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Friedensgebet 23. August

Friedensgebet am Montag, den 23.8.2021 mit Gedanken aus dem 2. Kapitel der Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus von Probst Hans-Bernd Serries als PDF zum Download.

Mit welchen Idealen, aber auch auf welchem konkreten Weg lässt sich eine gerechtere und geschwisterlichere Welt aufbauen, was die privaten, die sozialen, aber die politischen oder die internationalen Beziehungen betrifft?
Das sind Fragen, auf die Papst Franziskus im vergangenen Jahr 2020 im Oktober mit seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ zu antworten versucht hat. Der Titel „Fratelli tutti“ ist den Ermahnungen des hl. Franz von Assisi entnommen, der sich mit diesen Worten „an alle Brüder und Schwestern“ wandte, „um ihnen eine dem Evangelium gemäße Lebensweise darzulegen“.

Es geht Papst Franziskus in seinem Rundschreiben darum, das weltweite Verlangen nach Geschwisterlichkeit und sozialer Freundschaft zu fördern.
Der Papst unterstreicht, dass die vielen globalen Probleme auch ein globales Handeln erforderlich machen, und wendet sich gegen eine „Kultur der Mauern“, die zu einer Blüte des organisierten Verbrechens, zu Angst und Einsamkeit führen.
Den vielen Problemen weltweit, die der Papst zu Beginn der Enzyklika schonungslos offen legt, stellt er ein mutmachendes Beispiel entgegen: das des barmherzigen Samariters, mit dem sich das ganze zweite Kapitel der Enzyklika beschäftigt. Wir alle sind, wie der Papst betont, mitverantwortlich für den Aufbau einer Gesellschaft, die alle Hilfsbedürftigen zu integrieren und zu unterstützen versteht. Die Liebe baut Brücken, und „wir sind für die Liebe geschaffen“, schreibt der Papst, um vor allem die Christen dazu zu ermutigen, Christus in jedem ausgeschlossenen Menschen zu erkennen.

Ich möchte heute im Montagsgebet mit ihnen diese biblische Geschichte Jesu vom barmherzigen Samariter lesen und hören und einige der Gedanken von Papst Franziskus mit ihnen teilen und zum Gebet werden lassen.
Lesen wir zunächst die biblische Geschichte aus dem Lukasevangelium:
»In jener Zeit stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: „Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ Jesus sagte zu ihm: „Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?“ Er antwortete: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Jesus sagte zu ihm: „Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben!“ Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: „Und wer ist mein Nächster?“ Darauf antwortete ihm Jesus: „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde?“ Der Gesetzeslehrer antwortete: „Der barmherzig an ihm gehandelt hat.“ Da sagte Jesus zu ihm: „Dann geh und handle du genauso!“« (Lk 10,25-37).

Passend zu unseren 7 Kerzen, die wir an jedem Montagabend entzünden, geht der Papst auch in 7 Schritten an die Auslegung dieses Textes, denen wir nun folgen können: (1. Kerze)

1. Der Hintergrund Dieses Gleichnis hat einen uralten Hintergrund. Kurz nach der Erzählung von der Erschaffung der Welt und des Menschen zeigt die Bibel die Herausforderung unserer zwischenmenschlichen Beziehungen. Kain beseitigt seinen Bruder Abel, und da ertönt die Frage Gottes: »Wo ist Abel, dein Bruder?« (Gen 4,9). Die Antwort ist die gleiche, wie wir sie oft geben: »Bin ich der Hüter meines Bruders?« (ebd.). In der jüdischen Tradition scheint sich der Imperativ, den anderen zu lieben und sich um ihn zu kümmern, auf die Beziehungen zwischen den Gliedern ein und desselben Volkes zu beschränken. Das alte Gebot »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Lev 19,18) verstand man für gewöhnlich auf die Landsleute bezogen. Doch besonders im Judentum, das sich außerhalb des Landes Israel entwickelte, begannen sich die Grenzen zu weiten. »Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten« (Mt 7,12). Dieser Aufruf (Jesu im Matthäusevangelium) ist universal, er strebt danach, alle zu umfassen, allein wegen ihres Menschseins; denn der Allmächtige, der himmlische Vater »lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten« (Mt 5,45). Und folglich wird verlangt: »Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!« (Lk 6,36).

Die Motivation, das Herz so weit zu machen, dass es den Fremden nicht ausschließt, ist schon in den ältesten Texten der Bibel zu finden. Sie lässt sich auf die beständige Erinnerung des jüdischen Volkes zurückführen, dass es als Fremder in Ägypten gelebt hat: Dieser Zusammenhang hilft, den Wert des Gleichnisses Jesu vom barmherzigen Samariter zu verstehen: Für die Liebe ist es unerheblich, ob der verletzte Bruder von hier oder von dort kommt. Gott, unser Schöpfer. Die Gegensätze in der Welt klagen uns an: Reichtum und Not, Hunger und Überfluss, Sorglosigkeit und Leid stehen gegeneinander. Hilf du uns allen, dass wir aufhören, die Gegensätze zu verschärfen, und anfangen, einander Brüder und Schwestern zu sein. Darum bitten wir durch Jesus Christus. (2. Kerze) 2. Der Verlassene Jesus erzählt, wie ein verwundeter Mann am Wegesrand auf dem Boden lag, weil er überfallen worden war. Mehrere Menschen gingen an ihm vorbei und blieben nicht stehen. Es waren Menschen mit wichtigen Stellungen in der Gesellschaft, die aber die Liebe für das Gemeinwohl nicht im Herzen trugen. Sie waren nicht in der Lage, einige Minuten zu erübrigen, um dem Verletzten zu helfen oder zumindest Hilfe zu suchen. Einer blieb stehen, schenkte ihm seine Nähe, pflegte ihn mit eigenen Händen, zahlte aus eigener Tasche und kümmerte sich um ihn. Vor allem hat er ihm etwas gegeben, mit dem wir in diesen hektischen Zeiten sehr knausern: Er hat ihm seine Zeit geschenkt. Sicherlich hatte er sein Programm für jenen Tag, entsprechend seiner Bedürfnisse, seiner Aufgaben oder seiner Wünsche. Aber er ist fähig gewesen, angesichts dieses Verletzten alles beiseite zu legen, und ohne ihn zu kennen, hat er ihn für würdig befunden, ihm seine Zeit zu schenken. Eine Person wird auf der Straße überfallen, und viele laufen weg, als hätten sie nichts gesehen. Es ist ihnen nur daran gelegen, Probleme zu vermeiden; es interessiert sie nicht, ob durch ihre Schuld ein Mensch stirbt. Dies sind Zeichen eines verbreiteten Lebensstils, der sich auf verschiedene, vielleicht auch subtilere Weisen zeigt. Da wir alle zudem sehr auf unsere eigenen Bedürfnisse bezogen sind, ist es uns lästig, jemanden leiden zu sehen; es stört uns, weil wir keine Zeit wegen der Probleme anderer verlieren wollen. Dies sind Symptome einer kranken Gesellschaft, die versucht, in ihrem Leben dem Schmerz den Rücken zuzukehren. Die Erzählung – sagen wir es deutlich – liefert keine Lehre abstrakter Ideale und beschränkt sich auch nicht auf die Funktionalität einer sozialethischen Moral. Sie zeigt uns eine oft vergessene wesentliche Charakteristik des menschlichen Seins: Wir sind für die Fülle geschaffen, die man nur in der Liebe erlangt. Es ist keine mögliche Option, gleichgültig gegenüber dem Schmerz zu leben; wir können nicht zulassen, dass jemand „am Rand des Lebens“ bleibt. Es muss uns so empören, dass wir unsere Ruhe verlieren und von dem menschlichen Leiden aufgewühlt werden. Das ist Würde. Gott, unser Vater. Bedrückt vom Elend unserer Zeit, kommen wir zu dir. Sieh auf die Not und Hilflosigkeit so vieler Menschen. Lass sie an ihrem Schicksal nicht zerbrechen. Stärke unter uns das Bewusstsein der Verantwortung füreinander, damit wir anfangen zu teilen und einander beizustehen. Darum bitten wir durch Jesus Christus. (3. Kerze) 3. Eine Geschichte, die sich wiederholt Diese Geschichte ist einfach und linear, enthält jedoch die ganze Dynamik des inneren Kampfes, die mit der Entfaltung unserer Identität einhergeht, in jeder Existenz auf dem Weg zur Verwirklichung menschlicher Geschwisterlichkeit. Einmal auf dem Weg, treffen wir unvermeidlich auf verletzte Menschen. Heute gibt es immer mehr verletzte Menschen. Die Inklusion oder die Exklusion des am Wegesrand leidenden Menschen bestimmt alle wirtschaftlichen, politischen, sozialen oder religiösen Vorhaben. Jeden Tag stehen wir vor der Wahl, barmherzige Samariter zu sein oder gleichgültige Passanten, die distanziert vorbeigehen. Und wenn wir den Blick auf die Gesamtheit unserer Geschichte und auf die ganze Welt ausweiten, sind wir oder waren wir wie diese Gestalten: wir alle haben etwas vom verletzten Menschen, etwas von den Räubern, etwas von denen, die vorbeigehen, und etwas vom barmherzigen Samariter. Es ist interessant, wie die Unterschiede zwischen den Gestalten der Erzählung vollständig verwandelt werden angesichts des qualvollen Ausdrucks des gefallenen und gedemütigten Menschen. In der Tat fallen unsere vielfältigen Masken, unsere Etikette, unsere Verkleidungen: Es ist die Stunde der Wahrheit. Bücken wir uns, um die Wunden der anderen zu berühren und zu heilen? Bücken wir uns, um uns gegenseitig auf den Schultern zu tragen? Dies ist die aktuelle Herausforderung, vor der wir uns nicht fürchten dürfen. In den Augenblicken der Krise stehen wir sozusagen vor einer bedrängenden Alternative: Wer in diesem Moment kein Räuber ist bzw. distanziert vorbeigeht, ist entweder verletzt oder trägt auf seinen Schultern einen Verletzten. Die Geschichte des barmherzigen Samariters wiederholt sich: Es wird immer deutlicher, dass die soziale und politische Unbekümmertheit viele Orte der Welt zu trostlosen Straßen macht, wo innere und internationale Auseinandersetzungen sowie Gelegenheitsplünderungen viele Ausgestoßene am Straßenrand liegen lassen. Jesus vertraut auf die bessere Seite des menschlichen Geistes und ermutigt ihn mit dem Gleichnis, sich an die Liebe zu halten, den Leidenden wieder einzugliedern und eine Gesellschaft aufzubauen, die dieses Namens würdig ist. Herr. Du kennst unser Elend: Wir reden miteinander und verstehen uns nicht. Wir schließen Verträge und vertragen uns nicht. Wir sprechen vom Frieden und rüsten zum Krieg. Zeig uns einen Ausweg. Sende deinen Geist, damit er den Kreis des Bösen durchbricht und das Angesicht der Erde erneuert. Darum bitten wir durch Jesus Christus. (4. Kerze) 4. Die Personen Das Gleichnis beginnt mit den Räubern. Der Ausgangspunkt, den Jesus wählt, ist ein schon geschehener Überfall. Er lässt uns nicht lange über das Vergangene klagen; er lenkt unseren Blick nicht auf die Räuber. Wir kennen sie. Wir haben in der Welt die dunklen Schatten der Verwahrlosung, der Gewaltanwendung aufgrund von schäbigen Machtinteressen, von Gier und Konflikten anwachsen gesehen. Die Frage könnte lauten: Lassen wir den Verletzten liegen, um uns in Sicherheit zu bringen oder um die Räuber zu verfolgen? Weiter lässt uns das Gleichnis eindeutig einen Blick auf die richten, die vorbeigehen. Diese gefährliche Gleichgültigkeit, nicht anzuhalten – mehr oder weniger unschuldig –, ist die Frucht der Geringschätzung oder einer betrüblichen Zerstreutheit, und macht aus dem Priester und dem Leviten nicht weniger traurige Spiegelbilder jener Absonderung von der Wirklichkeit. Bei jenen, die vorbeigehen, gibt es eine Besonderheit, die wir nicht übersehen dürfen: Sie waren religiöse Menschen. Mehr noch, sie widmeten sich dem Gottesdienst: ein Priester und ein Levit. Das ist eine besondere Bemerkung wert: Es weist darauf hin, dass die Tatsache, an Gott zu glauben und ihn anzubeten, keine Garantie dafür ist, dass man auch lebt, wie es Gott gefällt. Ein gläubiger Mensch mag nicht in allem treu sein, was der Glaube selbst erfordert, kann sich aber dennoch Gott nahe fühlen und sich für würdiger als die anderen halten. Es gibt hingegen Weisen, den Glauben so zu leben, dass er zu einer Öffnung des Herzens gegenüber den Mitmenschen führt, und dies ist Gewähr für eine echte Öffnung gegenüber Gott. Paradoxerweise können diejenigen, die sich für ungläubig halten, den Willen Gottes manchmal besser erfüllen als die Glaubenden. Schauen wir auf den verletzten Menschen. Manchmal fühlen wir uns wie er, schwer verletzt und am Straßenrand auf der Erde liegend. Wir fühlen uns auch von unseren ohnmächtigen, schlecht ausgerüsteten Institutionen im Stich gelassen, die manchmal den Interessen einiger weniger von innen oder außen dienen. Barmherziger Gott. Du bietest jedem Menschen deine Gnade an. Auch uns hast du hierher gerufen, obwohl du weißt, wie wir sind: sündige Menschen, die ihr Gewissen anklagt, Menschen mit schwachem Glauben. Rede uns zu Herzen. Tröste, ermahne und ermutige uns. Heilige uns in deiner Gnade. Darum bitten wir durch Jesus Christus. (5. Kerze) 6. Der Nächste ohne Grenzen Jesus wählte dieses Gleichnis als Antwort auf die Frage: Wer ist mein Nächster? Das Wort „Nächster“ pflegte in der Gesellschaft zu Zeiten Jesu denjenigen zu bezeichnen, der einem sehr nahe, ja, am