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Friedensgebet 7.Dezember

von Norbert Gundt
als PDF zum Download.

Gott des Lebens und des Friedens.
In dir leben wir, bewegen uns und sind wir.
Wir bitten dich, lass die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten
eine sinnvolle Zeit für uns sein,
in der wir zum Wesentlichen zurückkehren.
Lass uns aufmerksam sein für die Menschen um uns
und für dein Wort, das du für uns hast.
Heute und alle Tage unseres Lebens.  Amen.

1.Kerze

Wachet auf, ruft uns die Stimme! Ja, wir müssen aufwachen und wach werden für die Wahrnehmung der Konflikte vor unserer Haustür. Gerade stemmen sich Polen und Ungarn gegen die Verknüpfung der Freigabe von Geld aus dem europäischen Haushalt mit Sanktionen durch die EU. Worum geht es?

In Ungarn und Polen werden gerade die Presse, die Justiz und die freie Forschung eingeschränkt. Dadurch besteht ein heftiger Konflikt mit den anderen europäischen Staaten. Polen und Ungarn bekommen Geld aus dem europäischen Haushalt. Sie verstoßen aber andererseits gegen Regeln, die die EU für solche Zahlungen festgelegt hat, nämlich soziale Gerechtigkeit, Toleranz und Dialogfähigkeit, Pressefreiheit und Freiheit der Forschung in alle Richtungen. Was wird jetzt für Europa wichtiger zur Lösung dieses Konflikts? Die Einhaltung dieser Regeln, die alle verbindlich festgelegt haben, oder die Auszahlung von Geld zur Bewältigung der Corona-Krise und den damit verbundenen wirtschaftlichen Abschwüngen? Weitergesponnen heißt das aus polnischer und ungarischer Sicht: Wenn wir kein Geld bekommen, weil ihr an den Regeln festhalten wollt, könnten wir erwägen, aus Europa auszuscheiden. Das wäre dann eine infame Erpressung. Niemand will ernsthaft, dass Europa zerfällt, auch Ungarn und Polen nicht, sie ziehen nur Vorteile daraus. Aber sie halten sich nicht an die Regeln, ohne die es kein Geld gibt. Es werden also sehr schwierige Verhandlungen um die moralisch-ethische Glaubwürdigkeit Europas werden, damit dauerhaft Frieden durch gelungene Vergemeinschaftung innerhalb Europas gelingen kann.

Herr, unser Gott, stärke durch unser Gebet unseren Verhandlungsführern die Ausdauer und den Mut, Wächter und Rufer zu sein und Flagge gegen alle Bestrebungen zur Einschränkung verfassungsmäßiger Rechte in allen Ländern der Erde zu zeigen.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

2.Kerze

Wachet auf, ruft uns die Stimme! Ja wir müssen auch weiterhin die Flüchtlingsbewegungen auf der Erde im Auge behalten. Fluchten entstehen durch verschiedene Ursachen. Aber immer richten sich dabei Menschen mit roher Gewalt, aber auch mit perfiden Mitteln gegen andere Menschen. Jemanden dazu zu bringen, alles hinter sich zu lassen, was Heimat ausmacht, ist großes Unrecht.

Denken wir an die Veränderung des Klimas unserer einen Erde. Wir machen uns schuldig an unseren Mitmenschen. Wir verbrauchen im Jahr so viele Grundstoffe, dass die Erde sie 2-mal hervorbringen müsste. Wir entziehen anderen Menschen ihre Lebensgrundlage. Ihnen bleibt nur die Flucht zu uns, wo sie den Reichtum sehen, den wir auf ihre Kosten haben. Wir lassen diese Menschen auf dem Meer ertrinken oder sperren sie in Lager, in denen sie ihre Menschenrechte nicht ausüben können.

Herr, unser Gott, du hast uns das Gebot zur Nächstenliebe gegeben. Wir beten darum, dass wir dieses Gebot besser befolgen und auch dafür öffentlich eintreten.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

3.Kerze

Wachet auf, ruft uns die Stimme! Die Ausgaben für Rüstung und Krieg verschlingen jährlich weltweit Billionen! Den nur dürftig ausgestatteten zivilen und humanitären Programmen der WHO und der UNO fehlt dagegen das Geld. Die USA haben diese Organisation sogar verlassen. Wir sehen mit Schrecken und Entsetzen, wie Gesundheitssysteme zusammenbrechen und Erkrankten nicht mehr helfen können, weil Geld, Pflegepersonal und Ausstattung fehlen. Unfrieden ist die Folge, Menschen demonstrieren, dass auch ihr Leben wichtig und wertvoll ist. Gesundheit als Menschenrecht erfordert zwingend eine Umkehrung dieser Ausgaben und solidarisches Verhalten von Reichen gegenüber Armen. In einen solchen Frieden muss investiert werden! Gewaltfreie Widerstandsformen müssen wir unterstützen, personell und finanziell und gedanklich. Untersuchungen bestätigen die Wirksamkeit gewaltfreier Widerstandsformen und Lösungsansätze. Es gibt dafür das eindrucksvolle Beispiel der Proteste in der DDR, die zum Mauerfall geführt haben. Es gibt das Beispiel der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc, die mit ihren Protesten den Zusammenbruch des Warschauer Pakts einläutete. Es gibt das Beispiel der Proteste in Südafrika, die zur Abschaffung der Rassentrennung führten. Das sind nur drei Beispiele, die zeigen, welche segensreichen Folgen ein Umdenken nach sich ziehen kann.

