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Gottesdienst 24.Januar

3. Sonntag nach Epiphanias
von Pfarrerin Dagmar Spelsberg-Sühling als PDF zum Download.

Beieinander bleiben in fremder Welt

Der Wochenspruch für die heute beginnende Woche lautet: „Von Osten und Westen und von Norden und Süden werden Menschen kommen und sich im Reich Gottes zu Tisch setzen. „Lk 13,29

Wenn Sie mögen, zünden Sie sich eine Kerze an und verbinden sich mit allen, die gleichzeitig jetzt diesen Gottesdienst lesen

Gebet: Guter Gott, so wie ich bin komme ich jetzt zu Dir. Kehre jetzt ein bei mir und allen, die sich nach Dir und Deinem Licht sehnen und jetzt Gottesdienst feiern. Verbinde uns mit allen, die zur Gemeinde gehören und denen, die uns auch sonst nah sind. Amen

Lied   Auf, Seele auf und säume nicht, es bricht das Licht herfür, EG 73

1. Auf, Seele, auf und säume nicht,
es bricht das Licht herfür;
der Wunderstern gibt dir Bericht,
der Held sei vor der Tür,
der Held sei vor der Tür.

2. Geh weg aus deinem Vaterhaus
zu suchen solchen Herrn
und richte deine Sinne aus
auf diesen Morgenstern,
auf diesen Morgenstern.

5. Halt dich im Glauben an das Wort,
das fest ist und gewiss;
das führet dich zum Lichte fort
aus aller Finsternis,
aus aller Finsternis.

Anzuhören oder zum mitsingen:

Im Namen dessen, der vor uns war, und nach uns sein wird, aus dessen Schoß wir kommen, und in dessen Schoß wir zurückkehren.

Im Namen Jesu Christi, Gegenwart der heilenden Liebe und Präsenz,

im Namen der Geistkraft, die uns in die Zukunft führt.

Wir beten mit den Worten von Psalm :

HERR, neige deine Ohren und erhöre mich; denn ich bin elend und arm.

            2 Bewahre meine Seele, denn ich bin dein. Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der          sich verlässt auf dich.

3 Herr, sei mir gnädig; denn ich rufe täglich zu dir.

            4 Erfreue die Seele deines Knechts; denn nach dir, Herr, verlangt mich.

5 Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen.

            6 Vernimm, HERR, mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens!

7 In der Not rufe ich dich an; du wollest mich erhören!

            8 Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, und niemand kann tun, was du tust.

9 Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen

   Namen ehren,

            10 dass du so groß bist und Wunder tust und du allein Gott bist.

11 Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei    

     dem einen, dass ich deinen Namen fürchte.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gebet:

Guter Gott, mein Leben liegt in deinen Händen. Doch es gibt Zeiten, da bin ich mir deiner nicht sicher. Dann bin ich müde, habe ich Angst, fühle ich mich allein. Doch gerade dann brauche ich dich umso mehr. Gott, hilf mir, mich neu auf Dich auszurichten.
Du bist Mensch geworden, Du weißt wovon wir reden, wenn wir dir unsere Angst, unsere Freude, unsere Hoffnung anvertrauen. Du gehst uns voran, wie damals durch die Wüste  mit Mannah und Wachteln auf dem ungewissen Weg ins Gelobte Land. Auf dem Weg der Neufindung im Exil in Babylon und aus dem Exil zurück. In Jesu Sterben in die Gegenwart Deines Reiches, das schon angefangen hat.
So wollen wir gehen mit Dir in die Zukunft, ins Ungewisse, an Deiner Hand, denn Du kennst den Weg. Dir vertrauen wir uns an, der Du die Liebe bist und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
 

Lied: Wir haben Gottes Spuren festgestellt, EG 648

Wir haben Gottes Spuren festgestellt

auf unsern Menschenstraßen,

Liebe und Wärme in der kalten Welt,

Hoffnung, die wir fast vergaßen.

