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Gottesdienst zum 29. August

von Pfarrer Thomas Ring als PDF zum Download.

Biblisches Votum zum 13. Sonntag nach Trinitatis, 29.8.2021

„Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Geschwistern, das habt ihr mir getan.“
(Matthäus 25, 40)

Eröffnung

Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes.
Amen.

Gebet

Mein Gott,
so vieles ist in Aufruhr, so vieles scheint aus den Fugen zu geraten.
Die Anschläge in Kabul.
Die Unfähigkeit westlicher Demokratien, die Unschuldigen, die Verängstigten, die Frauen und Kinder in Afghanistan zu schützen.
Extreme Hitze und verheerende Waldbrände rund ums Mittelmeer.
Und nur knapp 100 Kilometer entfernt von mir haben Menschen im Hochwasser alles verloren.
In meinem Kopf drehen sich die Nachrichten und Bilder wie ein Wirbelsturm.
Fragen stürmen auf mich ein und schüren Zweifel.
Hat Frieden überhaupt eine Chance?
Gewinnen Ungerechtigkeit und Skrupellosigkeit die Oberhand?
Können wir noch rechtzeitig lernen, vernünftig mit unserer Welt, deiner Schöpfung, umzugehen?
Mein Gott,
ich habe keine Antworten.
Aber ich hoffe aus ganzem Herzen und mit aller Kraft,
dass du die Antworten hast,
weil ich darauf vertraue, dass du selber die Antwort bist. Amen.

Lied zum Sonntag

Anstelle eines klassischen Kirchen-Liedes zum Mitsingen empfehle ich heute zum Anhören und Mitdenken das Lied „Zweifel und Zuversicht“ des Musikkabarettisten Bodo Wartke: http://bit.ly/ZweifelZuversicht

Ein Text aus der Bibel

Im Sturm
Jesus ging gerne ans Ufer des See Genezareth, um den Menschen, die ihm zuhören wollten, von Gott zu erzählen. Und es versammelte sich eine so große Menge bei ihm, dass er in ein Boot stieg, das im Wasser lag, und er setzte sich; und alles Volk stand am Ufer des großen Sees und er lehrte sie vieles in Gleichnissen. Nachdem Jesus schließlich den ganzen Tag lang zu den Menschen am Ufer gesprochen hatte, sagte er am Abend zu seinen Jüngern: „Wir wollen auf die andere Seite des Sees fahren.“
Sie ließen die Volksmenge zurück und fuhren mit dem Boot los, in dem er saß. Auch andere Boote fuhren mit. Da kam ein starker Sturm auf. Die Wellen schlugen ins Boot hinein, sodass es schon volllief. Jesus schlief hinten im Boot auf einem Kissen. Seine Jünger weckten ihn und riefen: „Meister! Macht es dir nichts aus, dass wir untergehen?“
Jesus stand auf, bedrohte den Wind und sagte zum See: „Werde ruhig! Sei still!“ Da legte sich der Wind, und es wurde ganz still.
Jesus fragte die Jünger: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr denn noch keinen Glauben?“ Aber die Jünger überkam große Furcht. Sie fragten sich: „Wer ist dieser Jesus eigentlich? Sogar der Wind und die Wellen gehorchen ihm!“ (Markusevangelium, 4. Kapitel)

Gedanken zum Weiterdenken

„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott“.
Mit diesen Worten beginnt vor 1600 Jahren der Kirchenvater Augustin sein großes Werk „Confessiones“ – auf Deutsch „Bekenntnisse“.
Es ist die älteste bekannte Autobiografie der Weltgeschichte.
Der spätere Bischof der römischen Stadt Hippo Regius, heute in Algerien gelegen, erzählt darin die Geschichte eines Mannes, der ein stürmisches Leben führte, immer umgetrieben von seiner sehnsüchtigen Suche nach Wahrheit und Schönheit.
Erst mit seiner Erkenntnis, dass alle materiellen Dinge den Weg zu wahrer Schönheit und dauerhafter Wahrheit eher versperren, gelingt ihm ein geistiger und geistlicher Durchbruch.
Er krempelt sein Leben um und folgt dabei Jesu Maxime aus der Bergpredigt: „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“.
Mit seinem neu gewonnen Gottvertrauen ziehen auch innere Ruhe und Orientierung in sein Leben ein, obwohl die Welt um Augustinus herum ebenso sehr in Aufruhr war, wie wir es in unserer Zeit gerade erleben.

Ich muss gestehen, ich bin durchaus ein bisschen neidisch auf Augustinus und seine unerschütterliche Zuversicht.
Gerade jetzt fühle ich mich nämlich den Jüngern Jesu auf dem Schiff im Sturm wesentlich näher.
Ausgeliefert den zerstörerischen Mächten und Gewalten.
Ohnmächtig. Kraftlos.
Voller Zweifel.
Was kann ich schon tun?

Vielleicht nur das eine: die Hoffnung nicht aufgeben, dass es gelingen wird, vieles zum Guten zu wenden.
Schritt für Schritt. Gemeinsam mit anderen. Mit einem langen Atem.
Und mit Jesus, der an meine Seite tritt und meine Ängstlichkeit, meine Verzagtheit, in Mut und Entschlossenheit verwandelt.

Bitten zum Weiterbeten

Wir beten für die Menschen in Afghanistan,
denn wir wollen nicht verstummen in Schrecken und Scham
vor dieser menschengemachten Katastrophe.
Wir bitten Dich, Gott:
Fördere Mitgefühl und Solidarität mit den verzweifelten Menschen.
Steh den Menschen auf der Flucht bei, die aus Afghanistan fortmüssen,
weil sie bedroht werden und um ihr Leben fürchten.
Erbarme dich der unschuldigen Opfer des Terrors.

Wir sind sprachlos angesichts der Zerstörung und der Wucht, mit der die Fluten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz den Lebensraum von Menschen verwüstet haben und so vielen Menschen das Leben raubten.
Darum bitten wir dich, Gott, um deine Barmherzigkeit und deinen Trost
für alle, die von der Flutkatastrophe betroffen sind.
Tröste die Menschen, die um ihre Angehörigen trauern und sei bei allen, die vor dem Nichts stehen.
Steh du auch den Helfern bei, sei du ihr Kraftspender.

Gnädiger Gott,
sei allen nahe, die in Chaos, Angst und Verzweiflung zu versinken drohen.
Nähre ihre Hoffnung, dass du Leben und Zukunft schenkst
selbst im Angesicht des Todes

In der Stille hören wir auf unser Herz, hören, was uns bewegt:
. . . . . . . . .
Wir beten zu dir mit Worten, die du uns anvertraut hast:

Mit Jesus beten

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Gott, segne uns und behüte uns.
Gott, schütze unser Leben und bewahre unsere Hoffnung.
Gott, lass dein Angesicht leuchten über uns,
dass wir für andere leuchten können.
Gott, erhebe dein Angesicht auf uns
und erhebe unsere Herzen zu dir,
dass wir Halt und festen Boden unter den Füßen finden
im Vertrauen auf dich.
Amen.