Herr, unser Gott, auch heute gibt es hoffnungsvolle Anzeichen in Belarus, in Mittel- und Südamerika, in Polen und in den USA, dass Menschen gewaltfrei eine Änderung ihrer Lebensumstände herbeiführen möchten. Bestärke sie darin, den Weg des Friedens beizubehalten, um ihr Ziel zu erreichen. Ermutige uns dazu, diese Bewegungen durch jedwede Form friedlicher Unterstützung zu bestärken.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

4.Kerze

Wachet auf, ruft uns die Stimme! Wir warten. Wir warten vor einem Geschäft, dass wir endlich eintreten und einkaufen können. Wir warten mit Bangen auf das Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung. Werdende Mütter erwarten sehnlichst das Ende der Schwangerschaft. Wir warten darauf, dass endlich der Handwerker kommt und die tropfende Heizung repariert. Aber es dauert. Wir warten zum Beispiel auf das Ende der Pandemie. Wir warten darauf, dass die Beschränkungen endlich aufhören und wir wieder in vollem Umfang leben können. Wir warten. Dieses ewige Warten. Auch Jesus hat darauf gewartet, dass sich die vielen Leute zu ihm bekehren. Er ist sicherlich enttäuscht, frustriert und sauer geworden, als sich so viele von ihm abwandten und seine Erwartungen zerstörten. Warten kann zermürben. Es macht auch aggressiv. Wir erleben es, wie sich diese Aggressivität immer wieder gewaltsam gegen Menschen und Sachen entlädt. Warten erfordert Geduld. Auseinandersetzungen in der Politik erfordern Geduld. Wir sehen es im Bundestag, beim Ringen der Parteien um die Rechtmäßigkeit und die Ausgewogenheit der Erlasse zur Einschränkung unseres normalen Lebens und warten auf das Ergebnis der Diskussion. Warten erfordert Geduld. Warten erfordert Einsicht, dass Gewalt in Auseinandersetzungen das Ergebnis nicht beschleunigt oder gar verbessert.   

Herr, unser Gott, wir bitten und beten: Sende Deinen Geist der Einsicht, der Geduld und der Langmut.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

5.Kerze

Wachet auf, ruft uns die Stimme! Ja, auch in unseren Kirchen gibt es gerade Konflikte. Die Kirchen haben ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. Das hat unterschiedliche Ursachen. Die Auslegung der Botschaft Jesu durch die Amtskirche und die Realität im Leben stehen einander vielfach entgegen. Die Behandlung drängender Probleme und die Art und Weise ihrer Aufarbeitung führen dazu, dass sich viele Menschen von der Kirche nicht mehr verstanden fühlen und ihr deshalb den Rücken kehren. Jesu Botschaft vom Frieden hat für diese Menschen an Einfluss verloren. Dabei ist diese Botschaft die einzige, die zum wirklichen Frieden führt. Der Friede ist also in großer Gefahr.

Herr, unser Gott, stärke in uns den Willen und die Kraft, dass wir uns in unserem Umfeld für Jesu Botschaft aktiv einsetzen und nach ihr leben.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

6.Kerze

Wachet auf, ruft uns die Stimme! Irgendwann möchte man aber auch einmal ausruhen und den Alltagskram einfach links liegen lassen. Jeder von uns hat ein Problem mit dem dauernden Wachsein. Jeder kann sein Anliegen jetzt für sich oder auch vor der Gemeinde vor Gott tragen.

Herr, unser Gott, erhöre unsere Bitten und führe die Probleme zu einem guten Ende und zu einer Lösung.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

7.Kerze

Wachet auf, ruft uns die Stimme! Ja, wachen wir auf und zeigen unsere Dankbarkeit. Es gibt auf vielen Gebieten ermutigende Anzeichen, dass unsere jetzt bestehenden Probleme und Einschränkungen einer Lösung zugeführt werden können. Wir erwarten die ersten Impfungen gegen Covid 19. Wir sehen, dass Kirchen sich dem Druck von außen beugen und es zulassen, dass Gutachten zur Gewalt von Geistlichen gegen Kinder und andere Personen öffentlich gemacht werden. Wir sehen bei aller Gegensätzlichkeit im Umgang mit unseren Einschränkungen doch eine breite Bereitschaft, sich Regeln zu fügen, auch wenn das mehr sein könnte. Wir können eingeschränkt Verwandte und Kranke wieder besuchen, trotz aller Vorbehalte von Medizinern. Es ist wieder möglich, Menschen auf dem Weg zum Sterben zu begleiten. Es ist möglich, sich in kleinem Rahmen zu treffen und auszutauschen, ja sogar zu feiern. Wandeln wir deshalb das „Wachet auf“ in ein optimistisches, freudiges „Mache dich auf und werde Licht“ in diesem Jahr zu Weihnachten.

Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

Schließen wir unser politisches Gebet mit dem Gebet, das Jesus uns gegeben hat.

Der Herr segne und behüte uns, er stärke unsere Kraft zu warten, er führe uns in Geduld zur Weihnacht.

Herr, gib uns Frieden

Gehet hin in Frieden