Refrain: Zeichen und Wunder sahen wir geschehn

in längst vergangnen Tagen,

Gott wird auch unsre Wege gehn,

uns durch das Leben tragen.

Blühnende Bäume haben wir gesehn,

wo niemand sie vermutet,

Sklaven, die durch das Wasser gehn,

das die Herren überflutet. Refrain….

Bettler und Lahme sahen wir beim Tanz,

hörten wie Stumme sprachen,

durch tote Fensterhöhlen kam ein Glanz,

Strahlen die die Nacht durchbrachen. Refrain…..

Anzuhören unter:

Mit Gitarre:

mit Orgel und Text:

Predittext aus dem Buch Rut 1,1-19a

1 Und es geschah in den Tagen, als die Richter regierten, da entstand eine Hungersnot im Land. Damals zog ein Mann aus Bethlehem in Juda fort, um sich im Gebiet von Moab niederzulassen samt seiner Frau und seinen beiden Söhnen. 2 Und der Name dieses Mannes war Elimelech, und der Name seiner Frau Naemi, seine beiden Söhne aber hießen Machlon und Kiljon; sie waren Ephratiter aus Bethlehem in Juda.

Und sie kamen in das Gebiet von Moab und lebten dort.

3 Elimelech aber, Naemis Mann, starb, und sie blieb allein übrig mit ihren beiden Söhnen. 4 Und diese nahmen sich moabitische Frauen; der Name der einen war Orpa, und der Name der anderen Ruth. Und sie wohnten etwa zehn Jahre dort. 5 Danach starben auch sie beide, Machlon und Kiljon, sodass die Frau ohne ihre beiden Söhne und ihren Mann allein übrig blieb.

6 Da machte sie sich mit ihren beiden Schwiegertöchtern auf und kehrte zurück aus dem Gebiet von Moab; denn sie hatte im Gebiet von Moab gehört, dass der HERR sein Volk heimgesucht und ihm Brot gegeben habe. 7 So verließ sie den Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr, und sie machten sich auf den Weg, um wieder in das Land Juda zurückzukehren.

8 Naemi aber sprach zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mutter! Der HERR erweise euch Güte, wie ihr es an den Verstorbenen und an mir getan habt! 9 Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes! Und sie küsste sie [zum Abschied]. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten, 10 und sie sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen! 11 Aber Naemi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Trage ich denn noch Söhne in meinem Schoß, die eure Männer werden könnten? 12 Kehrt um, meine Töchter, und geht heim! Denn ich bin zu alt, um noch einen Mann zu heiraten. Und wenn ich auch spräche: Es ist zu hoffen, dass ich schon diese Nacht einen Mann bekomme und sogar Söhne gebäre!— 13 wolltet ihr deshalb warten, bis sie groß geworden sind? Wolltet ihr euch deshalb einschließen und keinen Mann heiraten? Nicht doch, meine Töchter! Denn mir ergeht es noch viel bitterer als euch, weil die Hand des HERRN gegen mich ausgestreckt ist! 14 Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten noch mehr; und Orpa küsste ihre Schwiegermutter [zum Abschied];

Ruth aber hing ihr an. 15 Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihren Göttern; kehre du auch um, deiner Schwägerin nach! 16 Aber Ruth antwortete: Dringe nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! 17 Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich begraben werden; der HERR tue mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll! 18 Als sie nun sah, dass sie sich fest vorgenommen hatte, mit ihr zu gehen, ließ sie davon ab, ihr zuzureden.

19 So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem gelangten.

Liebe Mitfeiernde heute!

