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Friedensgebet 4.Oktober

Montagsgebet, 04.10.2021 von Pfarrerin Christa Liedtke als PDF zum Download.

Wir sind versammelt zum Montagsgebet – hier im Dom, wie auch zu Hause online.

Gemeinsam tragen wir unsere Gedanken vor Gott.
Unter sein Geleit stellen wir uns, halten inne und sind still - bitten um Hilfe und Kraft, um Handlungsoptionen, die vom Vertrauen in Gottes Geleit getragen sind, die zum Frieden führen und Gottes ewiger Herrlichkeit Raum geben in dieser vergänglichen Welt.

Erntedank durften wir gestern feiern, uns vor Augen führen, wie sehr wir nicht nur von dem leben, was wir erarbeiten, sondern auch von dem, was uns zufällt, was wir nicht bewirken können.

Dies gilt für die Gaben der Natur ebenso wie für das, was uns zufällt an Verständnis, an Verzeihen, an Liebe. – So manches macht uns Sorgen in dieser Welt, wir fühlen uns hilflos und klein und erfahren, wie wenig wir ausrichten können. Doch es gibt auch das andere, das, was gut ist, was da ist, was gelingt ohne Mühe, ohne unser Zutun. Wir dürfen das sehen, wir sollen das wahrnehmen, wir dürfen mit Hoffnung in unsere Zukunft gehen, im Vertrauen, dass Gott wirkt.

Wir sind und bleiben Gottes Kinder und als solche sind wir hier zusammen

In Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Denn unsere Hilfe steht im Namen des HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Siebenmal wird Radin uns eine Kerze anzünden, siebenmal tragen wir unsere Gedanken vor Gott,
halten inne, bitten um Klarheit in der Sicht auf die Welt und um Erleuchtung durch Gottes Geist.

Worte aus Psalm 104, dem traditionellen Gebet zum Erntedank, sollen uns heute leiten.

  1. Lobe den HERRN; meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt.
    Licht ist dein Kleid, das Du anhast.
    Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich;
    du baust Deine Gemächer über den Wassern.
    Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und
    kommst daher auf den Fittichen des Windes,
    der du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen
    zu deinen Diener, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich. (V.1-5)

    Radin zündet die erste Kerze an
    – und wir denken an die vielen Journalisten, die in Afghanistan verhaftet, eingeschüchtert, teilweise geschlagen wurden. Menschen, mundtot zu machen, das ist nicht nur die Masche der Taliban; dieses Mittel der Machtausübung kennen wir aus der Vergangenheit unseres Landes allzu schmerzhaft. Wir kennen es aus anderen Ländern der Erde, wie z.B. China, Russland, der Türkei. – Und wir erfahren in letzter Zeit auf der anderen Seite, wie Menschen die Meinungsfreiheit, die eigentlich Grundsäule einer demokratischen Gesellschaft ist, schamlos ausnutzen, um gewählte Politiker*innen zu bedrohen, gegen andere zu hetzen, Respektlosigkeit zu säen.

    Gott das Lob und die Ehre zu geben, dazu gehört auch die Bereitschaft, sich in seinem Handeln kritisieren zu lassen, es auszuhalten und sich gegebenenfalls zu korrigieren, wenn andere erkennen, dass Handeln in Verantwortung umschlägt in Handeln aus Machtkalkül.
    Gottes Schöpfermacht die Ehre zu geben heißt, sich der Begrenztheit der eigenen Fähigkeiten bewusst zu sein. Kritik muss erlaubt sein, wo auch sie sich dem stellt, dass Gott und seinen Geschöpfen Lob und Ehre gebührt.

    Wir halten einen Moment der Stille und gedenken.

    STILLE

    Gebet

    Gott, unsere Hoffnung und unsere Zuversicht,
    wir legen Dir ans Herz alle Menschen,
    die um ihrer Sorgfalt für diese Erde und
    die Menschen auf ihr verfolgt werden von denen,
    die die Mittel in der Hand haben, Macht auszuüben.
    Obschon wir manchmal Zweifel hegen,
    ob die der Macht Verfallenen je zur Einsicht kommen,
    bitten wir, dass Du sie ihnen schenkst und sie frei machst,
    Dich zu sehen und in ihrem Handeln Dich zu loben.
    Für uns alle bitten wir um Respekt voreinander, um Geduld, doch immer wieder zuzuhören, um die Weisheit, von uns selbst abzusehen und nach Deiner Weisung für ein Leben auf Deiner Erde zu handeln.

    Kyrie eleison:

    Herr erbarme dich.
    Wir ahnen: Einsam bist Du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.
  2. Mit Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen. Aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deinem Donner fuhren sie dahin. Die Berge stiegen hoch empor, und
    die Täler senkten sich herunter zum Ort, den Du ihnen gegründet hast. Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken. (V. 6-9)

    Radin zündet die zweite Kerze an
    - und wir denken an die Politiker, die nach der Wahl nun die Aufgabe haben, eine Regierung für unser Land zu bilden. Es ist nicht leicht, das Geltungsdenken hinter die Vernunft treten zu lassen und es ist auch nicht einfach, für die vielfältigen Aufgaben zu entscheiden, welches die zielführendsten Ansätze sind.

    Wir erkennen deutlich, dass die Lebensweise, in die wir hier in Westeuropa hineingeboren wurden, die für uns selbstverständlich war, nicht zum Wohlstand für alle führen kann und Gottes Erde Gewalt antut. Doch in wie die Weichen zu stellen sind, damit wir eine segensvollere Richtung ansteuern, das bleibt eine schwierige Gratwanderung. Uns Grenzen zu setzen, statt einfach nur Grenzen nach außen zu schließen, das ist nicht populär. Die Grenzen - und auch Verzicht - als neue Freiheit zu erkennen, das geht nicht ohne schmerzvolle Prozesse des Eingeständnisses. Freiheit nicht in erster Linie als die Freiheit des „das gönn ich mir“ zu sehen, sondern als die Freiheit des „dafür bin ich dankbar“, das ist eine Aufgabe.

    Wir halten einen Moment der Stille und gedenken.

    STILLE

    Gebet

    Gott, unsere Hoffnung und unsere Zuversicht, wir bringen vor dich die Aufgaben, die sich in unserem Land stellen, für unsere Politikerinnen wie für uns Bürger und Bürgerinnen. Es sind Aufgaben, die den Blick über den eigenen Tellerrand erfordern in einer innen- wie außenpolitisch angespannten Zeit. Hilf denen, deren Aufgabe dies ist, den Politikerinnen im Gespräch mit anderen mächtigen Menschen in unserem Land, die Weichen klug zu stellen. Hilf uns Bürgerinnen die Akzente neu zu setzen, andere Bilder zu finden, für das, was Freiheit ausmacht. Wir träumen von einer Freiheit, die sich daran freut, Dich zu loben in großer Vielfalt.

    Kyrie

    Herr erbarme dich.
    Wir ahnen: Einsam bist Du klein,
    aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.
  3. Du lässest Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen, dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche. Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen. Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest. Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz des Menschen, dass Du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.(V. 10-15)

    Radin zündet die dritte Kerze an
    – und wir denken an die Situation in unsere Welt:

    Machtgerassel an allen Ecken und Enden: U-Boot-Spielchen nicht nur um Milliardenbeträge, sondern auch als Ausdruck von Koalitionen in Gesprächen zwischen den USA und Australien – und Vertragsbrüchen
    gegenüber Europa. Kampfflugzeuge am chinesischen Nationalfeiertag in großer Zahl über Taiwan als deutliches Signal der Drohung.
    Raketendemonstrationen in Nordkorea als Ansage der eigenen Ansprüche. Die Liste ist fortzusetzen. Was für einen Kontrast bilden die Szenen des Psalms und die Szenen in unsere Welt! Die Erde, geschaffen zur Freude des Menschen, und die Erde als Spielball von Machtansprüchen, die für Elend und Hunger sorgen.
    Wir halten einen Moment der Stille und gedenken.

