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Frie­dens­ge­bet 25. April

Abendgebet am Montag, den 25. April 2022 um 18.30 Uhr von Peter Nowak als PDF zum Download.

Der Friede Gottes sei mit uns allen.
Amen.

„Macht euch keine Sorgen. Im Gegenteil: Wendet euch in jeder Lage an Gott. Tragt ihm eure Anliegen vor in Gebeten und Fürbitten und voller Dankbarkeit.
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, soll eure Herzen und Gedanken behüten. Er soll sie bewahren in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.“

Mit diesen Worten aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper heiße ich Sie alle herzlich willkommen zu unserem ökumenischen Friedensgebet am Montag hier im Dom zu Billerbeck.

(Hinweis auf Gotteslob und gemeinsames singen: Herr, erhöre uns… nach jedem Gebet.)

Lasst uns beginnen im Namen Gottes
des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes.
Amen.

  1. Wir zünden die erste Kerze an.
    Am 24. Februar 2022 begann Russland einen großangelegten Überfall auf die Ukraine. Die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlene Invasion des gesamten Staatsgebiets der Ukraine dauert nun schon zwei Monate. Viele tausend Menschen – auch aus der Zivilbevölkerung – verloren bisher ihr Leben. Viele Städte liegen in Schutt und Asche. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind aus dem Land geflohen. Wir hören von Gräueltaten in vielen Städten der Ukraine. So ist die Stadt Butscha zu internationaler Bekanntheit geworden. Immer wieder wird von Kriegsverbrechen gesprochen. Wichtig bleibt festzustellen: Der Krieg als solches ist ein Verbrechen und ist durch nichts zu rechtfertigen!

Gebet:
Allmächtiger Gott,
wir beten für die unschuldigen Opfer in der Ukraine, die zwischen die Fronten geraten sind und ihr Leben, ihre Angehörigen oder ihr Zuhause verloren haben.
Wir beten zu dir für die Verantwortlichen in diesem Konflikt. Lass sie mit Maß
und Weitsicht handeln, und nicht aus Vergeltungsstreben oder falschem Machtwillen.
Ewiger Gott,
wir beten in besonderer Weise für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der einen mörderischen und zutiefst unmenschlichen Krieg befohlen hat und dem der Maßstab des Menschlichen und der Verantwortung abhanden gekommen ist. Gib allen verantwortlichen Politikern die Einsicht, dass letztlich nur Verhandlungen einen Weg zum Frieden für die Ukraine und Europa aufzeigen können. Der Einsatz von Waffen darf und kann diesen Konflikt in der Ukraine nicht dauerhaft lösen.
Amen.

Herr, erhöre uns, erhöre uns.
Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

  1. Wir zünden die zweite Kerze an.
    Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Weizenexporteuren der Welt. Ein Drittel der weltweiten Weizenlieferungen stammt aus der Ukraine und Russland.
    Die Ukraine wird im Volksmund als „Kornkammer Europas“ bezeichnet und verfügt über extrem fruchtbare Böden. Das Land beliefert die Welt nicht nur mit Weizen, sondern auch mit Sonnenblumenöl, Gerste und Mais. Putins Krieg in der Ukraine bedeutet, dass die Felder nicht vorbereitet, die Saat nicht gepflanzt und die Äcker nicht gedüngt werden können. Das hat nicht nur Folgen für Menschen, die unmittelbar in den Konflikt verwickelt sind, sondern für Menschen auf der ganzen Welt – insbesondere für die Menschen, die schon jetzt von Hunger betroffen sind und bedeutet vor allen Dingen eins: noch mehr Hunger.
    Länder wie Äthiopien, Nigeria, der Südsudan, die Zentralafrikanische Republik und die Länder in der zentralen Sahelzone werden das besonders hart zu spüren bekommen.

Gebet:

Allmächtiger Gott,
Tag für Tag kämpfen viele Menschen gegen Hunger und Verelendung. Unzählige Menschen leiden unter dem globalisierten Wirtschaftssystem, das arme Länder mehr und mehr ins Elend treibt. Der Krieg in der Ukraine verschärft das Problem. Oft sehen wir nur die Probleme bei uns und übersehen dabei, wie viel größer Not und Elend woanders ist.
Ewiger Gott,
öffne Augen und Ohren für die Leiden unserer Mitmenschen. Erfülle unsere Herzen mit mitfühlender Weisheit, schenke uns Aufrichtigkeit und Selbstkritik. Mache uns bereit, das tägliche Brot zu teilen, damit die gesamte Menschheit vor Hunger und Armut geschützt werden kann.
Amen

Herr, erhöre uns, erhöre uns.
Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

