Gottesdienst zum 06. März
von Pfarrerin Christa Liedtke als PDF zum Download.
Biblisches Votum:
„Dazu ist erschienen der Sohn Gotts,
dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ 1. Joh. 3,8b
Eröffnung
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
aus Psalm 91
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem Herrn:
Meine Zuversicht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich hoffe.
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers
Und von der verderblichen Pest.
Er wird dich mit seinen Fittichen decken,
und Zuflucht wirst Du haben unter seinen Flügeln.
Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,
dass Du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht,
vor dem Pfeil, der des Tages fliegt,
vor der Pest, die im Finstern schleicht,
vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.
Denn der Herr ist deine Zuversicht,
der Höchste ist deine Zuflucht.
Es wird dir kein Übel begegnen,
und keine Plage wird sich deinem Hause nahen.
Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einem Stein stoßest.
Wir bekennen und bitten:
Vor Dir, Gott, kommen wirzur Ruhe am Sonntag, den Du uns geschenkt hast – und geben es unumwunden zu:
Ruhe zu finden fällt gerade schwer.
Auch wenn es komplexe Zusammenhänge gibt: Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine führt uns vor Augen, wie das Handeln eines einzigen Menschen Millionen andere ins Unglück bringen kann.
Dabei hast du, Gott, uns eingeladen, mit dir Zeichen der neuen Welt zu sein, einer Welt des Friedens, den du versprochen hast.
Wir Menschen sehen oft nur die alte; wir klammern uns fest an unsere Rangordnungen und verdrängen die Sehnsucht nach wahrem Leben und verleugnen, dass wir wissen, wie falsch mancher Glanz ist, mit dem wir uns umgeben.
Hilf uns, Gott, dass wir die Chancen ergreifen, aufrichtig miteinander zu sein; nicht nach der Macht zu schielen, sondern nach der Gerechtigkeit; uns nicht abzuschotten mit dem, was wir sind und haben, sondern offen füreinander zu sein; nicht etwas gelten zu wollen, sondern ehrlich zu sein vor uns selbst und vor dir – und neu Ausschau zu halten nach dem Frieden – dem Frieden, den du gibst in Christus. Herr, erbarme dich
Evangelium Lukas 10, 25-37 (eine Version der EvPro9-Kinder)
Das erste Kind (EK) kommt herein. Es hat einen Turnbeutel in der Hand. Es bleibt stehen, öffnet den Beutel und nimmt ein paar neue Sportschuhe heraus.
EK: Oh Mann, ich freu mich ja so auf’s Training. Da kann ich zum ersten Mal meine tollen neuen Schuhe anziehen, die ich zum Geburtstag bekommen habe. (Hält die Schuhe hoch und bewundert sie)
Ein zweites Kind (ZK) kommt von der Seite dazu und beobachtet das EK.
ZK: Ey, die Schuhe sehen ja echt nice aus. Die haben doch bestimmt ne Menge Kohle gekostet?
EK: Weiß nicht. Glaube ja. Ich hab sie geschenkt bekommen zum Geburtstag.
ZK: Ach ja? Ich hab auch Geburtstag. Irgendwann. Wie wär’s, wenn du mir die Schuhe schenkst?
EK: Was? Ich kenn dich doch gar nicht. (Steckt die Schuhe wieder in den Beutel)
ZK: Scheißegal, Alter. Her mit den Teilen! (Greift nach dem Beutel)
EK: Lass das, die gehören mir! (Hält den Beutel fest)
ZK: (Schlägt EK, so dass es hinfällt) Jetzt gehören sie mir. Und das hier ist mein Abschiedsgruß! (tritt das EK und rennt dann weg)
EK liegt am Boden und weint. Ein Geschäftsinhaber (G) steht in seinem kleinen Laden und schaut herüber.
