Gottesdienst zum 07. November
von Pfarerin Renate Sturm-Wutzkowsky als PDF zum Download.
Sonne der Gerechtigkeit / gehe auf zu unsrer Zeit /
Brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann / erbarm dich, Herr.
Gib den Boten Kraft und Mut / Glaubenshoffnung, Liebesglut /
Lass viel Früchte deiner Gnad / folgen ihrer Tränensaat / erbarm dich, Herr.
Mit diesen Liedversen heiße ich Sie herzlich willkommen zum gottesdienst@home am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres.
Über diesem Sonntag steht die Frage: Wann wird endlich Frieden sein? Woran erkennen wir, dass Gottes Reich angebrochen ist?
Dabei weist uns die Bibel auf uns selbst zurück. Jesus sagt: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ So heißt es in der Bergpredigt Matth. 5,9. Der Friede – das ist unsere Aufgabe! Wir können damit anfangen, dass Friede wird auf dieser Erde. Bei uns selbst fängt der Friede an.
Wir feiern unseren Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Gott sei mit dir!
Gerhard Schöne hat ein Lied geschrieben, mit dem ich mit Ihnen beten möchte:
Lass uns eine Welt erträumen, die den Krieg nicht kennt,
wo man Menschen aller Länder seine Freunde nennt,
wo man alles Brot der Erde teilt mit jedem Kind,
wo die letzten Diktatoren Zirkusreiter sind.
Lass uns eine Welt erträumen, wo man singt und lacht,
wo die Traurigkeit der andern selbst uns traurig macht,
wo man, trotz der fremden Sprache, sich so gut versteht,
dass man alle schweren Wege miteinander geht.
Lass uns eine Welt erträumen, wo man unentwegt
Pflanzen, Tiere, Luft und Wasser wie einen Garten pflegt,
wo man um die ganze Erde Liebesbriefe schreibt,
und dann lass uns jetzt beginnen, dass es kein Traum bleibt!
Gott, erbarme dich,
Christus, erbarme dich,
Gott, erbarme dich unser. Amen.
Wie ein Fest nach langer Trauer, wie ein Feuer in der Nacht,
ein off’nes Tor in einer Mauer, für die Sonne aufgemacht.
Wie ein Brief nach langem Schweigen, wie ein unverhoffter Gruß,
wie ein Blatt an toten Zweigen, ein „ich mag dich trotzdem“-Kuss.
So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung. So ist Vergeben und Verzeih’n.
Wie ein Regen in der Wüste, frischer Tau auf dürrem Land.
Heimatklänge für Vermisste, alte Feinde, Hand in Hand.
Wie ein Schlüssel im Gefängnis, wie in Seenot „Land in Sicht“,
wie ein Weg aus der Bedrängnis, wie ein strahlendes Gesicht.
So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung. So ist Vergeben und Verzeih’n.
Auf die Frage: Wann kommt das Reich Gottes? gibt uns der Predigttext zum heutigen Sonntag eine Antwort (Lukas 17,20-24):
Als Jesus aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes? Antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man’s beobachten kann;
Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen.
Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da! Oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach.
Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein.
Liebe Leserinnen und Leser,
allmählich geht das Kirchenjahr zu Ende. Das Kirchenjahr beginnt mit dem 1. Advent neu. In dieser Zeit wird man nachdenklicher. Draußen wird es ungemütlicher und kälter, die Blätter fallen, der Wind weht kräftiger.
Zu den Themen dieser Zeit gehören z.B.: das Nachdenken darüber, dass unser Leben irgendwann zu Ende geht; wir erinnern uns an unsere Verstorbenen; wir gedenken der Gefallenen der beiden großen Weltkriege und wir erinnern uns an die brennenden Synagogen und den Holocaust, die unendlich vielen toten Jüdinnen und Juden, die Opfer der Verfolgung durch die Nazis.
Immer haben Menschen gefragt: Wie wird es sein, wenn Jesus wieder kommt? Wird er Gerechtigkeit und Frieden bringen? Muss man ihn suchen – oder wie wird sich sein Kommen zeigen? Woran wird man das erkennen?
Jesus sagt: Wenn der Menschensohn kommt, dann sieht man es – wie einen Blitz: So weit reicht sein Licht, dass man es überall sehen wird.
Jetzt mache ich mal einen Sprung. Als Jesus in die Welt kam, wurde er als ganz normales kleines Kind geboren. Bei ihm waren seine Mutter und ein Mann namens Joseph. Es wird uns erzählt, dass es ein helles Licht gab, das Hirten auf nahe gelegenen Feldern erschreckte. Musik war zu hören und die Hirten erhielten eine Botschaft, die sie zur Krippe führte. Im Moment seiner Geburt war das Kommen Jesu zwar nicht auf der ganzen Welt wie ein greller Blitz zu sehen, aber sein Kommen wirkt bis heute wie ein helles Licht in unserer Welt nach.
Das Bild von Weihnachten, das sich in unser christliches Gedächtnis eingegraben hat, sieht so aus: Da ist ein Kind, das friedlich in den Armen seiner Mutter schläft; da scheint ein Stern durch das kaputte Dach; da sind Hirten und Schafe, ein Ochse und ein Esel an der Krippe bei diesem Kind. Wir lieben dieses innige Bild – als ein Bild des Friedens, den dieser Mensch Jesus in unser Leben bringt. Bis heute geht von dem Bild der Krippe eine Strahlkraft aus, die unser Leben erhellt.
Das Bild vom Frieden auf der einen Seite – wird ergänzt durch die Frage: Wird dieser König, dieser Jesus-Mensch, Gerechtigkeit herbeiführen? Wir sehen Jesus als einen Menschen, der sich besonders um die Menschen kümmert, die auf der Schattenseite des Lebens stehen; für sie ist „Gerechtigkeit“ ein frommes – aber ganz und gar unerreichbares Ziel, ein Traum, ein Wunsch. Jesus stellt diese Menschen ins Licht; er macht sie sichtbar, er hilft, wo sie Heilung und Hilfe brauchen. Und er stellt die Kinder in die Mitte, macht sie zum Beispiel und zum Vorbild.
Wenn Jesus wiederkommt – dann soll er endgültig für Gerechtigkeit sorgen. Und wir stellen uns vor, dass er dann alle Menschen zur Rechenschaft zieht und ihr Leben beurteilt: Warst du ein guter Mensch? Was hast du versäumt in deinem Leben? Wo bist du schuldig geworden? Dann soll er die bestrafen, die Böses getan haben und für Unrecht und Ungerechtigkeit verantwortlich sind.
Wird er das tun?
Und wenn ja, wer kann dann vor ihm bestehen?
Wer von uns wird dann ohne Schuld sein?
Jesus hat ein anderes Bild von Gott und Martin Luther hat uns dieses Bild tief ins Gedächtnis geschrieben. Gott ist ein Gott der Liebe. Er wird uns vergeben, was wir versäumt haben. Er wird uns nicht richten – sondern er wird uns retten. Gott hat keine Freude am Untergang der Menschen – sondern an unserer Rettung und unserer Erlösung.
Heute wird ein Kind getauft. Sein Taufspruch ist ein wunderbarer Vers aus der Bibel, der uns allen zugesprochen wird:
Ich danke dir, dass ich so wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke. Das erkennt meine Seele.
Wir sind wunderbar gemacht. Das heißt für mich: Wir sind mit der Fähigkeit zur Liebe ausgerüstet. Wir können einander vergeben. Wir können einander helfen und füreinander Sorge tragen. Wir sind als Menschen – menschlich und können mit-menschlich miteinander umgehen. Gott sei Dank dafür! Gott erhalte uns unsere Menschlichkeit als große Gabe seiner Liebe.
In einer jüdischen Erzählung fragt der Rabbi seine Schüler: Wie bestimmt man die Stunde, in der die Nacht endet und der Tag beginnt? Die Schüler dachten nach; dann war die Antwort des ersten: Ist es dann, wenn man von weitem einen Hund von einem Schaf unterscheiden kann? – Nein, sagte der Rabbi.
Vielleicht ist es dann, wenn man von weitem einen Dattel- von einem Fei-genbaum unterscheiden kann? meinte ein anderer Schüler. Doch der Rabbi schüttelte nur den Kopf.
Aber wann soll es denn sonst sein? fragten die Schüler ratlos.
Da neigte sich der Rabbi seinen Schülern zu und gab zur Antwort: Es ist dann, wenn du in das Gesicht irgendeines Menschen blickst und deine Schwester oder deinen Bruder erkennst. Bis dahin ist die Nacht noch bei uns.
Und der Friede Gottes bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.
Herr lass du mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste,
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich andere verstehe,
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich andere liebe.
Denn wer hingibt, der empfängt.
Wer sich selbst vergisst, der findet.
Wer verzeiht, dem wird verziehen.
Und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen (nach Franz von Assisi)
Lassen Sie uns mit den Worten Jesu beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte uns der gnädige und barmherzige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Ich wünsche Ihnen eine gute und gesegnete Woche.
Danke, dass ich dein Wort verstehe,
danke, dass deinen Geist du gibst,
Danke, dass in der Fern und Nähe du die Menschen liebst!