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Friedensgebet 8.Juni

Montagsgebet 8.6.2020,
vorbereitet von Renate Langenheder

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen


Sehr herzlich grüße ich Euch zum Montagsgebet nach dem Sonntag Trintatis. Ich möchte es eröffnen mit einem alten Kirchenlied aus dem 18. Jahrhundert. Es ist ein gesungenes Gebet, sprecht es einfach mit:

Herr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir; denn ich zieh es aller Habe und dem größten Reichtum für. Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist's nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun.
Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf 1725

Wir lassen uns in unserem Gebet heute leiten von einem Textabschnitt aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser, Kap. 4, 1-7 in der Übersetzung von Jörg Zink.

Zur Einleitung bitte ich Euch die Textabschnitte jeweils laut mitzulesen:

1. Gott hat mit euch Besonderes vor. Er hat euch eine hohe Würde zugedacht. Achtet nun darauf, dass zwischen eurer Bestimmung und eurem tatsächlichen Leben kein Riß klafft.

Wir zünden die erste Kerze an.

Es hat mich fassungslos gemacht, als der Präsident der Vereinigten Staaten in der letzten Woche den Demonstranten mit der Bibel in der Hand entgegentrat, sie hoch erhob in seiner Rechten und gleichzeitig erklärte, er werde die Staatsmacht mit Hunden auf die Demonstranten hetzen und das Militär einsetzen, wenn die Polizei mit den Demonstranten nicht fertig würde.
Jeder Mensch hat seine unverlierbare Würde.
Mit jedem Menschen hat Gott Besonderes vor.
Es ist die ungeheure Versuchung, die über jedem Menschen schwebt, dass er sich gegen seine eigene Würde verhält und gegen die Bestimmung, die Gott in sein Leben gelegt hat.
Da ist er, der Riß, vor dem Paulus seine Zuhörer warnt.

Gebet

Ewiger Gott, alle Menschen sind Deine Kinder.
Die Farbe ihrer Haut spielt keine Rolle vor dir.
Wie schwach sind wir, dass wir glauben, Hellhäutige wären anderen mit anderer Hautfarbe überlegen?
Wie schwach sind wir, dass wir andere mit anderer Hautfarbe gewalttätig niederhalten, sie ausbeuten und ihnen die zustehenden Rechte vorenthalten.
Und das seit Jahrhunderten bis in die Gegenwart.
Vater vergib dieses fortdauernde Unrecht weltweit.
Wehre allen, die jetzt in Amerika an der Spirale von Gewalt und Gegengewalt drehen.
Schenke glaubwürdige Umkehr zu deinem Wort, das ein Symbol ist für Verständigung und Frieden.

Wir lesen gemeinsam den 2. Textabschnitt:

2. Tragt es geduldig, dass ihr unter den Menschen keine große Rolle spielt. Verzichtet auf euer Recht und eure Macht. Habt einen langen Atem und tragt einander mit der Geduld und der Kraft, die aus der Liebe kommen.

Wir zünden die 2. Kerze an

Es ist richtig, was viele mit Enttäuschung feststellen, das Wort der Kirchen verliert anBedeutung für das Leben in den westlichen Gesellschaften. Sind wir zu leise in den politischen und ethischen Diskussionen, wir, die Christinnen und Christen?Was geht uns an, tief in unseren Herzen? Treibt uns die Frage um: wie wollen wir leben? Was ist der Sinn des Lebens, den wir künftigen Generationen weitergeben?

Gebet

Ja, Gott, Ewiger, wir brauchen den langen Atem und das Gespräch unter uns, auch hier in Billerbeck, wie wir zusammen leben wollen, wir die Einheimischen mit den Geflüchteten aus fernsten Ländern mit all den Verletzungen und Lebensgeschichten, die sie mitbringen.
Wenn wirklich Liebe uns trägt, Liebe zu dir und deinem Wortund Liebe zu den Menschen, dann wird unser Herz weit und wir gewinnen kreativen Mut, uns wechselseitig etwas zuzutrauen.
Wer sind wir, Herr, vor dir?
Befreie uns von aller Engherzigkeit und allem Kleinmut.

Wir lesen gemeinsam den 3. Textabschnitte

3. Achtet auf alles, was euch verbindet: Gottes Geist will, dass ihr eins seid und dass der Friede euch zusammenhält.

Wir zünden die 3. Kerze an

Am 1. Juni letzter Woche jährte sich der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke.
Vor seinem Haus wurde er erschossen von einem Mann aus der rechtsradikalen Szene. Lange schon war er angefeindet und bedroht worden wegen seiner menschenfreundlichen Haltung gegenüber Geflüchteten. Eine unübersehbare Fülle von Hassbotschaften findet sich täglich im Internet. Hass, wenn auch zunächst nur in Worten geäußert, macht Menschen zu Tätern. Hass vergiftet unser Zusammenleben, schafft Angsträume, isoliert und läßt verzweifeln.

Gebet

Wir sind ratlos, o Gott, dass Hass und Häme in unserer Gesellschaft so bestimmend geworden sind.
Was entbehren die Menschen, die hassen?
Eigentlich geht es uns allengut in Mitteleuropa, trotz Corona.
Wir haben doch alles, was wir zum Leben brauchen.
Oder doch nicht?
Vielleicht fehlt Vielen die grundlegende Orientierung an dir, Gott, und deinem Wort.
Du berührst uns mit der Botschaft, Einigkeit zu suchen und den friedlichen Zusammenhalt.
Wir wissen, dass es nicht einfach ist, immer wieder in den Austausch zu gehen auch mit Anders Denkenden.
Lass doch einen geistigen Aufbruch geschehen in deiner Welt zur besseren Achtung der Menschenrechte und der Freiheit und Würde aller.

Wir lesen gemeinsam den vierten Textabschnitt:

4. Ihr seid ein Leib und ein Geist. Ihr seid gemeinsam berufen, Gottes Kinder in seinem Haus zu sein. Alles, was ihr von Gottes Reich erhofft, ist euch gemeinsam.

Wir zünden die 4. Kerze an

Die Pandemie, die der Covid 19-Virus ausgelöst hat, macht uns mehr als deutlich, wie alles mit allem zusammenhängt in der globalen Welt, die doch das Haus Gottes ist.
Was Menschen erleiden in Afrika, in Asien, im Nahen Osten, auf dem amerikanischen Kontinent, in Australien, in Europa,.... es betrifft uns. Und doch müssen wir uns hüten vor der Spirale der Angst.
Sie kommt in Gang, weil wir jeden Tag konfrontiert sind mit einer unübersehbaren Fülle von Nachrichten und Katastrophenmeldungen, die uns Tag für Tag überfordert und lähmt.
Viel zu viele haben den Eindruck, wir können ja doch nichts tun und bleiben in ihren Sesseln sitzen, lassen sich ablenken, verdrängen.

Die Bitte des Vaterunsers:

Dein Reich komme stellt uns in die unmittelbare Verantwortung für viele. Und die Frage rührt an uns: Was können wir tun, je in unserem Lebensumfeld, dass Gottes Menschenfreundlichkeit zur Geltung kommt. Gebet Dein Wort, o Gott, ruft uns in die Verantwortung für unsere nahen und nächsten Menschen. Lass uns in dieser Verantwortung bei einander bleiben in den Kirchen, in allem gesellschaftlichen Bemühen, Leben aus deinem Geist zu fördern und voranzubringen.

Wenn wir beten:

Dein Reich komme, nimmst du uns hinein in deine Geistkraft und Macht. Und in den Wüsten, die uns umgeben,wächst neues Leben.
Dass wir uns dieser Hoffnung vergewissern, dazu rufst du uns zusammen, auch hier und heute.
So legen wir dir an dein Herz die Situation der Geflüchteten in den Lagern Griechenlands, in Libyen, in der Türkei.
Die Menschen dort entbehren alles. Lass uns nicht in dem politischen Kleinmut verharren, wir, im reichen Teil Europas, könnten nichts für sie tun.

Wir lesen den 5. Abschnitt aus dem Epheserbrief

5. Ihr habt einen gemeinsamen Herrn, ein Glaube ist euch gemeinsam.Eine und dieselbe Taufe ist es, die an euch geschehen ist. Über euch ist ein Gott, ein Vater aller Menschen. Er, der Eine, wirkt durch euch hindurch und wohnt in euch.

Wir zünden die 5. Kerze an.

Der Apostel Paulus baut mit diesen Worten ein Bollwerk gegen die Angst auf.
Mit der Taufe sind wir hineingenommen in den Tod Jesu und in seine Auferstehung. Wir müssen den Tod nicht fürchten.
Gott ist der Vater aller Menschen. Wir sind frei davon, Menschen einschätzen zu müssen nach ihrer Hautfarbe, nach ihrer kulturellen und sozialen Herkunft, nach ihrer Religion, nach ihrer Nationalität, nach Lebensalter, Gesundheit und Krankheit.
Ein Mensch verdient unseren Respekt, bedarf unserer Solidarität, unserer Hilfe weil er Mensch ist. Menschsein genügt.

Gebet

Vater im Himmel, du hast deine Christenheit mit so viel Kraft ausgestattet, Angst und Diskriminierung zu widerstehen. Lass uns anknüpfen an die Quellen deiner Geisteskraft, wieder und wieder. Und lass uns darin nicht müde werden.

Wir lesen den 6. Abschnitt aus dem Epheserbrief

6. Er hat seine Freundlichkeit jedem von uns auf seine eigene Weise geschenkt, er hat uns Kräfte und Fähigkeiten gegeben, die verschieden sind und uns doch verbinden sollen. Es ist Christus, der sie ausgeteilt hat.

Wir zünden die 6. Kerze an

Wir verbinden mit ihr den Dank an Gott und die unübersehbare Zahl seiner Menschen, deren Leben er gewollt hat, das er trägt und das unszur Aufgabe gegeben ist, jedem und jeder in ureigenster Verantwortung. GebetDu hast uns deine Welt geschenkt, Ewiger, sie ist dein erstes Wort, die Bedingung unseres Daseins durch die Jahrtausende. Dass die Welt seufzt und ächzt unter der Last von Ausbeutung, Umweltzerstörung, menschenverachtenden Kriegen und dem Klimawandel ist deutlich.
Wir danken dir für alle, die uns ermutigen zu Bescheidenheit und Verzicht.
Wir danken dir für alle, die uns lehren, das kleine Glück wahrzunehmen jenseits des materiellen Reichtums.
Wir danken dir für alle, die uns ermutigen, nicht alles zu tun und zu fordern, was möglich ist.
Wir danken dir für alle, die Lebenschancen teilen und sich einsetzen für Menschen ohne Rechte und an ihrem Überleben arbeiten.
Wir danken dir für alle, die gewaltlosen Widerstand leisten angesichts gewaltsamer Verhältnisse.
Wir danken dir für alle, die anhalten am Gebet.
Wir danken dir für alle, die Menschen aus Seenot retten, die in Lagern Menschen mit Nahrung und medizinischer Hilfe versorgen.
Wir danken dir für alle, die alte und hilfebedürftige Menschen versorgenhier bei uns.

Wir zünden die 7. Kerze an

Sie brennt für unsere ureigensten persönlichen Anliegen, die wir jetzt in dieser Stunde vor dich bringen möchten in der Stille...

Gott wird viel mehr und Größeres tun als wir bitten und verstehen.
Eins im Geist mit Jesus Christus unserem Bruder und Herrn beten wir seine Worte

Vaterunser

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen

Lied: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du unser Gott alleine.