  1. Wir zünden die dritte Kerze an.
    26. April 1986, 1:23 Uhr Ortszeit, also Morgen vor 36 Jahren. Im sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl – heutiges ukrainisches Staatsgebiet - explodiert ein Reaktor. Radioaktive Stoffe werden 1.200 Meter hoch in die Atmosphäre geschleudert. Das Unvorstellbare ist eingetreten: Der Super-GAU, der größte anzunehmende Unfall, der nicht mehr kontrollierbar ist. In den folgenden Tagen ziehen radioaktive Wolken über Europa hinweg. Auch Deutschland ist betroffen.
    Tatsache ist, dass sich die Böden in Deutschland bis heute nicht vollständig von der radioaktiven Belastung erholt haben. Cäsium 137 etwa hat eine Halbwertzeit von 30 Jahren. Das bedeutet, dass sich die Belastung bis heute erst in etwa halbiert hat. Vor allem in Süddeutschland sind Wildtiere, Waldbeeren und Pilze in einigen Regionen noch immer teilweise relativ hoch belastet.
    Tschernobyl wird oft als der schlimmste Atomunfall der Geschichte bezeichnet. Die Wissenschaft ist sich nicht ganz einig, ob der Reaktorunfall im japanischen Fukushima nicht noch größer war.
    Beide Katastrophen haben eines gemeinsam: sie zeigen, dass Atomkraft vom Menschen nicht beherrschbar ist. Sie führt zu Problemen beim Betrieb, beim Rückbau von Kraftwerken und bei der langfristigen Endlagerung. Die Brennelemente müssen in Zeiträumen von Zehntausenden bis viele Millionen Jahre sicher aufbewahrt werden. Wer kann das garantieren und zukünftigen Generationen gegenüber verantworten? Weder in Deutschland noch in den meisten anderen Ländern auf dieser Erde gibt es ein genehmigtes Endlager für hochradioaktive Abfälle, trotzdem werden jeden Tag neue hochradioaktive Abfälle produziert. Kriegerische Auseinandersetzungen – wie jetzt aktuell in der Ukraine – machen den Betrieb von Kernkraftwerken noch gefährlicher.

Gebet:
Allmächtiger Gott,
viele tausend Menschen haben durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl ihr Leben, ihre Heimat und ihre Existenz verloren.
Noch immer leiden die Menschen. Daran wollen wir denken, wenn wir zu Gott beten, dem Schöpfer des Lebens. Um deinen Trost und dein Erbarmen bitten wir.
Gib allen, die in Forschung, Wissenschaft und Politik Verantwortung tragen die Kraft, sich für eine Zukunft ohne Atomenergie einzusetzen.
Amen

Herr, erhöre uns, erhöre uns.
Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.,

  1. Wir zünden die vierte Kerze an.
    "Der Tag ist vorbei, dieser 29. April 1945. Ich will ihn mein Leben lang feiern als meinen zweiten Geburtstag, als den Tag, der mir neu das Leben schenkte."
    Dies schrieb der Häftling Nr. 24814 des Konzentrationslagers Dachau, der Journalist Edgar Kupfer-Koberwitz in seinen Dachauer Tagebüchern auf der Seite 499, anlässlich der Befreiung des Dachauer KZ’s durch amerikanische Truppen am 29. April 1945, also am kommenden Freitag vor 77 Jahren.
    Dachau war das erste Konzentrationslager, das schon im Frühjahr 1933 von den Nazis errichtet wurde.
    Später entstanden weitere 22 KZ, wobei noch 165 Außenstellen - sogenannte "Arbeitslager" - hinzukamen. Die Häftlinge waren der Brutalität der SS hilflos ausgeliefert und mussten für die Wirtschafts- und Rüstungsbetriebe zwangsarbeiten. Bei schlechtem und unzureichendem Essen wurden die Menschen in den KZ schikaniert und geschlagen, Seuchen brachen in den Lagern aus. Von den geschätzten mehr als 7 Millionen Inhaftierten haben nur etwa 500.000 überlebt. Die Menschen wurden systematisch ermordet. Kurz vor der Befreiung des KZ Dachau herrschten dort katastrophale Zustände. Aus den Lagern im Osten hatten die Nazis die Häftlinge in den Westen, so auch nach Dachau zwangsweise umgetrieben. Während der Gewaltmärsche starben viele, weil sie einfach zu schwach und unterernährt waren. Wer nicht mehr laufen konnte wurde erschossen.
    Am 29. April 1945 wurde Dachau von den US-Amerikanern befreit. Viele der Häftlinge konnte sich nicht mehr selbst bewegen, sie waren bis auf die Knochen abgemagert.

