Gottesdienst zum 19. September
von Pfarrer Thomas Ring als PDF zum Download.
Biblisches Votum zum 16. Sonntag nach Trinitatis, 19.9.2021
„Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.“
(2. Timotheusbrief 1, 10)
Eröffnung
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes.
Amen.
Gebet
Machtlos
seh ich
wie die Zeit verrinnt.
Stunden, Tage, Jahre
gehen hin.
Fassungslos
seh ich
was Menschen
einander
und deiner Schöpfung
antun.
Endlos
hoffe ich
auf dich,
deine Güte
deine Macht.
Amen.
Lied zum Sonntag

(Zum Anhören & Mitsingen: http://bit.ly/MeineHoffnung2021)
Ein Text aus der Bibel
Die Güte des HERRN ist‘s, dass wir nicht gar aus sind,
seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,
sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.
Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. Denn der HERR verstößt nicht ewig; sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.
(Klagelieder 3, 22-26+31-32)
Gedanken zum Weiterdenken
Wer vom „lieben Gott“ spricht, der erscheint heute vielen Menschen als naiv. Angesichts von Krankheit, Katastrophen und Konflikten, wie soll man denn da von einem „lieben Gott“ sprechen können?
Der Verfasser der biblischen Klagelieder hatte seine eigenen Erfahrungen mit den Schattenseiten des Lebens gemacht. Krieg, Vertreibung und Not hatten sein Leben bestimmt.
Es scheint ein Wunder zu sein, dass dieser vom Leben gebeutelte Mensch nicht resigniert hat oder verbittert ist.
Und doch hält er sich mit aller Kraft fest an der Hoffnung auf Gottes Güte.
Wir sind manchmal schnell dabei zu urteilen, ob wir etwas für gut oder schlecht halten im Leben, für Glück oder Unglück.
Der deutsche Dichter Christian Morgenstern ist da etwas vorsichtiger in seiner kurzen Geschichte vom Glück und Unglück:
Eines Tages lief einem Bauern das einzige Pferd fort und kam nicht mehr zurück. Da hatten die Nachbarn Mitleid mit dem Bauern und sagten: „Du Ärmster! Dein Pferd ist weggelaufen – welch ein Unglück!“
Der Landmann antwortete: „Wer sagt denn, dass dies ein Unglück ist?“ –
Und tatsächlich kehrte nach einigen Tagen das Pferd zurück und brachte ein Wildpferd mit.
Jetzt sagten die Nachbarn: „Erst läuft dir das Pferd weg – dann bringt es noch ein zweites mit! Was hast du bloß für ein Glück!“
Der Bauer schüttelte den Kopf: „Wer weiß, ob das Glück bedeutet?“ Das Wildpferd wurde vom ältesten Sohn des Bauern eingeritten; dabei stürzte er und brach sich ein Bein. Die Nachbarn eilten herbei und sagten: „Welch ein Unglück!“
Aber der Landmann gab zur Antwort: „Wer will wissen, ob das ein Unglück ist?“
Kurz darauf kamen die Soldaten des Königs und zogen alle jungen Männer des Dorfes für den Kriegsdienst ein. Den ältesten Sohn des Bauern ließen sie zurück – mit seinem gebrochenen Bein.
Da riefen die Nachbarn: „Was für ein Glück! Dein Sohn wurde nicht eingezogen!“
Glück oder Unglück, das lässt sich oft erst aus nachträglicher Perspektive beurteilen.
Auch in meinem Leben kann ich oft erst sehr viel später erkennen, was mir letztlich gutgetan, mir zum Guten gedient hat.
Mein Glauben hilft mir aber, indem ich – ohne es schon wissen zu können – darauf vertraue, dass sich am Ende mein Leben als gelungen herausstellt. Ich vertraue darauf, dass Gott es gut mit mir meint. Auch dann, wenn ich in manchen Situationen, in Krankheit, Trauer und Schmerz das kaum glauben kann.
Ich will auf Gottes Güte vertrauen, auch wenn mein begrenzter Horizont mich manchmal zweifeln lässt.
Martin Luther King (1929–1968) hat diese Vorstellung von Gottes Güte so in Worte gefasst: „Wenn unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte, so wollen wir stets daran denken, dass es in der Welt eine große, segnende Kraft gibt, die Gott heißt. Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen. Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln – am Ende in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.“
Bitten zum Weiterbeten
Deine Güte, Gott, lässt uns leben, hoffen, lieben.
Darum bitten wir dich:
Für alle Menschen, die frohen Mutes leben, die sich auf ein glückliches Ereignis freuen und erwartungsvoll darauf zugehen – lass deine Güte über ihnen leuchten wie die funkelnden Sterne.
Für alle Menschen, jung und alt, die sich Sorgen machen um unsere Erde und sich für den Erhalt der Schöpfung einsetzen – lass deine Güte über ihnen leuchten wie den bunten Hoffnungsbogen in den Wolken.
Für die Menschen, in der Ferne und ganz nah, die von Krieg, Gewalt, Hunger und bitterer Armut betroffen sind und auf eine bessere Zukunft hoffen. Lass deine Güte über ihnen leuchten wie die wärmende Sonne.
Guter Gott,
begleite uns auf allen unseren Wegen mit deiner Güte und Barmherzigkeit. Schenke uns die Zuversicht des Glaubens, die Kraft der Liebe und die Ausdauer der Hoffnung.
In der Stille nehmen wir uns Zeit und bringen vor dich, was uns heute ganz persönlich bewegt.
. . . . . . . . .
Und wir beten zu dir mit Worten, die du uns anvertraut hast:
Mit Jesus beten
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Dein ist die Zeit, Gott,
gestern, heute und morgen.
Dein ist die Zeit, Gott,
und ich bin geborgen.
Ich bitte dich, Gott,
um deinen Segen,
für mich,
und alle,
die mir am Herzen liegen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.