nächsten war. Man verstand darunter, dass die Hilfe sich vor allem an den richtete, der der eigenen Gruppe angehörte. Ein Samariter war für einige Juden damals als ein verachtungswürdiger, unreiner Mensch anzusehen. Deshalb gehörte er nicht zu den Nachbarn, denen man Hilfe gewähren musste. Der Jude Jesus stellt diese Auffassung völlig auf den Kopf: Er ruft uns nicht auf, danach zu fragen, wer die sind, die uns nahe sind, sondern uns selbst zu nähern, selbst zum Nächsten zu werden. Das Problem ist, dass Jesus ausdrücklich hervorhebt, dass es sich beim Verletzten um einen Juden – einen Bewohner von Judäa – handelte, während jener, der anhielt und ihm half, ein Samariter – ein Bewohner von Samaria – war. Dieses Detail besitzt eine enorme Bedeutung, wenn man über eine Liebe nachdenkt, die sich allen öffnet. Die Samariter wohnten in einem Gebiet, wo auch heidnische Riten vorkamen. Das machte sie für die Juden unrein, verabscheuungswürdig, gefährlich. Deshalb ist diese barmherzige Begegnung zwischen einem Samariter und einem Juden eine starke Provokation, die jeder ideologischen Manipulation entgegentritt, damit wir unseren Kreis erweitern und unserer Liebesfähigkeit eine universale Dimension geben, die in der Lage ist, alle Vorurteile, historische und kulturelle Hindernisse sowie kleinliche Interessen zu überwinden. Allmächtiger Gott, durch die Propheten hast du immer wieder dein Volk zum Gehorsam gegen dich und die Menschen zum Frieden untereinander gerufen. Wir bitten dich: Schenke uns und allen Menschen ein offenes Ohr und einen wachen Geist für den Ruf deiner Stimme. Gib allen, die zerstritten sind, die Bereitschaft zur Umkehr zu dir und zueinander. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. (6. Kerze) 5. Wieder neu Beginnen Jeder Tag bietet uns eine neue Gelegenheit, ist eine neue Etappe. Wir dürfen nicht alles von denen erwarten, die uns regieren; das wäre infantil. Wir haben Möglichkeiten der Mitverantwortung, die es uns erlauben, neue Prozesse und Veränderungen einzuleiten und zu bewirken. Wir müssen aktiv Anteil haben beim Wiederaufbau und bei der Unterstützung der verwundeten Gesellschaft. Heute haben wir die großartige Gelegenheit, unsere Geschwisterlichkeit zum Ausdruck zu bringen; zu zeigen, dass wir auch barmherzige Samariter sind, die den Schmerz des Versagens auf sich nehmen, anstatt Hass und Ressentiments zu verstärken. Wie der zufällig vorbeikommende Reisende unserer Geschichte müssen wir nur den uneigennützigen Wunsch haben, schlicht und einfach Volk zu sein und uns beständig und unermüdlich dafür einzusetzen, dass alle miteinbezogen und integriert werden und, wer gefallen ist, wieder aufgerichtet wird; auch wenn wir manchmal versagen und gezwungen sind, nach der Logik der Gewalttätigen zu handeln, die nur auf ihr eigenes Fortkommen bedacht sind sowie Verwirrung und Lügen verbreiten. Mögen andere weiter an die Politik oder an die Wirtschaft für ihre Machtspiele denken. Halten wir das am Leben, was gut ist, und stellen wir uns dem Guten zur Verfügung. Suchen wir die anderen, und nehmen wir die uns aufgetragene Wirklichkeit in die Hand, ohne Angst vor Schmerz oder Unvermögen, denn dort liegt all das Gute verborgen, das Gott in das Herz des Menschen gesät hat. Übergroß erscheinende Schwierigkeiten sind Gelegenheiten zum Wachstum, und nicht Entschuldigung für eine lähmende Traurigkeit, welche zum Aufgeben verlockt. Aber arbeiten wir nicht allein und individuell. Der Samariter suchte einen Gastgeber, der sich um jenen Menschen kümmern konnte; genauso sind auch wir gerufen, andere einzuladen und uns in einem „Wir“ zu begegnen, das stärker ist als die Summe der kleinen Einzelpersonen. Der Samariter ging fort, ohne Anerkennung oder Dank zu erwarten. Seine dienende Hingabe brachte ihm großen Frieden mit Gott und sich selbst und war ihm deshalb eine innere Verpflichtung. Wir alle tragen eine Verantwortung gegenüber dem Verwundeten, das heißt gegenüber dem eigenen Volk und allen Völkern der Erde. Tragen wir Sorge für die Zerbrechlichkeit jedes Mannes, jeder Frau, jedes Kindes und jedes älteren Menschen mit dieser solidarischen und aufmerksamen Haltung der Nähe des barmherzigen Samariters. Frei formuliertes – eigenes Gebet (7. Kerze)

