Gottesdienst zum 13. März
von Pfarrerin Dagmar Spelsberg-Sühling und Prädikantin Esther Sühling als PDF zum Download.
Wochenspruch
Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Römer 5,8)
Lied Herr, füll mich neu Lieder zwischen Himmel und Erde 569
Herr, füll mich neu, füll mich neu mit deinem Geiste, der mich belebt und zu dir mein Gott hinziehet.
Hier bin ich vor dir. Leer sind meine Hände. Herr, füll mich ganz mit dir.
Herr, füll mich neu, füll mich neu mit deinem Liebe, die bei dir bleibt und mit Freuden lasten trägt!
Hier bin ich vor dir. Leer sind meine Hände. Herr, füll mich ganz mit dir.
Herr, füll mich neu, füll mich neu mit deinem Glauben, der auf dich schaut und im andern Glauben wecket.
Hier bin ich vor dir. Leer sind meine Hände. Herr, füll mich ganz mit dir.
Herr, füll mich neu, füll mich neu mit deiner Freude, die überströmt und in Lob und Preis dich rühmet.
Hier bin ich vor dir. Leer sind meine Hände. Herr, füll mich ganz mit dir.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen.
„Und wenn ich verzweifle, dann erinnere ich mich, dass durch alle Zeiten in der Geschichte der Menschheit die Wahrheit und die Liebe immer gewonnen haben. Es gab Tyrannen und Mörder und eine Zeit lang schienen sie unbesiegbar, doch am Ende scheiterten sie immer. Denke daran – immer.“
Mahatma Gandhi
Psalm 25 EG 777
Auf dich Gott, richte ich mein Herz und meinen Sinn
Dir, Gott, vertraue ich, enttäusche mich nicht!
Erspare mir die Schadenfreude der anderen
Wer auf dich hofft, wird nicht enttäuscht
aber wer dich treulos verlässt, wird zuschanden,
Gott, zeige mir den Weg, den ich gehen soll.
Lass mich erkennen, was du von mir verlangst.
Lehre mich, deine Treue zu sehen
Und in Treue zu dir mein Leben zu führen.
Denn du bist Gott, bei dir finde ich Hilfe.
Auf dich hoffe ich zu jeder Zeit.
Erinnere dich Gott,
dass du schon immer voll Güte und Erbarmen warst.
Gott, denke nicht mehr an die Fehler meiner Jugend,
auch nicht mehr an die späteren Vergehen,
aber denke an mich in deiner Liebe.
Auf deine Güte verlasse ich mich.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
Wie es war im Anfang, jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Gebet
Gott, machtlos stehen wir vor Dir –
Der Boden unter unseren Füßen schwankt – Ein Krieg in Europa, wo wir gedacht haben, dass das oberste Gebot die Vernunft ist und sehen, wie sehr Unschuldige leiden, Demokraten sich verteidigen, Menschen fliehen …
Herr unser Gott, wenn wir nicht mehr an den Frieden glauben –
Hilf unserem Unglauben
Wenn unsere Hoffnung kränkelt:
Heile uns Kranke von der Hoffnungslosigkeit.
Wenn Lieblosigkeit und Macht bei uns da Feld gewinnen
Lass uns gewaltig lieben und nimm der Macht die Gewalt,
wenn unsere Angst uns mutlos macht,
dann breite deinen Frieden sanft unter uns aus und verleih der Hoffnung Flügel.
Du, Geist der Wahrheit,
du allein kannst die Mächte austreiben,
die die Herrschaft in der Welt an sich reißen.
Gib uns einen klaren Blick,
damit wir erkennen und ohne Angst benennen, was das Leben zerstört, und den Weg gehen, der zum Frieden führt. Zu Christus, der unser Friede ist in Ewigkeit
Amen
Der Predigttext steht im Matthäusevangelium im26. Kapitel
36 Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete. 37 Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. 38 Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir! 39 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst! 40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Konntet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? 41 Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. 42 Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist’s nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille! 43 Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf. 44 Und er ließ sie und ging wieder hin und betete zum dritten Mal und redete abermals dieselben Worte. 45 Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. 46 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.
