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Friedensgebet 08. August

Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 08. August 2022 als PDF zum Download von Renate Langenheder

Begrüßung
Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Noch einmal lade ich Sie heute ein, sich dem Leben des Profeten Jeremia ein wenig anzunähern.
Heute betrachten wir einen Brief, den er geschrieben hat. Er ist verzeichnet im Buch des Profeten Jeremia, Kap. 29. Wir beziehen uns auf die Verse 1-14

Einige Worte zur Einordnung dieses Briefes möchte ich vorausschicken:
Es war Jeremias Schicksal, zu dem ihn Gott bestimmt hatte, den Menschen des Staates Juda zu sagen, daß ihr Land von der Großmacht Babylonien angegriffen und zerstört werden würde.
Diese Angriffe trugen sich in zwei Wellen zu:
597 v. Chr. geschah die erste Belagerung Jerusalems, die mit der Wegführung des Königs Jojachin und der Oberschicht nach Babylonien endete.
Der zweite Angriff 9 Jahre später endete mit der eineinhalbjährigen Belagerung Jerusalems und der vollständigen Zerstörung der Stadt und des Tempels und der Deportation der wenigen Übelebenden. 587 v. Christus.
Der Skandal der Botschaft des Profeten Jeremia war, dass er den Angriff der Babylonier auf den Staat Juda interpretierte als Gottes Strafgericht über die Menschen Judas, weil sie sich von der Verehrung Jahwes als des unsichtbaren und sich nur in seinem Wort offenbarenden Gottes abgewandt hatten.
So war Jeremia wenig geliebt bei dem Kultpersonal des Tempels und auch nicht bei den Herrschenden.
Mehr als einmal wurde er gefangen gesetzt, gefoltert und entkam nur mit Mühe dem Tod. Jeremia schrieb diesen Brief um 597 an die Judäer, die nach Babylonien weggeführt wordenwaren nach der 1. Belagerung der Stadt Jerusalem.

Wir lesen den Brief, den Ihr in Händen habt, in Abschnitten und werden uns von den einzelnen Gedanken ins Gebet führen lassen.

1. Dies ist die Geschichte von dem Brief, den der Prophet Jeremia von Jerusalem an den Rest der Ältesten der Verbannten und an die Priester und Popheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem weggeführt hatte, nach Babel schickte. (Jer. 29,1)

Wir entzünden die 1. Kerze.
Sie leuchtet für die hohe Verantwortung derer, denen das Wort Gottes aufgetragen ist. Sie endet nicht an Landesgrenzen. (Jer.29,1)

Mich bewegt seit langem die Frage, warum es uns Menschen so schwer fällt, die Dominanz nationalstaatlicher Interessen hinter uns zu lassen und die übergreifenden menschheitlichen Ziele konsequenter zu verfolgen.
Drängend genug ist die weltweite Situation durch die Unübersehbarkeit des Klimawandels, durch die Begrenztheit der Ressourcen, von Wasser Erde Luft, Feuer= Energie.
Drängend genug ist die Situation durch die ungleiche Verteilung der Lebenschancen auf unserem Globus und durch die Realität von Krieg und Bürgerkrieg.
Jeremia zeigt es anders. Er spürt Verantwortung für die Deportierten, die außer Landes gebracht wurden, dort, in Babylonien, aller Rechte beraubt und der Willkür der Herrschenden ausgesetzt sind. Er hält Verbindung zu ihnen, weiß sich mit seinen prophetischen Gaben auch ihnen bleibend verpflichtet.

Gebet
Ewiger Gott, du unser Vater.
Dein Sohn Jesus Christus hat den Seinen als Lebensform 'Geschwisterlichkeit' anempfohlen.Vertiefe in uns seine Vision von der Gleichheit aller Menschen. Lass sie in uns leuchten. Sie gilt um deines Namens willen… weltweit. Hilf uns in der Kraft deines Geistes die Grenzen nationaler Enge und Egoismen zu überwinden.

