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Friedensgebet 14.September

gestaltet von Norbert Gundt als PDF.

Liebe Mitchristen,

zu diesem Gebet für Frieden begrüße ich euch alle ganz herzlich und freue mich über euer Kommen.

Beginnen wir

An den Anfang möchte ich das Lied 839 im GL stellen oder vielleicht an den Schluss.

Radim, zünde bitte die erste Kerze an.

Wir sind hier zum ökumenischen, politischen Friedensgebet versammelt.

Wie erreichen wir Frieden? Jesus hat uns mit dem Gebot der Gottes-, Menschen- und Selbstliebe den Schlüssel zum Frieden überall auf der Erde für alle Menschen in die Hand gegeben. Aber er hat auch gesagt: Liebet eure Feinde! Tut Gutes denen, die euch hassen! Und damit ist der Kern zum Scheitern für das Erreichen des Friedens schon gelegt.

Meinen Feind lieben. Jemandem Gutes tun, der mich hasst.

Was für eine Zumutung!

Ich will mit meinem Feind nichts zu tun haben.

Liebet eure Feinde. Liebt auch die, die euch übel mitspielen.

Dieses Wort steht im Raum, es kommt von Jesus.

Dass dieser Jesus es einem aber auch immer so schwer macht!

Herr, unser Gott, Du stellst mit Deinem Gebot an uns hohe Anforderungen. Wir sind diesem Gebot gegenüber schwach und auch unwillig, weil es uns widernatürlich ankommt. Wir brauchen die Kraft Deines Heiligen Geistes, um mit dieser Botschaft einig zu werden. Sende uns diesen Geist. Wir brauchen ihn, um für uns Klarheit zu finden.

Singen: Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Pause

Radim, entzünde bitte die 2. Kerze

Es gibt das Sprichwort: Wenn du den Frieden willst, dann arbeite für den Frieden.

Wie erreichen wir Frieden? In Afrika Brunnen bohren? In Lateinamerika gegen die Brandrodung vorgehen? Für Adveniat oder Misereor spenden? In der Corona-Zeit für die isolierten Nachbarn einkaufen? Aus dem Flüchtlingslager Moria die Gestrandeten aufnehmen?

Das alles kann es heißen. Es sind aber doch nur wenige der vielen Facetten, die das Wort „Frieden“ umgreift. Drängend ist aber momentan die Misere der Gestrandeten in Moria, die Unterstützung des UNESCO Kinderhilfswerks, der Friedensprozess in Afghanistan, die Befriedung Syriens ... . Man findet so schnell kein Ende der Liste.

Friede. Ein Wort, das bei allen Menschen Assoziationen hervorruft. Wir sehnen uns nach einem Frieden, der von Gerechtigkeit, Verlässlichkeit, ökonomischem Ausgleich und Empathie getragen wird.

Und da stoßen wir schon wieder an die Grenzen unserer Wunsch- oder Idealvorstellung. Schon bei dem Begriff „Gerechtigkeit“ stoßen wir auf Schlagworte wie „Flüchtlinge in aller Welt“, „gerechte Unterbringung“, „Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern“, „gerechter Lohn“, „Gerechtigkeit für Tiere“. Wir wünschen uns Gerechtigkeit an allen Ecken und Enden, wo sie immer neu mit Ungerechtigkeit zusammenprallt.

Herr, unser Gott, unsere Welt ist von Gegensätzen wie gut – böse, gerecht – ungerecht, göttlich – menschlich geprägt. Diese Gegensätze beinhalten Dynamik. Sie fordern unsere Entscheidung. Sende uns Kraft und Mut zur Entscheidung, für Dein Gebot der Liebe einzutreten und zu arbeiten.

Singen: Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Pause

Radim, entzünde bitte die 3. Kerze

Wie erreichen wir Frieden? Im Lied heißt es: Die Gedanken sind frei. Freiheit gehört zum Frieden. Das ist toll. Ich kann denken, was ich will. Und das ist mir im Grundgesetz auch noch als hohes Gut der Meinungsfreiheit verbrieft.

Ich kann diese Gedanken also auch laut hinausposaunen. Und schon haben wir wieder den Konflikt. Das gilt für alle Menschen. Das gilt auch für Menschen, deren Gedanken ich nicht teilen kann, deren Gedanken ich abscheulich, widerwärtig, abstrus, idiotisch, krank empfinde.

Und auch hier stoßen wir wieder an Jesu Wort.

Wir müssen die Menschen tolerieren, auch wenn uns deren Ansichten gegen den Strich gehen, auch wenn sie uns aggressiv machen, dass wir schreien könnten. Wir müssen ihre Ansichten nicht akzeptieren oder tolerieren. Meinungen können unvereinbar sein und bleiben unvereinbar neben einander stehen, wenn kein Ausgleich möglich ist.

Herr, unser Gott, gib uns die Kraft zum Aushalten von Spannungen. Lass es uns aushalten, wenn wir mit Meinungen konfrontiert werden, die unserer Meinung völlig entgegenstehen. Sende uns immer wieder neu Jesu Bild und Beispiel, wie er Gegensätze entschärft oder ausgehalten hat.

Singen: Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Pause

Radim, zünde bitte die 4. Kerze an

Wie erreichen wir Frieden? Als Gemeinde durchleben wir gerade eine Zeit drängender Wünsche nach Veränderungen. Diese Wünsche prallen auf teils heftigen Widerstand der Kirchenoberen. Deren starre Haltung alsReaktion auf die Wünsche nach Veränderung führt dazu, dass den Kirchen die Mitglieder weglaufen. Sie glauben nicht mehr an alltagstaugliche Antworten durch die Kirche. Sie haben den Eindruck, Kirche kreise im Moment um sich selbst und sei bestrebt, alles so zu erhalten, wie es immer war. In Ewigkeit. Amen.

Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen. Gilt das auch ohne Priester? Gilt das auch, wenn Laien predigen? In Lateinamerika sind diese Formen erfolgreich; Jesu Botschaft, durch Personen aus ihrer Mitte verkündet, hat im Alltag etwas zu sagen. Vielleicht brauchen wir hier auch nur neue Worte, neue Formen, um diese Botschaft an die Menschen zu bringen. Nur durch Veränderung erwachsen Möglichkeiten für Neues. Auch Möglichkeiten zum Frieden zwischen Gemeinden und Kirchenoberen erwachsen in dieser Zeit neu.

Herr, unser Gott, veränderte Bedingungen erfordern neues Denken in alle Richtungen. Sende uns Deinen Geist der Erkenntnis und Klarsicht. Wir wollen neue Gedanken denken, Gedanken neu denken, aber dabei Deinen Anspruch an uns, Frieden zu schaffen, nicht aus dem Auge verlieren.

Singen: Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

Pause

Radim, zünde bitte die 5. Kerze an

Wie erreichen wir Frieden? In der Friedensbewegung entstand der Slogan: Schwerter zu Pflugscharen. Ich finde die Idee einfach schön. Eine Idee, die man einfach umsetzen könnte. Eine schöne einfache Idee oder bloß eine schöne Idee?Wir müssen die Idee auf ihre Tauglichkeit hin prüfen. Wir müssen uns fragen: Was sind Schwerter im Alltag? Was sind Pflugscharen im Alltag? Bei Pflugscharen ist die Antwort einfach. Pflugscharen sind Werkzeuge, die der Landwirtschaft dienen, und solche Werkzeuge braucht man immer.Schwieriger ist für mich die Antwort auf die Schwerter. Schwerter stehen für Waffen. Waffen sollen also zu Pflugscharen umgearbeitet werden. Was haben wir dann statt der Waffen? Können wir Frieden schaffen ohne Waffen? Wieder so ein süffig eingängiges Schlagwort aus der Friedensbewegung. Fragen wir uns: Brauchen wir Waffen? Braucht Frieden eine Verteidigung?Die Vorfälle am Bundestag haben deutlich gezeigt, dass wir eine gesetzlich legitimierte Ordnungsmacht brauchen,die den Raum offen hält, in dem Freiheit und Frieden erhalten bleiben.Herr, unser Gott, Du selbst hast uns den durch Dein Beispiel den Schlüssel gezeigt, wie wir Gegnern entgegentreten können. Du hast uns Dein Gebot der Liebe gegeben. Auch der, der aggressiv handelt, der an allem herumnörgelt, möchte geliebt werden. Stärke uns mit Deiner Kraft, dass wir ihm diese Haltung zeigen und er erkennt, dass er keinen Gegner oder Feind hat, dem er aggressiv oder nörgelnd begegnen muss. Hilf uns dabei, Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft zum Gespräch, zur Ehrlichkeit aufzubringen. Verhilf uns zu der Einsicht, dass Liebe stärker ist als Hass, ähnlich wie Wasser, das auch den härtesten Stein mit der Zeit abschleift. Lass in uns aus dieser Einsicht eine Haltung nach außen erwachsen.

Singen: Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Pause

Radim, entzünde bitte die 6. Kerze

Wie erreichen wir Frieden? Wir suchen nach Geborgenheit, Aufgehobensein, Möglichkeiten zum Zur-Ruhe-Kommen.

Wir streben nach einem sicheren Hafen als Ankerpunkt unter unseren Mitmenschen, in der Politik, in der Religion, wo uns kein störender Einfluss beeinträchtigt.

Jeder von uns hat seine ganz spezielle Vorstellung, welcher Teil seines Lebens diesem Frieden entgegensteht. Jeder von uns kann jetzt still für sich oder auch öffentlich seinen Wunsch nach Beseitigung der Störung des Friedens vor Gott tragen.

Singen: Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.

Pause

Radim, entzünde bitte die 7. Kerze

Wie erreichen wir Frieden?

Friede ist einfach schön. Einfach schön? Schön einfach?

Was soll unser Friedensgebet bewirken? Was nehmen wir von diesem Friedensgebet mit nach Hause?

Wir beten um Frieden. Heute um Frieden, morgen um gutes Wetter, übermorgen für Priesterberufungen, für die Armen auf der Welt ... Arbeiten wir Gebete ab, so wie man Aufgaben macht, wie man Fleißkärtchen sammelt?

Herr, unser Gott, wir sind dankbar dafür, dass Jesu Botschaft der Liebe zu uns gekommen ist. Verleihe uns den Mut, die Stärke, die innere Ruhe, die Überzeugung und die geduldige, liebevolle, empathische Beharrlichkeit, Jesu Botschaft der Liebe durch unsere Gesinnung zu verkörpern. Und das ist alles andere als schön einfach.

Singen: Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns

Beten wir zum Abschluss gemeinsam das Vater Unser

Der Herr,
segne und behüte uns,
er sei uns hilfreich und gnädig
und lasse seinen Frieden zu uns kommen.
Amen.

Zum Abschluss

GL 839 Wo Menschen sich vergessen