Bleibet hier und wachet mit mir EG 585
Predigt
- Heute
Die Welt ist anders, als wir sie uns schön gedacht haben.
Putin hat schon lange vorher gesagt, was er will, nur wir haben die Augen verschlossen. Auch damals in den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts hat Hitler deutlich gesagt, was sein Ziel war. Doch viele haben die Augen verschlossen und gedacht, so schlimm kann er es nicht meinen.
Schon vor 50 Jahren hat der Club of Rome die Folgen des CO 2 Ausstoßes benannt. Doch wir haben die Augen verschlossen und gedacht, man kann nichts machen. Oder so schlimm wird es schon nicht kommen.
Wir haben jedesmal die Entwicklung verschlafen. Und dann war das Unglück da. Wach waren wir nicht.
Warum?
Wir möchten nicht das aufgeben, was wir kennen. Es gibt uns doch Sicherheit. Wir scheuen die Vorstellung, dass es so schrecklich kommen kann, und scheuen dann die Entlarvung dieser unser Illusion.
Dass es sehr wohl schrecklich sein kann.
Doch. Wir Menschen können auch das Böse wählen. Auch heute. Und wir können das Böse wählen. Wachet und betet. - Jesus
Jesus hat nicht nur einmal angedeutet, dass sein Weg nicht auf den Thron in Jerusalem zielt. In allem was uns von ihm überliefert ist, spiegelt sich das. Sein Weg ist ein anderer, ihm geht es um ein inneres Gottesreich.
Ganz zu Beginn seiner Wirksamkeit bietet der Teufel ihm an, ihm die Herrschaft über alle Reiche der Welt zu geben. Jesus widersteht dieser Versuchung. „Weg mit Dir, Satan“.
Seinen Jüngern sagt er: „Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein“ (Markus 10, 43–44).
Er will sein Leben geben, um die Sichtweise zu verändern, um Verhärtungen aufzubrechen.
Er predigt und heilt, berührt die Menschen und lockt sie über sich hinauszugehen, gewohnten Sichtweisen zu überwinden: „Der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat für den Menschen“. Spitz und konfrontierend geht Jesus mit menschenfeindlichen engen Sichtweisen der Religionsführer um:
„Ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen. (Mt 23,13)
So schnell, wie Jesus Menschen berührt und heilt, nehmen die Anfeindungen zu, und in den Evangelien erleben wir, wie die Spannung steigt. Sie erzählen, dass Jesus seinen Tod ankündigt, mal indirekt, aber auch direkt. „Der Menschensohn muss den gottlosen Menschen ausgeliefert werden. Sie werden ihn kreuzigen, aber am dritten Tag wird er von den Toten auferstehen.“ (Lukas 9,22)
Eindringlich sind die Worte, die er den Jüngern noch mitgibt vor dem Ende. Und immer wieder„Seid wachsam“
Trotz der Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten, trotz der Angst der römischen Obrigkeit vor Aufständen und Volksaufläufen zieht Jesus nicht nur zum Passahfest nach Jerusalem, sondern er ZIEHT IN JERUSALEM EIN.
Man kann förmlich riechen: Die Situation ist bis aufs Äußerste gespannt.
Vielleicht wie die Situation in der Ukraine kurz vor dem Einmarsch der Russen. - Die Jünger und Jüngerinnen
Diese Anspannung hat die Tage mit Jesu schon vor dem Einzug in Jerusalem geprägt, und nochmehr dann den Abend. In dieser knisternden Stimmung haben sie miteinander gegessen, getrunken, eben Passach gefeiert, und Jesus hat es als Abschiedsmahl gefeiert. Sie haben, so erzählen es die Evangelien, erlebt, wie der Verräter mit Jesus zusammen seine Hand in die Schüssel tunkt, und wie Jesus das genau benannt hat. Wie Judas dann herausgerannt ist.
Während Jesus danach im Garten Gethsemane innerlich mit dem kämpft, was kommen wird, und seine Freunde bittet, mit ihm zu wachen, schlafen sie ein. Drei mal.
Spannung auszuhalten ermüdet.
Nein, es wird schon nichts Schlimmes passieren.
Oder: Besser schlafen als der Angst ins Auge zu sehen.
Jesus begeistert sie doch.
Damit, dass er heilt, Sünden vergibt,
dass er die Freiheit und Souveränität besitzt, die unbarmherzigen Regeln der Pharisäer und Schriftgelehrten in Frage zu stellen,
dass er diese herausfordert, sich nicht einschüchtern lässt,
dass er einfach Vollmacht hat: Ich aber sage Euch,
dass er vielleicht – ja mit Sicherheit – der Messias ist,
und vielleicht der neue König. Er ist doch stark.
Sie fühlen vielleicht wie wir, die wir stolz sind, dass unser Kampf für Menschenrechte und für die Gleichberechtigkeit der Frauen und vieles andere Erfolg gebracht hat.
Unsere Grundrechte sehen das Individuum UND die Gemeinschaft. Es gibt den Weltsicherheitsrat, und den Weltgerichtshof. Wir möchten uns und können uns auch nicht vorstellen, dass das einmal anders werden könnte.
Ich stelle mir die Jünger vor, wie sie sich nicht vorstellen können, dass es in Jesu Leben auf Leid und Scheitern hinauslaufen könnte, dass die gnadenlose Brutalität und Macht auch Jesus treffen könnte.
ER liebt doch den Frieden, denken sie.
Er ist bei allen, die Unrecht erfahren.
Er hat doch keine wirklichen Feinde. Das kann gar nicht sein.Von Frieden und Feindesliebe hat er gesprochen.
Es wird schon nicht so schlimm kommen. Und sie legen sich hin und schlafen ein.
Und ich stelle mir andere vor, die einfach nur Angst haben. Die lange schon insgeheim Angst haben vor dem, was Jesus damit heraufbeschwört und das kommende Unheil spüren. Wenn man die Angst nicht aushält, oder alles aussichtslos aussieht, tut man plötzlich komische Dinge:
Zum 9. Mal den Wasserschlauch kontrolieren z.B. oder Steine auf dem Garten-Weg nach der Größe sortieren, oder einfach einschlafen… als ob nichts wäre. Irgendwie muss man die Hoffnung ja aufrecht erhalten.
Sie wissen noch nicht, dass man jegliche Hoffnung auch loslassen darf, um eine größere und tiefere Hoffnung zu gewinnen. Sie wissen noch nicht, dass sie das Sterben, das Ende miteinbeziehen dürfen, und dadurch erst zu wahren Menschen werden, zu Jesu Geschwistern. Sie wissen noch nicht, dass sich auch aus der scheinbaren Vernichtung neue Wege zeigen werden.
- Bleibet und wachet.
Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.
Wachen. In der Geschichte von Gethsemane geht es NICHT um das NICHT schlafen, nämlich nicht in Anfechtung zu fallen, nicht versucht zu werden, nicht den inneren Halt oder die Orientierung zu verlieren.
Bleiben und wachen.
Wachen und beten.
Mit wachen Sinnen zulassen, dass der Ausgang offen ist, dass wir enttäuscht werden können oder alles viel besser kommt. Uns nichts vormachen, uns an keine absoluten Wahrheiten klammern, und dennoch unser Herz fest machen in Gott. Wachen und beten.
Dazu bedarf es einer Nüchternheit, die wir nur mit Übung immer neu erringen. Dann kann sie ein Boden sein, der uns trägt, und der sogar das Scheitern mit einbezieht und verwandelt. - heute
Unser Leben vollzieht sich zwischen den beiden Polen: Pessimissmus: es wird ganz schlimm enden,
und dem Optimismus: es wird schon nichts passieren.
