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Friedensgebet 08. Mai

Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 08. Mai 2023 als PDF zum Download von  Thomas Ring

Beginn
Im Namen des Lebendigen Gottes, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Unser Abendgebet steige auf zu dir, Ewiger, und es senke sich herab dein Erbarmen.
Dein ist der Tag und dein ist die Nacht.
Lass, wenn des Tages Schein vergeht, das Licht deiner Wahrheit uns leuchten.
Geleite uns zur Ruhe der Nacht und vollende dein Werk an uns in Ewigkeit.
Amen.

Einleitung
Vor genau 78 Jahren endete der mörderische 2. Weltkrieg mit der Kapitulation des faschistischen Deutschen Reiches. Der 8. Mai, er war lange ein Feiertag der alliierten Sieger und des befreiten Europa alleine. Es brauchte erst einen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 in einer Rede vor dem Bundestag einen Gedenktag der Befreiung von Gewaltherrschaft und Unrecht und der Erlösung von der Geißel des Kriegs postulierte.
Diese Ambivalenz, diese Doppeldeutigkeit von Niederlage und Befreiung gehört seitdem unbestritten zur Grundlage der deutschen Geschichte. Wir werden an diesem geschichtsträchtigen Datum daran erinnert, dass Krieg - jeder Krieg - Gewalt und Unrecht, Leid und Lügen, Tod und Trauer mit sich bringt. Wir erkennen und bekennen: es gibt keinen gerechten Krieg, und erst recht keinen heiligen. Krieg ist immer unheilig und stiftet maßloses Unheil.
Alle Hoffnung liegt dagegen im Frieden. Erst im Frieden kann die Heilung beginnen von Schmerz, Trauer und Wut. Ein gerechter Friede ist die Grundlage für jede ehrliche und dauerhafte Versöhnung.
Eines der bekanntesten Friedens- und Versöhnungsgebete ist das Friedensgebet von Coventry, das 1958 um die Welt ging. Es nennt 7 Anliegen und schließt 7mal mit der Bitte: Vater, vergib. Diese Worte ließ der Dompropst von Coventry noch während des Krieges an der Stirnwand der ausgebombten Kathedrale von Coventry einmeißeln. Father, forgive. Vater, vergib. Ich lade Sie ein, heute in diese Worte mit einzustimmen, wenn wir beten.

Gebetsanliegen

Wir zünden die erste Kerze an.
Krieg ist nicht möglich, wenn nicht zuvor der Hass geschürt wird auf die anderen, die Feinde. Hass vergiftet die Seele. Hass macht aus meinem Nächsten, den ich lieben soll wie mich selbst, den Gegner, den Feind.
Die Mächtigen schüren den Hass, denn mit ihm können sie die Menschen kontrollieren.

Mit den Worten aus Coventry beten wir:
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse. Vater, vergib!

- - S T I L L E - - -
Wir zünden die zweite Kerze an.
Viele Konflikte auf der Welt werden um den Besitz und die Ausbeutung von wertvollen Rohstoffen ausgetragen: ob im Kongo, im Sudan, in Brasilien oder Venezuela. Die natürlichen Ressourcen des Landes werden von einer korrupten Elite ausgebeutet und von internationalen Konzernen begehrt.

Mit den Worten aus Coventry beten wir:
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist: Vater, vergib!

- - S T I L L E - - -

Wir zünden die dritte Kerze an.
An vielen Orten auf der Welt wird das Leben von Menschen und Tieren immer mehr durch Dürre, Überschwemmungen oder Stürme bedroht. Wir wissen, dass die Erde verletzlich ist. Aber gelingt es uns, gerecht, einfach und nachhaltig zu leben und für das Geschenk der Schöpfung zu sorgen? Oder bleiben wir gefangen im Besitzstandsdenken und der Unfähigkeit, auf Gewohntes und lieb Gewonnenes zu verzichten zum Wohl der ganzen Erde?

Mit den Worten aus Coventry beten wir:
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet: Vater, vergib.

- - S T I L L E - - -

Wir zünden die vierte Kerze an.
Wir verschließen oft lieber die Augen davor, dass unser Wohlstand in Deutschland, in Europa, sehr viel mit der Armut in anderen Teilen der Welt zu tun hat. Und wir haben Angst, unseren Wohlstand zu verlieren, wenn die Strukturen von Ausbeutung und Unterdrückung ernsthaft abgeschafft werden. Wir wollen billige Kleidung, billiges Öl und Benzin, billigen Kaffee und Tee. Aber wer zahlt den Preis dafür?

Mit den Worten aus Coventry beten wir:
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen: Vater, vergib.

  • - - S T I L L E - - -

Wir zünden die fünfte Kerze an.
So viele Menschen wie noch nie in der Geschichte der Menschheit müssen ihre Heimat verlassen. Kriege und Bürgerkriege, Dürren und Hungernöte, politische oder religiöse Verfolgung zwingen Millionen Menschen dazu, ihr Zuhause zu verlassen, ihr Hab und Gut aufzugeben und liebe Freunde und Familie zurückzulassen. Sie alle eint die Hoffnung auf einen Ort, an dem sie leben können, ohne Bedrohung, ohne Angst vor Gewalt und Tod.

Mit den Worten aus Coventry beten wir:
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge: Vater, vergib.

  • - - S T I L L E - - -

Wir zünden die sechste Kerze an.
Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. Wer einem anderen Menschen Gewalt antut, körperlich, seelisch oder sexuell, der versündigt sich an Gott selbst. Viel zu spät haben wir in unserer Gesellschaft, in Vereinen und Kirchen, angefangen, Missbrauch wirksam zu verhindern und Täter ohne Ansehen der Person zur Verantwortung zu ziehen.

Mit den Worten aus Coventry beten wir:
Die Entwürdigung von Frauen, Männern und Kindern durch sexuellen Missbrauch: Vater, vergib.

  • - - S T I L L E - - -

Wir zünden die siebte und letzte Kerze an.
Gott des Friedens. Deutschland und Westeuropa erleben seit 70 Jahren eine Periode des Friedens. Dankbar blicken wir zurück auf die gelungenen Momente der Versöhnung, auf die entstandenen Freundschaften
und Partnerschaften zwischen den Völkern. Wir danken dir, dass du uns über so lange Zeit vor Krieg im eigenen Land bewahrt hast. Wir müssen uns aber auch immer wieder daran erinnern lassen, dass ein friedliches Miteinander zwar unser aller Initiative und Einsatz braucht, aber zugleich auch ein großes Geschenk ist und nicht allein in unserer eigenen Hand.

Mit den Worten aus Coventry beten wir:
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott: Vater, vergib.

Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebe einer dem anderen, wie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. Mit seinen Worten beten wir gemeinsam:

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen
Wir vertrauen auf Gottes Segen für uns und alle, die uns am Herzen liegen:
Der HERR behütet dich.
Der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Amen.

Lasst uns zum Abschluss unsere Stimme erheben zur gesungenen Friedensbitte: „Verleih uns Frieden gnädiglich…“