft der Kinder Gottes, in die wir uns stellen:

In Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen.

Denn unsere Hilfe steht im Namen des HERRN,

            der Himmel und Erde gemacht hat.

Vieles bedrängt unser Herz, wenn wir in diese Welt schauen.

Jetzt im Frühjahr feiert die Natur mit so viel Macht und alle Sinne betörend mit Farben, Düften, Tönen,das Fest des Lebens, manchmal sogar so stark, dass Haut und Augen überfordert sind. Stark ist die Schöpfung Gottes – und zugleich ist das Leben so anfechtbar, so zerbrechlich und auf Beistand angewiesen.

7 Angänge machen wir, 7 mal wird Rihan uns eine Kerze anzünden, 7 mal halten wir inne.

Der siebenarmige Leuchter erinnert uns hier in der christlichen Kirche an die besondere Verbundenheit mit dem jüdischen Volk. Im Glauben an den Gott, der mitgeht, liegen mit Jesus Christus auch unsere Wurzeln.

In der Sehnsucht nach einem Heil, das hier auf Erden in Gerechtigkeit, Frieden und Fröhlichkeit einen Wiederspiegel findet, liegt eine Hoffnung, die wir wohl mit den allermeisten Menschen dieser Welt teilen.

Nach der altüberlieferten Liturgie sind wir in der Woche des Sonntags Kantate.

Was kann nicht alles mit dem Singen ausgedrückt werden?

Das ganze Spektrum der Gefühle von ganz, ganz traurig bis himmelhoch jauchzend,

von geradezu einlullend bis hoch politisch.

Unser Glaubenslied, das hat immer einen Adressaten, es wendet sich immer an Gott – und es rechnet immer damit, dass Gott ihm noch einmal eine neue Richtung gibt.

So die Psalmen, Worte aus der jüdischen Tradition, die ein Freund von Hanns Dieter Hüsch, Uwe Seidel einmal in einer Weise aufgenommen hat, die den Traum vor Augen malt, ihn wahr werden lässt – zur Orientierung für uns:

Wir wollen unsere Lippen nicht verschließen,

wir wollen unseren Mund auftun

und Gott, unserem Herrn, ein neues Lied singen;

denn seine Wunder haben ihn unter uns bekannt gemacht.

Er hat mit seinem Recht den Armen geholfen

Und die Mächtigen zur Einsicht geführt.

Gott hat seinen großen Plan „zum Heil der Welt“

Unter den führenden Mächten entfaltet.

Die Völker haben Worte der Liebe

Und die Gebote des Friedens mit staunenden Augen aufgenommen

und in ihre Grundgesetze übernommen.

Alle Enden der Erde schauen das Heil unseres Gottes.

Die Freude läuft rund um den Erdball.

Ein Lauffeuer des Jubels breitet sich aus.

Komponisten und Texter treten in einen edlen Wettstreit,

Gott die Ehre zu geben.

Die Wogen des Meeres schlagen den Weltrhythmus.

Die Ströme der Kontinente singen die Erdmelodie.

Die Berge klatschen mit den Felsen im Takt.

Die Menschen jubeln im Chor dem Herrn,

der dem Streit ein Ende setzt,

Gott, unserem Herrn, der die Erde befriedet für allezeit.

Amen.

Wie wir nachösterlich leben können – trotz aller Fragen, das beschreibt Paulus im 1. Brief an die Thessalonicher 5,5:

„Ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.

So lasst uns nun nicht schlafen wie die anderen, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.

Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit , ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben.“

Ewiger Gott, im Vertrauen auf deine Zusagen,

die du deinem ersten Bundesvolk gegeben hast

und durch Jesus der gesamten Menschheit,

sind wir vor dir und bringen Dir dar, was wir wahrnehmen in unserer Welt und in unserem Land.

1. Rihan  zündet für uns die erste Kerze an für die Menschen in Israel, die ein triumphierendes Fest fröhlich feiern wollten und in ein Chaos von Leid und Schmerz geraten sind.

Ein Fest, Lag Baomer wollten sie feiern, besonderes fröhlich und ausgelassen, nachdem es im letzten Jahr durch die Corona-Pandemie ausgefallen ist, die vielen – am Ende viel zu vielen – Pilger, die im Norden Israels zusammenkamen. Noch ist nicht letztendlich geklärt, was zu der Katastrophe mit mehr als 40 Toten und vielen Verletzten führte – und doch müssen wir wohl wieder einmal gestehen, dass bei Versammlungen von vielen Menschen, die ausgelassen feiern wollen, sich eine Dynamik entwickeln kann, die von menschlicher Kraft nicht mehr zu steuern sind. Wenn dann eine Kleinigkeit nicht gut geplant ist, dann kann es sehr schlimme Folgen haben.  – Jetzt bei Lag Baomer, aber auch bei anderen religiösen Festen, bei denen Corona Hotspots entstanden, wie auch nicht religiösen Festen wie der Love Parade.

