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Frie­dens­ge­bet 15. Au­gust

Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 08. August 2022 als PDF zum Download von Ursula Budde

Herzlich willkommen zu unserem wöchentlichen ökumenischen Gebet um den Frieden in der Welt. Ich begrüße Sie hier vor Ort und alle, die mit uns im Geiste und im Gebet verbunden sind.
Wir sind hier zusammengekommen im
Namen des Vaters, für uns Vater und Mutter,
im Namen Jesu, unser Bruder und Heiland,
und im Namen der Heiligen Geistkraft. Amen

Heute werde ich Lebensmodelle vorstellen, Personen und Gruppen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einsetzen. In vielen Gebeten haben wir gehört von den guten Taten, die einzelne Menschen hier vor Ort und in der Welt geleistet haben. Aus christlichem und humanitärem Geist haben sie für Arme, Geflüchtete, Notleidende, … gearbeitet und viel Engagement gezeigt. Motivation und Begründungen erfahren wir durch das Wort der Bibel, was wir in vielen Friedensgebeten der letzten Jahre immer betrachtet haben.
Mir geht es heute darum, dass wir auch Vorbilder haben, die sich für eine bessere und friedlichere Welt einsetzen und unsere Unterstützung, auch finanzieller Art, unseren Rückhalt und unsere Gebete brauchen. Das sind die Menschen guten Willens, die aufbrechen deine Welt zu erneuern. Die Personen, die ich als Beispiele gewählt haben, zeigen uns ein eindrückliches und mutiges Vorbild und sind von mir subjektiv gewählt aus einer Vielzahl von möglichen Beispielen. Eines ist ihnen allen gemeinsam: die Aufgabe ist auf sie zugekommen, sie war nicht geplant, sie ergab sich aus einem Verständnis zu helfen und diese Menschen haben sich dem mutig gestellt. Sie sind einem inneren Auftrag gefolgt und haben sich für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt. Sie haben erst „klein“ angefangen vor Ort, die Aufgabe weitete sich aus und ist heute anerkannt und mit Preisen bedacht.
Wir singen jeweils (KV von Lied GL 834) Herr, wir bitten, komm und segne uns, lege auf uns deinen Frieden. Segnend halte Hände über uns. Rühr uns an mit deiner Kraft.

  1. Kerze
    Unser christliches Vorbild ist unbestritten und in erster Linie der Jude Jesus von Nazareth.
    Sein Lebensmodell, seine Verhaltensweisen und Orientierungen sind die Grundlage unseres christlichen Glaubens. Er hat der Menschheit ein eindeutiges Beispiel gegeben, wie Menschsein zu leben ist. Er hat alle Menschen, auch mit anderem Glauben, anders behandelt als zu seiner Zeit üblich: Er hat Menschen als Menschen respektiert und sie in ihrer Würde gelten lassen. In konkreten einzelnen Beispielen hat er das gezeigt. Er war geboren von einer hebräischen Mutter, also war er Jude. Jesus war voll Freude über den Glauben einer syrophönizischen Frau und eines römischen Offiziers. Er nahm die ihn suchenden Griechen freundlich auf und stellte seinen jüdischen Landsleuten provozierend den Häretiker aus Samarien als unvergessliches Beispiel der Nächstenliebe hin. Er würde uns heute die christliche Weltverantwortung neu entdecken lehren. (nach Hans Küng: Jesus, Piper 2002)
    Stille

Ewiger Gott, du hast uns ein Vorbild durch deinen Sohn Jesus Christus gesandt, der uns durch sein Leben und seinen Tod ein Lebensmodell geworden ist. Seine konkreten Verhaltensweisen und Orientierungen, die wir durch dein Wort in der Bibel überliefert bekommen haben, sind Vorbild für uns Menschen, die an dich glauben, und können es auch für andere Menschen sein. Wir bitten dich, lass uns gütig, barmherzig, zugewandt, liebevoll und friedfertig sein. Du hast die Menschen anderen Glaubens und anderer Herkunft als Menschen respektiert und sie in ihrer Würde gelten lassen. Wir wollen dir darin nachfolgen.
Wir singen: Herr, wir bitten, komm und segne uns, lege auf uns deinen Frieden. Segnend halte Hände über uns. Rühr uns an mit deiner Kraft.

