Gottesdienst zu Ostersonntag
von Pfarrerin Dagmar Spelsberg-Sühling als PDF zum Download.
Wenn Sie mögen, zünden Sie sich eine Kerze an und verbinden sich mit allen, die gleichzeitig jetzt diesen Gottesdienst lesen und innerlich mitfeiern
Biblischer Wochenspruch
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. – Offenbarung an Johannes 1,18
Eröffnung:
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes. Amen.
Es ist Ostern geworden!
Gott hat die Welt ein für allemal gerettet!
Froh und heiter schreibt Martin Luther:
“Ich tue als Christ, was ich kann. Was ich nicht kann, das zahlt das Leiden Christi.”
Ja, so ist es fortan. So entlastet und froh können wir sein! “Ich tue als Christ, was ich kann. Was ich nicht kann, das zahlt das Leiden Christi.”
Dank sei Gott!
Das zaubert ein Lächeln in unsere Gesichter.
In vielen christlichen Ländern begrüßen sich die Christen zu Ostern mit dem Gruß:
Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Lied: EG 116 „Er ist erstanden, Halleluja”
- Er ist erstanden, Halleluja!
Freut euch und singet, Halleluja!
Denn unser Heiland hat triumphiert,
all‘ seine Feind‘ gefangen er führt.
Refrain:
Lasst uns lobsingen vor unserem Gott,
der uns erlöst hat vom ewigen Tod.
Sünd‘ ist vergeben, Halleluja!
Jesus bringt Leben. Halleluja! - Er war begraben drei Tage lang.
Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank;
denn die Gewalt des Tod’s ist zerstört;
selig ist, wer zu Jesus gehört. - Der Engel sagte: „Fürchtet euch nicht!
Ihr suchet Jesus, hier ist er nicht.
Sehet, das Grab ist leer, wo er lag:
er ist erstanden, wie er gesagt.“ - Geht und verkündigt, dass Jesus lebt,
darüber freu‘ sich alles, was lebt.
Was Gott geboten, ist nun vollbracht:
Christ hat das Leben wiedergebracht.“ - Er ist erstanden, hat uns befreit;
dafür sei Dank und Lob allezeit.
Uns kann nicht schaden Sünd‘ oder Tod,
Christus versöhnt uns mit unserm Gott.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen.
Lesung aus dem Markusevangelium 16 16,1-8
1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.
2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging.
3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?
4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.
5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.
6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten.
7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.
8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.
Lied: Christ ist erstanden EG 99
Christ ist erstanden von der Marter alle!
Des solln wir alle froh sein, Christ soll unser Trost sein. Kyrieleis.
Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen.
Seit dass er erstanden ist, so freut sich alles, was da ist. Kyrieleis.
Alleluja, alleluja, alleluja! Des solln wir alle froh sein,
Christ soll unser Trost sein. Kyrieleis.
Gedanken zum Weiterdenken
Das Osterfest entstand im Schatten des Passahfestes. Die Verbindung war von Anfang an da, denn der Prozess gegen Jesus hatte sich ja im Rahmen der jüdischen Festtage abgespielt.
Zum Anlass des Passahfestes war Jesus nämlich nach Jerusalem gekommen und man hatte ihm abseits der ganzen Festvorbereitungen den Prozess gemacht.
Schnell wurde das Urteil vollzogen.
Fast unbemerkt von den feiernden Einheimischen und Pilgern ereigneten sich sein Tod und seine Auferstehung.
In Erinnerung daran feierten die Christen ihr Osterfest parallel zum siebentägigen Passahfest der Juden.
Erst später gingen die beiden Kalender auseinander, im letzten Jahr fanden beide Feste aber gleichzeitig statt.
Auch inhaltlich gibt es eine Nähe zwischen dem Osterfest und dem Passahfest.
Im Passah erinnern sich die Juden an den Auszug Israels aus Ägypten, als sie noch armselige Sklaven waren,
erinnern sich an das Bittere,
an die Todesbedrohung durch die Sklaventreiber,
an die Hast in den Tagen des Aufbruchs,
an die Angst auf der Flucht,
an die Verzweiflung, angekommen am Rand des Meeres
und schließlich an ihre wundersame Rettung mitten durch die Wassermassen hindurch.
So in etwa haben die Christen auch Karfreitag und Ostern erlebt.
Da gab es die bittere Enttäuschung bei Jesu plötzlicher Festnahme,
die wahnsinnige Angst um ihn, die schiere Verzweiflung unter seinem Kreuz,
den großen Schmerz bei seiner Grablegung
und schließlich die wundersame Rettung,
als der Tod, gleichsam wie verschlingende Wassermassen, zur Seite gedrängt wurde,
und Jesus – völlig unerwartet und verstörend – seinen Vertrauten wieder begegnet.
Der große Rettungstag Gottes in der Osternacht geschah im Schatten der Feier seines ersten großen Rettungstags,
als sich Gott als der erwies, der aus Unfreiheit und Bedrückung frei macht. “Weil ihr mein Volk seid, sollt ihr frei sein.”
In der Tradition der Kirche gibt es in der Osternacht einen Gesang, das Exsultet, in dem heißt es: „Dies ist die Nacht, als unsere Väter, die Söhne Israels, aus Ägypten befreit und auf trockenem Pfad durch die Fluten des Roten Meeres geführt wurden. Dies ist die Nacht, in der die leuchtende Säule das Dunkel der Sünde vertrieben hat. … Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg.“
Der Auszug aus der Sklaverei ist das zentrale Ereignis der Geschichte der Juden.
Die Auferstehung von Christus ist das zentrale Ereignis für die Christen.
Das ist in Wahrheit eine Linie im Handeln Gottes.
ach, wenn doch auch alles untergehen könnte, was uns beschwert!
Wenn es ein Wunder gäbe und der Krieg in der Ukraine eine Verhandlungslösung fände….
Die Coronapandemie plötzlich weltweit zu einem Schnupfen mutierte…
Wenn die Regierungen mutig alle möglichen Schritte gegen die Klimaerwärmung täten…
Wenn wir gerechter teilen könnten: die Ressourcen an Nahrung und Impfstoff weltweit…
Vielleicht ist das aber auch zu viel der Wunder Gottes.
Und wir Menschen würden ohnmächtig und überflüssig dabei.
Dabei sollen wir ja Mitwirkende in Gottes Schöpfungsplan sein.
Es ist anstrengend geworden, das Gute und Tröstliche in den Fokus zu nehmen,
das Gute und Tröstliche mehr zu sehen als das Beängstigende.
Da baut sich manches Gebilde frech vor uns auf und will unsere Aufmerksamkeit.
Als würden sich Wassermassen vor uns ansammeln, um uns zu verschlingen. Als sei der Stein vor dem Grab schon vorgerollt.
Die einen haben Sorge vor Ansteckung, die anderen haben Angst um ihre Angehörigen, die Dritten bangen um ihre Beschäftigung, die Vierten fürchten um ihre demokratischen Rechte, die Fünften fürchten um ihr kleines privates Glück; wir alle haben die Angst, dass keine Besserung eintrifft.
Und Angst stachelt den Streit an.
Darüber drohen Freundschaften zu zerbrechen, weil man kein Verständnis mehr füreinander aufzubringen vermag. Neue Spaltungen und Feindschaften entstehen.
Hilfreich ist es, dass wir ins Gespräch auch über unsere Ängste kommen und dass wir benennen, wo unsere Haupt-Ängste sitzen und dies voneinander zur Kenntnis nehmen ohne zu beurteilen.
Denn wenn verschiedene Ängste ungeklärt aufeinander stoßen, stoßen wir Menschen uns gegenseitig ab! Dann verlieren wir den Draht zueinander.
“Ich glaube, ich habe meinen besten Freund verloren. Wir können (…wegen der Ansichten zu Corona) nicht mehr miteinander reden!”
Das, liebe Gemeinde, brockt uns die Angst ein.
Wir wissen aber, dass die Angst kleiner wird, wenn man sie benennt und über sie spricht. Man kann einander besser verstehen, wenn man hört, welche Ängste den anderen gerade quälen.
Die Angst kann auch mit dem Osterereignis nichts anfangen. Sie tut es als gern als Illusion ab.
Aber:
“Fürchtet euch nicht!”, heißt es in der Ostergeschichte. “Fürchtet euch nicht!”, heißt es in der Geschichte vom Auszug aus Ägypten.
Engel sind zur Stelle.
Fürchtet euch nicht:
Das kann uns der Verstand nicht sagen.
Das muss uns Menschen – auch uns Christen – von göttlicher Seite zugesprochen werden.
Herz und Seele können dann Vertrauen fassen und gegen alle Angst der Ansage der Engel folgen.
Martin Luther sagt in einer Predigt (1544): „Tu die Augen auf und sieh den Kirschbaum an, derselb‘ wird dir predigen von der Toten Auferstehung und dich lehren, wie das Leben aus dem Tod kommt. Wenn der Kirschbaum reden könnte, würde er dir sagen: Lieber, sieh doch mich an zur Winterzeit, wie dürr, wie kahl, wie gar tot ich bin. Da findest du an mir
weder Laub noch Frucht, weder Saft noch Leben. Aber komm wieder nach Ostern, so habe ich Saft und Leben, ist weiß von Blüten, grün von Blättern(…). Wer mich ansieht, verwundert sich über mich und spricht: Was für ein Wunder ist das?“
Österlicher Glaube verändert die Perspektive.
Da ist etwas dazwischen gekommen zwischen mich und die Bedrohung, etwas Rettendes von Gott. Vielleicht siehst du einen Engel oder wie beim Auszug aus Ägypten die Wolkensäule oder den Auferstandenen.
In jedem Fall muss die Bedrohung auf Abstand bleiben.
Lass dich nicht verwirren: Es gibt das Gute und Tröstliche! Und es hat Gewicht.
Ja, es ist wichtiger als das, was Angst macht.
Als österliche Menschen üben wir uns in diesen Glauben ein, erinnern einander und die Welt daran, dass Rettung passiert.
Wir können mutig gegen alles protestieren, was das Leben in dieser Welt bedroht.
Ohne Ostern würde die Welt niedergehen.
Doch es wird ja Ostern: Christus ist auferstanden. Das Leben siegt.
Vielleicht ist uns derzeit nicht danach zumute, wie Miriam damals nach dem Durchzug durchs Schilfmeer auf die Pauke zu hauen und den Reigen zu tanzen… mit einem Loblied auf den Lippen.
Eher ist uns wie den Frauen am Grab, die noch nicht so ganz wissen, was sie mit dieser unerwarteten Nachricht anfangen sollen.
Noch sind wir nicht am Ziel, noch gibt es Leid und Geschrei, Angst und Bedrohung. Verheißen ist aber der Tag, „da werden wir sein wie die Träumenden, dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein. Alle Tränen werden abgewischt sein. Christus war der erste, den Gott zu einem neuen Leben auferweckt hat. Wir alle folgen!

Aber: Bis es soweit ist, lasst uns der Feuersäule folgen, in der Gott nahe ist, …und leben, als wäre unser Dunkel wie im Licht.
Bis es soweit ist, proben wir schon mal das Loblied und stimmen uns ein und folgen unserem Herrn und Meister, Jesus Christus, der der Weg ist und das Leben.
Bis es soweit ist, kann mitten unter uns in unserem Handeln sein Licht Leuchten.
Das zeigt das Bild von Jaroslav Drazil, einem deutsch/tschechischen Maler, der in Würzburg lebt.
Sein berührendes Bild voll Auferstehungshoffnung heißt „Zur Ewigkeit – Maria Magdalena, Nikodemus und Joseph von Arimathia tragen Jesus zu Grabe”
Zu seinem Bild schrieb Pierre Stutz folgende österlichen Meditation:
In der Verzweiflung
einander zärtlich beistehen
kraftvoll zupacken
trotz Verunsicherungen
Mit offenen Augen
seinen tiefen Schmerz
für einen Augen-Blick
verwandeln lassen
Mit geschlossenen Augen
klarer wahrnehmen
wie ein liebendes „Ich-bin-da“
unser Vertrauen stärken kann
Mit einem leisen Lächeln
zaghaft erkennen
wie wir auf(er)stehen können
zu mutigen Friedenstaten
Fürbitten:
Gütiger Gott, Geist der Hoffnung, führe uns in die Freude des Ostertages, lege die Verwundungen unseres Lebens in dein heilendes Licht. Wo etwas in uns erfroren ist, da führe uns aus der Gleichgültigkeit in die Liebe, aus dem Streit in den Frieden, führe uns aus der Angst ins Vertrauen, aus der Resignation in einen neuen Anfang. Führe uns und deine ganze Schöpfung einem großen Neu Werden zu, wie nur du es kannst. Lass uns den Nöten um uns herum in die Augen schauen, den Finger legen in die Wunden von Ausbeutung und Unterdrückung und erfolgreich Freiheit und gerechtes Zusammenleben anstreben. Wir möchten wieder mit Wundern rechnen. Erlöse uns, rette uns – wie durch das Meer hindurch.
Mache uns Mut, deiner Botschaft zu trauen! Verändere unser Leben und fange heute mit uns an.
Gemeinsam mit Jesus beten
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen:
Nun lasst uns gehen im Segen und mit dem Segen des Auferstandenen:
Der auferstandene Christus segne euch,
er erfülle eure Herzen mit österlicher Freude,
er schenke euch das Licht von Ostern,
das euch aus seiner Ewigkeit entgegen strahlt.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch
und schenke euch seinen Frieden, heute und in aller Ewigkeit.
Lied: EG 100,1-4 „Wir wollen alle fröhlich sein”
Gesegnete Ostern!!!!