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Friedens­ge­bet 1.Juni

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen,
beginnen wir am Pfingstmontag unser Friedensgebet. 

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen, so sagt es uns Johann Wolfgang von Goethe uns in seinem Gedicht aufmunternd. Und weiter heißt es: und festlich heiter erglänzt der Himmel und farbig die Erde. Das ist eine wunderbare Beschreibung des Aufbrechens der Natur im Frühling. Sie lässt die Härten und Dunkelheiten des Winters hinter sich und bereitet sich auf den Sommer mit der Reifung der Früchte und die Ernte im Herbst vor.

Pfingsten ist ein wichtiges Fest für uns Christen. Wir feiern, dass der Heilige Geist die Jünger und Apostel beseelt hat und dass er auch heute noch zu uns kommt. Aber der Heilige Geist ist nicht so einfach zu fassen. Zu Weihnachten haben wir das Kind, das später ein Reformator wird. Dafür gibt es Beweise. Zu Ostern haben wir das leere Grab und die Berichte darüber. Das ist für uns greifbar. Aber der Heilige Geist?

Heute ist das Friedensgebet an die Pfingstsequenz angelehnt, die um den Geist, die Gaben und das Wirken des Heiligen Geistes bittet. Diese Beschreibung der Gaben des Heiligen Geistes ist für uns notwendig, damit wir mit menschlichem Verstand die Göttlichkeit des Geistes und sein Wirken überhaupt erahnen und für uns fassbar machen können. Wenn wir den Heiligen Geist in seinem Wirken als Anlasser und Motor verstehen, der Dinge in Bewegung bringen kann, müssen wir für Bewegung bereit sein. Wir müssen für Aufbruch, für Neues, für Überraschendes, völlig neue Gedanken bereit sein und uns auch darauf einlassen wollen. Wir müssen für Wachstum und Aufbruch unser Verhalten ändern. Wir müssen das Wirken des Geistes annehmen, wenn wir beten:

Komm herab, o Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.

Ja, komm, Heiliger Geist, zerreiße die Nacht der Unwissenheit und Unvernunft. Strahle Licht in die Herzen und in den Verstand der Menschen. Löse den unverantwortlichen Fanatismus der Leugner der Coronakrise. Löse den Radikalismus und den rein profitorientierten Umgang mit den Schätzen der Erde, mit dem Umgang des Lebens und der Gesundheit der Menschen, ob im brasilianischen Urwald durch Rodungen und Goldschürfungen, ob bei Autofirmen durch Einsatz von Pfuschtechnik.

Wir entzünden die erste Kerze. Sie leuchtet für alle Menschen, die unter Arroganz, Ignoranz und Willkür leiden und Schaden nehmen. Der Schein dieser Kerze soll ein Zeichen für die Strahlkraft des Heiligen Geistes sein. Möge Gottes Geist Einsicht und Frieden bewirken.

Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

                                                               Pause

Im Gebet heißt es:

Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not.

In der Unrast schenkst Du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Not.

Ja, komm Heiliger Geist. Gib uns allen Widrigkeiten zum Trotz ein fröhliches Gemüt. Gib den Menschen, die von Unrast geplagt sind, den an Körper und Seele Erkrankten, Ruhe und inneren Frieden.

Wir zünden die zweite Kerze an. Sie brennt für alle Menschen, die in dieser Zeit in besonderer Weise mit Leid und Tod konfrontiert sind. Sie leuchtet für einsam Sterbende. Sie leuchtet für Menschen, die sich nicht von ihren Lieben verabschieden können. Sie leuchtet für Pflegende, Ärzte, Seelsorger, Begleiter und Bestatter. Möge Gottes Geist Trost in Leid und Tod spenden.

Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

Pause

Im Gebet heißt es:

Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.

Wir kennen die Geschichte aus dem Evangelium. Die Jünger hatten sich aus Angst von den Menschen eingeschlossen. Sie sind verstört und durcheinander. So verbringen sie ihre Zeit in Kontemplation, Gebet und sicher auch angeregter oder sogar erregter Diskussion. Sie beten voller Hoffnung um den versprochenen Helfer. Mit der Zeit erkennen sie, dass ihr Eingeschlossensein ihnen keine weiteren Möglichkeiten eröffnet. Sie sollen Jesu Botschaft weitertragen in die Welt. Sie trauen sich also und gehen hinaus zu den Menschen, vor denen sie sich gerade noch gefürchtet hatten. Sie lösen sich aus ihrer Verschlossenheit und erkennen, dass sie jetzt die Menschen verstehen und dass die Menschen sie verstehen. Sie reden mit ihnen, es bricht aus ihnen heraus. Unterstützt durch Hände und Füße oder in Sprachfetzen. Aber sie verstehen einander, weil sie mit der Botschaft vom Frieden auf einander zugehen.

