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Friedensgebet 19.Oktober

Ökumenisches Friedensgebet am 19. Oktober 2020 von Norbert Gundt
als PDF zum download.

Liebe Mitchristen,

ich freue mich darüber, so viele Teilnehmer am politischen Friedensgebet zu sehen. Beginnen wir.

Gemeinsames Gebet des Gebets der Vereinten Nationen

Radim, entzünde bitte die erste Kerze.

Was sind die Dinge, die dem Frieden entegegenstehen? Es sind nicht nur bewaffnete Konflikte. Es sind vor allem auch ideologische und materielle Auseinandersetzungen, die den Frieden immer und immer wieder verhindern.

Im Blick auf den Frieden hier auf der Erde ist unser unrechtmäßig erworbener Reichtum das Verhängnis. Alles, was die Industrienationen auf Kosten anderer Länder zusammengerafft haben, wird uns zum Fluch. Bei uns geht die Angst vor der Wut derer um, denen aufgrund unseres überhöhten Lebensstandards alles fehlt. Wir haben alles. Uns fehlt nur eins: der Mut zum Loslassen oder wenigstens zum Teilen oder zum Abgeben von unserem Überfluss. Wir haben Angst, es könnte uns plötzlich etwas fehlen, was wir aufgrund eines plötzlichen Wunsches eventuell einmal nicht haben könnten.

Herr, unser Gott, der Gedanke an das Leben Jesu, das den Menschen zugewandt war, mache uns Mut, dass wir uns an diesem Beispiel orientieren. Jesu Vorbild stärke in uns die Einsicht, dass uns nichts fehlt, wenn wir unseren Reichtum mit denen teilen, denen alles fehlt.

                Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr erhöre uns.

Pause

Radim, entzünde bitte die zweite Kerze.

Was sind die Dinge, die dem Frieden entgegenstehen? Unser Entwicklungsminister Müller gab vor kurzem in der Öffentlichkeit folgendes Statement ab: „Hunger ist der größte vermeidbare Skandal“. Wir können Gott sei Dank Freude darüber empfinden, dass die Welternährungsorganisation der UNO in diesem Jahr den Nobelpreis für Frieden bekommen hat. Es sind Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens Hungernde versorgen und ihnen so die Möglichkeit schaffen, unbedrängt in Frieden zu leben. Wirklich? In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Hungernden auf der Erde massiv gestiegen, trotz der Welternährungsorganisation.

In einem Comic gibt eine Mutter einem Kind ein Würstchen. Das Kind schmeißt die Wurst weg. Der Kommentar der Mutter: Man wirft nicht mit Würstchen! Dafür mussten ganz viele Schweinchen ganz viel Soja fressen und ganz viele arme Kinder mussten dafür tagelang hungern.

Dieser Comic trifft es. Wir leben auf Kosten anderer, indem wir deren Lebensmittel Soja hier an unsere Schweine verfüttern. Dabei ist der Verwertungsfaktor nur 10 : 1. Das heißt: 10 Kilo Soja ergeben 1 Kilo Schwein. Wenn wir das hochrechnen auf die vielen Schweine, die allein in Billerbeck gezüchtet werden, ergibt sich daraus eine Unsumme an Soja, die wir allein in Billerbeck denen entziehen, die davon leben müssen. Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass Schweine nicht allein von Soja leben. Aber das Problem als solches bleibt.

Herr, unser Gott, Jesu Vorbild kann uns dazu anleiten, ein Leben zu führen, das nicht andere Menschen in den Hunger treibt. Bestärke uns in der Einsicht, dass wir unser Verhalten bei der Ernährung umstellen müssen, damit alle Menschen auf der Erde eine geregelte Ernährung bekommen können. Lass uns auf diese Weise daran mitwirken, dass Hunger nicht Anlass zu Flucht und Krieg wird.

                Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr erhöre uns.

Pause

Radim, entzünde bitte die dritte Kerze.

Was sind die Dinge, die dem Frieden entgegenstehen? Die Wissenschaftler des Forschungsschiffes „Polarstern“ stellten im Interview über ihre Fahrt ins Polarmeer nüchtern fest: „Wir haben gesehen, wie das Eis stirbt.“

Die Kenntnis globaler Zusammenhänge führt uns auch an diesem Beispiel vor Augen, dass sich das Klima der Erde tatsächlich verändert. Es wird immer wärmer. Das heißt, dass die sowieso schon heißeren Gebiete der Erde noch heißer werden. Leider steht Wärme im Zusammenhang damit, dass es in diesen Regionen sowieso schon weniger regnet. Das wird jetzt noch weniger. Steppengebiete, in denen Menschen mit ihren Tierherden noch leben könnten, werden immer mehr unbewohnbar. Für diese Menschen sind Tiere Lebensgrundlage, sie liefern Wolle, Felle, Fleisch, Milch und Milchprodukte, aber aufgrund fehlenden Regens sterben die Tiere an Futtermangel, weil keine Pflanzen mehr wachsen. Dadurch verlieren die Menschen ihre Lebensgrundlage und müssen wegziehen. So entstehen Flüchtlingsprobleme, die sich auch bei uns auswirken. Das haben wir durch unser Leben mit verschuldet und bekommen jetzt die Quittung dafür.

Wir stecken in der Zwickmühle. Einerseits brauchen wir eine Industrie, die Arbeit bereitstellt. Nur so werden Geld und Wohlstand erzeugt. Wir brauchen aber auch die Reformierung dieser Wirtschaft auf allen Gebieten, damit unsere Lebensgrundlage Welt nicht zusammenbricht. Und dieser Weg wird sehr unbequem.