Drei Zugänge zu dieser Geschichte möchte ich teilen:

  1. Ein Satz aus dem Buch Ruth begegnet uns oft als Trauspruch bei Hochzeiten. Ich habe ihn schon im Predigttext fett gedruckt.„Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!“

Wenn ich diesen Satz meiner Frau / meinem Mann sagen will oder kann, heißt das, ich lasse mich auf deinen Weg ein, ohne zu wissen, wohin das Leben, wohin Gott uns führen wird. Ich lasse mich ein und weiß, dass ich mein Gewohntes hinter mir lasse und Gemeinsames noch werden wird. Soetwas ist immer aufregend. Wir können nicht vorhersehen, wohin uns das führt, welche Konflikte da in den beiden Herkunftsfamilien vielleicht lauern und welche Unterstützung wir da tatsächlich erfahren werden. Wenn ich diesen Satz sagen kann, dann gehe ich mit Vertrauen in den geliebten Menschen und ins Leben, in Gott.

  • Dies kleine Erzählung aus dem Alten Testament hat eine Berührung zur Weihnachtsgeschichte: Rut wird nach dem Matthäusevangelium im Stammbaum Jesu als Ahnin genannt.  Das ist wohl nicht von ungefähr.

Ruts Geschichte ist eine Fluchtgeschichte voller Schicksalsschläge, eine Geschichte wie sie auch von heute stammen könnte. Sie zeigt, dass Gott für genau diese Menschen da ist.

Um nicht zu verhungern, muss Noomi mit ihrer Familie die Heimat verlassen und in einem ihr fremden und ungeliebten Land Zuflucht suchen. Moab, wo sie hinziehen, um überleben zu können, ist für die frommen Menschen damals Inbegriff eines gottfeindlichen Landes.

Aber damit nicht genug. Dort stirbt ihr Ehemann. Sie verliert ihre Rechte als Ehefrau, als Mutter ihrer Söhne ist sie gerade noch geduldet. Doch dann sterben die Söhne auch. Nun ist sie eine entrechtete Frau ohne Zugehörigkeit, wie es damals eben war, ohne Status, ohne Unterstützung- Ein Niemand hier in Moab, aber jetzt auch in Israel, das sie verlassen hat.   

Was sie noch hat, als letzte Anbindung ohne Rechtsstatus, das sind ihre Schwiegertöchter.

Doch sie denkt an deren Zukunft, nicht an die eigene und schickt die Schwiegertöchter zurück zu ihren Herkunftsfamilien, damit sie von dort einen neuen Mann  und damit einen neuen Rechtsstatus für sich und ihre Kinder finden können. Jeder hätte gesagt, dass das vernünftig sei.  Orpa, die eine, folgt diesem Rat.

Doch die andere, Rut, sagt diese beeindruckenden Worte zu einer Frau aus einem ihr fremden Land, mit anderen Bräuchen, anderem Gott, sagt diese Wort und bricht damit auf in eine ungewisse, sehr fremde Zukunft. Wohl wissend, dass sie als zwei Frauen rechtlos sein werden: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; …nur der Tod wird dich und mich scheiden.“  

Die Beiden versuchen in Bethlehem Fuß zu fassen, wo es sicherlich Abwehr und Gerede gibt.

Durch Ruts Gewitztheit und ihren Mut wird das letztendlich gelingen.

Sie steht im Stammbaum Jesu  für alle Fremden und Herumgeschubsten, die ihren Weg zu und mit Gott finden.

Und da, wo sich die ganze Stadt über diese fremden Flüchtlingsfrauen aufregt und Jesu Eltern auch keine Herberge finden, wird Gott Mensch. Und muss selbst als Kind vor einer Morddrohung  – laut Lukasevangelium – fliehen.

Gott will im ganz normalen Leben sein, da wo Menschen durch Hunger, Gewalt, und Perspektivlosigkeit keinen Weg zu sehen ist.  So hat es Maria unter dem Kreuz dann miterlebt.

An dem Ort, an dem Noomi und Rut als fremde Flüchtlingsfrauen in der gesamten Stadt Ärger mit ihrer Lebensgeschichte erregten – da, in Bethlehem, kommt Gottes Sohn zur Welt. Matthäus zeigt: Ihre Geschichte ist seine Geschichte.

  • Ich überlege, was ich der Geschichte Ruths für meinen Glauben und mein Leben abgewinnen kann. Natürlich, es ist eine Nachfolgegeschichte.
  • “Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich begraben werden; der HERR tue mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll …” Das hätte auch Petrus oder ein anderer der Jünger zu Jesus sagen können. Am Ende waren es dann – wieder einmal – die Frauen, die dem Rabbi die Treue bis zum bitteren Ende hielten und sich von seinem grauenhaften Schicksal und der drohenden Gefahr durch seine Gegner nicht vertreiben ließen.

Jesus nachzufolgen ist immer auch eine Sache der eigenen Entscheidung.

Gerade jetzt in der Corona-Zeit. Geduldig auszuharren fällt mir wie vielen anderen schwer. Da fällt mir schon mal die Decke auf den Kopf. Am liebsten möchte ich an manchen Tagen irgendwen zur Rechenschaft ziehen. Das macht es zwar nicht anders, doch wenn ich jemanden anschimpfen könnte, ist es leichter auszuhalten. Wut ist besser erträglich als Ohnmacht und Warten. Oder ich möchte den Kopf in den Sand stecken und in die Länge und Breite in Selbstmitleid versinken.

Doch ist das Jesu Weg? Auf den erstbesten wütend zu sein? Den Kopf in den Sand zu stecken, mich gehen lassen?

Die Geschichte kann mich erinnern: Wohin uns unser Weg im Vertrauen auf Jesus jetzt und im Leben führen wird, liegt im Dunkeln. Wir wissen nicht im Vorhinein, was uns erwartet, so wie Rut und Noomi nicht im vorhinein wissen konnten, wohin ihr Weg ging. Mit Gott können wir nur vertrauensvoll warten, bis der Impfstoff gefunden ist, können beten, den Kranken und den sie Pflegenden beistehen, und wenn es geht, denen spenden, die  wir kennen und die jetzt alles verlieren.

Und bei den Entscheidungen, die wir auf dem Weg treffen müssen, können wir immer nur fragen: führt das in die Liebe oder in die Lieblosigkeit? Führt das in die Angst, oder ins Vertrauen? In die Isolation oder in die Gemeinschaft mit Anderen?

Wir können nur zu Gott sagen: Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben! Amen.

Lied: Wo Menschen sich vergessen… (Da berühren sich Himmel und Erde)

Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Anzuhören unter: Mit kleinem Chor:

Fürbitten

Himmlischer Vater,
du rufst uns, du willst, dass wir zu den Menschen gehen, von dir erzählen und ihnen sagen,
dass du sie liebst. So bitten wir dich:

Dein Wort möge im Lärm des Alltags nicht untergehen.

Deine Liebe möge in uns in der Kälte unserer Gesellschaft nicht erstarren.

Dein Evangelium möge das Leben aller Menschen bereichern.

Dein Segen möge deiner gesamten Schöpfung gelten.

Dein Zuspruch möge uns in Bewegung setzen.

Unser Gebet möge dein Herz erreichen.

Und so beten wir noch Jede und jeder in eigenen Worten für die eigene Situation, und für die, die uns am meisten am Herzen liegen:  …..

Vater unser im Himmel…

Lied: Komm Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen… EG 170


1. Komm, Herr, segne uns, daß wir uns nicht trennen,
Sondern überall uns zu dir bekennen.
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen.
Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

2. Keiner kann allein Segen sich bewahren.
Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.
Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen,
Schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

3. Frieden gabst du schon, Frieden muß noch werden,
Wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden.
Hilf, daß wir ihn tun, wo wir ihn erspähen –
Die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

4. Komm, Herr, segne uns, daß wir uns nicht trennen,
Sondern überall uns zu dir bekennen.
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen.
Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

Anhören unter:

Segen:

Der Herr segne Dich und behüte Dich,

der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig,

der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und schenke Dir Frieden. Amen.