-Stille-

2. So hat Jahwe, der Gott Israels zu allen Verbannten gesprochen, die von Jerusalem nach Babel weggeführt worden sind, unter ihnen der König Jojachin, seine Mutter, dasGefolge und die Schmiede und die Schlosser. (Jer. 29,2-4)

Wir entzünden die 2. Kerze.
Sie leuchtet für die Bedeutung der geistigen und politischen Führung eines Landes unddie Bedeutung der Handwerker

Wir Menschen brauchen geistig kompetente, politische Führungseliten, denen zu vertrauen ist. Finden unsere geistigen und politischen Eliten die Inspiration, die sie brauchen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden?
Jeremia hatte den Mut, sie mit dem Anspruch Gottes an die Ausübung ihres Berufes zu konfrontieren.
Zudem erwähnt er als Adressaten seines Briefes auch die Handwerker.
Er nennt vor allem die Schmiede und die Schlosser.
Würden sie ihr Handwerk einsetzen, um dem Leben zu dienen? Den Babyloniern waren sie vermutlich nützlich, weil sie sich auf's Waffenschmieden verstanden.

Wir merken gerade in Deutschland das Fehlen der Handwerker im konkreten Alltag. Und zuHandwerkern sind neben Schmied und Schlosser, auch die Bäcker, die Metzger, die Gärtner, die Schneider, die Landwirte, die Köche, die Schreiner, die Maurer zu zählen. (Meine Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.)Letztendlich gehören alle Menschen dazu, die in der Produktion der Güter arbeiten, die wir tagtäglich brauchen und verbrauchen. Müssen wir uns bildungspolitisch nicht dringend neu orientieren?

Gebet
Wir haben die Wertschätzung handwerklicher Fähigkeiten lange vermissen lassen. In unserer Gesellschaft galten andere Berufslaufbahnen als attraktiver. In der Kraft deines Geistes,
den wir aus Jeremias Worten spüren, schenke uns Kraft zum Undenken, der du, Gott, Gaben und Talente unterschiedlichst in deine Menschen hineinlegst und sie beauftragst, sie zur Erhaltung des Lebens einzusetzen.

-Stille-

3. Bauet Häuser und wohnet darin; und pflanzet Gärten und esst ihre Frucht. Nehmt Frauen und zeugt Söhne und Töchter und nehmt euren Söhnen Frauen, und eure Töchter gebt Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären, damit ihr euch dort vermehrt und nicht vermindert. (Jer. 29, 5-6)

Wir entzünden die 3. Kerze.
Sie leuchtet für Lebensmut in der Fremde, trotz Unfreiheit und Unterdrückung.

Die Botschaft des Propheten ist eindeutig. Er schreibt den Weggeführten:
Versinkt nicht in Verzweiflung angesichts der faktischen Gefangenschaft und angesichts des Verlustes alter Sicherheiten, auch bezogen auf eure Gotteserfahrung.
Baut Euch Existenzen auf, pflanzt Gärten und darin Obst und Gemüse, davon ihr leben könnt.
Zeugt Kinder, damit ihr euch gegenseitig stützen könnt in einer großen Gemeinschaft.

Erlaubt mir eine persönliche Bemerkung:
Die Vorstellung, viele Kinder zu bekommen, war mir als einer Nachkriegsgeborenen in Deutschland fremd. Ich erfuhr aus der jüngsten Geschichte der Nationalsozialisten die Verherrlichung von Mutterschaft, damit der Führer Soldaten für seine Kriege oder Menschen zur Unterjochung etwa der slawischen Völker rekrutieren konnte. Das hat mich geprägt.
Ein Sohn ist uns dennoch geschenkt worden.
Viele junge Menschen fragen sich durch die Zeit, können wir in diese Welt, so wie sie ist, noch Kinder setzen. Meine Mutter ist übrigens 1948 auch so gefragt worden.
Die Statistik zeigt, wie die Antwort auf diese Frage inzwischen lautet in Europa, trotz materiellen Wohlstands, von dem 1948 nichts zu spüren war.
Statistisch gesehen werden in Europa aktuell 1,5 Kinder pro Frau geboren.
Fehlt uns die Ermutigung zum Leben, Vertrauen in die Zukunft aus der Hand Gottes,wie sie Jeremia ausspricht? Fehlen uns Glaube Hoffnung Liebe?

