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Gottesdienst zum 23. Mai

von Diakon Dietmar Jeske als PDF zum Download.

Zünden Sie eine Kerze an,
stellen Sie, wenn vorhanden, 7 weitere Teelichter auf
und stellen Sie Ihr Handy/Telefon lautlos!

B E G R Ü ß U N G / H I N F Ü H R U N G

Es soll nicht durch Heer oder Kraft,
sondern durch meinen Geist geschehen,
spricht der Herr Zebaoth. (Sach 4, 6)

Mit diesen Worten aus dem Buch des Propheten Sacharia grüße ich Sie und Euch zum @home-Festgottesdienst am heutigen Pfingst-Sonntag.
Zum zweiten Mal feiern wir Pfingsten mit reduzierter Anzahl an Gottesdienstbesuchern und immer noch ohne Gesang.
Und trotzdem Feiern wir Pfingsten.
Vor allem mit Ihnen und Euch über’s Internet im @home-Gottesdienst als Newsletter oder beim Besuch unserer Gemeinde-Heimatseite.
Am Pfingstfest feiern wir die „Geburt der Kirche“.
An diesem 50. Tag nach Ostern hat Gott seinen Geist auf die Gemeinde ausgegossen und seitdem nicht von ihr genommen.
So denken wir nach über das, was in der Bibel vom Geist Gottes gesagt wird, und erkennen, wie der Geist Gottes auch heute unter uns wirkt.
Teil davon ist die Möglichkeit diesen Gottesdienst in so vielfältiger Weise feiern zu können und dürfen.
Vergessen dürfen wir auch nicht, welchen Urspung das Pfingstfest hat.
Das jüdische Fest Shawout welches am 50. Tag nach dem Passah-Fest begangen wird.
Unsere jüdischen Geschwister erinnern sich an den neuerlichen Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai.
Nicht nur nach den aktuellen Ereignissen gegenüber jüdischen Gotteshäusern, sondern auch in der Verantwortung unserer Kirchen dürfen wir nicht vergessen, welche Wurzeln unser Glauben hat.
Daher werden wir im Präsenz-Gottesdienst die sieben Kerzen an einer kleinen Menorah entzünden und dabei wie folgt den Heiligen Geist anrufen.
Ich möchte Sie bitten, wenn vorhanden, mit dem Licht Ihrer Andachtskerze die weiteren sieben Kerzen zu entzünden.

A N R U F U N G / L I C H T E N T Z Ü N U N G

Komm, Heiliger Geist; du schöpferischer Geist Gottes,
du Geist Jesu Christi
– komm mit deinem Licht und deinem Feuer,
– komm, erleuchte und entzünde uns:

  1. Du Geist des Herrn und Geist der Stille
    lass uns Gottes Gegenwart erfahren.
  2. Du Geist der Weisheit und Geist des Mutes
    vertreib alle Angst aus unsren Herzen.
  3. Du Geist des Verstandes und Geist des Friedens
    hilf uns in Ruhe auf Gottes Wort zu hören.
  4. Du Geist des Rates und Geist der Freude
    komm und beflügle uns, die gute Nachricht zu verkünden.
  5. Der Geist der Stärke und Geist der Vollmacht
    schenke uns allen deine Hilfe und Kraft
  6. Du Geist der Erkenntnis und Geist der Liebe
    gib, dass wir uns den Nöten andrer öffnen..
  7. Du Geist der Gottesfurcht und Geist der Wahrheit –
    leite uns alle auf dem Weg Christi

Möge Gott diesen Gottesdienst segnen
zu seiner Ehre. Amen.

L I E D – EG 133 1 – 3

www.youtube.com/watch?v=jGPlwKVSM4Y

  1. Zieh ein zu deinen Toren,
    sei meines Herzens Gast,
    der du, da ich verloren,
    mich neugeboren hast,
    o hochgeliebter Geist
    des Vaters und des Sohnes,
    mit beiden gleichen Thrones,
    mit beiden gleich gepreist.
  2. Zieh ein, lass mich empfinden
    und schmecken deine Kraft,
    die Kraft, die uns von Sünden
    Hilf und Errettung schafft.
    Entsünd‘ge meinen Sinn,
    dass ich mit reinem Geiste
    dir Ehr und Dienste leiste,
    die ich dir schuldig bin.
  3. Du bist ein Geist, der lehret,
    wie man recht beten soll;
    dein Beten wird erhöret,
    dein Singen klinget wohl.
    Es steigt zum Himmel an,
    es lässt nicht ab und dringet,
    bis der die Hilfe bringet,
    der allen helfen kann.

E I N G A N G S – V O T U M

Wir feiern diesen Gottesdienst
Im Namen Gottes,
Quelle des Lebens und der Liebe,
im Namen von Jesus Christus,
der Menschen neue Wege eröffnet zu Gott und zur Gemeinschaft und zu sich selbst,
und im Namen des Heiligen Geistes,
Lebensatem, der uns durchströmt.
Im Namen des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. (+) Amen
P S A L M 118 – EG 781

Gott, Heiliger Geist.
Namenlos wird unsere Freude sein
über den Tag, den du machst.
Denn geistverlassen und leer sind die Tage,
die wir mit nichtigen Plänen füllen.
Namenlos wird unsere Freude sein,
wenn du wie ein Blitz oder sanft unsere trüben Tage erleuchtest.
Denn geschäftig und geistlos ziehn wir vorbei an den sichtbaren Zeichen der Hoffnung.
Namenlos wird unsere Freude sein.
Wenn du wiedermit deinem Brausen
das alte Haus der Kirche besuchst
und uns mit neuer Sprache begabst
und unsere kalten Herzen entzündest
wie Fackeln am Abend vor der Revolte.
Komm Heiliger Geist, unverhoffter Schöpfer.
Beschere uns Phantasie für den Menschen
und die phantastische Gabe,
deine Schöpfung zu schützen
vor dem Terror und Schmutz unserer Habgier.
Kommst du endlich, wollen wir ein Fest anrichten,
dass selbst aus versteinerten Metropolen
unser Gesang das Leben schlägt
und wiedergeboren wird die Freude am Fest erneuerter Liebe.
Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.

Gloria Patri:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang,
jetzt und immerdar und von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

S Ü N D E N B E K E N N T N I S

Vater im Himmel, in der Taufe schon haben wir deinen Geist empfangen.
Damit er in uns wirken kann, müssen wir auf ihn achten und ihm Raum schaffen.
Doch fällt uns das oft schwer, weil uns andere Dinge beschäftigen und wir uns von ihnen gefangen nehmen lassen.
Hilf uns, dass wir frei werden für deinen Geist, damit er uns den Weg weist, auf dem wir deinem Willen folgen.
Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich unser!

P F I N G S T – K Y R I E

L.: Send uns deinen Geist,
der uns beten heißt,

Herr erbarme dich.
G.: Herr erbarme dich
L.: Lass uns als Waisen nicht,
zeig uns des Trösters Licht
Christus, erbarme dich.

G.: Christus erbarme dich
L.: Dass das Herz entbrennt,
deinen Weg erkennt,
Herr, erbarme dich.

G.: Herr erbarme dich

G N A D E N S P R U C H

So spricht der HERR:
Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre. Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen. Jesaja 44, 3

Ehre sei Gott in der Höhe

Hochgelobt in Ewigkeit.

K O L L E K T E N G E B E T

Gott, unser Schöpfer, vielerlei Sprachen trennen die Menschen,
aber dein Evangelium verkündet deine Liebe zu allen Völkern.
Dein Geist stärke uns, für diese gute Nachricht einzustehen.
Auf dass alle einstimmen in das Lob deiner Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!

E P I S T E L – L E S U N G

Aus der Apostelgeschichte 2,1-18

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins. Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte!
Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages; sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen,
und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.

Halleluja!

E R W E I T E R T E R H A L L E L U J A – V E R S

Halleluja!
Du sendest aus deinen Odem,
so werden sie geschaffen,
und du machst neu die Gestalt der Erde.
Halleluja!
Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen und
entzünd‘ in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe.
Halleluja!

P F I N G S T – G L A U B E N S B E K E N N T N I S

Ich glaube an den Heiligen Geist
Ich glaube, dass er meine Vorurteile abbauen kann.
Ich glaube, dass er meine Gewohnheiten ändern kann.
Ich glaube, dass er meine Gleichgültigkeit überwinden kann.
Ich glaube, dass er mir Fantasie zur Liebe geben kann.
Ich glaube, dass er mir Warnung vor dem Bösen geben kann.
Ich glaube, dass er mir Mut für das Gute geben kann.
Ich glaube, dass er mir Liebe zu Gottes Wort geben kann.
Ich glaube, dass er mir Minderwertigkeitsgefühle nehmen kann.
Ich glaube, dass er mir Kraft in meinem Leiden geben kann.
Ich glaube, dass er mir Mitmenschen an die Seite geben kann.
Ich glaube, dass er mein Wesen durchdringen kann. Amen!

Als Lied vor der Predigt habe ich ein unbekanntes Pfingst-Lied von Paul Gerhardt ausgesucht, welches er 1647, also gegen Ende der 30-jährigen Kriegskatastrophe gedichtet hat.
Er zeigt darin, dass er seinen Glauben nicht verloren hat.
Ebenso das Lied nach der Predigt, welches von Marie-Luise Thurmair 1941, inmitten einer Kriegs- und Menschlichkeitskatastrophe, gedichtet und 1946 veröffentlicht wurde.
Beide Lieder sollen Ihnen und Euch Mut geben, an dieser Pandemie nicht zu verzweifeln und an das baldige Ende zu glauben und hinzuwirken. 

L I E D – O du allersüß’ste Freude!
Melodie: www.youtube.com/watch?v=66k60tZMt58

  1. O du allersüßte Freude,
    o du allerschönstes Licht,
    der du uns in Lieb und Leide
    unbesucht lässest nicht:
    Geist des Höchsten, höchster Fürst,
    der du hältst und halten wirst
    ohn Aufhören alle Dinge
    höre, höre, was ich singe!
  2. Du bist ja die beste Gabe,
    die ein Mensch nennen kann;
    wenn ich dich erwünsch und habe,
    geb ich alles Wünschen d’ran,
    Ach! ergieb dich, komm zu mir
    in mein Herze, das du dir,
    da ich in die Welt geboren,
    selbst zum Tempel auserkoren.
  3. Du wirst aus des Himmels Throne,
    wie ein Regen ausgeschütt’t,
    bringst vom Vater und dem Sohne
    nichts als lauter Degen mit.
    Laß doch, o du werther Gast,
    Gottes Segen, den du hast
    und verwaltst nach deinem Willen,
    mich an Leib und Seele füllen!
  1. Du bist, wie ein Schäflein pfleget,
    frommes Herzens, saften Muts,
    bleibst im Lieben unbeweget,
    tust uns Bösen alles Guts:
    ach! verleih, und gieb mir auch
    diesen edlen Sinn und Brauch,
    daß ich Freund und Feinde liebe,
    keinen, den du liebst, betrübe.
  1. Nur allein, daß du mich stärkest,
    und mir treulich stebest bei.
    Hilf, mein Helfer, wo du merkest,
    daß mir Hülfe nöthig sei;
    brich des bösen Fleisches Sinn,
    nimm den alten Willen hin,
    mach ihn allerdinges neue,
    daß sich mein Gott meiner freue.

P R E D I G T

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit Euch allen.
Amen!

Der Predigttext für diesen Gottesdienst steht im 1. Mose Kap.11, 1-9
Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde. Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschen-kinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! So zerstreute sie der HERR von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, weil der HERR daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.

Liebe Gemeinde,
„Urgeschichte“ nennt man die ersten elf Kapitel in der Bibel.
Wir dürfen sie nicht lesen eine Anhäufung von Fakten, erst recht nicht von Fakten aus einer längst verflossenen Vergangenheit.
Sondern sie enthält Geschichten, in denen sich eine Wahrheit verdichtet.
Geschichten, in die man gewissermaßen hineinschlüpfen kann.

Geschichten, die auch heute noch gelten.
Denn alles, was die biblische Urgeschichte erzählt, von der Schöpfung, über Paradies und Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies und den Brudermord, über die Sintflut und Noahs Arche bis hin zum Bau des Turmes und der Stadt – alle diese Erzählungen wollen letztlich eine Antwort geben auf die Frage: „Was ist der Mensch?“
Und hinter unserer Erzählung vom Bau der Stadt und des Turmes stehen außerdem noch konkretere Fragen:
Wie kam es eigentlich zu den vielen Sprachen, die es auf der Welt gibt?
Und wie kommt es, dass Menschen einander immer wieder nicht verstehen?Und am Anfang steht ein gewissermaßen paradiesischer Urzustand:
„Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.“ Ungehinderte Kommunikation. Und eine unendliche Fülle an Möglichkeiten. Riesiges Entwicklungspotenzial.
Sich im Osten, im Land Schinar, also in der Gegend von Babylon, einen Wohnort zu suchen, das ist etwas ganz Normales.
Es gehört zu den Notwendigkeiten des Lebens.
Das Folgende aber geht schon ein wenig darüber hinaus.
Es ist die Entdeckung der Technik.
Es ist die Fähigkeit, sich die Elemente untertan zu machen.
Aus Ziegelsteinen und mit Erdharz als Mörtel können die Menschen sich Baumaterial zubereiten.
Und mit dieser technischen Neuerung schaffen sie sich einen Ansatzpunkt für weitergehende Ziele und ambitionierte Pläne.
„Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde.“
Die Einigkeit mit dem paradiesischen Urzustand ist plötzlich wie weggeblasen.
Die Menschen fühlen sich nicht mehr sicher.
Sie befürchten, zerstreut zu werden und in die Verlorenheit zu geraten.
So wollen sie sich selbst Sicherheit schaffen. Eine Stadt wäre dafür ein wehrhaftes Zeichen.Und ein Turm würde ihren Willen zum Ruhm kundtun.
So wächst mit den technischen Möglichkeiten der Wille, nun selbst für mehr Sicherheiten zu sorgen und auch im Wettlauf mit anderen die eigene Überlegenheit zu beweisen.
Dass sie damit etwas tun, was eigentlich Gottes Sache wäre, gerät nun aus dem Blick.
Der Mensch, der seine Möglichkeiten entdeckt hat, versteigt sich in Größenwahn.
Eine Geschichte – nicht aus längst verflossener Vergangenheit – sondern grundsätzlich, sich immer neu wiederholend und von bleibender Aktualität.

Nur ein Beispiel für solchen unbegrenzten Optimismus:
Am 14. April 1900 wurde die Weltausstellung in Paris eröffnet.
Der französische Staatspräsident und seine Regierungsmannschaft fuhren in goldenen Kutschen durch die festlich beleuchtete Metropole.
Es wurden pathetische Reden gehalten:
mit dem neuen Jahrhundert solle ein Zeitalter des Fortschritts, des Friedens und des Wohlstandes beginnen.
Die moderne Technik bedeute den Sieg über die Natur.
Und alles menschliche Leben werde sich fundamental verändern.
Maschinen, Elektrizität, Wissenschaft und Industrie würden fortan den Alltag der Menschen ganz neu prägen.
Symbol für diesen Optimismus war auf der Weltausstellung der neu errichtete Eiffelturm – ein unübersehbares Zeichen für die 50 Millionen Besucher aus aller Welt.

Und doch hatten sich untergründig schon all die Konflikte angebahnt, die das 20. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der großen Kriege werden ließen.
Die Weltausstellung von Paris und der tatsächliche Verlauf der darauf folgenden Geschichte zeigen, dass die menschliche Selbstherrlichkeit auf tönernen Füßen steht.

Fast mit Ironie berichtet unsere urgeschichtliche Erzählung von der Reaktion Gottes:
So sehr überlegen ist er den Menschen in ihrem Größenwahn, dass er gewissermaßen zweimal herabfahren muss:
Einmal, um das menschliche Treiben genauer zu sehen.
Und dann ganz, um einzugreifen und diesem Treiben Einhalt zu gebieten.
Wie klein ist doch der Mensch, der so gerne groß werden möchte!
Auffallend ist, dass Gott nun nicht ihr Werk, die Stadt und den Turm zerstört, sondern an ihrer Kommunikation ansetzt.
Die Verständigung, die gemeinsame Sprache wird gestört.
Und tatsächlich geschieht nun das, was die Menschen in ihrem Streben nach Sicherheit vermeiden wollten:
Sie werden zerstreut über die ganze Erde.

Als wir in der Coronakrise gestaunt haben über die Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik – und als viel schneller als sonst üblich Impfstoffe entwickelt und zugelassen werden konnten – da dachten wir, nun seien alle Probleme gemeistert.
Aber dann haperte es genau an der Kommunikation.
Die Verhandlungen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten waren hochkompliziert und brachten unübersichtliche Ergebnisse.
Und beim Besorgen von Impfstoffen und bei der Abwicklung der Impfungen hat es im Miteinander immer wieder geholpert und gestockt.
Oft wusste die linke Hand nicht, was die rechte tut.
So sind wir hoffentlich bescheidener geworden durch diese Krise.
Wir lernen neu den Respekt vor der Natur.

Nun feiern wir heute das Pfingstfest.
Wir danken Gott für das Geschenk seines Heiligen Geistes.
Und wir erinnern uns an das Pfingstwunder vor fast 2000 Jahren, als die Jünger Jesu und alle in Jerusalem Versammelten die Ausgießung des Heiligen Geistes erfahren haben.
Plötzlich waren alle Schranken der Verständigung aufgehoben.
Und staunend bekannten die Menschen: „Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.“

Ist damit nun alles wieder auf den Anfang, den Urzustand gesetzt? Wurde gewissermaßen der Reset-Knopf gedrückt?
So einfach ist das nicht – und zwar aus mehreren Gründen:

Alles, was sich seit und mit der Urgeschichte ereignet hat, ist nun nicht einfach ausradiert, als wäre nichts gewesen, sondern es ist aufgehoben und einbezogen in die neue Geschichte der Geistkraft Gottes.
Diese wird nicht einfach nur billig so ausgegossen, sondern das hat etwas gekostet – das Leiden und Sterben Jesu von Nazareth.
Und erst auf dem dunklen Hintergrund der menschlichen Verfehlung und des menschlichen Größenwahns, wird deutlich, wie kostbar der Heilige Geist ist.
Er ist nicht nur der Geist der Verständigung, sondern auch der Geist des Lebens und der Gnade.

Der Geist ist weder machbar noch verdienbar.
Er kommt von Gott.
Ja, er ist Gott.
Während die Sprachverwirrung Resultat menschlicher Überheblichkeit ist, ist das Pfingstwunder Gottes unverfügbares Handeln.
So waren die Menschen in Jerusalem damals buchstäblich „außer sich“.
Sie waren so ergriffen von Gott, dass sie gewissermaßen neben sich standen.

In der Apostelgeschichte wird diese Geistkraft geschildert mit den Bildern des Sturmwinds und des Feuers. Beides sind Formen von Energie.
Die Geistkraft Gottes ist die Energie, das machtvolle Handeln Gottes.
Aber sowohl der Sturmwind, als auch das Feuer sind ungezähmt und aller menschlichen Kontrolle und Verfügung entnommen.
Niemand hat darauf einen Anspruch. Niemand kann das manipulieren.
Gottes Geist lässt sich nicht bedienen wie eine Maschine.
Er lässt sich auch nicht einsortieren wie in ein Regal oder in das Mobiliar einer gemütlichen Stube.

Vom Schweizer Pfarrer und Dichter Kurt Marti stammen die Worte:
„Der Heilige Geist ist keine Zimmerlinde,
vielmehr vergleicht die Schrift ihn mit dem Winde.“ (1)

Manchmal ist so eine Zimmerlinde ein wenig angestaubt.
Der Geist Gottes aber bringt frischen Wind, nicht nur in unsere Stuben, sondern auch in die Kirche und in unsere komplizierte und verworrene Welt.
So kann sich das Wunder der Verständigung ereignen.
Nicht aus unserer Vernunft noch Kraft, sondern allein aus Gottes Erbarmen.
Amen.

Und der Friede Gottes,
welcher höher ist, denn alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen uns Sinne
in Christus Jesus unserem Herrn. AMEN

L I E D – EG 566 1 – 4

www.youtube.com/watch?v=ZfgRd-SEtHA

  1. Der Geist des Herrn erfüllt das All
    mit Sturm und Feuersgluten;
    er krönt mit Jubel Berg und Tal,
    er lässt die Wasser fluten.
    Ganz überströmt von Glanz und Licht,
    erhebt die Schöpfung ihr Gesicht,
    frohlockend: Halleluja.
  2. Der Geist des Herrn erweckt den Geist
    in Sehern und Propheten,
    der das Erbarmen Gottes weist
    und Heil in tiefsten Nöten.
    Seht, aus der Nacht Verheißung blüht;
    die Hoffnung hebt sich wie ein Lied
    und jubelt: Halleluja.
  3. Der Geist des Herrn treibt Gottes Sohn,
    die Erde zu erlösen; er stirbt, erhöht am Kreuzesthron,
    und bricht die Macht des Bösen.
    Als Sieger fährt er jauchzend heim
    und ruft den Geist, dass jeder Keim
    aufbreche: Halleluja.
  4. Der Geist des Herrn durchweht die Welt
    gewaltig und unbändig;
    wohin sein Feueratem fällt,
    wird Gottes Reich lebendig.
    Da schreitet Christus durch die Zeit
    in seiner Kirche Pilgerkleid,
    Gott lobend: Halleluja.  