Wir zünden die dritte Kerze an. Sie scheint für alle in Starre gefangenen Menschen. Ja, Komm, Heiliger Geist, erfülle uns alle mit Deiner Lebendigkeit, mache uns beweglich im Denken und erschließe uns kreative Wege im Tun. Lass Deinen Geist uns berühren und den Ungeist verbannen, in dem wir verhaftet sind.

Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

                                                               Pause

Im Gebet heißt es:

Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile Du, wo Krankheit quält.

Jeder von uns ist irgendwie schon einmal schuldig geworden. Salopp könnte man sagen, dass jeder von uns ein paar Leichen im Keller hat. Schuld belastet. Sie belegt Gedanken, Gemüt und Kreativität und führt so zu Verkrampfungen im Denken, Reden und Tun und auch in der Gesundheit. Schuld macht unfrei und krank. Wir behandeln aber häufig nur die Symptome, nicht die Ursachen für das Erkranken.

Ja, komm, Heiliger Geist. Eröffne uns den Mut zur Verantwortung und Wiedergutmachung für diese Schuld. Belebe die Dürre in uns. Befreie uns von belastender Schuld und mache uns wieder frei.

Wir entzünden die 4. Kerze. Sie leuchtet für Menschen, die die Dürre und die Fehlentwicklung in ihrem Leben fühlen. Möge sie brennen zur Lösung schwierigen Miteinanders und zur Heilung von Körper und Geist.

Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

                                                               Pause

Im Gebet heißt es:

Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.

Ja, komm, Heiliger Geist, in die Kälte dieser Welt. Kälte der Welt hat viele Gesichter. Diese Kälte zeigt sich uns im Abschieben von Verantwortung an anonyme Organisationen. Sie zeigt sich in der Politik, wo Verantwortung an Ausschüsse übertragen wird, damit man mit unpopulären Entscheidungen nicht in Verbindung kommt. Sie zeigt sich in brutalem Lohndumping für Leiharbeiter. Sie zeigt sich in der Ablehnung der Frauen in der Gemeinde für kirchliche Weiheämter. Die Liste lässt sich lange fortsetzen.

Wir zünden die 5. Kerze an. Sie brennt als Erinnerung und Mahnung, dass wir der Kälte dieser Welt so gut wir können entgegenwirken. Sie brennt als Zeichen, dass wir den Geist annehmen wollen, der uns dazu verhilft.

Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

                                                               Pause

Im Gebet heißt es:

Gib dem Volk, das Dir vertraut, das auf Deine Hilfe baut, Deine Gaben zum Geleit.

Wir bitten, Gott, um die Gaben Deines Heiligen Geistes. Mache uns bereit, sie immer wieder von neuem in den unterschiedlichen Formen anzunehmen und entsprechend sinnvoll für das Wohl der Menschen einzusetzen.

Wir zünden die 6. Kerze. Damit drücken wir in Stille unsere eigene Bitte um Gaben des Geistes aus.

Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

                                                               Pause

Ja, komm, Heiliger Geist, du Tröster in der Zeit. Gib den Menschen Zuversicht und Trost. Stärke sie, damit sie Vertröstungen widerstehen und Recht und Gerechtigkeit einfordern.

In einem Pfingstlied heißt es: „Dein Geist weht, wo er will.“ Dieser Heilige Geist ist immer gut für Überraschungen, für Unerwartetes. Dabei ist er nicht an die Grenzen unserer Pläne gebunden. Er lässt sich nicht in die Kategorien unseres Denkens einschließen.

Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: Ich habe den ganzen Tag um das Wirken des Geistes gebetet und dann vor Angst die ganze Nacht wach gelegen, dass er diese Bitte erfüllt.

Ja, wenn der Geist weht, kann er unser Leben tüchtig durcheinander wirbeln, sozusagen mit Sturmesbrausen. Deswegen bitten wir mit der Stärke des Geistes, den Mut zu haben, uns neue Bahnen außerhalb der eingefahrenen Wege zu brechen.

Wir entzünden die 7. Kerze.

Sie leuchtet zum Dank für die vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes.

Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

Beten wir das Gebet, das Christus uns hinterlassen hat.

Vater unser …

Der Herr segne und behüte euch, er lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei und gnädig. Er wende uns sein Angesicht zu und schenke uns seinen Frieden 

So bitten wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten!

Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten

als Du, o Gott, alleine.