Gottesdienst zum 27. März
von Pfarerin Renate Sturm-Wutzkowsky als PDF zum Download.
Lied: Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt;
Keim, der aus dem Acker in den Motgen dringt –
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn. –
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün. (EG 98, Vers 1+3)
Herzlich willkommen zum gottesdienst@home am Sonntag Lätare. Lätare bedeutet: Freut euch! Mitten in der Passionszeit feiern wir liturgisch gesehen ein kleines Ostern. Lätare weist uns hin auf die Osterfreude, die Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Der Tod hat nicht das letzte Wort und der Krieg hat nicht das letzte Wort!
Wir wollen auch heute wieder um Frieden bitten.
Der Wochenspruch dieser Woche heißt: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh.12,24)
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Der Herr sei mit euch.
So spricht Gott, unser Herr:
Ich will euch heilig sprechen, wenn ihr zusammenkommt
Und Frieden schließt mit den Völkern dieser Erde.
Mit Gott werden wir Großes vollbringen!
Auf dem Weg des Friedens werden wir die Hindernisse unter unsere Füße treten!
Ehre sei d. Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (nach Psalm 108)
Gebet: Gott, leite mich vom Sterben zum Leben, von der Falschheit zur Wahrheit;
Leite mich von der Verzweiflung zur Hoffnung, von der Angst zum Vertrauen.
Leite mich vom Hass zur Liebe, vom Krieg zum Frieden.
Frieden erfülle unser Herzen, unsere Welt und unser Weltall.
Friede – Friede – Friede!
Herr, erbarme dich – Christus erbarme dich – Herr, erbarme dich unser.
In aller Not und Gefahr sagt Gott uns seinen Trost zu:
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jes. 66,13)
Die Lesung zum heutigen Sonntag steht im 2. Korintherbrief Kap.1,3-7(11)
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 4 der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. 5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 6 Werden wir aber bedrängt, so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. 7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil. 8 Denn wir wollen euch, Brüder und Schwestern, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns in der Provinz Asia widerfahren ist, da wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft, sodass wir auch am Leben verzagten; 9 und wir dachten bei uns selbst, zum Tode verurteilt zu sein. Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, 10 der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten. 11 Dazu helft auch ihr durch eure Fürbitte für uns, damit von vielen auf vielfältige Weise um unsertwillen Dank dargebracht werde für die Gabe, die uns gegeben ist.
Liederbuch zwischen Himmel und Erde 209
Refrain //:Da wohnt ein Sehnen tief in uns, nach dir, dich zu seh’n, dir nah zu sein.
Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.://
(1) Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir.
In Sorge, in Schmerz sei da, sei uns nahe, Gott.
(2) Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir,
in Ohnmacht, in Furcht, – sei da, sei uns nahe, Gott.
(4) Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir.
Wir hoffen auf dich – sei da, sei uns nahe, Gott.
Gedanken zum Weiterdenken
Viele Menschen tun sich schwer damit, einem Trauernden zu begegnen. Sie denken: was soll ich denn da sagen? Und dann wechseln manche auch schon mal die Straßenseite, um der Begegnung aus dem Weg zu gehen. Aber: trauernde Angehörige merken das ganz genau, dass man ihnen aus dem Weg geht, ihnen ausweicht. Sie haben das Gefühl, sie sind quasi ansteckend und man möchte nichts mit ihnen zu tun haben. Dabei ist es auf der anderen Seite eben vor allem das Gefühl der Unsicherheit: Oh je, wenn die Frau oder der Mann jetzt anfängt zu weinen… und ich weiß gar nicht, was ich dann machen soll! Dann tue ich lieber so, als hätte ich Herrn X. oder Frau Y. gar nicht gesehen. So kommt bei Trauernden zum Schmerz des Verlustes, zur Erfahrung des Todes eines lieben Menschen, ein zweiter Schmerz dazu: Der Schmerz sozialer Isolation.
Dabei heißt trösten gar nicht, dem anderen tröstende Worte zu sagen. Es braucht keine große Rede. Vor allem aber heißt es nicht, ihn mit frommen Worten zu vertrösten: Das wird schon wieder… das schaffst du schon… du bist doch so stark… es geht deiner Frau/deinem Mann doch jetzt gut… die Zeit heilt ja alle Wunden… Jetzt kannst du doch auch wieder was Schönes für dich machen…. Diese Worte helfen nicht und sie erfassen oft auch gar nicht die Situation des anderen Menschen. Will er denn (schon) etwas (Schönes) für sich machen? Und empfindet er das überhaupt als schön, etwas für sich allein zu machen? Oder ist es dazu noch zu früh und muss er noch Zeit haben, traurig sein zu dürfen?
Das deutsche Wort Trost kommt von Treue und bedeutet ursprünglich: Festigkeit. Trösten heißt also, dass ich bei einem traurigen Menschen aushalte. Ich halte seine Tränen, seine Verzweiflung, seine Anklagen, seine Sinnlosigkeit aus. Ich überspiele die Sinnlosigkeit nicht, indem ich sofort beweisen möchte, dass der Tod doch einen Sinn haben wird. Wenn ich die Verzweiflung und Trauer des anderen aushalte, dann kann ich ihn einladen, einfach zu erzählen. Ich kann z.B. sagen: Möchtest du mir erzählen, wie war das denn für dich… wie hast du das erlebt… Was hat dir geholfen, diese Zeit durchzustehen? Konntet ihr noch etwas Wichtiges miteinander besprechen…?
Ich muss gar nichts sagen. Ich brauche nur zuzuhören. Ich kann das Angebot machen: Ich habe Zeit für dich, wenn du mal reden möchtest… ich höre dir zu… oder: Ich denke an dich… ich zünde manchmal eine Kerze für dich an…
Trauern heißt ursprünglich: den Kopf sinken lassen und die Augen niederschlagen. Wir sagen schnell: Lass nur nicht den Kopf hängen! Aber es tut auch gut, mal den Kopf hängen lassen dürfen. Wir haben viel Grund, gerade jetzt den Kopf hängen zu lassen. Es ist Krieg in Europa, Menschen sterben, Kinder müssen fliehen und sind durch Bombenangriffe traumatisiert. Menschen haben Hunger und es gibt nichts mehr zu essen und kein sauberes Trinkwasser mehr.
Ja, das ist ganz furchtbar. Das macht traurig und wütend. Wir können an diesem Krieg nichts ändern, aber wir können bei den Menschen sein, die hierher nach Deutschland kommen. Und nicht nur, bei denen, die hierher kommen, sondern auch bei denen, die im Krieg aushalten müssen. Wir können ihnen unsere Gedanken und unsere Gebete schicken. Sie denken vielleicht, das hilft doch nichts. Aber ist das so?
Ich möchte uns gerade heute daran erinnern, dass die Fürbitte eine Kraft der Christen ist. „Haltet an am Gebet“ schreibt Paulus. Man hat vor einigen Jahren Untersuchungen durchgeführt, die die Wirkung des Gebetes auf erkrankten Menschen untersuchen sollte. Es gab dabei überraschende Ergebnisse. Das waren Untersuchungen in Amerika. Dort wird ja noch sehr viel für andere Menschen gebetet. Wie würde eine solche Studie wohl in Deutschland ausfallen?
Es geht mir nicht darum, den Nutzen von Gebeten zu beweisen. Aber ich bin überzeugt, dass Gebete etwas ausrichten. Ich glaube allerdings nicht, dass wir um etwas Bestimmtes bitten sollen; etwa so: Mach XY wieder gesund… Mach, dass der Krebs verschwindet… Sondern eher: Lieber Gott, gib … Kraft, dass er seine Erkrankung annehmen kann! Schenk … wieder neuen Lebensmut! Sei bei …, dass sie wieder froh werden kann…
Nicht die Erkrankung oder den Schmerz wegzumachen ist unsere Aufgabe, sondern den Schmerz mitzutragen, auszuhalten, treu an der Seite eines Menschen zu stehen, der den Halt im Leben vielleicht verloren hat. Ich stehe dir bei – könnte unsere Botschaft sein. Ich bin an deiner Seite. Ich gehe ein Stück Weg mit dir. Und: Ich weiß es nicht besser – als du selbst. Aber ich bin bei dir, wenn du es möchtest.