Ich entdecke diese beiden Pole in mir. In den letzten Tagen wechselten sie sich manchmal innerhalb eines Tages ab.
Ich weiß, ich kann am Ausgang des Krieges, an der Coronalage nichts ändern, ich will aber nicht wegschauen und schlafen.
Ich will mich nicht hinreißen lassen irgendwelchen schnellen Urteilen und Ideologien zu glauben, und mir was vor zu machen.
Ich will auch in der Klimakrise weder in Pessimismus noch in Optimismus verfallen. Ich will wahrnehmen, wie ich persönlich dazu beitrage und will mein gewohntes Verhalten ändern.
Ich will nüchtern sein und wachen.
Ich kann etwas tun, das hilft gegen den Schlaf, bzw. die Depression.
Ich kann spenden,
ich kann mein Herz von Hass frei halten und dem Bösen stop sagen. Das ist total viel.
ich kann dem Hass auf russisch-sprachige Menschen unter uns entgegentreten,
ich kann ggf. Flüchtlinge aufnehmen,
Ich kann demonstrieren.
Die Wut über das Unrecht gibt eine Widerstands-Kraft aus der Neues möglich wird, und Hoffnung entsteht.
Ich kann Gott und die Liebe in meinem Herzen halten und auf darauf gut aufpassen.
Ich kann barmherzig sein mit mir.
Pierre Stutz sagte gestern in einem online-Vortrag:
Gott hat nicht gewartet, bis die Welt ohne Krieg war, um auf die Welt zu kommen, er wurde Mensch in einem von Römern besetzten Land voll Gewalt und Hass.
Wir können wachen und beten und so verletztlich sein wie wir sind, und damit wahrhaft MENSCH sein.
Vielleicht mehr denn je. Amen
Fürbitten
Du bist barmherzig, ewiger Gott.
Deine Barmherzigkeit rettet.
Deine Barmherzigkeit heilt.
Deine Barmherzigkeit beschützt.
Erinnere dich an deine Barmherzigkeit
und rette deine Schöpfung.
Erinnere dich, ewiger Gott,
an die Menschen in der Ukraine
die für ihre Freiheit und die Demokratie kämpfen
an die traumatisierten Frauen und Kinder, die fliehen.
Erinnere dich an die Menschen,
die kein Zuhause mehr haben.
Erinnere dich an die Mutigen,
die den Gewaltherrschern widerstehen.
Du bist barmherzig, ewiger Gott.
Erhöre uns und rette uns.
Erinnere dich an deine Barmherzigkeit
und heile die Kranken.
Erinnere dich, ewiger Gott,
an die Kranken auf den Intensivstationen
und auch an die Genesenden.
Erinnere dich an die,
die alles für die Kranken und Hinfälligen tun.
Erinnere dich an die Trauernden
und hülle die in deine Liebe,
die ohne Umarmung Abschied nehmen mussten.
Du bist barmherzig, ewiger Gott.
Erhöre uns und heile uns.
Erinnere dich an deine Barmherzigkeit
und beschütze, die dir vertrauen.
Erinnere dich an die Verfolgten in aller Welt.
Erinnere dich an alle Frauen, die unterdrückt werden
Erinnere dich an die afghanischen Frauen, deren Stimmen nach dem Rückzug der NATO nicht mehr sprechen dürfen.
Erinnere dich an die Verzweifelten und die,
die um ihre Existenz fürchtenden.
Erinnere dich an unsere Gemeinde und an alle,
für die wir Verantwortung haben.
Du bist barmherzig, ewiger Gott.
Berühre uns mit deiner Barmherzigkeit
und verwandle diese Welt
durch die Liebe Jesu
heute und an jedem neuen Tag.
Amen.
Wir beten mit Jesus:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen:
Gott segne dich und behüte dich,
Gott segne dich und behüte dich;
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
Gott hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.
Lied: Unfriede herrscht auf der Erde EG 671