F Ü R B I T T E N G E B E T
Heiliger Geist,
du machst lebendig, was am Boden liegt,
du hebst aus dem Staub, die verzweifelt sind,
du tröstest die Traurigen,
du schenkst einen neuen Atem.

Ich/Wir bitte/n dich, erhöre mich/uns

Komm, Heiliger Geist,
erfülle mit deinem Wehen deine Kirche,
wecke deine Gemeinde auf, hier und auf der ganzen Erde,
schenke uns Zuversicht und Hoffnung,
lass uns feiern das Glück des Glaubens.

Ich/Wir bitte/n dich, erhöre mich/uns

Komm, Heiliger Geist,
befreie uns Menschen aus der Sprachlosigkeit,
löse uns aus der Sprachverwirrung,
lass uns einander verstehen
über die Grenzen der Länder, Kulturen, Religionen hinweg.

Ich/Wir bitte/n dich, erhöre mich/uns

Komm, Heiliger Geist,
mit Angst und Schmerz denken wir an Menschen in Not,
in den Kriegsgebieten, bedroht von Hass und Gewalt,
in Sorge um Leib und Leben, um Arbeit und Zukunft.
Lass uns erkennen: Wir sind eine Menschheit.

Ich/Wir bitte/n dich, erhöre mich/uns

Komm, Heiliger Geist,
und bleibe bei uns,
gib uns die Kraft, das Unsere zu tun,
gib uns die Weisheit, unsere Grenzen zu erkennen,
gib uns den rechten Glauben,
heute und alle Tage unseres Lebens.

Ich/Wir bitte/n dich, erhöre mich/uns

Amen.


V A T E R U N S E R

L I E D – EG 135 1,3 – 5

www.youtube.com/watch?v=a09uHoR_PiY

  1. Schmückt das Fest mit Maien, lasset Blumen streuen,
    zündet Opfer an,
    denn der Geist der Gnaden hat sich eingeladen,
    machet ihm die Bahn!
    Nehmt ihn ein, so wird sein Schein
    euch mit Licht und Heil erfüllen und den Kummer stillen.
  1. Lass die Zungen brennen, wenn wir Jesus nennen,
    führ den Geist empor;
    gib uns Kraft zu beten und vor Gott zu treten,
    sprich du selbst uns vor.
    Gib uns Mut, du höchstes Gut,
    tröst uns kräftiglich von oben bei der Feinde Toben.
  2. Güldner Himmelsregen, schütte deinen Segen
    auf der Kirche Feld;
    lasse Ströme fließen, die das Land begießen,
    wo dein Wort hinfällt,
    und verleih, dass es gedeih,
    hundertfältig Früchte bringe, alles ihm gelinge.
  3. Gib zu allen Dingen Wollen und Vollbringen,
    führ uns ein und aus;
    wohn in unsrer Seele, unser Herz erwähle
    dir zum eignen Haus;
    wertes Pfand, mach uns bekannt,
    wie wir Jesus recht erkennen und Gott Vater nennen.  

SEGEN

Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus
gieße den Heiligen Geist in eure Herzen
und löse eure Zunge zu seinem Lob.
Er erneuere euch an Leib und Seele
und verbinde euch in seiner Liebe.
Er halte eure Hoffnung wach
und lasse euch für seinen Tag brennen.

So segne Dich und Euch:
Der Vater – und der Sohn – und der Heilige Geist
Amen.

L I E D – P F I N G S T – O D U F R Ö H L I C H E

www.youtube.com/watch?v=7d2mAkiPoTQ

  1. O du fröhliche, o du selige
    Gnadenbringende Pfingstenzeit
    Christ, unser Meister, heiligt die Geister:
    Freue, freue dich, o Christenheit
  2. O du fröhliche, o du selige
    Gnadenbringende Pfingstenzeit
    Führ, Geist der Gnade, uns deine Pfade!
    Freue, freue dich, o Christenheit
  3. O du fröhliche, o du selige
    Gnadenbringende Pfingstenzeit
    Uns, die Erlösten, Geist, willst du trösten:
    Freue, freue dich, o Christenheit