Friedensgebet 02. Januar
Ökumenisches Montagsgebet am Montag, dem 02. Januar 2023 als PDF zum Download von Renate Langenheder
Sehr von Herzen einen guten Abend zu unsrem Friedensgebet am 1. Montag im Neuen Jahr.
Wir beginnen es im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Was ich uns für dieses neue Jahr wünsche, geht aus von der Jahreslosung.
Es ist ein kleiner Vers mit großer Bedeutung aus dem 1. Buch Mose:
Du bist ein Gott, der mich sieht. Genesis 16,13
Die Geschichte aus der diese Gotteserfahrung stammt,
schicke ich kurz voraus.
Sie führt uns in die Uranfänge der Gottesoffenbarungen.
Abram der Stammvater Israels,
der Stammvater der Juden, der Christen und der Muslime
sah sich als Gegenüber eines Gottes, der sich ihm mitteilte. Quasi auf Augenhöhe. Gott rief ihn, hochbetagt, aus seiner Heimat weg in ein unbekanntes Zukunftsland.
Er zeichnete ihn aus mit einer Verheißung, die physisch ihm und seiner Frau Sarai kaum noch möglich war. Er sollte Stammvater eines Volkes werden, groß wie das Meer der Sterne am Himmel.
Aber schon in den Anfängen dieser menschheitlich so bedeutenden Geschichte
trug sich das Leben immer nur Schritt für Schritt zu. War begleitet von Zweifeln, Kompromissen und einer Realität, die alle Beteiligten dazu zwang, sich ihr ohne wenn und aber zu stellen.
Diese Verheißung: Du wirst ein großes Volk werden, stand im Gegensatz dazu,
dass Abrams Frau einfach nicht schwanger werden wollte und offensichtlich auch nicht konnte. So verfiel Sarai auf die Idee, Abram ihre Sklavin Hagar zu einer nächtlichen Begegnung anzubieten, damit wenigstens Abram auf diese Weise zu einem Nachkommen verholfen werden würde.
Die Sklavin Hagar hatte keine Chance sich zu wehren.
Sie wurde von Abram schwanger. Diese Schwangerschaft verlieh ihr eine neue Position gegenüber Sarai. Hagar fing an, Sarai zu verachten und ihr diese Verachtung auch deutlich spüren zu lassen.
Sarai hinwiederum wollte die ursprünglichen Machtverhältnisse wieder herstellen. Auf welche Weise wird nicht berichtet. Jedenfalls floh Hagar vor diesen Maßnahmen in die Wüste und hielt sich mutlos allein an einer Wasserstelle auf.
Wir entzünden die 1. Kerze für Menschen in auswegloser Situation.
Wir beten für Menschen in auswegloser Situation, die wir jetzt in diesem Augenblick vor Augen haben, weil Gott sie uns vor Augen stellt.
Wir beten in der Stille oder auch für alle vernehmlich.
Gebetsstille
Ein Engel fand sie dort bei der Quelle am Weg nach Schur. Der Engel redete sie an und fragte: Hagar, Sarais Sklavin, wo kommst du her, und wo willst du hin?
Wir entzünden die 2. Kerze für jeden, der Anteil nimmt an dem Leben eines – und sei es noch so fremden - Menschen. Sie oder er ist ein Gottesbote.
Wir erinnern die Menschen, die uns zu Gottesboten wurden und sind.
Wir bitten Gott, uns in Anspruch zu nehmen, Anderen zu dienen zur Klärung ihrer Situation.
Gebetsstille
Hagar antwortet auf die Frage wahrheitsgemäß: Ich bin geflohen vor der Macht,
die meine Herrin über mich wiedererlangen wollte.
Wir entzünden die 3. Kerze für alle, die fliehen vor den Machtverhältnissen, die sie nicht aushalten können.
Wir beten für alle, die uns Gott vor Augen stellt, von denen wir wissen, dass sie
auf der Flucht sind vor Machtverhältnissen, die sie nicht ertragen.
Gebetsstille
Der Gottesbote rät der Sklavin Hagar, sich in ihre alten Verhältnisse zurück zu begeben und anzuerkennen, dass Sarai über ihr Leben weiter bestimmen würde. Zugleich erinnert er Hagar an den Segen, den Gott in ihr Leben gelegt hat, indem sie schwanger wurde. Auch Hagar würde zu einer Stamm-Mutter eines großen Volkes werden durch die Geburt ihres Sohnes Ismael, eines wilden und kämpferischen Menschen. Durch diese Deutung ihres Lebens, gewinnt Hagar die Kraft, sich ihrer Aufgabe im Geflecht der Menschheit zu stellen. Sie weiß sich als Gegenüber Gottes und wagt die Anrede: Du bist ein Gott, der mich sieht.
Wir entzünden die 4. Kerze für uns und sprechen für uns nach:
Du bist ein Gott, der mich sieht.
Wir tun es laut oder leise, sagen für uns: Du bist ein Gott, der mich sieht.
Wir halten den Blick Gottes auf uns aus. Nehmen ihn wahr als liebend, anteilnehmend, ermutigend. Gütig. Du bist ein Gott, der mich sieht.
Stille
Wir entzünden die 5. Kerze für alle, die aushalten müssen unter Gewaltherrschaft oder die unter Einsatz ihres Lebens Widerstand leisten.
Wir denken an die Menschen im Iran
Wir denken an die Menschen in der Ukraine
Wir denken an die Menschen in Afghanistan
Wir denken an die Menschen in Syrien
Wir denken an die Menschen in Russland
Wir denken an die Menschen in China
Wir denken an die Menschen in Nordkorea
Wir denken an die Menschen, die in der öffentlichen Wahrnehmung vergessen sind.
Stille
Hagar ist also zurückgegangen in die erzwungene Gemeinschaft mit Abram und
Sarai. Nur so konnte sie ihr eigenes Überleben und das ihres noch ungeborenen Kindes sichern. Aber sie ist zurückgegangen mit der Gewißheit, eine Gottesoffenbarung erlebt zu haben.
Denn die für ihr Leben grundstürzende Begegnung mit dem Engel beschreibt sie abschließend mit den Worten:
Gewiß habe ich hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat.
Wir entzünden die 6. Kerze für alle, die daran erinnern, dass die wichtigste Begegnung im Leben aller Menschen die Gottesbegegnung ist.
Das Fest der Christgeburt 2022 ist gerade eine Woche her.
Was haben wir an Weihnachten des vergangenen Jahres gesehen?
Wem haben wir hinterher gesehen?
Hat das Kind in der Krippe uns berührt? Innerlich?
Was nehmen wir mit in unseren Alltag aus dem Fest der Christgeburt im Jahr 2022? Geben wir weiter von Generation zu Generation, dass die wichtigste Begegnung im Leben aller Menschen die Gottesbegegnung ist?
Und dass sie sich unversehens ereignen kann. Irgendwo. Irgendwann.
Ob wir vorbereitet sind oder nicht. Sie herbeiflehen oder eigentlich nichts erwarten.
Halten wir Rückschau. Schauen wir hinter dem her, der uns jüngst so deutlich angeschaut hat.
Stille
Ich sehe vor allem den Worten einer jungen Frau aus der Ukraine hinterher:
Sie schreibt und meint die vielen: Danke, dass Sie denen, die Hilfe brauchen, nicht gleichgültig gegenüberstehen. Danke, dass eure Herzen lebendig und nicht versteinert sind, dass ihr Barmherzigkeit und Mitgefühl habt, denn das ist so wichtig in dieser materiellen Welt von heute. Nicht umsonst heißt es, dass das Böse nur deshalb überwiegt, weil das Gute nicht handelt. Ich wünsche allen Frieden und der Ukraine den Sieg. Ich glaube, dass Ihre und unsere Gebete erhört werden.
Wir entzünden die 7. Kerze für alle, die noch im Bösen und in der Gewalt und im Hass befangen sind und bitten, dass Gott, diese im Haß und im Bösen befangenen Menschen und Herrscher anschauen und berühren möge.
Ewiger, wir flehen zu dir, dass Dein Blick auf Mächtigen dieser Erde sie dazu bringt, alle menschenverachtende und Leben zerstörende Politik aufzugeben
überall auf dem Globus.
Wir flehen zu dir, dass Dein Blick auf die Mächtigen dieser Erde, sie zur Umkehr bringt, damit Frieden und mehr Gerechtigkeit werde überall auf dem Globus.
Deine Christen und alle Menschen guten Willens,
bringe zusammen in der Aufgabe, deiner Geschichte mit der Menschheit
hinterherzusehen und Deine Leben fördernde Spuren in der Gegenwart aufzuzeigen
in Geduld und in der Geistesgegenwart deines Sohnes.
In seinem Namen wissen wir uns eins mit unseren Menschengeschwistern
und beten dich an im Geist und in der Wahrheit mit seinen Worten:
Vaterunser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib und heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen
Du bist ein Gott der mich sieht.
Im Namen dieses Gottes segne ich euch
und wünsche Euch ein gutes neues Jahr,
in dem es euch geschenkt sei,
Euer Gegenüber zu Gott zu vertiefen.
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
und schenke dir Frieden. Amen
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du unser Gott alleine.