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Friedensgebet 5.Oktober

Friedensgebet am Montag, 5. Oktober 2020 zu den
Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu (Mt 5, 3-12)
von Hans-Bernd Serries als PDF zum download.

Psalm 126 (GL 69, 2)

Die Seligpreisungen beginnen mit „selig“. Der Begriff »selig« hat im Hebräischen die Be-deutung «Glück«, auch im Sinne von Glückwunsch, im Griechischen die Bedeutung »glück-lich«. Jesus beginnt also die Bergpredigt mit einem „Herzlichen Glückwunsch!“

Jesus beglückwünscht die vielen, vielen Menschen, die Leid tragen. Es ist unschwer zu erkennen: in den Seligpreisungen wird uns christliches Leben vorgestellt. Jesus hinterlässt uns in den Seligpreisungen einen Grundkurs des christlichen Glaubens. Gleichzeitig gilt: wenn wir die Bergepredigt in unserem Leben umsetzen, sind wir gewappnet für unser Leben vor Gott – auch in all den Sorgen unserer Welt, die wir Montagsabends hier im Friedengebet vor Gott bringen.

„Als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg und setzte sich und die Jünger traten hinzu. Dann begann er zu reden und lehrte sie.“

Auch wir müssen bisweilen aus den Niederungen des Alltags hinaufsteigen in die Höhen, um auf das Wort Gottes zu hören und dort zu verweilen; dies braucht unsere Seele, um für den Alltag, für das alltägliche Leben, auf das es eigentlich ankommt, gestärkt zu sein; das Montagsgebet ist für Viele eine gute Gelegenheit dazu. Den Jüngern, die geplagt sind und nach Hilfe ausschauen, gibt nun Jesus Worte des Trostes in ihre Herzen und zeigt auf, welchen Geist seine Jüngerschaft haben soll, Jesus gibt seinen Jüngern – und uns – auch heute Abend leitende Wort mit auf den Weg:

Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich (Mt 5, 3)

"Arm vor Gott" zu sein, bedeutet nicht: bettelarm zu sein. Arm vor Gott ist etwas ganz ande-res. Wer arm ist vor Gott, der hat die Größe Gottes erfaßt. Die Größe Gottes können wir heute mehr denn je erkennen, etwa wenn sich unserem Blick ins Weltall immer neue unge-heure Welten auftun, oder im Mikrokosmos, wenn wir immer mehr erkennen, wie tief durch-dacht die Natur im Innersten zusammengehalten wird, sodass wir wieder die Natur schätzen lernen und unser ganzes Bestreben dahingeht, die Natur zu erhalten.

Die Krone der Schöpfung ist der Mensch, der mit seinen Anlagen alle diese Zusammen-hänge im Nachhinein erforschen kann, die Gott hineingelegt hat. Gott ist der Schöpfer, der Urgrund.

Wie schön wäre unser Leben, wenn sich keiner hervortun würde, sondern die Gesinnung hätte, die Jesus uns nahe legt: "Der Größte von euch soll euer Diener sein" (Mt 23,11). Armsein vor Gott, bedeutet von der erhabenen Größe Gottes erfaßt zu sein und um die eigene Schwäche zu wissen, aber auch um die Talente, die wir von Gott haben. Dies ist die Grundlage für ein Zusammenleben unter den Menschen.

• Frei formuliertes Gebet des Verfassers

Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden (M 5, 4)

Gemeint ist hier nicht, dass wir ständig jammern sollen, um getröstet zu werden. Der Mensch kommt jedoch unausweichlich immer wieder in Lagen, wo das Leid überhand nimmt, wo er untröstlich ist. Das Leid bohrt sich tief in das Herz des Menschen und verletzt ihn, so dass er nicht aus und ein weiß. Der Mensch muss in einer solchen Lage sagen können: ich bin am Ende. Wir müssen den Mut, die De-Mut aufbringen, dies Gott zu bekennen, bzw. ruhig einmal auch zum Mitmenschen zu sagen: Du quälst mich mit deinem Verhalten, du tust mir weh. Auch von Jesus wird uns berichtet, daß er geweint hat: "Als Jesus sah, wie Maria weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt… Da weinte Jesus… Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!" (Jo 11, 33.35.36).

In der Geheimen Offenbarung wird uns zugesichert: "Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwaschen" (Offb 7,17; 21,4). Nur von unserem Ziel her ist das Leid, die Trauer zu ertragen in der Nachfolge Christi.

• Frei formuliertes Gebet des Verfassers

Selig, die keine Gewalt anwenden;
denn sie werden das Land erben (Mt 5, 5).


Zunächst ist gemeint: keine kriegerischen Auseinandersetzungen hegen, es ist eine Verur-teilung jeder Gewalttätigkeit. Wir alle erfahren tagtäglich von unsäglicher Gewalt, die Men-schen einander antun, in kriegerischen Auseinandersetzungen, durch Missbrauch und Aus-beutung, durch verbale Attacken usw. Gleichzeitig sollen wir uns fragen, was bedeutet diese Aussage für unser praktisches Leben?

Dem anderen die eigene Meinung, die sich auch wieder ändern kann, nicht mit allen Mitteln aufzwingen wollen, Dialogbereitschaft zeigen, den anderen in Ruhe anhören, ihn ausreden lassen, ihn nicht mundtot machen. Man kann einen anderen mit einem Wort fertig machen. Wir sollten nicht so sehr dem anderen unsere Gewalt aufzwingen, sondern wir sollten vor allem uns selber "zwingen".