    STILLE

    Gott, unsere Hoffnung, und unsere Zuversicht, wir bringen vor dich unsere Sehnsucht nach Frieden,
    unser Dürsten nach Zutrauen. Es könnte schön sein, weltweit Sorgen und Freuden des Lebens doch
    ernsthaft miteinander zu teilen. Doch im Moment wird die Abschottung immer stärker – und da
    spiegelt sich die unselige Geschichte der Verachtung und Ausbeutung und Unterdrückung der Kolonialzeit
    wohl als ein Faktor ebenso deutlich zurück wie die Sorge, abgeben zu müssen. Steh uns bei,
    guter Gott, löse die Verspannungen in uns und stärke die fröhliche Ehrfurcht vor Deiner Schöpfung,
    auf das wir Menschen kreativ werden für den Frieden.

    Kyrie

    Herr erbarme dich.
    Wir ahnen: Einsam bist Du klein,
    aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.
  4. Die Bäume des Herrn stehen voll Saft, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat. Dort nisten die Vögel, und die Reiher wohnen in den Wipfeln. Die hohen Berge geben dem Steinbock Zuflucht und die
    Felsklüfte dem Klippdachs. Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen; die Sonne weiß ihren Niedergang. Du machst Finsternis, dass es Nacht wird; da regen sich alle wilden Tiere, die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub und ihre Speise suchen von Gott. Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon und legen sich in ihre Höhlen. So geht dann der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Werk bis an den Abend. HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. (V.16-24)

    Radin zündet die vierte Kerze an
    - und wir denken an Menschen, die nicht die Ordnung der Natur, sondern deren Macht spüren: auf La Palma, wo die Lava des Vulkans Häuser und Ernten verschlingt, Jahre und Generationen von Leben unsichtbar macht; in den Gebieten der Dürre in Afrika und auch in Südamerika, wo nichts mehr zu erwirtschaften ist; auf den Atollen Ozeaniens, die vom Meer verschluckt zu werden drohen; noch immer in den Gebieten der Überschwemmung bei uns, wo „nur“ gut 30 Häuser nicht mehr am ursprünglichen Ort aufgebaut werden können, aber viele, viele Menschen noch immer nicht wissen, wie sie ihre Zukunft bauen sollen, Eltern darum ringen, ihren Kindern verlässliche Geborgenheit zu vermitteln.

    Wir halten einen Moment der Stille und gedenken.

    STILLE

    Gott, unsere Hoffnung, und unsere Zuversicht wir vertrauen Dir alle Menschen an, die um ihre Existenz kämpfen. Immer wieder sagen sie, dass sie Sorge haben, vergessen zu werden. So mobilisiere uns, unsere Spendenbereitschaft, unsere Kreativität, unseren politischen Willen, Zeichen der Solidarität zu senden und nachhaltige Hilfe zu gewähren.

    Kyrie

    Herr erbarme dich.
    Wir ahnen: Einsam bist Du klein,
    aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.
  5. Da ist das Meer, das so groß und weit ist, das wimmelt’s ohne Zahl, große und kleine Tiere. Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die Du gemacht hast, damit zu spielen. Es warten alle auf Dich, dass Du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit. Wenn Du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn Du Deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Verbirgst Du Dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst Du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub. (V.25-30)

    Radin zündet die fünfte Kerze an
    – und wir denken daran, dass wir uns die UN-Konvention zu eigen
    gemacht haben und Teilhabe gewährleisten möchten für alle Menschen.