Gebet:
Ewiger Gott,
wir bitten um deinen Trost und dein Erbarmen für die unzähligen Menschen, die in den Konzentrationslagern des Dritten Reichs erniedrigt, gefoltert und ermordet worden sind. Um Vergebung von Schuld bitten wir für die Verbrechen, die im Namen des deutschen Volkes anderen Völkern zugefügt worden sind.
Allmächtiger Gott,
stärke alle, die heute Widerstand gegen Unrechtssysteme leisten und dabei ihre Freiheit oder sogar ihr Leben riskieren.
Gib uns die Kraft menschenverachtende Parolen, Antisemitismus, Gewalt und Hass niemals zu tolerieren.
Amen

Herr, erhöre uns, erhöre uns.
Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

  1. Wir zünden die fünfte Kerze an.
    Diese Kerze brennt heute für den Frieden im Nahen Osten, der zur Zeit so weit entfernt scheint. Auf dem Tempelberg in Jerusalem ist es am Ostersonntag erneut zu Konfrontationen gekommen. Vor geplanten Besuchen von Juden auf der heiligen Stätte hatten hunderte junger Muslime mit Steinen und Eisenstangen Hindernisse errichtet, um den Zugang zu blockieren, teilte die israelische Polizei mit. Nach Medienberichten kam es daraufhin zu Auseinandersetzungen zwischen Polizeikräften und Palästinensern, mehrere Muslime seien dabei verletzt worden. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Die Juden feierten vom 15. bis 23. April das Pessachfest. Viele Juden machten in dieser Zeit eine Wallfahrt nach Jerusalem. Der Tempelberg ist nur wenige Gehminuten von der Grabeskirche entfernt, wo Christen am Sonntagmorgen das Osterfest feierten.
    Die Spannungen fallen in den muslimischen Fastenmonat Ramadan, der sich in diesem Jahr mit dem jüdischen Pessachfest und dem christlichen Osterfest überschneidet. Im vergangenen Jahr hatten Zusammenstöße auf dem Tempelberg und rund um die Al-Aksa-Moschee zu tagelangen schweren Auseinandersetzungen zwischen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und israelischen Sicherheitskräften geführt. Bis zum Inkrafttreten einer von Ägypten vermittelten Waffenruhe wurden 260 Palästinenser und 13 Israelis getötet.

Gebet:
Allmächtiger Gott,
wir beten für den Frieden im Nahen Osten und den freien Zugang zum Tempelberg für Juden, Christen und Muslime.
„Mögen Israelis, Palästinenser und alle Bewohner der Heiligen Stadt zusammen mit den Pilgern die Schönheit des Friedens erfahren, in Geschwisterlichkeit leben und möge ihnen der freie Zutritt zu den Heiligen Stätten unter gegenseitiger Achtung der Rechte jedes Einzelnen gewährt werden“, sagte Papst Franziskus in seiner Osterbotschaft.
Auch wir beten für das friedliche Miteinander der Religionen auf dieser Welt.
Amen

Herr, erhöre uns, erhöre uns.
Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

  1. Wir zünden die sechste Kerze an.
    Diese Kerze brennt für unsere Anliegen, die uns ganz persönlich am Herzen liegen und die wir in aller Stille vor Gott bringen möchten.
    Wir beten in aller Stille.

Wir freuen uns aber auch über jeden Beitrag aus unserer Mitte, der hier für uns alle hörbar vorgetragen wird. Dafür steht das Mikrofon bereit.

Das folgende Gebet sprechen wir gemeinsam, ( Gotteslob 20.2, Seite 88 )

Gebet:

„Herr Allmächtiger Gott,
der du die Welt trägst, gib, dass alle, die Verantwortung haben, erfüllt werden mit Weisheit und Kraft, damit sie ihre Aufgabe vollbringen zum Leben und nicht zum Verderben der Welt.
Dir empfehlen wir die Menschen in Rechtlosigkeit und unter Unrechtsregimen an: die Gequälten und zu Unrecht Verhafteten, die Gefolterten, die Heimatlosen auf der Flucht und in Lagern und die Hungernden. In einer Welt der Angst hilf uns, die Hoffenden zu bleiben durch Jesus Christus, unsern Herrn.
Amen“

(Gebet aus Nicaragua )

  1. Wir zünden die siebte Kerze an.
    Die siebte Kerze brennt jeden Montagabend hier im Dom für unsere Dankbarkeit.
    Mehr als 300.000 Menschen sind bisher aus der Ukraine nach Deutschland geflohen und brauchen dringend unsere Hilfe. Viele Geflüchtete, meist Frauen und Kinder haben bei Privatpersonen eine Wohnung gefunden.
    Viele Millionen Euro sind - neben einer Fülle an Sachspenden - für die Ukraine zusammengekommen. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist sehr groß.
    Daher danken wir allen, die Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung gestellt und sich durch Spenden jeglicher Art an Hilfsaktionen beteiligt haben.

So beten wir nun gemeinsam wie Jesus uns zu beten gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit

Segen:
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Gott sei Licht auf deinem Wege.
Er sei bei dir, wenn du Umwege und Irrwege gehst.
Er nehme dich bei der Hand und gebe dir viele Zeichen seiner Nähe.
Amen.

„Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten,
denn du unser Gott alleine.“