  1. Kerze
    Am 26. Mai 2022 erhielten in Aachen drei Frauen aus Belarus den Karlspreis: Maria Kalesnikava, Veronica Tsepkalo und Swetlana Tichanowskaja, die bekannteste unter den drei politischen Aktivistinnen. Im autoritären Belarus sind die Stimmen der Demokratie, der Freiheit und des Rechts immer lauter geworden, erst einige, dann über hunderttausende von Stimmen. Und es waren vor allem 3 mutige Frauen, die der Verfolgung getrotzt und den Repressionen zum Trotz den Demonstrationen ein Gesicht gegeben haben und immer noch geben. Sie sind die Leitfiguren und Symbole für den Geist der Freiheit. So aus der Festschrift zur Preisverleihung. In Würdigung ihres mutigen Einsatzes gegen das autoritäre Regime erhalten sie den Karlspreis und sollen uns wieder wachrütteln, dass auch wir wieder stärker für die seit Jahrhunderten erstrittenen europäischen Werte eintreten.
    Maria Kalesnikava, die Musikschullehrerin, arbeite mit Musikern auch in Deutschland. Swetlana Tichanowskaja war Pädagogin und nach der Geburt ihrer 2 Kinder Hausfrau. Veronica Tsepkalo ist Mutter von 2 Kindern und hat 2 Universitätsstudien absolviert.
    Als im Mai 2020 dem Ehemann von Swetlana die Bewerbung um das Präsidentenamt verweigert wird und er unter fadenscheinigen Gründen inhaftiert wird, tritt sie selbst an. Veronica, Swetlana und Maria bündeln die Opposition und wollen einen demokratischen Aufbruch in Belarus. Wegen der Drohungen bringen die Frauen ihre Familien ins Ausland. Nach den gefälschten Wahlen wollen die Frauen protestieren und fliehen nach massiven Bedrohungen ebenfalls aus Belarus, außer Maria, die für 11 Jahre ins Gefängnis gehen muss.
    Mit ihrem entschiedenen und furchtlosen Einsatz setzen sie sich für Freiheit, Gleichheit und Solidarität ein und sind ein Vorbild, ein Lebensmodell für den demokratischen Freiheitskampf.
    Stille

Ewiger Gott, du gibst uns immer wieder Beispiele dafür, dass Menschen sich einsetzen für andere Menschen und vieles verändern können. Auch wenn sie im Persönlichen Drohungen, Ängste, Sorgen um die Familie u.a. erleiden müssen, lassen sie nicht nach in ihrem Einsatz für Frieden und Freiheit. Ihre Lebensplanung sah sicher ganz anders aus. Ihren Mut, sich für andere einzusetzen, bewundern wir sehr. Lass uns auch den Mut aufbringen, dass wir bei Ungerechtigkeiten und Herabwürdigungen Einspruch einlegen und den Schwächeren helfen und dass wir nicht wegsehen oder schweigen.
Wir singen: Herr, wir bitten, ….

  1. Kerze
    In unserer Nachbargemeinde Nottuln heißt das Gymnasium seit 2017 Rupert-Neudeck-Gymnasium und gedenkt damit einem weltweit bekannten Journalisten, der 1939 in Danzig geboren wurde und 2016 in Siegburg mit 77 Jahren während einer Operation starb. Besonders bekannt wurde er als Vorsitzender von der Hilfsorganisation Cap Anamur/ Deutsche Not-Ärzte, die er mit seiner Frau Christel 1979 gründete mit der Unterstützung von Heinrich Böll. Mit Hilfe des Frachters Cap Anamur, der heute noch als Denkmal in Troisdorf bei Köln zu besichtigen ist, rettete er über 10 000 Vietnamesen aus dem Südchinesischen Meer, die sogenannten Boatpeople, die infolge des Vietnamkrieges auf das Meer geflüchtet waren und hofften, auf ein anderes Land zu treffen. Dabei kamen insgesamt ca. 250 000 Menschen um.
    Wir wissen, dass auch heute noch zahlreiche Menschen im Mittelmeer starben und noch sterben auf ihrem Weg aus Afrika heraus nach Europa. Die aktuellen Nachrichten mit dem Krieg in der Ukraine, dem Klimawandel und der Energiekrise lassen dieses Unrecht in den Hintergrund treten.
    Da in Deutschland die Bedingungen für eine Aufnahme von Flüchtlingen schwierig und langwierig sind und waren, hat Rupert Neudeck sich oft auch am Rande der Legalität bewegt. Da der Rückhalt und die Spendenbereitschaft der Deutschen groß waren, wurden besondere Regelungen für eine Einbürgerung getroffen.
    Rupert Neudeck studierte nach seinem Abitur 1958 auch katholische Theologie und trat 1961 dem Jesuitenorden bei, nach dem Austritt studierte er in Münster weiter und promovierte zum Dr. phil. Anlässlich eines Jubiläums sagte er zur Motivation seines Handels: „Ich möchte nie mehr feige sein. Cap Anamur ist das schönste Ergebnis des deutschen Verlangens, niemals wieder feige, sondern mutig zu sein.“ Als Mitbegründer des internationalen Friedenskorps setzte er sich dafür ein, den Islam bekannt zu machen und Ängste vor dem Islam abzubauen. Zahlreiche Preise und Ehrungen für sein Leben und sein Werk zeigen ihn als den unermüdlich für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit arbeitenden Menschen. In Zusammenarbeit mit seiner Frau, die sein Lebenswerk fortsetzt, gelten beide als Vorbilder und Lebensmodelle im christlichen Sinne.
    Stille

Ewiger Gott, zwei Menschen haben nach einiger Zeit der Suche sich dem gestellt, was sie als ihre Aufgabe erkannt haben. Mutig und mit großem Durchsetzungswillen haben sie die Rettung von Menschenleben zu ihrer Lebensaufgabe gemacht und über 10 000 Menschen verdanken ihnen ihr Leben und bis heute ein gutes Leben in Deutschland und Europa. Guter Gott, lass uns solche mutigen Menschen, die auch heute noch im Mittelmeer Menschen retten, als Vorbild nehmen, dass wir sie unterstützen durch Gebet, Spenden und Gedanken.
Wir singen: Herr, wir bitten, komm …

  1. Kerze
    2014 war Malala Yousafzai aus Pakistan Friedensnobelpreisträgerin für ihren Einsatz für das Recht aller Kinder auf Bildung. Mit 17 Jahren erhielt sie die Auszeichnung als jüngste Preisträgerin überhaupt zusammen mit einem Inder, der sich auch für Bildung von Kindern und Jugendlichen einsetzte.
    Sätze wie diese haben Malala berühmt gemacht: Lasst uns unsere Bücher und Stifte nehmen. Sie sind unsere mächtigsten Waffen, ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung.
    Malala, im Juli 2997 im Swat-Tal in Pakistan geboren, hat Eltern, die sich für die Bildung von Mädchen einsetzen, insbesondere auch für muslimische Mädchen. Ihr Vater regte sie an, aufzustehen und zu sprechen, als ab einem bestimmten Alter der Schulbesuch für Mädchen untersagt ist, wie es auch heute wieder bei den Taliban in Afghanistan ist. Als sie 11 Jahre alt ist, schreibt sie eine Art Tagebuch auf einem BBC-Blog. Der Blog wurde schnell bekannt und ins Englische übersetzt und ihre Anonymität wurde dadurch aufgehoben. Auf dem Nachhauseweg wurde ihr Schulbus angehalten und ein Taliban schoss ihr aus nächster Nähe in Kopf und Hals. Nur 8 der 10 Täter wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Da Malala weiter in Lebensgefahr schwebte, wurde sie über verschiedene Krankenhausaufenthalte in Pakistan schließlich nach Birmingham in England in eine Spezialklinik verlegt. In zahlreichen Operationen wurde ihr Gesicht rekonstruiert und ihr Gehör wiederhergestellt. Ihre Familie zog zu ihr nach Groß-Britannien. Sie begann ein Studium und heiratete und lebt heute in Birmingham. Sie gründete verschiedene Initiativen für eine Bildung von Mädchen und hielt auch eine beeindruckende Rede vor dem Jugendparlament der UNO. Sie kann nicht, auch nicht für eine kurze Reise, in ihre alte Heimat Pakistan zurückkehren.
    Stille

Ewiger Gott, Malala ist ein Beispiel für ein mutiges Mädchen, das sich für ein Recht auf Bildung von Kindern, in diesem Fall für Mädchen einsetzt und die These vertritt: Bildung verändert die Welt! Malala musste fürchterliche Verletzungen erleben und durchleiden. Mit Hilfe ihrer Familie hat sie diese schwere Zeit überstanden und lebt nun friedlich in England. Ihr ist eine Rolle schon in so jungen Jahren zugewachsen, die auch andere ermutigen kann. In allen Ländern der Welt ist und bleibt Bildung der wichtigste Baustein für Entwicklung für alle. Ihr Beispiel zeigt aber auch, dass religiöser Fanatismus der Taliban keine Zukunft hat, unter dem aber immer noch viele Länder leiden.
Wir singen: Herr, wir bitten, komm …

  1. Kerze
    Die Benediktinerin Philippa Rath setzt sich ein für die Gleichberechtigung in unserer katholischen Kirche und ist in verschiedenen Gremien aktiv als „spätberufene Frauenaktivistin“ – wie sie es selbst sagt. Sie hat in ihrem Theologie- und Geschichtsstudium viel über die hl Hildegard geforscht und von ihr gelernt, dass es Frauen in der Geschichte gab, die mutig Kirche und Gesellschaft verändert haben. Hildegard hat versucht, in ihrer Zeit vor 900 Jahren den Glauben in den Bildern ihrer Zeit und der Sprache ihrer Zeit zu verkünden. Wir können von ihr lernen, dass sie ganz offen und mutig gesprochen hat. Sie hatte keine Angst, sie war tief verwurzelt im Glauben und dadurch angstfrei unterwegs. Hildegard hat den Großen und Mächtigen ihrer Zeit deutlich die Meinung gesagt, mit ihnen gestritten und sie immer wieder aufgefordert, auf den rechten Weg des Glaubens zurückzukehren. Sie hat Bußpredigten gehalten und Mahn-Briefe geschrieben. Sie hat auch, ganz ungewöhnlich für ihre Zeit, als Frau 2 Klöster gegründet. Sie war eine sehr starke Frau, von der wir viel lernen können.
    Stille

Ewiger Gott, du bist unser Vater durch Jesus Christus. Viele Menschen sind dir gefolgt und haben ihr Leben nach deinen Vorgaben ausgerichtet, nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit. Lass uns durch die beiden mutigen Frauen Philippa und Hildegard lernen, dass wir denken und sagen können, wie wir uns eine Vision von Kirche und Gesellschaft und die Glaubensweitergabe vorstellen. Wir sind gewiss, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als uns selbst, sondern dass da ein Schöpfergott uns alle und auch mich in seinen Händen hält.
Wir singen: Herr, wir bitten, komm …

  1. Kerze
    Wie immer ist jetzt Gelegenheit und Zeit, die persönlichen Anliegen ins Gebet und vor Gott zu bringen, in der Stille oder für alle hörbar – das Mikrophon steht bereit.
    Stille

Wir singen: Herr, wir bitten, komm ….

  1. Kerze
    Die Kerze für die Dankbarkeit. Wir sind dankbar für all die Menschen, die sich den täglichen Pflichten stellen, die ihre Familien ernähren, die Kinder erziehen, die in ihrem Familien- und Freundeskreis ein redliches Leben führen. Wir danken dir, dass es weiter Menschen gibt, die sich auch außerhalb ihres engen Verbundes einsetzen für Menschen in der Not in der Caritas, bei der Feuerwehr, bei der Tafel, nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, und so vieles mehr.
    Wir danken dir für Menschen, die aus kleinen Anfängen große Dinge bewegt haben und in deinem Sinne sich für Frieden, Gerechtigkeit, Bildung und Weiterentwicklung einsetzen. Sie sind uns ein Vorbild und eine Ermutigung. Ein Leben in Freiheit und Würde, ohne Hunger und Armut, erbitten wir für uns alle, aber warum scheint das heute so weit weg und unerreichbar zu sein?
    Nun wollen wir gemeinsam das Gebet sprechen, das uns mit der ganzen Welt und untereinander verbindet und das du uns gelehrt hast.

Vater unser

Segen:
Gott, mit dem wir durch deinen Geist verbunden sind,
wir bitten dich, segne uns.
Beschenke uns mit den Gaben deines Geistes,
gib uns Lebendigkeit, Weisheit und Mut,
um unser Leben zu bestehen,
Welt und Kirche in deinem Sinne zu gestalten.
Bewahre uns in deiner Liebe,
dass wir Liebe weitergeben.
Segne uns, damit wir ein Segen sind für andere.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Bruder,
vereint im Heiligen Geist. Amen.

GL 475:
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du unser Gott alleine.