Man muss an sich selber ausprobieren, wie weit man mit sich selber gehen kann, wie viel man von sich verlangen kann, etwa im Verzicht auf scheinbar unaufgebbare Dinge oder Positionen. Die Einsicht in die eigene Schwäche läßt die Gewalt bei anderen Menschen oft versiegen. Nur wer sich selber nicht kennt, ist grausam gegenüber anderen. Das Ideal wäre ein Zusammenleben, wo wir den anderen mit den Augen Gottes sehen, der es "regnen läßt über Gerechte und Ungerechte" (Mt 5,45).

• Frei formuliertes Gebet des Verfassers

Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt wer-den (Mt 5, 6).

"Gerechtigkeit" ist eigentlich nur ein Begriff. Hunger und Durst gehören zum täglichen Le-ben, es sind sehr materielle Dinge: wir müssen täglich essen und trinken. "Gerechtigkeit" ist nicht etwas, was wir fest besitzen, wir müssen die Gerechtigkeit täglich, ständig - wie wir Essen und Trinken täglich brauchen - verwirklichen in unserem jetzigen Leben. In Ps. 5,9 bitten wir: "Leite mich, Herr, in deiner Gerechtigkeit". "Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben wer-den" (Mt 6, 33f), sagt Jesus an anderer Stelle.

Jesus weiß um die Brüchigkeit des Rechts. Jesus geht sogar unmittelbar nach den Selig-preisungen nochmals auf das Thema Gerechtigkeit ein und verknüpft sogar damit das Ein-gehen in das Himmelreich: "Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schrift-gelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen (Mt 5,20).

Jesus selber mußte mit seinem Todesurteil erleben, was es bedeutet, wenn die Rechtspre-chung versagt. Wie viele Menschen sind heute in der gleichen Lage! Gerechtigkeit ist nicht nur Recht sprechen. Es ist verständlich und folgerichtig, wenn Jesus in der nächsten Selig-preisung verkündet: Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden (Mt 5,7).

Der Barmherzige ist ein Mensch mit Kultur des Herzens, mit Herzensbildung; er sieht den anderen mit dem Herzen. Um Herzensbildung, um Barmherzig sein müssen wir uns bemü-hen, auch in Dingen, wo wir hart bleiben möchten. Und so schließt sich hier auch die nächste Seligpreisung an: Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen (Mt 5, 8).

• Frei formuliertes Gebet des Verfassers

Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden (Mt 5, 9).

Nach nichts sehnen sich die Menschen mehr als nach Frieden; deshalb treffen wir uns an den Montagabenden zum Gebet hier im Dom. Wie ein Leitstern steht bei der Geburt Jesu in Bethlehem die Zusage: "Friede den Menschen auf Erden". Am Jakobusbrief können wir erkennen, wie die einzelnen Seligpreisungen, vor allem Frieden und Gerechtigkeit, ineinan-der und miteinander verknüpft sind: "Wo Frieden herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut" (Jak 3,18).

Christus ist der Friedensstifter: "Jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede…. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und uns, den Nahen. Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater. Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbür-ger der Heiligen und Hausgenossen Gottes" (Eph 2, 13-19).

„Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist (Röm 14,17). Immer wieder stellt der Apostel Paulus die Werke des Flei-sches, also unser menschliches Tun, und die Frucht des Geistes, die Frieden bringt, gegen-über. Wenn wir Menschen der Welt Frieden bringen wollen, müssen wir die Werke des Flei-sches ablegen: "Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jäh-zorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (Gal 5, 19-23).

• Frei formuliertes Gebet des Verfassers

Wir beten in den persönlichen Anliegen

Freut euch und jubelt; euer Lohn im Himmel wird groß sein." (Mt 5, 11).

Die Seligpreisungen sind nur verständlich im Blick auf unser ewiges Ziel, wenn wir unser ganzen Leben und Handeln auf Gott unseren Vater ausgerichtet haben. Wenn dies der Fall ist, können wir die Ungerechtigkeit, die jeder Mensch zu tragen hat, im Blick auf Gott, der uns stärkt, ertragen; das verspricht uns der Herr in den letzten Seligpreisungen:

"Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Him-melreich (Mt 5.10).

"Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt; euer Lohn im Himmel wird groß sein." (Mt 5, 11).

Wir sind in Jesus Christus zu einer Sorglosigkeit und als Kinder Gottes zu einer Unbekümmertheit aufgerufen, trotz der vielen Belastungen, die wir erleben, tagtäglich im persönlichen Leben und in den vielen Problemen unserer Welt und unserer Zeit. Wir wissen, Gott ist da, wir fallen in seine Hand. Wer zuviel Sorge hat und vielleicht sogar vor Sorge nicht schlafen kann, dem können die Seligpreisungen Mut und Gottvertrauen schenken: der Herr wird die richtigen Wegen finden, wenn wir uns mit allen Kräften bemüht haben; er möge unser Tun mit seiner Gerechtigkeit - was Recht, was in Ordnung ist - und vor allem mit seiner Barm-herzigkeit begleiten.

Wenn wir den Aufruf Jesu hören: "Freut euch und jubelt" (Mt 5, 11) können wir uns fragen: Leben wir so, als ob das Entscheidende in unserem Leben noch aussteht? Im Blick auf unser zukünftiges Leben soll sich unser Glaube bewähren, dadurch werden wir Zeugen der Auferstehung Christi in unserer Welt und zu Zeugen dafür, dass die Liebe Christi stärker ist als Krankheit, Leid und Tod.

Vaterunser

Segensbitte zum Abschluss

Lied GL 475: „Verleih uns Frieden gnädiglich“