7. Der Aufruf des Fremden Schließlich erinnere ich daran, dass Jesus in einem anderen Abschnitt des Evangeliums sagt: »Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen« (Mt 25,35). Jesus konnte diese Worte sagen, weil er ein offenes Herz hatte, das sich die Bedrängnisse der anderen zu eigen machte. Der heilige Paulus mahnte: »Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!« (Röm 12,15). Wenn das Herz eine solche Haltung annimmt, ist es fähig, sich mit dem anderen zu identifizieren, ohne darauf zu achten, wo einer geboren ist oder wo er herkommt. Für die Christen haben die Worte Jesu noch eine andere, eine transzendente Dimension. Sie haben zur Folge, Christus selbst in jedem verlassenen und ausgeschlossenen Bruder und in jeder verstoßenen oder vereinsamten Schwester wiederzuerkennen (vgl. Mt 25,40.45). Dazu kommt, dass wir glauben, dass Christus sein Blut für alle und für jeden Einzelnen vergossen hat und für ihn keiner von seiner allumfassenden Liebe ausgeschlossen bleibt. Wenn wir zur letzten Quelle gehen, die das innerste Leben Gottes ist, begegnen wir einer Gemeinschaft von drei Personen, Ursprung und vollkommenes Modell jedes Lebens in Gemeinschaft. Ökumenisches Gebet am Ende der Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus „Herr, unser Gott, dreifaltige Liebe, lass aus der Kraft deiner innergöttlichen Gemeinschaft die geschwisterliche Liebe in uns hineinströmen. Schenke uns die Liebe, die in den Taten Jesu, in der Familie von Nazaret und in der Gemeinschaft der ersten Christen aufscheint. Gib, dass wir Christen das Evangelium leben und in jedem Menschen Christus sehen können, dass wir ihn in der Angst der Verlassenen und Vergessenen dieser Welt als den Gekreuzigten erkennen und in jedem Bruder, der sich wieder erhebt, als den Auferstanden. Komm, Heiliger Geist, zeige uns deine Schönheit, die in allen Völkern der Erde aufscheint, damit wir entdecken, dass sie alle wichtig sind, dass alle notwendig sind, dass sie verschiedene Gesichter der einen Menschheit sind, die du liebst.“ Denn du bist für uns alle wie eine liebende Mutter und wie ein guter Vater. Deshalb dürfen wir auch gemeinsam zu dir beten: Vaterunser….

Segen

Zum Schluss Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine