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Gottesdienst zum 21. Februar

Invokavit, 1. Sonntag der Passionszeit
von Pfarrerin Renate Sturm-Wutzkowsky als PDF zum Download

Glockengeläut

Herzlich willkommen zum Gottesdienst@home! Schön, dass Sie da sind!

Zünden Sie sich, wenn Sie mögen, eine Kerze an, während Sie diese Zeilen lesen. Tun Sie das ganz bewusst. Schauen Sie einen Augenblick lang in das Licht Ihrer Kerze, bevor Sie weiterlesen und hören Sie 2 Minuten dem Läuten dieser Kirchenglocken zu.

Jetzt sind wir bereit, Gott willkommen zu heißen; in unseren Herzen und in unseren Häusern.

Eröffnung

Wir feiern unseren Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Lassen Sie uns beten:

Barmherziger Gott, du hast uns behütet und bewahrt und durch diese Zeit hindurch begleitet. Du hast uns gestärkt und getröstet und durch dich haben wir nicht den Mut verloren. Dafür danken wir dir. An dein Herz legen wir die, denen es weniger gut geht. Wir bitten dich: Sei bei denen, die deine Hilfe brauchen.

In einem Augenblick der Stille denken wir an die Menschen, die Gottes Nähe brauchen.

– Stille –

Gott, wir danken dir, dass du uns siehst und die Worte unseres Herzens hörst. Amen.

Mit diesem Sonntag, dem 1. Sonntag in der Passionszeit, beginnt die Zeit, in der wir uns auf den Weg nach Jerusalem machen.

Der Wochenspruch dieser Woche heißt:

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Joh. 3, 8b)

Lied für den Tag: 361 Befiehl du deine Wege

Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

Jesus macht sich auf den Weg nach Jerusalem. Er weiß, dass er einen schweren Weg vor sich hat. Aber er weiß und glaubt fest, dass Gott ihm zur Seite steht. So wie es der Beter n Psalm 91 sagt:

Worte aus Psalm 91

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,

der spricht zu dem HERRN: / Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.

Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest.

Er wird dich mit seinen Fittichen decken, / und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.

Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, G: vor den Pfeilen, die des Tages fliegen,

vor der Pest, die im Finstern schleicht,

vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.

Denn der HERR ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht.

Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen.

Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,

dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist;

Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Musik

Er hat seinen Engeln befohlen über dir

Wo sind die Engel? Wo ist der rettende Gott? Jesus weiß bereits, dass im Herzen seiner besten Freunde bohrende Zweifel nagen.

Text aus der Bibel Johannes 13,21-30 (nach der Lutherübersetzung)

Als Jesus das gesagt hatte, wurde er erregt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische lag an der Brust Jesu, den hatte Jesus lieb. Dem winkte Simon Petrus, dass er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete. Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist’s? Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald! Niemand am Tisch aber wusste, wozu er ihm das sagte. Denn einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder dass er den Armen etwas geben sollte. Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht.

Gedanken zum Weiterdenken

7 Wochen ohne – so heißt die Fastenaktion der ev. Kirche in diesem Jahr, die es nun schon seit vielen Jahren in dieser Zeit gibt. In diesem Jahr lädt sie ein unter dem Motto: Spielraum – 7 Wochen ohne Blockaden.

Spielräume entdecken?

Wenn ich auf die Geschichte des Judas schaue, dann bekomme ich Zweifel. Ist es immer möglich, Spielräume zu entdecken?

Judas sieht da gar nichts mehr. Viele Menschen haben sich gefragt: Was ist eigentlich mit diesem Judas los? Was geht in seinem Herzen vor?

Leider wissen wir ganz wenig von diesem Freund Jesu. Wie ist er zu Jesus gekommen? Was hat er mit ihm erlebt? Es gibt keine besondere Begegnung, keine besondere Geschichte, bei der er eine Rolle spielt. Er taucht eigentlich erst im letzten Teil der Geschichte Jesu auf.

Judas Is-Karioth. Sein Name bedeutet: der Mann aus Karioth oder vielleicht auch: der Mann des Schwertes, hat womöglich zu einer bewaffneten Gruppe gehört. Es gab Waffen im Umfeld der Jünger Jesu. Petrus schlägt einem Knecht das Ohr mit einem Schwerthieb ab. Hat Judas auf eine Revolution gehofft? Hat er erwartet, dass Jesus sich als der neue König der Juden outet? Wollte er womöglich sogar den Aufstand beschleunigen? Ist er zutiefst von Jesus enttäuscht? Will er sich in seiner Wut an Jesus rächen? Verrät er ihn deshalb?

Jesus spürt: Judas hat sich entschieden. Vielleicht kann er Jesus nicht mehr in die Augen schauen. Sein Vertrauen ist abhanden gekommen. Jesus ist kein König! Mit Jesus gibt es keinen Sieg!

Enttäuschung, Wut, Hass – alles mag er eine Rolle gespielt haben bei seiner Entscheidung.

Judas sieht keinen Spielraum mehr. Er hat nur noch einen Gedanken: Jetzt muss es geschehen! Wie es auch immer ausgeht, jetzt will er etwas unternehmen.

Manchmal bin ich auch so völlig „besessen“ von einem Gefühl, einem Gedanken, einer fixen Idee. Dann komme ich gar nicht mehr heraus. Das kann Ärger über jemanden sein, Enttäuschung, dass jemand nicht so „funktioniert“, wie ich das gerne hätte.

Was hilft Ihnen, wenn Sie mal so richtig wütend sind? Wie verschaffen Sie sich wieder einen „Spielraum“?

+ Vielleicht hilft ein Spaziergang, frische Luft, sich äußerlich einen Freiraum schaffen.

+ Oder ein Gespräch mit dem Ärger-Partner suchen, schauen, ob es möglich ist, von der eigenen Enttäuschung zu sprechen und zu verstehen, warum der andere sich so verhalten hat.

+ Sich jemand Drittem anvertrauen, der die ganze Sache ein bisschen distanzierter anschauen kann und am Konflikt nicht beteiligt ist.

+ Oder sich an Gott wenden, sagen: hilf mir bitte, ich weiß einfach nicht weiter, schau meine Gedanken an und hilf mir, das Richtige zu tun!

Es wäre gut gewesen, wenn Judas eine solche Möglichkeit genutzt hätte! Aber die Enge, in der sich seine Gedanken drehen, lassen keinen Ausweg mehr zu. Er MUSS tun, was er sich vorgenommen hat. Der Gedanke hat Macht über ihn bekommen, hat ihn in Besitz genommen, er ist davon besessen; er denkt ihn nicht nur, er führt ihn nun auch aus.

Judas geht in die Nacht.

Dass Judas in die Nacht hinausgeht, ist ein Symbol. Die Nacht ist die Zeit, in der das Licht nicht zu sehen ist. Das Licht der Hoffnung, das Licht des Trostes, das Licht am Ende des Tunnels. Judas sieht kein Licht mehr am Horizont. Er wendet sich ab von Jesus, von der Gemeinschaft der Freunde, von Gott. Am Ende nimmt sich Judas das Leben.

Es gibt keine Situation, in der es keine Hoffnung mehr gäbe; in der wir nicht noch einen Spielraum zum Handeln hätten. Gott eröffnet immer wieder ungeahnte und unerwartete Spielräume. Auch in schwierigen Zeiten lohnt es sich, darauf zu vertrauen und aktiv nach Auswegen aus der Gedankenspirale, aus der Wut, aus der Enttäuschung zu suchen und um Hilfe zu bitten.

Das Beispiel des Judas ermahnt uns: Bleib nicht allein in einer Nacht, in der du dich innerlich bedroht fühlst! Es gibt Menschen, die du um Hilfe bitten kannst. Es gibt Engel, die darauf warten, dass du ihnen vertraust. Es gibt einen Gott, der unsichtbar deine Hand hält und neben dir geht.

Lied

Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst, mit der du lebst, fürchte dich nicht.

Gefangen in deiner Angst; mit ihr lebst du.

Fürchte dich nicht, getragen von seinem Wort, von dem du lebst, fürchte dich nicht.

Getragen von seinem Wort; von ihm lebst du.

Fürchte dich nicht, gesandt in den neuen Tag, für den du lebst, fürchte dich nicht.

Gesandt in den neuen Tag; für ihn lebst du.

Bitten zum Weiterbeten

Guter Gott, ich bitte dich; stärke mich, wenn ich in Angst gerate und keinen Ausweg finde.

Steh mir zur Seite, wenn Gedanken mich einkreisen und ich nicht mehr klar denken kann.

Mach mich frei, wenn die Wut mich gefangen hält und mir keine Wahl lassen will.

Sende mir Menschen, sende mir deine Engel, sei du selbst bei mir und bleibe bei mir.

Ich bitte für die Menschen, die in unseren Gefängnissen einsitzen.

Stärke du ihre Angehörigen und zeige den Betroffenen einen Weg in die Zukunft.

Ich bitte für alle, die von seelischer und körperlicher Gewalt verletzt wurden.

Heile du ihren Körper und ihre Seele und mach ihnen Mut zum Leben.

Für uns alle bitte ich: Sei du bei uns, schau auf unseren Weg und verlass uns nicht.

Mit Jesus beten wir

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. In Ewigkeit. Amen.

Segen Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir seinen Frieden. Amen.

Musik Du sei bei uns, in unsrer Mitte, sei du bei uns, Gott!

https://www.youtube.com/watch?v=hm1kFGCxRYo

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute neue Woche!

Ihre Renate Sturm-Wutzkowsky