Wir halten einen Moment der Stille, gedenken derer, die gestorben sind; derer, die um ihr Leben ringen; derer, die helfen wollten und schlimme Bilder ertrugen, der trauern und zagen.

STILLE

Gebet

Ewiger Gott, wir bringen Dir das Leid der Menschen, die in Israel an einem Tag, der ein Fest sein sollte, ums Leben kamen, das Leid derer, deren Leben aus der Bahn geworfen wurde, für die alles anders ist.

So bitten wir Dich, nimm auf, die hier an ein Ende kamen, tröste und sende Beistand zu denen, die trauern.

Hilf uns Menschen immer wieder zur Nüchternheit: dass wir sorgfältig planen und umsichtig handeln, gerade wenn wir das Leben feiern wollen.

Kyrie eleison:

Herr erbarme dich. Mach uns zu Kindern des Lichtes, rüste uns aus mit einer hoffnungsvollen Nüchternheit.

2. Rihan zündet die zweite Kerze an und denken an Ausschreitungen aus Anlass des 1. Mai in Berlin und an anderen Stellen.

Wir nehmen in diese Gedanken hinein die vielen Gewaltausbrüche, Anschläge, Drohungen, die kriegerischen Auseinandersetzungen und Kriege in dieser Welt.

Nicht eine fröhliche Feier, sondern massiver, teilweise gewaltbereiter Protest gegen bestehende politische Verhältnisse waren hier der Auslöser. Auch in einem Land wie Deutschland, in dem die Meinungsfreiheit ein aus guten Gründen hohes Gut ist, ist es oftmals schwer, die Verhältnismäßigkeit zu finden – hier besonderes für gewaltbereite Demonstranten in der Begegnung mit der Polizei, die für die Ordnung und Sicherheit der Bevölkerung einzutreten hat. Menschen werden angegriffen und verletzt, obschon es an diesem Tag um Rechte gehen soll, die ein gutes Leben ermöglichen. Hass wird von wenigen gesät, der doch für alle das politische Klima verschärft. Machtmissbrauch und Gewalt machen Menschen rund um den Erdball das Leben schwer.

STILLE

Gebet

Ewiger Gott, wir bringen Dir die Spannungen in unserer Gesellschaft, die sich in gewaltvoller Weise Ausdruck verleihen an Tagen wie dem 1. Mai. Eine gerechte Ordnung zu finden ist schwer und kommt immer wieder an Grenzen. Aufzurütteln und Missstände zu benennen, ist eine wichtige Aufgabe. Doch Gewalt gebiert nur mehr Gewalt. Lass das doch lernen, die das nicht verstehen wollen. Gib die Kraft zum Gespräch, das nach echten Lösungen zu einer gerechteren Gesellschaft sucht – mach der Gewalt ein Ende. Schenke die Einsicht, dass auch der politische Gegner ein Mensch ist. Stärke du die Bereitschaft zu Kompromissen des Friedens – hier und überall.

Kyrie

Herr erbarme dich. Mach uns zu Kindern des Lichtes, rüste uns aus mit einer hoffnungsvollen Nüchternheit.

3. Wir zünden durch Rihan die dritte Kerze an für die Menschen, die in Ländern wie Brasilien oder Indien so massiv unter den Auswirkungen des Corona-Virus leiden.

Es ist schwer zu sehen, wie nach wie vor Gesundheitssysteme zusammenbrechen unter der Last der Patienten, die Hilfe benötigen – nicht nur, weil Menschen unvernünftig sind, wohl auch, weil Regierungen die Gefahr leugnen oder vielleicht auch Teilen der Bevölkerung mit Missachtung gegenüber stehen.

STILLE

Ewiger Gott, wir bitten dich für die Menschen in Brasilien und Indien und an anderen Orten der Welt, die im Augenblick nicht die nötige Hilfe bekommen in der Pandemie: gib Einsicht den politisch Verantwortlichen, gib Kreativität und Geschick denen, die Handeln, gib Einsicht denen, die Abstände wahren und nüchtern nach an die Regeln sich halten müssen, gib uns alle die Kraft, geduldig zu bleiben und uns weiter zurück zu halten, bis wir gute Mittel gegen das Virus für alle haben.

Kyrie

Herr erbarme dich. Mach uns zu Kindern des Lichtes, rüste uns aus mit einer hoffnungsvollen Nüchternheit.

4. Rihan zündet die vierte Kerze an und wir denken an die Menschen, die weiterhin auf der Flucht sind und in Europa ihr Heil zu finden suchen.

Eine Hebamme im freiwilligen Dienst auf Lesbos berichtet von der Schließung eines Lagers, das für besonderes Bedürftige menschenwürdige Verhältnisse bereit hielt. Nun müssen Menschen mit schlimmen Fluchterfahrungen in das Großlager Moria II – Menschen, die Ruhe und Beistand brauchen, werden willkürlich neuem Stress und Demütigung ausgesetzt – während wir uns in Europa freuen, dass die nun bald ausreichenden Impfstoffe uns bald wieder noch mehr Freiheit und Möglichkeiten zu einem guten Leben bieten werden.

STILLE

Ewiger Gott, sieh auf die Flüchtlinge in unserer Nähe und erweiche die Herzen der Menschen in Europa. Dass wir die engstirnige Sorge um uns selbst aufgeben und denen, die eine neues Leben suchen helfen, Fuß zu fassen. Gib Verständnis der Menschen untereinander und lass uns Wege finden für diejenigen, die hier ihr Glück versuchen und für diejenigen, die in ihren Heimatländern von Freiheit, Frieden Bildungschancen und Lebensperspektiven träumen.

Kyrie

Herr erbarme dich. Mach uns zu Kindern des Lichtes, rüste uns aus mit einer hoffnungsvollen Nüchternheit.

5. Wir zünden durch Rihan die fünfte Kerze an für die Jugendlichen, die gerade ihre Schulzeit beenden und in Prüfungen sind.

In weitgehender Isolation haben Sie sich – bei aller Mühe der Schulen -vorbereiten müssen. Sie arbeiten in dem Bewusstsein, dass das, was sonst oft ein Ziel war: eine Zeit von Freiheit zwischen Schule und Beruf oder Studium, nun den Corona-Schutzregeln zum Opfer fallen wird. Sie sehen weitgehend ein und beugen sich – und doch sind sie auch traurig und fühlen sich allein und enttäuscht.

STILLE

Ewiger Gott, sei bei den Jugendlichen und Kindern, die so lange schon entgegen dem, was sie zu einer guten Entwicklung brauchen, räumlich oft beengt und an direkten Kontakten sowie spontanem Spiel und Ausprobieren gehindert leben. Gib ihnen Kraft und schenke auch Erwachsene Begleiter mit Empathie, Fantasie und guten Ideen für mehr Raum

Kyrie

Herr erbarme dich. Mach uns zu Kindern des Lichtes, rüste uns aus mit einer hoffnungsvollen Nüchternheit.

6. Rihan zündet für uns die sechste Kerze an für Anliegen, die jetzt aus unserer Mitte kommen oder in der Stille vor Gott getragen werden.

STILLE

Ewiger Gott, nimm unsere stillen Gedanken an. Das, was wir noch nicht klar genug sagen können; das, was wir nicht laut sagen mögen, Dir aber anvertrauen, weil Du hörst, was wir nur stammeln, weil du begleitest und Licht in unser Leben bringst.

Kyrie

Herr erbarme dich. Mach uns zu Kindern des Lichtes, rüste uns aus mit einer hoffnungsvollen Nüchternheit.

7. Vater aller Menschen, ewiger Gott, Rihan zündet für uns die siebte Kerze an

und danken Dir für alle, die sich jeden Tag mit viel gutem Willen und mit aller Kraft und Fähigkeit dem Alltag in guter Weise stellen.

Wir nennen Dir alle, die auf irgendeine Weise dazu beitragen, dass wir diese Pandemie als bestimmende Macht des Alltags hinter uns lassen können in Forschung, Pflege, Krisenmanagement und alle den kleinen Dingen.

Wir nennen Dir alle, die sich einsetzen für einen guten, gewaltfreien Dialog zwischen Menschen und für Lösungen.

Wir nennen Dir alle, die – wie auch immer – unterwegs sind, Deinen Frieden, die heilende Kraft des Glaubens und die kreative Freundlichkeit der Nächstenliebe in dieser Welt sichtbar zu machen und wachsen zu lassen.

Erhalte und stärke unsere Verbundenheit und wehre aller Resignation. Gib von deinem Geist der Einheit, der liebenden Verbundenheit, der Bereitschaft zur Versöhnung alles in unser Herz, wenn wir beten:

Vater unser

Gehe ein in Deinen Frieden. Schlafe deinen guten Schlaf. Ruh dich aus von Deiner Arbeit und gesegnet sei die Nacht. Mondlicht fällt herab vom Himmelszelt und der Tau ruht auf unserm Feld. Preist den Tag und die Nacht. Preist die Nacht und den Tag. Preist die Sonne, preiset die Erde. Preist den Herren aller Welten. Amen.

Segen: So segne Dich der ewige Gott als Vater im Sohn durch den Heiligen Geist. Amen.

Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten; denn du, unser Gott alleine.