Gottesdienst zum 11.04 „Quasimodogeniti“
von Pfarrerin Christa Liedtke als PDF zum Download.
Biblisches Votum:
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“
1. Petrus 1,3
Eröffnung
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Psalm-Gebet aus Psalm 116
Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört.
Denn er neigt seine Ohren zu mir;
darum will ich ihn mein Leben lang anrufen.
Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreichs Schrecken hat-ten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not.
Aber ich rief an den Namen des Herrn: Ach Herr, errette mich!
Der Herr ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig.
Der Herr behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir.
Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der Herr tut dir Gutes.
Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.
Ich will den Kelch des Heils erheben und des Herrn Naben anrufen.
Amen.
Lied: EG 99 Christ ist erstanden – zum Mitsingen: https://youtu.be/CzSLbNq515k
Wir bekennen und bitten:
Lebendiger Gott, mächtig gegen die Kräfte des Todes:
Stärke uns, wenn wir verzagen. Tröste uns, wenn die Traurigkeit nach uns greift. Begegne und bewege uns, wenn Zweifel uns lähmen. Bewege uns weg von unseren Sorgen, hin zu Dir und von Dir zu den Menschen, mit denen wir leben. Das bitten wir durch Jesus Christus, unsere Hoffnung, unsere Freude unser Licht auf dem Weg. Amen
Evangelium Johannes 20, 19-29 (nach der Basisbibel)
Es war Abend geworden an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat. Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen feste verschlossen. Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte. „Friede sei mit euch!“ Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger freuten sich sehr, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal: „Friede sei mit euch! Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich jetzt euch!“ Dann hauchte er sei an und sagte: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie wirklich vergeben. Wem ihr sie aber nicht vergebt, dem sind sie nicht vergeben.
Thomas, der auch Didymus genannt wird, gehörte zum Kreis der Zwölf. Er war nicht bei ihnen gewesen, als Jesus gekommen war. Die anderen Jünger berichteten ihm: „Wir haben den Herrn gesehen!“ Er entgegnete ihnen: „Erst will ich selbst die Wunden von den Nägeln an seinen Händen sehen. Mit meinen Fingern will ich sie fühlen. Und ich will meine Hand in die Wun-de an seiner Seite legen. Sonst kann ich das nicht glauben!“
Acht Tage später waren die Jünger wieder beieinander. Diesmal war Thomas bei ihnen. Wieder waren die Türen verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: „Friede sei mit euch!“ Dann sagte er zu Thomas: „Leg deinen Finger hierher und sieh meine Hände an. Streck deine Hand aus und leg sie in die Wunde an meiner Seite. Sie nicht länger ungläubig, sondern komm zum Glauben!“ Thomas antwortet: „Mein Herr und mein Gott!“ Da sagte Jesus zu ihm: „Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Glückselig sind die, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!“
Gottes Wort wollen wir uns gesagt sein lassen, zu Gott wollen wir uns bekennen:
Ich glaube an Gott, den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn.
Empfangen durch den Heiligen Geist. Geboren von der Jungfrau Maria. Gelitten unter Pontius Pilatus. Gekreuzigt, gestorben und begraben. Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Am dritten Tage auferstanden von den Toten. Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche. Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.
Lied: EG 117 Der schöne Ostertag – zum Mitsingen: https://youtu.be/sjoJggq8j6U
Johannes 21, 1-14 (nach der Basisbibel)
Später zeigte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal. Das war am See Tiberias und geschah so: Es waren dort beieinander Simon Petrus, Thomas, der Didymus genannt wird, Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei weitere Jünger. Simon Petrus sagte zu den anderen: „Ich gehe fischen!“ Sie antworteten: „Wir kommen mit.“ Sie gingen zum See und stiegen ins Boot. Aber in jener Nacht fingen sie nichts.
Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Die Jünger wussten aber nicht, dass es Jesus war. Jesus fragte sie: „Meine Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?“ Sie antworteten: „Nein!“ Das sagte er zu ihnen: „Werft das Netz an der anderen Bootseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen!“ Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen. Der Jünger, den Jesus besonderes liebte, sagte zu Petrus: „Es ist der Herr!“ Als Simon Petrus das hörte, dass es der Herr war, zog er sich seinen Mantel über und band ihn hoch. Er war nämlich nackt. Dann war er sich ins Wasser. Die anderen Jünger folgten im Boot und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Sie waren nicht mehr weit vom Ufer entfernt, nur etwa 100 Meter. Als sie an Land kamen, sahen sie dort ein Kohlenfeuer brennen. paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.“ Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war voll mit großen Fischen – genau 153 Stück. Und das Netz zerriss nicht, obwohl es so viele waren. Da sagte Jesus zu ihnen: „Kommt und esst!“ Keiner der Jünger wagte es, ihn zu fragen: „Wer bist du?“ Sie wussten doch, dass es der Herr war. Jesus trat zu ihnen, nahm das Brot und gab ihnen davon. Genauso machte er es mit dem Fisch. Das war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern zeigte, nachdem er von den Toten auferstanden war.
Gedanken zum Weiterdenken
Liebe Geschwister in Jesus Christus,
vielleicht haben Sie das auch schon einmal gehabt: ein „Déjà vu“; diesen kurzen Moment, in dem wir denken: „das habe ich doch genau so schon
einmal erlebt“, „diese Szene habe ich genau so schon einmal gesehen“. Ein Gefühl, das leicht verunsichert, das das scheinbar Selbstverständliche Gefüge der Welt in Frage stellt: Könnte es noch eine andere Wirklichkeit geben?
Ja, wie ist das: könnte es noch eine andere Wirklichkeit geben, als die, die uns gerade bewusst ist? Eine Wirklichkeit, die nicht weltweit umfassend von Corona bestimmt ist? Eine Wirklichkeit, in der nicht ein Staatspräsident eines riesigen Landes gegen sein gesamtes Volk die Gefahr von Corona leugnet? Eine Wirklichkeit, in der nicht ein Potentat an der Schwelle zu Europa ein Gesetz zurücknimmt, dass Gewalt gegen Frauen ächtet? Eine Wirklichkeit, in der nicht Menschen, die ungerechte Verhältnisse anprangern oder Rechte für das Volk fordern, geschlagen, weggesperrt, einfach er-schossen werden? Eine Wirklichkeit, die nicht an plötzlich über sie hereinbrechenden persönlichen Katastrophen ächzt?
Könnte es noch eine andere Wirklichkeit geben?
Für die sieben Jünger: Petrus, Johannes, Natanael und vier weitere ist die Wirklichkeit klar: Jesus ist gekreuzigt worden; er ist tot. – Naja doch, es hat diese Erlebnisse gegeben er hat sich gezeigt, er war da gewesen, hatte gesagt, wie er immer sagte: Friede sei mit euch! Und er hatte sie beauftragt. Aber wie soll das gehen? Nein, das können sie doch nicht! Klar, sie waren bei ihm gewesen, hatten all das erlebt. Aber wer sind sie schon? Sind und bleiben doch Fischer, was sonst? – Doch selbst das funktioniert nun wohl nicht mehr. Nichts gefangen: wie damals am See, als sie Jesus noch nicht gekannt hatten: Leere, Mutlosigkeit, Mattigkeit. Nein, kein einziger Fisch zu essen.
Wie? Das Netz noch einmal auswerfen? Sie wissen nicht, ob sie richtig hören, aber sie tun es. Zur rechten Seite sollen sie es auswerfen. Zu rechten Seite? Zur rechten Seite, da würde Jesus doch jetzt sein: bei Gott, seine rechte Hand, wenn sie das doch spüren könnten. Sie spüren nur, wie das Netz immer voller wird – zum, Bersten voll. 153 Fische wie sich herausstellt. (153 eine sehr besondere Zahl, die im Internet zu recherchieren sich lohnt: in den Kontext der römischen Zahlenlehre gesehen sind vielfältige Bezüge auf den dreieinigen Gott möglich). Das Netz noch einmal auswerfen, zur rechten Seite hin, mit Gottvertrauen statt der Konzentration auf die Leere: selbst bei ihrer gewohntesten und gewöhnlichsten Tätigkeit ist Gott bei ihnen.
Draußen auf dem See, weit weg von dem wunderbaren Leben mit Jesus, nackt in der traurigsten Flaute seines Lebens erkennt Petrus in der Ferne am Strand Jesus. Hat er das nicht schon einmal erlebt? Doch diesmal stürzt er nicht wie verrückt aus dem Boot. Er zieht ein Gewand an. Er zieht ein Gewand an wie Moses, wenn er Gott begegnet. Er bindet es hoch wie das Volk auf dem Weg aus der Mutlosigkeit in das neue Land. Er ist nicht nackt, entledigt aller Perspektiven. Es gibt einen, für den es sich lohnt, sich anzuziehen; für den es sich lohnt, sich startklar zu machen für eine neue Wirklichkeit. Jesus ist nicht tot. Er lebt. Er ist da. Er ruft zum Aufbruch.
Petrus wirft sich aus dem Boot, doch mit der anderen Wirklichkeit vor Augen versinkt er nun nicht mehr – wie damals -. Er springt, schwimmt, stapft, platscht durch das kalte Wasser der veränderten Wirklichkeit. Sein Weg ist klar: Was auch geschehen wird: unbekannte Gewässer, nie begangene Straßen, sein Wegweiser ist da: Gott ist nicht fern. Gott bleibt nah. Er kann sich leiten lassen von Jesu Sicht auf die Welt.