Gebet
Ewiger, nie ist das Leben in unserer Hand. Auch nicht das Leben unserer Kinder und Kindeskinder.
Aber das Vertrauen wecke in uns auf und in den vielen, dass du es gut meinst, auch unter schwierigsten Bedingungen. Du schaffst dem Leben Nischen des Überlebens in Zuversicht und Liebe. Lass es uns nie vergessen, dass du uns bleibst als Anfang und Ende und in jedem Augenblick, den wir durchleben und manchmal auch durchleiden.

-Stille -

4. Und sucht das Heil des Landes, wohin ich euch weggeführt habe, und bittet für es zuJahwe! Denn auf seinem Heil beruht euer Heil. (Jer. 29,7)

Wir entzünden die 4. Kerze.
Sie leuchtet für die Mitverantwortung der Mitbürger auf Zeit für die aufnehmende Gesellschaft.

Was der Prophet von seinen gefangenen Brüdern und Schwestern in der Fremde erwartet, und was er ihnen von Gott her ausrichten läßt, ist eine Zumutung, die wir im damaligen Weltverständnis kaum ermessen können.
Sie sollen sich dahingehend in die sie beherrschende Gesellschaft einbringen, dass sie den Shalom
des Landes, das Wohlergehen an Leib und Seele, den Frieden der Gedanken und Worte, des alltäglichen Miteinanders in jeder Weise mit aller Kraft befördern.

In unser Land, nach Europa, kommen tagtäglich ungezählte Menschen, übers Mittelmeer über die Balkanroute, auf dem direkten Landweg aus der Ukraine. Sie kommen aus Afrika, aus dem Orient, aus Asien. Sie kommen mit der hohen Erwartung und der großen Bereitschaft, sich hier in dieses Gefüge des umfassenden Shalom in weiten Teilen Europa sinnvoll einzubringen.
Den Menschen aus der Ukraine wird dazu die Tür bereitwilligst geöffnet. Nicht aber den anderen. Das tut so weh. Denen, die davon unmittelbar betroffen sind und die Ungleichbehandlung am Leibe spüren und in den Seelen, und das seit Jahren….und uns, - in der Arbeit mit Geflüchteten - die wir das miterleben müssen und staatliches Handeln erklären sollen.

Gebet
Dein Shalom für alle, Ewiger, beginnt im Kleinen, auch hier in Billerbeck, im Münsterland. Zerbrich die Bande der Ungleichbehandlung von Geflüchteten in unserem Land. Wie soll es uns gut gehen, wie sollen wir den Frieden, deinen Shalom genießen, wenn Menschen neben uns leiden und Ungleichbehandlung so deutlich spüren. Wecke uns auf zu deinem Frieden und alle, die sich um Gesetzgebung kümmern, in unseremLand und in Europa.

-Stille -

5. Und hört nicht auf die, die trügerisch weissagen in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt – ist Jahwes Spruch. Denn so hat Jahwe gesprochen: Wenn 70 Jahre für Babel voll geworden sind, werde ich mich eurer wieder annehmen und werde an euch meine Verheißung erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe – ist Jahwes Spruch – Gedanken des Heils und nicht des Unheils, euch Zukunft und Hoffnung zu geben. (Jer. 29,9-11)

Wir entzünden die 5. Kerze.
Sie leuchtet für die guten Gedanken Gottes, die Zukunft und Hoffnung in den Menschen wachsen lassen.

Wir sind eine überinformierte Weltgesellschaft. Viele Zeitgenossen schützen sich inzwischen vor zu viel Information, indem sie sich keinen vermeintlich objektiven Nachrichten mehr aussetzen. Ohnehin weiß niemand so genau, wer sie lanciert hat und ob sie vertrauenswürdig sind.
Trotzdem trägt jeder sein individuelles Weltbild – handy-gestützt- mit sich herum und empfängt Nachrichten, die blinder Zufall und geschickte Werbung uns zuspielen.Oder wir liefern uns einer interessengeleiteten Auswahl aus, mit der wir selbst tätig werden und vertrauen Google oder anderen Nachrichtendiensten.