Herr, unser Gott, Jesus hat gerade Menschen in Positionen mit hoher Verantwortung immer wieder durch einfache Fragen und Aussagen vor Augen gestellt, dass ihre Pläne und Absichten nicht dem Wohl des Volkes dienen. Hilf uns durch Jesu Beispiel dabei, unseren Politikern in aller Schlichtheit und auch lautstark zu zeigen, dass wir Veränderung wollen, damit die Welt in Frieden für alle Menschen bewohnbar bleibt.

                Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

Pause

Radim, entzünde bitte die vierte Kerze.

Was sind die Dinge, die dem Frieden entgegenstehen? Bei uns wächst gerade die Zahl der an CoVid 19 erkrankten Menschen. Dabei schien es so, als hätten wir diese Seuche im Griff. Und jetzt das. Die Lockerungen nach dem Zurückgehen der Fallzahlen taten so unendlich gut. Wieder verreisen, Freunde treffen, größere Feiern nachholen und neu planen … . Jetzt wird denen, die immer schon irgendwelche persönlichen Beschränkungen abgelehnt hatten, vor Augen geführt, dass dieses Virus doch keine Einbildung ist und seine Verbreitung nur mit schärferen Maßnahmen eingedämmt werden kann. Steht immer noch Vernunft gegen Unvernunft? Setzen wir die richtigen Konsequenzen zur Eindämmung. Ist es richtig, dass Kneipen und Discos wieder schließen, dass Reisen nur beschränkt erlaubt wird? Gibt es vielleicht doch noch andere intelligente Lösungen, die manche zwar schon denken, die aber öffentlich noch nicht genehm sind?

Herr, unser Gott, Jesus als unser Vorbild hat bei Problemen immer Lösungen aufgezeigt, die allen Menschen dienen und inneren Frieden herstellen. Lass Jesu Beispiel für uns die Richtschnur sein, die wir als Maß zur friedlichen Lösung unserer Probleme heranziehen.

                Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Pause

Radim, entzünde bitte die fünfte Kerze.

Was sind die Dinge, die dem Frieden entgegenstehen? Lange war von der AfD außer Lärm nichts mehr zu hören. Am Dienstag vergangener Woche stand im Münsterschen Zeitungsteil: AfD-Mitglied im Integrationsrat für Flüchtlinge der Stadt Münster. Auch in anderen Medien wurde darauf hingewiesen, dass der sogenannte „rechte Flügel“ der AfD, der sich angeblich aufgelöst hat, jetzt den Marsch durch die Institutionen angetreten hat und klammheimlich politische Mandate in Kommunen erobert. Auch von Polizei und sogar Verfassungsschutz gibt es derartige Meldungen. Der Schriftsteller Max Frisch hat schon 1958 in seinem Stück „Biedermann und die Brandstifter“ davor gewarnt, Bestrebungen zum Terror gegen Menschen unter dem Deckmäntelchen der Toleranz zu verharmlosen und dem nicht schon zu Anfang entschieden entgegenzutreten. Seit der Antike gilt der Spruch: Wehret den Anfängen. Er hat bis heute seine Bedeutung nicht verloren.

Herr, unser Gott, lass uns erkennen, wenn Jesu Gebot zur Achtung der Mitmenschen verletzt wird, auch durch uns. Dieses Gebot verleihe uns den Mut und die Kraft, laut und öffentlich Partei für die Menschenrechte zu ergreifen und eindeutig Stellung gegen Missachtung von Menschen und für den Frieden unter einander zu nehmen.

                Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

Pause

Radim, entzünde bitte die sechste Kerze

Was sind die Dinge, die dem Frieden entgegenstehen? Jeder von uns hat dazu seine Ansicht, sein Problem, seine Bitte, die er vor Gott tragen möchte. Hier ist Raum dafür in der Stille oder auch öffentlich.

Herr, unser Gott, wir kommen mit vielen Anliegen und Problemen zu Dir. Verhilf uns dazu, dass wir bei Lösungen dafür Jesu Maß und Klugheit als Maßstab vor Augen haben, damit der Frieden gewahrt bleibt.

                Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

Pause

Radim, entzünde bitte die siebte Kerze.

Neben all den Dingen, die ich angesprochen habe gibt es auch viel Grund zur Dankbarkeit. Wir haben Jesu Gebot zur Nächstenliebe als Richtschnur, wir haben Politiker, Ärzte, Krankenpfleger, Müllwerker, Lehrer, KiTa-Mitarbeiter und auch Ehrenamtliche, die nach dieser Richtschnur oder doch nach ethisch allseits anerkannten Richtlinien den Laden am Laufen halten. Verlieren wir das neben allem Gewese und Getue nicht aus dem Auge und drücken wir unsere Dankbarkeit auch immer wieder aus. Es reicht schon ein freundliches Heben der Hand zum Gruß oder ein freundliches Lächeln. Neben der Nächstenliebe ist Dankbarkeit ein wichtiger Kitt im Zusammenleben.

Herr, unser Gott, Jesus freute sich über den einen Geheilten, der zurückkam und sich bedankte. Bestärke uns darin, dass wir uns immer wieder daran erinnern, dass wir viele Anlässe zur Dankbarkeit haben. Dankbarkeit stärkt den Zusammenhalt und den Frieden mit Gott und unter den Menschen.

                Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Beten wir zum Abschluss gemeinsam das Vater unser

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig.

Der Herr wende dir sein Angesicht zu und schenke dir seinen Frieden.

Herr, gib uns Frieden gnädiglich