Am Strand nun: ein Kohlenfeuer. Sieht es nicht aus wie das, im Hof des Hohepriesters, als Petrus dreimal leugnete Jesus zu kennen? Aber die Wirklichkeit ist anders: Brot und Fische: alle werden satt: bei Jesus und auch durch das, was Petrus und die anderen gefangen haben.
Ja, es gibt noch eine andere Wirklichkeit in dieser Welt, die uns manchmal ganz leer und mutlos macht, trotz Osterlachen und Frühlingsblühen: Da ist einer, für den es sich lohnt, sich anzuziehen: denn er kennt uns ganz nackt, so wie nur wir uns kennen, und mag uns und kann uns brauchen für seine menschenfreundliche Welt. Da ist einer, der uns einlädt, an seinem Feuer nicht nur die Ablenkung der Grillparty zu spüren, sondern uns anstecken zu lassen mit seiner Leidenschaft, nichts in der Welt für selbstverständlich und unabänderlich zu nehmen, sondern es immer noch wieder an den unendlichen Möglichkeiten Gottes zu messen. Da ist einer, der uns stärkt mit Brot und Fisch und Wein und unseren unersättlichen Hunger nach Selbstbestätigung unseren auszehrenden Durst nach Lebenssinn in Vertrauen in Erfüllung wandelt. Da ist einer, der unseren Kummer kennt, der da ist, auch wenn wir noch draußen in der Flaute auf dem See sind. Da ist einer, der diese Wirklichkeit von Krankheit, Ungerechtigkeit, Sterben, Kummer, der diese ganze elende Kontingenz und diese hochnotpeinliche Schuldbeladenheit nicht wegwischt. Er ist da in all dem. Und er ruft uns zugleich in seine Wirklichkeit: Aufbruch, Heilung, Trost, Vergebung. Vertrauen, dass seine Kraft mächtig ist in uns Schwachen und uns stark macht zum Leben.
Ja, das kennen wir ja, das haben wir schon einmal erlebt! Déjà-vu! Lasst uns auferstehen! Amen.
Lied: EG 560 O herrlicher Tag – zum Mitsingen: https://youtu.be/kkXyAgnmsFU
Bitten zum Weiterbeten (in Anlehnung an das Wochengebet der VELKD)
Auferstandener Herr, den kein Grab mehr hält, in Dir steht das Unbegreifliche vor uns, wird die Wirklichkeit eine andere.
Können wir glauben, auch wenn wir nicht sehen? Für alle, die in ihren Sorgen oder ihren Träumen gefangen sind und nur dem Kreis ihrer eigenen Möglichkeiten trauen, bitten wir dich: Auferstandener Herr, erbarme dich unser.
Können wir glauben, auch wenn wir nicht sehen? Für alle, die in der Enge der Welt, nach dir fragen, die dich suchen wie die Luft zum Atmen, die sich sehnen nach der Freiheit der Kinder Gottes, bitten wir dich: Auferstandener Herr, erbarme dich unser.
Können wir glauben, auch wenn wir nicht sehen? Für alle Menschen dieser Welt, denen keine Hoffnung bleibt, die in Bedrängnis verstummen, die ohne Aussicht auf Heilung oder Hilfe sind, bitten wir dich: Auferstandener Herr,
erbarme dich unser.
Können wir glauben, auch wenn wir nicht sehen? Für alle, die leiden unter der Gewalt von Ideologien, die ihre Meinung nicht sagen dürfen, die weggesperrt, vertrieben, geschlagen, getötet werden, bitten wir dich: Auferstandener Herr, erbarme dich unser.
Können wir glauben, auch wenn wir nicht sehen? Für alle Ausgenutzten, für alle, die nur noch funktionieren, für alle, deren Lebensentwürfe zerbrochen sind, bitten wir dich: Auferstandener Herr, erbarme dich unser.
Auferstandener Herr, in Dir wird das Undenkbare wahr: Du hast die Grenze des Todes überwunden, durch Dich steht die Tür in eine andere Wirklichkeit offen: mit den Augen neuen Lebens dürfen wir die Welt sehen, mit dem Mut unbegrenzten Vertrauens dürfen wir neue Wege wagen. Mit Dir dür-fen wir leben und deine Botschaft vom Gott der Gnade weitersagen. Bei Dir wollen wir bleiben in Zeit und Ewigkeit. Amen
Mit Jesus beten
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille gesche-he, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Herr segne Dich und er behüte Dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht über Dich und schenke Dir seinen Frieden. Amen.
Lied: EG 100 Wir wollen alle – zum Mitsingen: https://youtu.be/1ULTMRDFOLE