Wie anders war Jeremias Welterfahrung. Dazu ersehen, von Jahwe, SEIN Wort zu sagen zur Zeit und zur Unzeit, bringt er sich selbst ganz und gar in die Waagschale. Steht mit seinem Leben ein als Zeuge der Gegenwart Gottes und seiner Allmacht.
Ob wir als Christen und Christinnen im 3. Jahrtausend n. Christus, diese geistige Kompetenz wiedergewinnen und die Glaubwürdigkeit Zeugen Jesu Christi zu sein? Wir sind viele, weltweit. Nehmen wir unsere Chance wahr.
Beten wir darum in der Stille.

-Stille-

6. Und wenn ihr mich sucht, so werdet ihr mich finden. Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, so werde ich euch erscheinen und euer Schicksal wenden und euch sammeln aus allen Völkern und aus allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe – ist Jahwes Spruch – und werde euch an den Ort zurückbringen, von dem ich euch in die Verbannung geführt habe.(Jer. 29, 12-14)

Wir entzünden die 6. Kerze.
Sie leuchtet für Gottes Bereitschaft, sich den suchenden Menschen zu offenbaren als der, der er ist. Der Befreier. Der, der die Menschen sammelt, die ihn hören.

Wen suchen wir, wenn wir Gott suchen? Den All-Einen? Den, der auf unbegreifliche Weise das Schicksal der Völker und seiner Menschen lenkt? Suchen wir den, der es auf freundlicheWeise dann doch gut meint mit uns allen, egal, wie wir gelebt, was wir geglaubt und gehofft haben?
Im vermeintlich christlichen Abendland, das in 2000 Jahren wirklich seine Unschuld verloren hat, ist es nicht mehr alleiniges Privileg der Kirchen, Gottsuche zu interpretieren und zu gestalten. Dennoch bleibt kein Mensch davon frei, sich der Frage zu stellen, wer oder was ist dein Gott?
Woran hängst du dein Herz? - und darauf eine Antwort geben zu müssen.

Gestattet mir eine zweite sehr persönliche Bemerkung.
Aus der jüdisch-christlich-muslimischen Tradition der Gotteserkenntnis kommend, ist der Weg der Gottsuche einfach. Gott hat den Weg zu ihm selbst geebnet.
ER hat sich in seinem Wort gebunden. Geradezu dingfest gemacht. Mehr geht nicht. Sein Wort ist der einzig sichere Pfad der Verbindung zwischen IHM und uns.
Von der Zuverlässigkeit, mit der Jeremia den Weggeführten in Babylonien sagen konnte: 70 Jahre, länger wird eure Gefangenschaft nicht dauern, leben wir bis heute.Und wir ziehen daraus die Zuversicht, dass auch die Worte Jesu im Evangelium Silbe für Silbe verläßlich sind.
Hören wir nicht auf, die von Gott ausgelegten Pfade zu begehen, um bei ihm zu sein und ihn an jedem Ort der Welt zu finden und auch in der Welt, die jenseits des Todes uns erwartet.
Was für ein großartiges Zeichen ist es nach wie vor,
dass von Gott her Sammlung und Stärkung von Gemeinschaft geschieht unter seinem Wort. Beten wir darum, dass wir diese tiefe Dankbarkeit spüren, dass Gott uns so sehr entgegenkommt.
Beten wir darum, dass wir beieinander bleiben im Ringen um das Verständnis des Wortes unseres Gottes und im Gebet.

-Stille-

7. So sagt es Jesus im Evangelium: (Mt. 7,7-8) Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

Wir entzünden die 7. Kerze.
Sie leuchtet für Jesus Christus, durch den wir, die wir zu den Völkern gehören,Anteil haben an den Verheißungen Gottes, die er seinem 1. Bundesvolk gegeben hat.

So sprechen wir Jesu Worte im Vertrauen darauf,
dass sich jede Silbe an uns und unseren Menschengeschwistern erfüllen möge. Nach der Gnade Gottes.

Vaterunser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib und heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen
Der Herr segne dich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Singen wir zum Abschluß das hebräische Lied, das Sie sicher alle kennen werden : Hevenu shalom alejchem….. Wir wünschen Frieden euch allen!! Nehmen wir es mit in unsere Gedanken über die Menschen in den Kriegsgebieten unserer Erde.