Gottesdienst zum 23. Januar
von Prädikantin Heike Seidel-Hölscher als PDF zum Download.
ANFANGEN
Eine Kerze wird angezündet.
Wir sind im Namen Gottes zusammengekommen,
um Jesus Christus zu feiern
und Gottes guten Geist miteinander zu teilen.
Wir beginnen diesen Gottesdienst
im Namen des Vaters,
des Sohnes und des Heiligen Geistes.
SINGEN
Lied EG 168: Du hast uns Herr gerufen
PSALM 67
Die Völker sollen dir danken / Hanns Dieter Hüsch
Gott sei uns gnädig
und erfülle uns mit seiner Hoffnung.
Sein Wille soll durchsichtig sein für alle Menschen,
damit jeder auf Erden seinen Weg erkenne,
allen Völkern zum Heil.
Die Völker sollen dir danken, Gott,
sie sollen dir ihre Gedanken weihen.
Die Nationen sollen aufatmen und jubeln!
Denn du weist jedem Volk seinen besonderen Platz zu.
Du segnest Volk und Land und lässt wachsen für alle.
Die Völker sollen dir danken, Gott,
sie sollen dir ihre Gedanken weihen.
Dein Gesetzbuch ist übersetzt in alle Sprachen,
Muslime und Hindus, Buddhisten und Christen,
die Menschen allen Glaubens finden dich in
ihren Religionen
und erkennen dich als Urkraft unseres Lebens
im Himmel und auf Erden.
Die Völker sollen dir danken, Gott,
sie sollen dir ihre Gedanken weihen.
Vertrauen und Güte werden uns behüten.
So sollen wir allezeit an dir, Gott, festhalten
Und Tag und Nacht für eine menschliche Welt einstehen:
Zum Lobe Gottes und zum Wohl der Menschen.
Amen.
BETEN 🙏
Gott,
In einer
Welt voller Rätsel
Machen wir uns auf den Weg
Mit deinem Wort.
Haben nur Handgepäck
Für eine Weltreise.
Wer weise?
Der,der über sich selbst fröhlich lachen kann.
Der sich freut am Zusammenbrechen der Vorurteile.
Der Jedermanns Schüler ist
Und nicht an Versetzung denkt.
Unruhig ist bei reichlichem Lob,
ruhig bei harscher Kritik.
Der nicht das Naheliegendste tut,
sondern die Lösung sucht.
Der von Kindern lernt,
über den Flug des Falken staunt
und lacht über den Schlupfwinkel der Maus.
Der keine passenden Texte sucht
Beim Lied der Grille
Und nicht unruhig wird
Beim Tanz der Glühwürmchen.
Ein weiser Mensch
Muss glücklich sein.
Und bescheiden.
Und morgen noch randvoll
Mit Vertrauen.
Schenke uns solche Wahrheit.
Amen.
BIBLISCHE LESUNG / Matthäus 8, 5-13
5Jesus ging nach Kapernaum. Da kam ihm ein römischer Hauptmann entgegen. Er sagte zu Jesus:6»Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause. Er hat furchtbare Schmerzen!« 7Jesus antwortete: »Ich will kommen und ihn gesund machen.« 8Der Hauptmann erwiderte: »Herr! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst!
Aber sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund!9 Denn auch bei mir ist es so, dass ich Befehlen gehorchen muss. Und ich selbst habe Soldaten, die mir unterstehen.
Wenn ich zu einem sage: ›Geh!‹, dann geht er. Und wenn ich zu einem anderen sage: ›Komm!‹, dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das!‹, dann tut er es.«
10Als Jesus das hörte, staunte er. Er sagte zu den Leuten, die ihm gefolgt waren:»
Amen, das sage ich euch: Bei niemandem in Israel habe ich so einen Glauben gefunden! 11Ich sage euch: Viele werden aus Ost und West kommen. Sie werden mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch liegen.12Aber die Erben des Reiches werden hinausgeworfen in die völlige Finsternis. Da draußen gibt es nur Heulen und Zähneklappern.« 13Dann sagte Jesus zum Hauptmann: »Geh! So wie du geglaubt hast, soll es geschehen!« In derselben Stunde wurde sein Diener gesund.
GEDANKEN ZUM WEITERDENKEN
„Unsere Schuldis.“ Ich wusste zwar nicht, wer diese, unsere „Schuldis“, waren; aber dass wir denen „gern“ vergeben, das hab ich als Kind dem Herrgott jeden Sonntag in der Messe fest versprochen – das fand ich christlich: gerne zu vergeben … auch wenn ich da wohl etwas komplett falsch verstanden hatte.
… Falls Sie sich mit den christlichen Grundgebeten auskennen, werden Sie bemerkt haben, dass ich als Kind an einer Stelle das „Vater Unser“ etwas eigenwillig gebetet hatte. „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“, heißt es da richtig.
Nun, die christliche Liturgie hält ja für Kinder so einige Wortungetüme parat.
Wie die „Frucht eines Leibes“ genau „gebenedeit“ sei – allein daran hatte ich als neugieriger Junge am Niederrhein genug zu knacken. Und beömmelt vor Lachen habe ich mich später im Theologiestudium, als Elisabeth, eine Kommilitonin, uns an einem weinseligen Abend offenbart hatte, dass sie als Kind immer gebetet hat: „Herr, ich bin ein Pfirsich, dass Du eingehst unter mein Dach.“
Ich mag das an meinem Glauben, an meiner Liturgie. Dass sie mitunter auch ein Hort ist von kreativen Missverständnissen. Ich bin einfach ein Freund davon, dass ich mir Sonntag für Sonntag Worte in den Mund legen lasse, von denen ich mitunter gar nicht weiß, woher sie genau stammen. Was sie wirklich genau bedeuten. Und wie sie in der katholischen Liturgie dann kombiniert wurden. Ich meine: Ich habe 12 Semester Theologie studiert, um das alles etwas mehr für mich persönlich aufzudröseln – das ist mir schon wichtig. Aber: Wenn ich in der Liturgie bin, dann mache ich das mit großem Respekt davor, dass ich in einer Tradition stehe, die schon ein paar Jahrhunderte – ja, zweitausend Jahre – auf dem Buckel hat. Und manchmal, dann packt es mich und ich fange an, wie der kleine Junge von einst zu staunen darüber, was da eigentlich passiert, gesagt und gebetet wird.
Zum Beispiel, wenn es um den vermeintlichen „Pfirsich“ geht. Der Zusammenhang ist folgender: Der Priester streckt das gewandelte und gebrochene Brot in die Höhe und sagt: „Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt.“
Und damit legt sich der Priester die uralten Worte von Johannes dem Täufer in den Mund, der diese gesagt haben soll, als er Jesus am Fluss Jordan sah (Joh 1,29).
Und die Gemeinde geht bei diesen Worten auf die Knie und antwortet: „Herr ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach“. Und da haben wir sie, die Stelle mit dem vermeintlichen Pfirsich: „nicht würdig“.
Auch diese Worte sind uralt und stammen aus der Bibel. Aber aus einer ganz anderen Geschichte als der mit Johannes dem Täufer. Diese Worte sagt ein heidnischer Hauptmann, dessen Diener schwer erkrankt ist. Er wendet an Jesus und bittet um die Heilung seines Dieners und sagt: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du einkehrst unter mein Dach, sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden.“ (Lk 7,6f)
Jesus ist tief beeindruckt vom Glauben dieses Menschen und der Diener findet Heilung.
Das bedeutet mir viel, je älter ich werde, diese Worte des Hauptmanns und diese Geste in der Messe, dass ich dabei knie, wenn ich spreche: „Sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund.“ Es sind Worte, die ich mir selbst nicht hätte ausdenken können. Aber sie treffen mal mehr, mal weniger meine Seelen-Verfasstheit – mein Wunsch nach Heilung. Und dafür mag ich den Gottesdienst am Sonntag – auch wenn ich über manche Wortungetüme schmunzele. Manches trifft mich in der Messe ganz unmittelbar – und ganz unmissverständlich.
(Morgenandacht WDR 2 / Klaus Nelißen / Pastoralreferent im Bistum Münster / 06.06.2021)
BETEN 🙏
Gibt es Menschen, die dir heute besonders wichtig sind, die dein Gebet brauchen?
Oder gibt es etwas, das dich gerade besonders bewegt?
Dann ist hier Raum dafür, es Gott zu sagen…
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Gott erhalte uns unversehrt an Geist, Seele und Leib.
Christus zeige uns die Herrlichkeit, die uns erwartet.
Der Heilige Geist mache uns fest im Glauben,
fröhlich in Hoffnung und unerschütterlich in der Liebe.
So segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott +
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
SINGEN
EG 395: Vertraut den neuen Wegen