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Friedensgebet 29.Juni

Montagsgebet um den Frieden am 29. Juni 2020
von Hans-Bernd Serries

Es gibt Situationen im Leben, in denen uns die „Augen übergehen“, der „Atem stockt“; in denen wir für eine besondere Sache so richtig „auf den Geschmack“ kommen; Situ-ationen und Erfahrungen, die uns „zutiefst berühren“, aber auch Erfahrungen, dass wir einen anderen Menschen „nicht mehr riechen“ können und dass uns „Hören und Sehen“ vergeht.

Manchmal behaupten wir von Anderen oder von uns selbst, dass wir „die sieben Sinne“ nicht beieinander hatten –oder aber vielleicht gerade den „siebten Sinn“ gehabt haben.

Die 7 Gaben des Heiligen Geistes entfalten sich in uns Menschen durch unser Tun.Durch unser Lassen werden sie aber auch unterdrückt und kommen nicht zu ihrer vollen Wirkung.

So sind die 7 Sinne des Menschen die Ausdrucksformen, durch die wir unsere Welt und alles was uns umgibt, wahrnehmen und gestalten können.

Wir wollen unser Gebet heute Abend durch die 7 Sinne anregen lassen und Gott bitten, dass er uns und viele Menschen mit allen Sinnen zu sinnvollen und sinnstiftenden Menschen macht, die sich für den Frieden, die Gerechtigkeit und die Schönheit der Schöpfung einsetzen.

Wir beten gemeinsam Auszüge aus dem Psalm 104 (24.27-35) GL 645, 4

1. Hören

In 1.Sam 3,10 lesen wir: „Da kam der HERR, trat heran und rief wie die vorigen Male: Samuel, Samuel! Und Samuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört.

Wir wollen am Beginn unseres Friedensgebetes einen Moment Stille halten und in diese Stille hinein hören, um jetzt und hier für Gottes Wort empfänglich zu sein.

...

Gott, unser Vater. Wir sind als deine Gemeinde versammelt und rufen dich an:

Öffne unser Ohr, damit wir hören und verstehen, was du uns heute sagen willst.
Gib uns ein gläubiges Herz, damit unser Beten dir gefällt und unser Leben vor dir bestehen kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

2. Sehen

Mt 13,15: „Das Herz dieses Volkes ist hart geworden. Mit ihren Ohren hören sie schwer und ihre Augen verschließen sie, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen und sich bekehren und ich sie heile.“

Im zehnten Jahr des Bürgerkriegs in Syrien leiden Kinder dramatisch unter den Folgen von Gewalt, Vertreibung und Hunger.Die Corona-Pandemie hat ihre Lage weiter ver-schlimmert. Anlässlich der Brüsseler Syrien-Konferenz ammorgigen 30. Juni fordern die SOS-Kinderdörfer weltweit die internationale Gemeinschaft auf, dringend Unter-stützung und finanzielle Hilfen bereitzustellen, um Kindern in Not zu helfen."Das Leid der Menschen in Syrien nimmt kein Ende. Noch immer sind Millionen von Menschen im Land sowie in angrenzenden Regionen auf humanitäre Hilfe angewie-sen. Über 13 Millionen Syrer sind Flüchtlinge oder Binnenvertriebe –mit rund 6,5 Mil-lionen sind darunter die Hälfte Kinder".Die Auswirkungen der humanitären Notlage seien für Kinder verheerend. Laut UN-Angaben sind allein im vergangenen Jahrannährend 1.500 Kinder in den Kämpfen getötet oder verstümmelt worden. Krieg und Gewalt haben bei Kindern tiefe psychische Wunden hinterlassen. Papst Franziskushat gestern in Rom die internationale Gemeinschaft zu mehr Unterstützung für das Bürgerkriegsland Syrien aufgerufen. Mit Blick auf die Syrien-Geber-Konferenz am Dienstag in Brüssel sagte: "Mögen die Regierenden fähig sein, Friedenzu schließen." Es müsse dringend mehr getan werden, um die "dramatische Situation" in Syrien und den Nachbarstaaten zu verbessern, vor allem im Libanon.

Die soziopo-litischen und wirtschaftlichen Probleme hätten sich wegen der Corona-Pandemie noch verschärft.

Gott, unser Vater.
Bedrückt vom Elend unserer Zeit, kommen wir zu dir.
Sieh auf die Not und Hilflosigkeit so vieler Menschen.
Lass sie an ihrem Schicksal nicht zerbrechen.
Stärke unter uns das Bewusstsein der Verantwortung füreinander, damit wir anfangen, geschwisterlichzu teilen und einander beizustehen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

3. Riechen

2 Kor 2,14 „Dank sei Gott, der uns stets im Triumphzug Christi mitführt und durch uns den Geruch seiner Erkenntnis an allen Orten verbreitet! 15 Denn wir sind Christi Wohl-geruch für Gott unter denen, die gerettet werden, wie unter denen, die verloren gehen. 16 Den einen sind wir Todesgeruch, der Todbringt; den anderen Lebensgeruch, der Leben bringt. Wer aber ist dazu fähig? 17 Denn wir sind nicht wie die vielen anderen, die mit dem Wort Gottes Geschäfte machen. Wir verkünden es aufrichtig, von Gott her und vor Gott in Christus."

An dieser Stelle dürfen wir sicherlich auch auf uns selbst schauen, heute Abend hier im Dom, in ökumenischer Verbundenheit schon seit vielen Monaten verbunden im Gebet um den Frieden, um die Gerechtigkeit und um die Bewahrung der Schöpfung. Damit setzen wir ein Zeichen, dass wir den Wohlgeruch Christi in die Welt tragen wollen. Wir mühen uns, das Wort Gottes aufrichtig zu verkünden. Wir tun unseren Teil, damit man uns Gemeinden von Christen in dieser Welt „gut riechen“ kann. Aber wir wissen auch um das weiterhin trennende unter uns. „Den einen sind wir Todesgeruch, der Todbringt, den anderen Lebensgeruch, der Leben bringt“.

In dieser Spannung müssen wir leben mitten in der Welt.

Verborgener Gott.
Du lässt uns Menschen gewähren, du wartest und greifst nicht ein.
Du gibst uns Zeit, du öffnest uns Wege, du redest zu uns in Langmut und Liebe.
Wir danken dir für deine Geduld.
Bring uns heute zur Besinnung.
Mach uns offen für dich.Lass die ganze verlorene Menschheit hin finden zu dir.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

4. Berühren

Mt 8, 1-4: "Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen. 2Da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. 3Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es -werde rein! Im gleichen Augenblick wurde der Aussätzige rein"

Das Verhalten Jesu gegenüber diesem Aussätzigen widerspricht allen aktuellen Corona-Vorschrift der Abstandsgebote und Hygienevorschriften. Nicht wenige Menschen leider aber darunter, dass sie ihre Angehörigen in Krankenhäusern und Pflege-heimen nicht nahe sein können, dass sie als Großeltern ihre Enkel nicht in den Arm nehmen sollen, dass sie anderen nicht die Hand reichen können, zum Gruß, zur Versöhnung oder zum Abschied. Das darf auf Dauer nicht zur „neuen Normalität“ werden. Jesus berührt den Menschen und spricht ihn an. Er möge uns und unserer Zeit helfen, dass auch wir wieder mehr in Berührung miteinander kommen.

Gott.
In Jesus von Nazaret hast du der Welt den neuen Menschen gegeben.
Wir danken dir, dass wir ihn kennen dürfen; dass sein Wort und Beispiel in dieser Stunde unter uns lebendig wird.
Öffne uns für seine Gegenwart.
Rühre uns an mit seinem Geist.
Mach durch ihn auch uns zu neuen Menschen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

5. Schmecken

Mt 5, 13: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.

Am vergangenen Freitag wurden von beiden großen christlichen Kirchen in Deutsch-land die enorm große Zahl der Kirchenaustritte im Jahr 2019 bekannt gegeben. Für immer mehr Menschen scheinen wir als Kirche nur noch „geschmacklos“ zu sein oder zumindest so zu handeln und zu sprechen, dass Viele den Geschmack an der Gemeinschaft des Glaubens verlieren.Und so gerät womöglich Gott selbst auch durch uns aus dem Blick der Menschen.Jesus hat gesagt:„Ihr seid das Salz der Erde.Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, taugt es zu nichts mehr.

Darum bitten wir:

Gott, unser Vater. Lass uns nicht faul und gleichgültig werden. Gib deiner Kirche Tatkraft und Phantasie, die Sache deines Sohnes weiter zu führen, damit die Menschen Stellung nehmen müssen und in ihm den Weg zum Heil finden. Das gewähre uns durch ihn, Jesus Christus.

6. Beobachten

Mk 10, 21: Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! 22 Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatteein großes Vermögen. 23 Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen.

Jesus umarmt diesen Menschen, der ihm folgen will, weil er die großen Möglichkeiten in ihm sieht undschätzt. Diesem Menschen aber fällt es schwer, die Fülle des Reiches Gottes anzunehmen undsich darauf einzulassen.
Niemand von uns wäre jetzt heute Abend hier, wenn er nicht von Jesus in den Blick genommen worden wäre. Jesus beobachtet auch dich und mich mit seinem Blick des Vertrauens und der Liebe. Lassen wir das in einem Augenblick der Stille dankbar an uns bewusst werden.

Gott.
Du kennst uns besser, als wir uns selber kennen.
Du weißt, wie sehr wir der Änderung und Umkehr bedürfen.
Aber du trittst nicht mit Gewalt an uns heran oder mit List.
Du kommst zu uns mit deinem Wort —deinem offenen und guten, deinem fordernden und heilenden Wort.
Gib, dass wir dir heute nicht ausweichen, dass wir uns öffnen und dein Wort annehmen: Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

7. Gleichgewicht

Offb 21, 5 Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr!
6 Er sagte zu mir: Sie sind geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich unentgeltlich aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt.

Vieles gibt es, was uns in dieser Welt aus dem Gleichgewicht zu bringen droht und uns aus der Bahn werfen kann. Die Botschaft unseres Glaubens ermutigt uns täglich neu, dass Gott es ist, der alles neu machen kann. Sein Wort ist zuverlässig und er stärkt uns mit dem Wasser des Lebens, wenn wir in den Wüstenerfahrungen des All-tags und dieser Welt manchmal nicht mehr weiter wissen.

Dafür danken wir ihm mit dem Gesang „Laudate omnes gentes“ (GL 386)

Guter Gott,
durch deinen Sohn Jesus Christus hast du begonnen, unter uns Menschen dem Frieden und der Versöhnung Raum zu schaffen.
Mach uns zu einer offenen und geschwisterlichen Gemeinde.
Hilf uns, dass wir um seinetwillen einander annehmen und zu verstehen suchen, auch wo wir verschiedener Meinung sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Lied zum Schluss: Verleih uns Frieden ... (GL 475)