Friedensgebet 20. Juni
Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 20. Juni 2022 als PDF zum Download von Norbert Gundt
Liebe Gebetsgemeinde hier im Dom. Herzlich begrüße ich Sie, euch und alle, die mit uns in Verbindung stehen, zu unserem ökumenischen Gebet für den Frieden.
Beginnen wir es im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
- Radin, zünde bitte die 1. Kerze an
Der Weg ist das Ziel
Wir sind als Gemeinde auf dem Weg. Wir beten: Dein Reich komme. Das Ziel ist also das Reich Gottes. Aber dieses Ziel scheint für uns in weiter Ferne zu liegen bei all den Schwierigkeiten, Kritikpunkten, Hungersnöten, Klimaveränderungen, Kriegen und Skandalen. Jesus sagt: Ich bin der Weg. Damit schenkt er uns den Wegweiser, nach dem wir auf dem Weg sein sollen. Wir sollen auf diesem Weg Spuren hinterlassen. Und dabei unterscheiden sich die Meinungen, wie diese Spuren aussehen sollen, müs-sen, können. Die einen sagen, dass die bereits seit Jahrtausenden eingetretenen Spu-ren weiter genau verfolgt werden sollen. Das ruft bei anderen Kritik hervor, die mei-nen, dass die alte Spur neu geformt und an Sprache und Bedürfnisse der Jetztzeit an-gepasst werden muss. Wieder andere sagen, dass wir ganz neue Spuren legen, nicht nur immer festhalten und bewahren müssen, aber ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Wir sind eine Gemeinde auf dem Weg durch das Dickicht von Diskussio-nen und Streitgesprächen gegensätzlicher Meinungen. Aber wir können uns dabei an Pfingsten orientieren, als die kleine Urgemeinde der Jünger und Apostel ihre Einge-schlossenheit verlassen hat und nach der Beseelung durch den Hl. Geist ohne Angst auf die Menschen zugegangen ist und die Sprache dieser Menschen sprechen und verstehen konnte. So haben die Apostel die Menschen von Christus als dem Wegwei-ser überzeugen können.
Pause
Gott, Heiliger Geist, verleihe den christlichen Gemeinden den Respekt vor dem Evangelium zum Entdecken auch neuer Spuren, die neben den alt überkommenen ebenso das Ziel vom Reich Gottes verfolgen.
Gemeinsam singen: Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.
- Radin, zünde bitte die 2. Kerze an
Der Weg ist das Ziel
Wir leben hier in Frieden, wenn auch mit Einschränkungen durch Krach in der Nach-barschaft, in der Familie, in der Gemeinde, in der Politik zwischen den verschiedenen
Parteien, durch den Krieg zwischen der europäisch gestützten Ukraine und dem russi-schen Aggressor. Wenn wir doch nur wüssten, welcher Weg der richtige ist, um zwi-schen Russland und der Ukraine Verhandlungen über Frieden einzuleiten. Sind Waf-fenlieferungen der richtige Weg, damit die Ukraine sich wirkungsvoll verteidigen und die russischen Truppen besiegen und aus einer Position der Stärke verhandeln kann? Sind wir zu feige und zu bequem, das totale Embargo für russische Energielieferungen umzusetzen und dadurch Russland zu schwächen, weil unser eigener Wohlstand dann womöglich noch mehr leidet als jetzt schon? Ist es richtig, Russland total zu isolieren und die russische Bevölkerung durch unsere Embargos ins Elend zu treiben? Oder set-zen wir Diktator Putin dann so unter Druck, dass er vielleicht eine noch größere Kata-strophe einleitet?
Pause
Gott, Heiliger Geist, sende Deinen Rat und Deine Kreativität an Politiker aller Par-teien und Nationen mit dem Mut und dem Willen zur Lösung kriegerischer Kon-flikte.
Gemeinsam singen: Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.
- Radin, zünde bitte die 3. Kerze an
Der Weg ist das Ziel
Der Weg zum Frieden entsteht aus einer Geisteshaltung mit der grundsätzlich positi-ven Einstellung zu wesentlichen Aspekten des Lebens, die es lebenswert machen. Diese Geisteshaltung ist eine Tugend, eine hervorragende Eigenschaft oder vorbildli-che Haltung. Im weitesten Sinne können wir jede Fähigkeit zu einem Handeln, das als wertvoll betrachtet wird, als Tugend oder Tauglichkeit bezeichnen. Die Tauglichkeit einer Handlung wird in erster Linie dadurch bestimmt, dass man Übermaß und Man-gel in jeder Hinsicht zu vermeiden versucht. So würde zum Beispiel jemand, der in ei-ner Gefahrensituation Angst hat und davon rennt, feige genannt werden; wenn er die Gefahr jedoch ignoriert, tollkühn. Wir handeln tollkühn und versündigen uns an den kommenden Generationen, wenn wir nicht schnellstens den maßlosen Verbrauch an Ressourcen der Erde durch persönliche Einschränkungen in vielen Lebensbereichen auf das gerechte Maß reduzieren und über Stoffkreisläufe nachdenken statt über ein-seitig gerichteten Verbrauch.
Pause
Gott, Heiliger Geist, stärke unsere Bemühungen für das Einhalten des richtigen und gerechten Maßes unserer Handlungen.
Gemeinsam singen: Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.
- Radin, zünde bitte die 4. Kerze an
Der Weg ist das Ziel
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ sagt Jesus. Er fragt seine Apostel und Jünger: Habt ihr das alles verstanden? Auf diese Frage gab es wahrscheinlich betre-tene Gesichter. Möglicherweise haben sie gedacht: Jesus, es tut mir leid, ich verstehe das nicht. Wie soll ein Mensch ein Weg sein? Was ist das für ein Weg?
