Gottesdienst zum 03.10.2021
von Pfarrer Thomas Ring als PDF zum Download.
Biblisches Votum zum Michaelistag, 29.9.2021
„Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten
auf allen deinen Wegen.“
(Psalm 91, 11)
Eröffnung
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes.
Amen.
Gebet
fragend
gehe ich durch
wüste
zeit
wo bist du
hoffend
sehe ich
höre ich
einen herzschlag
einen flügelschlag
ich schaue auf
und spüre
deine nähe
und bin
geborgen
Lied zum Sonntag

Ein Text aus der Bibel
Das Kind Abrahams und Hagars wuchs heran und wurde älter.
An dem Tag, als er zum letzten Mal gestillt wurde,
feierte Abraham ein großes Fest.
Eines Tages sah Sara den Sohn der Ägypterin Hagar fröhlich lachen.
Weil er der Sohn war, den Hagar von Abraham bekommen hatte, sagte Sara zu Abraham: »Jag diese Magd fort – mitsamt ihrem Sohn!
Denn der Sohn dieser Magd soll nicht dein Erbe sein,
gemeinsam mit meinem Sohn Isaak.«
Die Äußerung ärgerte Abraham sehr, schließlich ging es um seinen Sohn.
Aber Gott sagte zu Abraham: »Mach dir keine Sorgen um deinen Sohn und deine Magd. In allem, was Sara dir rät, kannst du ruhig auf sie hören. Denn nur Isaaks Nachkommen sollen als deine rechtmäßigen Nachkommen gelten. Doch auch den Sohn der Magd will ich zum Stammvater eines Volkes machen. Denn er ist ja ebenfalls dein Kind.«
Am nächsten Morgen stand Abraham früh auf.
Er nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser und legte beides auf Hagars Schultern. Dann gab er ihr den Jungen und schickte sie fort.
Sie zog los und irrte durch die Wüste bei Beerscheba.
Als der Wasserschlauch leer war, legte sie den Jungen unter einen Strauch. Sie ging etwa einen Bogenschuss weit weg, setzte sich hin und dachte: »Ich kann nicht mit ansehen, wie der Junge stirbt.«
So saß sie da und weinte laut.
Als Gott das Weinen des Jungen hörte, rief ein Engel Gottes vom Himmel her zu Hagar: »Hagar, was ist mit dir? Fürchte dich nicht!
Gott hat das Weinen des Jungen gehört, der dort liegt.
Steh auf, heb den Jungen hoch und halt ihn fest in deinen Händen!
Denn ich will ihn zum Stammvater eines großen Volkes machen.«
Da öffnete Gott ihr die Augen, und sie sah einen Brunnen.
Sie ging hin, füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Jungen zu trinken. Gott war mit dem Jungen, und so wuchs er heran.
(1. Mose 21, 8-21)

Gedanken zum Weiterdenken
Mitten in der bayrischen Stadt Passau werden Menschen zu Engeln. Sicher auch anderswo. Aber in Passau besonders. Und das liegt an diesen Flügeln. Man sieht darauf zwar keinen ganzen Engel. Aber seine Flügel sieht man.
Als ich das Foto zum 1. Mal sah, habe ich gedacht, der Engel sei durch die Wand geschlüpft und die Flügel sind draußen geblieben. Die sind ja auch ein bisschen unpraktisch, wenn man anderen Menschen begegnet. Aber nein, es hat damit eine andere Bewandtnis.
Dieser Engel ohne Körper ist eine Ansage. Eine Aufforderung.
Als wenn der Engel sein Federkleid absichtlich zurückgelassen hätte, um Platz zu machen. Für den Menschen, der davor steht und sich fragt, was das alles bedeutet.
Ob er sich trauen soll, den Platz des Engels einzunehmen?
Zwischen die Flügel zu treten?
Für einen Moment mitten in der Stadt als Engel dazustehen?
Und es sind viele Menschen, die vor den wunderbaren Engelsflügeln stehen bleiben. Für einige sind sie eine tolle Gelegenheit, um sich selbst zu fotografieren. Kinder der Selfie-Generation. Als Engel. Andere Menschen treten einfach nur heran, zaghaft, und erleben, wie ihnen Flügel wachsen. Sie lachen. Sind gerührt. Fröhlich. Entzückt.
Das Kunstwerk stammt von einer Schülerin. Sie hat vor etwa zwei Jahren den Passantinnen und Passanten dieses Erlebnis geschenkt, als sie im Rahmen eines Streetart-Seminars ihr Kunstwerk installierte.
Dabei hatte sie eine Botschaft im Sinn.
Die steckt in den Engelsflügeln, geformt aus 196 Latex-Handschuhen und 400 Meter Gartendraht. Aufgestellt vor dem Eingang der Marianischen Votivkirche.
„Schutzhandschuhengel“ heißt die Installation.
Ein origineller Titel für eine Installation mit unkonventionellem Material. Für Handschuhe hat sie sich entschieden, weil die Finger wie Federn aussehen. Auf einer Tafel neben der Installation steht: „Nicht alle Engel haben Flügel, aber ein gutes Herz“.
Der Schutzhandschuhengel würdigt die vielen Hände, die täglich im Krankenhaus, in der Pflege oder anderswo Engelsdienste verrichten.
Die sich denen zuwenden, die wenig oder keine Kraft mehr haben.
Die sich die Füße wund laufen, um zu helfen, wo Not am Mann oder an der Frau ist.
Die jedes Menschenleben als würdig erachten, angesehen zu werden. Denen jedes Leben der Liebe wert ist.
m 29. September wird in katholischen und manchen evangelischen Kirchen das Michaelisfest gefeiert, das Fest des Erzengels Michael und aller Engel. Michael, der Namenspatron dieses Festes, stellt mit seinem hebräischen Namen eine Frage in den Raum: „Wer ist wie Gott?“
In der Bibel lese ich von einer, die davon in ihrem Leben etwas erfahren hat: Hagar. Magd von Abraham. Mutter eines gemeinsamen Sohnes. Ismael sein Name. Die Dreiecksbeziehung mit Abraham und seiner Frau Sarah geht nicht gut. Sarah ist eifersüchtig. Hagar flieht.
Sie kehrt nur zurück, weil ein Engel Großes verspricht: Zukunft für ihr Kind und ihre Kindeskinder.
Sarahs Eifersucht aber ist Gift. „Hagar muss gehen“, fordert sie. Und Hagar geht. Endgültig! Gegen Abrahams Willen.
Aber mit Gottes Versprechen: Hagar wird es an nichts fehlen.
Als der Proviant ausgeht, fehlt es doch an allem: an Essen, an Trinken, an Kraft, an Zuversicht. Der Knabe droht zu sterben. Und wieder ist es ein Engel, der Hagar aufhilft, ihr die Augen öffnet.
Sie sieht, wie auf ihrer ersten Flucht, einen Wasserbrunnen. Damals nannte sie den Ort „Brunnen des Lebendigen, der mich sieht.“
„Wer ist wie Gott?“ Diese Engelsfrage können wir nicht beantworten. Aber wir wissen, dass es Engel sind, die uns Gott nahebringen. In ihren tröstlichen oder mutmachenden Worten. In ihren lebensrettenden Taten. Und dabei kommt es eben nicht darauf an, ob ein Engel Flügel hat. Wer jedem Menschen Ansehen schenkt, ist ein Engel. Ein Bote Gottes. Wer Menschen pflegt, sie umsorgt, ihnen ihre Würde erhält, der lebt und arbeitet im Auftrag Gottes. Wie ein Engel.
Bitten zum Weiterbeten
Gott, Schöpfer des Lebens, wir bitten dich:
Schick uns deine Engel entgegen, wenn wir herumirren in unserem Leben und die Seele zu verdursten droht.
Öffne den Bedrückten die Augen, dass sie dich erkennen als Quelle des Lebens.
Sei den Bedrohten nahe, nimm ihnen die Angst, lass sie neu Vertrauen zu dir finden.
Denen, die auf böse Wege zu geraten drohen, zeige Möglichkeiten, Krisen zu bewältigen und umzukehren aus Wüsten der Sinnlosigkeit, Einsamkeit und Trostlosigkeit.
Durchdringe uns mit deiner Liebe. Vertreibe die Furcht aus unseren Herzen. Und sende uns als Engel, als deine Boten dahin, wo du uns brauchst.
Himmlischer Vater, lass Glaube, Hoffnung und Liebe unter uns wachsen als Zeichen deiner lebendigen Nähe. Sei und bleibe unsere Freude in guten und schweren Zeiten.
Dich loben und preisen wir durch unseren Herrn und Bruder Jesus Christus.
Mit seinen Worten beten wir:
Mit Jesus beten
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns auf unsern Wegen.
Sei Quelle und Brot in Wüstennot,
sei um uns mit deinem Segen
So segne uns der gnädige und allmächtige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.