G: Habe ich da nicht was gehört? Hat sich da wer gestritten? (Schaut sich um) Oh, da liegt ja ein Kind! Ob das verletzt ist? Ich glaube, das blutet sogar. Ich geh mal rüber. (geht ein paar Schritte und bleibt dann stehen) Ach nee, ich kann meinen Laden ja nicht einfach alleine lassen. Ich geh lieber zurück, sonst werde ich noch ausgeraubt. (dreht sich um und geht zurück)
Das EK liegt weiter am Boden. Eine Lehrerin (L) kommt vorbei. Man sieht, dass sie sehr eilig ist. Als sie EK sieht, bleibt sie stehen.
L: Oh, was ist da passiert? Da liegt ja ein Kind am Boden. (Schaut auf die Uhr und erschrickt) Ach du meine Güte, ich bin schon so spät dran! Wenn ich wieder zu spät zur Konferenz komme, dann krieg ich Ärger. (sieht wieder zum Kind rüber) Bestimmt geht’s dem gleich wieder gut. Ich hab jetzt jedenfalls keine Zeit dafür. (geht sehr schnell weiter)
Ein älterer Schüler (S) kommt vorbeigeschlendert. Als er das EK sieht, läuft er sofort hin und kniet sich daneben.
S: Hey, Junge, was ist los mit dir? (hilft EK, sich hinzusetzen)
EK: (weinend) So ein Asi hat mich geschlagen und getreten.
S: Hier, trink erst mal was und beruhig dich. (gibt EK die Trinkflasche) EK: Danke! (öffnet die Flasche und trinkt etwas)
S: Ich bin echt kein Sani, aber ich glaube, ich verbinde erst mal die Wunde, damit da kein Dreck reinkommt. (nimmt den Schal und knotet ihn um die Wunde) Und dann bring ich dich nach Hause zu deinen Eltern. Komm, ich helfe dir! (hilft EK auf die Beine und stützt ihn; beide gehen ab)
Gott wollen wir uns bekennen:
Ich glaube an Gott, den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn.
Empfangen durch den Heiligen Geist. Geboren von der Jungfrau Maria. Gelitten unter Pontius Pilatus. Gekreuzigt, gestorben und begraben. Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Am dritten Tage auferstanden von den Toten. Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche. Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.
Gedanken zum Weiterdenken
Liebe Schwestern und Brüder,
ein Brief des Paulus erreicht uns heute, geschrieben vor langer Zeit, und doch so, als sollte er gerade heute ankommen.
Wenn ich den Brief höre, dann kommen mir die Szenen aus dem Stück von Euch Ev-Pro 9-Kinder in den Kopf – und dazu viele kleine Szenen aus dem Alltag, durch die meine Gedanken hindurchrasen, nicht so zielgerichtet geordnet wie bei David Cumberbatch, wenn er den Sherlock Holmes spielt. Eher wie in einem Autoscooter: diese Szene taucht auf, das Auto dreht sich, ein anderes Bild kommt in den Blick, ich fahre weiter, versuche auszuweichen, werde gerammt und durchgeschüttelt, finde mich an einer anderen Stelle der Fahrfläche wieder – und weiter geht die Fahrt des Lebens. Schnell und mit Lichtblitzen und dunklen Phasen, vorwärts, rückwärts und im Kreis.
So schreibt Paulus:
2. Korinther 6,1-9 https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/2CO.6/2.-Korinther-6
Wir sitzen hier und hören das, diese Stelle, wo du, Paulus, uns aufrufst: „Jetzt ist die Zeit der Gnade.“ Und: „Jetzt ist der Tag des Heils.“
Nur: es ist jetzt kein Heil in der Welt. Gerade überfällt die russische Armee die Ukraine. Hier in Europa ist Krieg. Tausende Menschen sind gestorben, Hunderttausende auf der Flucht. Da sind wir doch eher empört, wenn wir da von der Zeit der Gnade und dem Tag des Heils hören.
Ich muss durchatmen und erinnere mich daran: du, Paulus, du hast ja schon mal gesagt: Du verstehst dich als „Botschafter an Christi statt“ (2. Kor. 5,20) und du möchtest uns führen zu einer Versöhnung mit Gott, den wir in solchen Situationen gerne anklagen. Du möchtest mitten im Eindruck des Unheils unseren Blick umkehren auf das Heilshandeln Gottes hin, zitierst den berühmten Propheten Jesaja, der schon so früh von Christus gezeugt hat. Du stellst uns mitten in unserm Unglück, unserer Verwirrung und Unsicherheit in das Licht von Gottes Verheißung, von Gnade und Heil – um uns aufzurichten, um die Gefangenen zu befreien und die Täter aus ihrer Finsternis herauszurufen.
So wie Jesus es tat mit seiner Geschichte von dem Barmherzigen, als jemand ihn fragte, wie er denn das ewige Leben erlangen kann, so lenkst du den Blick von uns selbst weg, ermöglichst uns einen Blick dorthin, wo wir handeln können. Wie kommt die göttliche Dimension ins Hier und Jetzt – der große Horizont von Leiden und Rettung, von Krieg und Frieden, von Tod und Auferstehung, von Zeit und Ewigkeit.
Und dann startest du mit deinen Worten die Fahrt durch die Szenen unseres Alltags und manchmal wird uns ganz schwindelig, wenn wir das alles hören: die von dir hart zugespitzten Fakten und die christlichen Ressourcen von Hoffnung.
Da benennst du zwei Seiten deines Dienstes, wir beziehen es auf unser Leben: „Bedrängnis, Nöte, Ängste, Schläge, Gefängnis, Aufruhr, Wachen, Fasten“. Darin erkennen wir manches: denjenigen, dem die Turnschuhe genommen werden, aber auch den Geschäftsmann, der hin- und hergerissen ist zwischen Hilfsbereitschaft und Angst um seinen Lebensunterhalt und die Lehrerin, die sich wie ins Gefängnis geworfen fühlt mit ihrer Angst vor dem Ärger, der ihr drohen könnte. Ja, das ist nicht unbedingt einfach, sich zu entscheiden, das hat schon Konsequenzen, was wir tun. Doch gegen die Bedrängnisse stellst du: „Erkenntnis, Langmut, Freundlichkeit, Liebe, Wahrheit, Kraft Gottes, Gerechtigkeit.“ Es tut gut, diese Worte zu hören, wir spüren die Kraft, die darin steckt, auf diese Werte zu trauen – gegen die Angst vor dem persönlichen Ärger im Alltag und auch gegen die Angst vor einem Despoten im Angriff auf das Nachbarland, eines gekränkten Stolzes ohne jede Liebe. Unsere Gebete, unseren Glauben und die Momente, in denen wir einem Menschen so verständnisvoll nahekommen wie der ältere Schüler dem, der am Boden war, das sind die Lichtblicke, die uns Kraft geben können, das zu tun, was uns sozusagen über den Weg läuft. Wenn es da ist, nicht zu zögern, sondern den Moment des Heils und den Tag der Gnade zu erkennen. Auch das ist nicht immer leicht und oftmals geht es uns vielleicht wie dem Geschäftsmann oder wie der Lehrerin. Ein gutes Leben im Sinne Jesu ist wie ein Kampf – oder eben wie eine Fahrt im Autoscooter: immer wieder die Orientierung finden im Getümmel. Eines ist dabei wichtig: unser Bemühen, das findet nicht völlig in irgendeinem Schicksal statt. In all dem für uns Unkalkulierbaren, da gibt es einen Horizont: den Horizont von Gottes Liebe und Gnade. Den Horizont, der so ist wie die Begegnung der Blicke dessen, der aufhilft mit dem der am Boden liegt. Dann kann ich in der Schande des am Boden Liegens auch die Ehre erkennen, die darin liegt, einander menschliche Hilfe zu gewähren. Wer das je erlebt hat, der weiß, dass das eine helle, schmerzhaft gut Erfahrung ist.
Ach Paulus, du schreibst, als wäre es heute von „bösen Gerüchten und guten Gerüchten.“ Sogar auf dem Schulhof gibt es das jetzt, dass die einen den anderen Schülern vorwerfen, sie würden ja jeweils nur die FakeNews zu diesem Krieg wahrnehmen. Wie schwer kann das sein, da nicht die Barmherzigkeit miteinander dranzugeben. Das erleben wir in Zeiten des Krieges wie auch in den Disputen mit Corona-Querdenkern. Jede Aufarbeitung von Lied, ist auch eine Suche nach der Wahrheit in all den verschiedenen Facetten der Wahrnehmung.
Du Paulus, lässt durchblicken, dass man Dich einen Verführer genannt hat – wir in Europa fragen uns, wie sehr wir uns haben auf den Leim führen lassen – aus wirtschaftlichen Interessen, aber manche auch, weil sie sich zu naiv den Traum von einem Frieden ohne Waffen geträumt haben. – Oftmals erleben wir uns miteinander als Unbekannte, fragen uns: Wie konnte er/sie das tun? Das fragen wir in manchen kleinen Situationen des Alltags – und erst recht im Rückblick auf vergangene Zeiten: die Weltkriege, die Kolonialzeit, den Umgang mit den Ressourcen dieser Erde. Wir erkennen manchmal erschreckt die böse Fratze des Menschen, auch von uns selbst. Wie kennt Gott uns?
Gott kennt uns, als die, die mit dieser wilden Fahrt durch das Leben vollauf beschäftigt sind – und die Zeiten, in denen das Auto blockiert und wir darauf warten, dass es wieder freigeschaltet wird, die sind nicht weniger stressig als die, in denen wir unterwegs sind. Gott kennt uns als diejenigen, die immer wieder Rettung brauchen wie die Luft zum Atmen.
So deutet sich das Leben von Jesus Christus her, lehrst du uns, Paulus. Ganz zugespitzt ist unser Leben „als die Sterbenden uns siehe, wie leben.“: Bedrängnisse, Kriege, Krankheiten, Abschiede – und doch von Jesu liebendem Blick umfangen, mitgenommen auf seinem Weg ins Leben. Und so können wir aufstehen, auferstehen. Können wir in den hilflosen Karfreitag-Momenten auf Ostern vertrauen; können traurig sein über die Kriegsnachrichten und doch mutig spenden oder gar eine Hilfsfahrt mitorganisieren, können beten und Freundlichkeit in diese Welt hineinleben.
So bleiben wir, wenn ich Dich, Paulus weiterdenken darf, die „Armen“, die nichts haben: weder Superwaffen noch unermessliche Mittel, und doch zugleich alles: Selbsterkenntnis über unsere Grenzen und Zutrauen, dass du uns aufhelfen wirst und Zuversicht, dass wir im liebevollen Handeln den Himmel auf Erden erleben und Hoffnung, dass nicht der bombenleuchtende, sondern der Himmel der Barmherzigkeit das letzte, das ewige Wort haben – dafür steht Christus ein. Amen.
Fürbitten (angelehnt an das Wochengebet der VELKD)
Gott, beunruhigt rufen wir zu Dir, in Nöten, in Ängsten.
Wo bist Du? Es ist Krieg, die Welt ist im Aufruhr.
Wir bitten Dich: Stopp den Krieg, die Gewalt, die Waffen.
Gott, in den Mühen unseres Alltags rufen wir zu Dir,
manche im Wachen und im Fasten.
Aus der Passion, dem Leiden direkt, aus der Erinnerung oder dem Mit-Leiden rufen wir. Menschen fliehen, lassen alles zurück.
Wir bitten Dich: Hilf ihnen. Öffne Herzen, Türen, Wege.
Gott,aus Sehnsucht rufen wir zu Dir nach Waffen,
den Waffen der Gerechtigkeit.
Gib Frieden, bitte, und das jetzt.
Wir bitten Dich: Vertreib die Versucher und Verführer, die bösen Gerüchte.
Dass Wahrheit, Klarheit und Liebe Politik machen.
Gott, wir stehen vor Dir als die für viele Unbekannten und Dir doch bekannt.
Hilf beim Leben. Hilf den Sterbenden.
Wir bitten Dich: Für die Traurigen und die Kranken, für die Armen und für
ie, die alles verlieren. Sei Du da, lass Dein Licht leuchten – auch durch uns.
Amen
Mit Jesus beten
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Herr segne Dich und er behüte Dich.
Er lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht über Dich und schenke Dir seinen Frieden. Amen.