    Teilhabe für alle, das ist ein so schöner Gedanke, ein Traum, auf den hinzuleben sich wirklich lohnt und aller Mühe wert ist. Wir haben dabei die große Chance, all das, was „Norm“ ist, zu hinterfragen und unsere Ideen von Normalität mit dem genauen Hinschauen auf das abzugleichen, was unterschiedliche Menschen benötigen, um gesellschaftlich dabei sein zu können. Wir könnten lernen, Effektivität neu zu definieren und vieles mehr – wir dürfen nur nicht den Fehler machen, Menschen mit ganz besonderen Bedarfen einfach in die Mitte des sowieso und auch schon für sehr gesunde und in jeder Hinsicht widerstandsfähige Menschen chaotischen Trubels zu stellen, wie es im Bereich von Schule und Kindergarten derzeit geschieht. Wir benötigen den neuen Blick für Schutzzonen für diese und jene Menschen – und Situationen des Lebens und Teilhabe kann uns helfen, Unperfektes zu würdigen, Vielfalt auszuhalten und die Verletzlichkeit und Endlichkeit allen Lebens als Chance zu sehen,
    das Zarte zu schätzen.

    Wir halten einen Moment der Stille und gedenken.

    STILLE

    Gott, unsere Hoffnung und unsere Zuversicht, alle Menschen, alle Geschöpfe auf dieser Welt wünschen sich das Leben, spüren Kraft und spüren Ohnmacht. Öffne uns die Augen für die Schönheit des Schwachen und lass uns in Kraft und in Ohnmacht zusammenstehen und Dir vertrauen.

    Kyrie

    Herr erbarme dich.
    Wir ahnen: Einsam bist Du klein,
    aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.
  6. Die Herrlichkeit des HERRN bleiben ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke! Er schaut die Berge an so bebt sie; er rührt die Berge an, so rauchen sie. (V.31-32)

    Radin zündet für uns die sechste Kerze an
    - für Anliegen, die jetzt aus unserer Mitte kommen oder in der Stille vor Gott getragen werden. Das Mikrophon ist aufgebaut und jede/r, der etwas sagen möchte, ist herzlich eingeladen, es mit uns zu teilen und vor Gott zu bringen.

    Wir halten einen Moment der Stille und gedenken.

    STILLE

    Gott, unsere Hoffnung und unsere Zuversicht, nimm unsere stillen Gedanken an. Das, was wir noch
    nicht klar genug sagen können; das, was wir nicht laut sagen mögen, Dir aber anvertrauen, weil Du
    hörst, was wir nur stammeln, weil du begleitest und Licht in unser Leben bringst.

    Kyrie

    Herr erbarme dich.
    Wir ahnen: Einsam bist Du klein,
    aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.
  7. Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin. Meine Reden möge ihm wohlgefallen. Ich freue mich des HERRN. Die Sünder sollen ein Ende nehmen auf Erde und die Gottlosen nicht mehr sein. Lobe den HERRN, meine Seele!

    Halleluja.

    Radin zündet für uns die siebte Kerze an
    - und wir danken Dir für alle, die sich jeden Tag mit viel gutem Willen und mit aller Kraft und Fähigkeit dem Alltag in guter Weise stellen, die zuhören und trösten; die ihre Arbeit stehen und liegen lassen, um im wichtigen Moment da zu sein; die beruflich alles geben, damit es anderen wieder gut geht; die sich aufraffen und öffentlich einbringen, damit die Freude wächst und die Erde lebt.

    Wir halten einen Moment der Stille und gedenken.

    STILLE

    Gott, unsere Hoffnung und unsere Zuversicht, wir danken Dir für jeden Menschen, der mit Kraft, Liebe und Besonnenheit sich einsetzt für die Menschen auf Deiner Erde – so wie Jesus es getan hat.

    In seinem Namen beten wir:

    Vater unser

    Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Gehe ein in Deinen Frieden, schlafe deinen guten Schlaf,
ruh dich aus von deiner Arbeit und gepriesen sei die Nacht.
Mondlicht fällt herab vom Himmelszelt und der Tau ruht auf unserm Feld.
Preist den Tag und die Nacht.
Preist die Nacht und den Tag,
preist die Sonne, preiset die Erde,
preist den Herrn aller Völker.
Er segne Dich als der ewige Gott als Vater im Sohn durch den Heiligen Geist. Amen.

Lied: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten; denn du, unser Gott alleine.