Unser Predigttext von heute ist von Paulus geschrieben. Er spricht vom Trost, den er selbst in der Bedrängnis erfahren hat und den er auch anderen weitergeben möchte. Offensichtlich war Paulus in Lebensgefahr. Er erwartete sein Todesurteil. Und dann gab es plötzlich doch einen Rettungsweg. Paulus beschreibt nicht näher, was genau geschehen ist. Aber man spürt, wie erleichtert und wie dankbar er ist.
Das Wort „Trost“ taucht in diesem Text 9mal auf. Und andere schöne Worte: Wie Geduld, Hoffnung, Vertrauen, Rettung, Fürbitte und Dank. 3mal kommt das Wort „errettet“ vor.
Was kann die Botschaft dieses kleinen, sehr persönlichen Trostwortes von Paulus für uns heute sein?
- Paulus hat die Fürbitte hat Paulus als ganz konkrete Kraftquelle erfahren. Viele Menschen haben für ihn auf seinen gefährlichen Reisen gebetet. Es war keineswegs sicher, dass er all diese Gefahren überleben würde. Und es scheint so, als wäre Paulus auch auf einer seiner Reisen, vielleicht in Rom, wie Jesus gekreuzigt worden. Für wen gebetet wird und an wen gedacht wird, der ist nicht vergessen. Manchmal spüren Menschen in einer Krankheit oder in Gefahr, dass für sie gebetet wird. Sie sagen dann z.B.: Ich fühlte mich getragen.
- Für Christen ist es wichtig, dass wir einander trösten können und sollen. Trösten heißt nicht, viele Worte machen. Sondern trösten heißt: Ich bin bei dir. Das will uns auch Gott sagen: Ich bin an deiner Seite. Ich bleibe bei dir. Ich halte deinen Schmerz mit dir aus.
- Christen glauben immer, dass Gott einen Weg da finden kann, wo wir keinen Weg mehr wissen. Das heißt nicht, dass Gott eingreift und alles Schlimme von uns abwendet. Aber es bedeutet, dass Gott uns im Leid beisteht und dass er uns Kraft gibt. Vielleicht ist es enttäuschend, dass Gott nur eine Kraftquelle ist und kein Kraftprotz. Aber viele Menschen erfahren, dass Gott ihnen Kraftbotschaften sendet, Botschaften der Hoffnung. Eine Patientin z.B., deren Tod nahe bevorstand, machte folgende Erfahrung: Vom Bett aus konnte sie vor dem Fenster eine Kastanie sehen. Die Kastanie hatte zwei Kastanienblüten. Die Frau sagte, diese Kastanie sei ihr Gesprächspartner. Sie wurde vom Arzt gefragt, ob denn der Baum auch manchmal antworte. Da sagte sie: Ja! Er sagt: Ich bin da …ich bin da … ich bin das Leben… das ewige Leben…
In der Ukraine tobt weiter der Krieg und es gibt kaum Aussicht auf Frieden. Lasst uns festhalten am Gebet um Frieden für die Menschen im Krieg. Wir wollen ihnen beistehen, für sie beten und ihnen Kraft wünschen, indem wir in einem Augenblick der Stille bei ihnen sind.
STILLE
Gott, du hörst die Worte unseres Herzens. Wir bitten dich um Frieden. Gib uns Kraft und Mut und lenke die Mächtigen zur Einsicht. Amen.
Gebet
Herr unser Gott, wenn wir nicht mehr an den Frieden glauben,
dann hilf unserem Unglauben.
Wenn unsere Hoffnung kränkelt, heile uns von der Hoffnungslosigkeit.
Wenn unsere Angst uns mutlos macht, dann breite deinen Frieden sanft unter uns aus
Und verleih unserer Hoffnung Flügel.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der halte unseren Verstand wach
Und unsere Hoffnung groß und stärke unsere Liebe. Geht hin im Frieden. Amen.
Lied 268 (Liederbuch zwischen Himmel und Erde)
Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit;
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht,
doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht…….
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt.