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Gottesdienst zum 15. April

von Pfarrer Thomas Ring als PDF zum Download.

Biblisches Votum zum Sonntag Palmarum

„Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“
(Johannes 3, 14f)

Eröffnung

Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes.
Amen.

Gebet

Jesus Christus,
heute erinnern wir uns an dein Kreuz,
und einmal mehr nimmt es uns die Sprache.
Ein Gerechter, der verurteilt wird.
Ein Helfer, der nicht mehr helfen kann.
Ein Freund der Menschen, der als Feind behandelt wird.
Und wir ahnen,
dass wir nicht nur Zuschauer sind,
sondern Beteiligte.
Auch wir verurteilen Menschen, die wir nicht verstehen.
Wir fragen uns, wer unsere Hilfe verdient hat und wer nicht.
Wir teilen die Menschen, die Welt, auf in gut und böse, Freund und Feind.
Als Menschen, die Schuld auf sich geladen haben,
und als die, die deine Hilfe bitter nötig haben,
rufen wir zu dir:

Herr, erbarme dich!

Lied zum Feiertag

  1. Nun in heilgem Stilleschweigen stehen wir auf Golgatha.
    Tief und tiefer wir uns neigen vor dem Wunder, das geschah,
    als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering,
    als für Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.
  2. Doch ob tausend Todesnächte liegen über Golgatha,
    ob der Hölle Lügenmächte triumphieren fern und nah,
    dennoch dringt als Überwinder Christus durch des Sterbens Tor;
    und die sonst des Todes Kinder, führt zum Leben er empor.
  3. Schweigen müssen nun die Feinde vor dem Sieg von Golgatha.
    Die begnadigte Gemeinde sagt zu Christi Wegen: Ja!
    Ja, wir danken deinen Schmerzen; ja, wir preisen deine Treu;
    ja, wir dienen dir von Herzen; ja, du machst einst alles neu.

Text: Friedrich von Bodelschwingh 1938
Melodie: Richard Lörcher (1946) 1949

Ein Text aus der Bibel

Als sie an die Stätte kamen, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie Jesus dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.
Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!
Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.
Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König. Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!
Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.
Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei.
Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!
Und als er das gesagt hatte, verschied er. Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen! Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.

(Lukas 23, 33-49)

Gedanken zum Weiterdenken

Der Hügel Golgatha, die 3 Kreuze, die Menschenmenge, die Jünger, die Frauen. Wir finden diese Szene so oder ähnlich in vielen Werken alter und zeitgenössischer Maler, Bildhauer, Komponisten und Dichter. Und mittendrin, ans Kreuz geschlagen: Jesus. Am Ende seines Weges. Sein Namen „Jesus“ (Jeschua) bedeutet übersetzt „Gott hilft“. Und doch begegnet uns Jesus hier zutiefst hilflos. Der Gott, dessen Hilfe er in die Welt getragen hat, scheint sich zurückgezogen zu haben. An anderer Stelle hören wir, wie Jesus gerufen hat: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Markus 15,34b) Wir werden hier konfrontiert mit einem Moment völliger Hilflosigkeit und schmerzlich empfundener Gottesferne.
Dieses Erleben mag uns an Erfahrungen eigener Hilflosigkeit erinnern. Mediziner müssen Patienten und Angehörigen manchmal sagen, dass sie nichts mehr für ihn tun können. Dem medizinischen Personal sind die Hände gebunden – alle Möglichkeiten sind ausgeschöpft.
Auch als Freunde können wir das erleben, dass einer von uns Hilfe erwartet, die wir nicht leisten können. Es übersteigt unsere Kräfte, das zu tun, was er von uns erhofft.
Und angesichts des Krieges in der Ukraine stehen wir im Grunde auch nur hilflos und sprachlos daneben, während unsere europäischen Nachbarn überfallen und getötet werden. Wir erleben uns als hilflose Helfer.
Die Passionsgeschichte, die Geschichte von Jesu Kreuzigung, hat darin ihre Pointe, dass Jesus auch anders gekonnt hätte. Es gab so viele Weggabelungen, an denen er sich hätte anders entscheiden können. Beim letzten Abendmahl, im Garten Gethsemane, vor dem Hohen Rat, bei Pontius Pilatus. Jesus hätte sich immer wieder anders entscheiden können. Für den leichten Weg. Aber er wählte den anderen Weg. Ist dem Leid, der Hilflosigkeit, dem Gefühl der Gottverlassenheit nicht aus dem Weg gegangen.
Wofür werde ich mich entscheiden, wenn ich das nächste Mal an der Weggabelung stehe?

Bitten zum Weiterbeten

Barmherziger und Lebendiger,
nicht nur heute sehen wir Zeichen der Unfreiheit.
Lügen und Propaganda, die die Wahrheit verdrehen.
Mächtige, die ihr Volk unterdrücken und ausbeuten.
Krankheiten, die Menschen in ihrer Existenz bedrohen.

Barmherziger und Lebendiger,
nicht nur heute sehen wir Zeichen der Ungerechtigkeit.
Kinder und Jugendliche, die besonders in der Corona-Pandemie seelischen Schaden genommen haben.
Menschen, die rassistisch oder homophob ausgegrenzt werden.
Armut, die jede Perspektive raubt.

Barmherziger und Lebendiger,
nicht nur heute sehen wir Zeichen des Todes.
Meerestiere gefangen im Plastikmüll unseres Wohlstands.
Verendetes Vieh in den Dürregebieten Afrikas.
Zerstörte Häuser und Träume in der Ukraine, in Syrien, im Jemen.

Barmherziger und Lebendiger,
lass das Kreuz deines Sohnes Jesus Christus
für uns zum Zeichen des Lebens werden,
das uns die Kraft gibt,
gegen Unfreiheit und Ungerechtigkeit aufzustehen,
und die Hoffnung schenkt,
dass der Tod nicht das letzte Wort hat.

Wir beten zu dir mit Worten, die dein Sohn uns geschenkt hat:

Mit Jesus beten

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Der HERR behütet dich.
Der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!
Amen.