Wenn Jesus gesagt hätte: Meine Botschaft ist der Weg, wäre es von vornherein etwas verständlicher. Aber Jesus hat seine Botschaft den Jüngern erklärt. Liebt Gott, liebt euren Nächsten, liebt euch selber. Liebe ist also der Schlüssel. Wir sollen den Weg der Liebe suchen und einhalten. Liebe ist ein großes Wort. Liebe umfasst die vielen Taug-lichkeiten oder Tugenden, die das Leben auf der Erde so einfach machen könnten, wenn wir uns danach richten. Sie beinhaltet Wege zum Frieden, Wege zur Gerechtig-keit, Wege zum fairen Handel, Wege zum Ausgleich und noch viele Wege mehr, die auf das rechte Maß bei Tätigkeiten der Menschen hinarbeiten, so verstanden also die Nachfolge Jesu.
Pause
Gott, Heiliger Geist, stärke und erhalte in allen Menschen den Willen zur Liebe beim Suchen und Auffinden des rechten und gerechten Maßes im Zusammenleben.
Gemeinsam singen: Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.
- Radin, zünde bitte die 5. Kerze an
Der Weg ist das Ziel.
Jesus hat einmal seine Jünger ziemlich barsch angefahren, als sie verhindern wollten, dass quicklebendige Kinder zu ihm vordringen wollten, um einmal zu sehen, zu hören, zu erleben, was dieser Jesus für ein Mensch ist, dem so viele Leute folgen und dafür sogar Strapazen auf sich nehmen. Und Jesus sagte nur: Lasst die Kinder zu mir kom-men; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der
wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie. Mit drei Gebärden antwortet Jesus auf die Zurückwei-sung der Kinder durch die Jünger. Jesus umarmt die Kinder. Er schafft einen Schutz-raum für sie und zeigt ihnen seine Liebe. Er legt ihnen die Hände auf und segnet sie. In seiner Liebe, seinem Schutz und seinem Segen ist er dreifach für sie da. Er erweist ihnen in ihrem Sosein als Kind Respekt, achtungsvolle Zuneigung. Er sagt sogar: Ihnen, den Kindern, gehört das Reich Gottes.
In welch schrecklicher Weise wurde in dem Missbrauchsgutachten für die Diözese Münster offenbar, wie das Vertrauen der Kinder missbraucht wurde, wie ihnen Ge-walt angetan wurde und wie sie an Leib und Seele immer wieder verletzt und zerstört wurden. Fehlende Empathie und Mitleidlosigkeit für die Opfer schreien zum Himmel! Nachsicht für die Täter schreit zum Himmel! Welch ein Skandal, dass vielfach die Täter Schutz erfuhren und vielleicht auch noch weiter erfahren, ihre schrecklichen Verfeh-lungen aber nicht transparent geahndet wurden.
Bischof Genn hat zu dem Gutachten Stellung genommen, Position bezogen und seine Mitschuld und sein Versagen bekannt. Für die Zukunft hat er Veränderungen in den Strukturen angekündigt, die derartige Verbrechen begünstigten. Die Opfer dieser scheußlichen Verbrechen werden nach den Aussagen des Bischofs besser in den Blick genommen, die Straftäter werden den öffentlichen Staatsanwaltschaften überstellt. Hoffen wir darauf, dass seinen Worten Taten folgen, bleiben wir wachsam zum Schutz der Kinder.
Pause
Gott, Heiliger Geist, verleihe und stärke in uns den Willen zu beispielhafter, ach-tungsvoller, gemeinsamer Arbeit, mit der die Schwachen, die Arglosen und die uns Anvertrauten Liebe, Schutz und Segen erfahren.
Gemeinsam singen: Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.
- Radin, zünde bitte die 6. Kerze an
Der Weg ist das Ziel
Jesus sagt: Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort aus Got-tes Mund. Auf dem Weg zum Reich Gottes muss jeder für Proviant sorgen und trägt sein eigenes Paket. Geben wir uns jetzt Raum für stille Gedanken zur Zusammenset-zung unseres Proviants. Wer möchte, kann am Mikrofon seine Gedanken der Ge-meinde vortragen.
Pause
Uns zugewandter Gott, jedes Wort aus Deinem Mund ist lebenswichtige Nahrung auf unserem Weg. Sende uns zur Stärkung Deinen Heiligen Geist für die Einsicht im Umgang mit Deinem Wort.
Gemeinsam singen: Komm, Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.
- Radin, zünde bitte die 7. Kerze zum Zeichen unserer Dankbarkeit an.
Der Weg ist das Ziel
Herr, unser Gott, wir können für Deine Botschaft und so viele weitere Dinge dankbar sein, die uns auf dem Weg zu Deinem Reich nützlich und wertvoll sind. Manchmal ist uns gar nicht so bewusst, dass Du bei uns bist. Manchmal brauchen wir die Erinne-rung, die uns darauf hinweist, dass Du für uns da bist auf unserem Lebensweg und auf dem Weg der Gemeinde. Wir sind nie allein. Gott ist bei uns und auch viele Menschen in der Gemeinde sind mit uns auf dem Weg. Wie wohltuend und bereichernd sind manche Begegnungen.
In dieser Dankbarkeit beten wir nun gemeinsam das Gebet, das Jesus uns selber hin-terlassen hat.
Vater unser
Segen: Der Herr segne uns und beschütze uns. Er führe uns mit seinem Wort und ver-leihe uns die verschiedenen Gaben des Heiligen Geistes. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Herr, gib uns Frieden gnädiglich
Ich wünsche Ihnen und euch allen einen erholsamen Abend und eine friedvolle Woche.