Gottesdienst 28. März, Palmsonntag
von Pfarrerin Dagmar Spelsberg-Sühling als PDF zum Download.
Der Wochenspruch lautet: Joh 3,14b.15
So muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Liturgische Eröffnung:
Im Namen des Vaters uns des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Lied: Durch das Dunkel hindurch, anhören:
https://www.youtube.com/watch?v=vQwmfQdTZh4&ab_channel=mli-bamberg
Text:
- Durch das Dunkel hindurch scheint der Himmel hell.
Durch das Dunkel hindurch scheit der Himmel hell.
so hell soll auch die Erde sein,
steht auf, steht auf, steht auf,
so hell soll auch die Erde sein, steht auf! - Durch das Dunkel hindurch dringt ein neues Wort.
Durch das Dunkel hindurch dringt ein neues Wort.
Das Wort wird uns zur Zuversicht,
steht auf, steht auf, steht auf,
das Wort wird uns zur Zuversicht, steht auf! - Durch das Dunkel hindurch führt ein neuer Weg.
Durch das Dunkel hindurch führt ein neuer Weg.
Der Weg wird unsre Zukunft sein,
steht auf, steht auf, steht auf,
der Weg wird unsere Zukunft sein, steht auf!
Der Herr sei mit Dir…. und mit deinem Geist.
Eine moderne Übersetzung von Psalm 61 (modern von Petra Fietzek) lässt uns an den Glauben unser Vorfahren anknüpfen.
Von dort,
wo ich am Ende bin,
in Schlammschlacken,
im Morast, im Verzagen,
ach,
so fern von mir
so fern von Dir
ruf ich:
Erinnerst Du, dass ich an Dich glaubte?
Lass mich nicht untergehen!
Du hörst mein Flehen im Schilf.
Du gibst mir Boden uner den Füßen.
Im Schutz Deiner Flügel
Bete ich meinen Kleinglauben
Wieder groß.
Amen.
Wir beten:
So vieles geschieht in unserem Leben, das wir nicht im Griff haben, nicht unter Kontrolle bringen, nicht in der Hand haben.So vieles geschieht in unserer Welt, das uns entmutigt, verletzt, trauern lässt. So viele Menschen sterben täglich, weil ein Virus sein Unwesen treibt, weil Völker Krieg führen, weil nicht gerecht geteilt wird. Barmherziger Gott, schenke uns den Glauben, der uns zu tragen vermag. Schenke uns die Hoffnung, die uns beflügeln kann.
Amen.
Wir trauen auf Gottes Zusage: Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig! Das gibt uns Grund, der trägt, mitten im Sumpf.
Wir beten:
Jesus Christus, Menschen haben Dir zugejubelt und Dich dann doch allein gelassen. Du wurdest gefoltert und getötet. Wir erschrecken über die dunklen Möglichkeiten, die in uns sind. Schenke uns Klarheit über uns selbst, über unsere Zuneigungen und unsere Aggressionen.
Hilf uns den Grund und die Hoffnung wahrzunehmen, die Du in unser aller Leben hineingelegt hast. Amen.
Die Lesung heute steht bei: Johannes 12, 12 – 19
12 Am nächsten Tag hörten die Menschen, die in großer Zahl zum Passafest gekommen waren, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war.
13 Mit Palmzweigen in der Hand zogen sie zur Stadt hinaus, um ihn zu empfangen. »Gepriesen sei Gott!«, riefen sie. »›Gesegnet sei er, der im Namen des Herrn kommt‹|ba, der König von Israel!«
14 Jesus ritt auf einem jungen Esel, den er hatte bekommen können. In der Schrift heißt es:
15 »Du brauchst dich nicht zu fürchten, Volk von Zion! Dein König kommt, er reitet auf einem Eselsfohlen.«
16 Dieses Wort erfüllte sich damals, doch das verstanden die Jünger zunächst noch nicht. Später allerdings, als Jesus in seiner Herrlichkeit offenbart war, erinnerten sie sich daran, dass man ihn genauso empfangen hatte, wie es in der Schrift vorausgesagt war.
17 Die Menschen, die in großer Zahl dabei gewesen waren, als Jesus Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn von den Toten auferweckt hatte, hatten überall davon erzählt.
18 Das war der Grund, weshalb ihm jetzt so viele Leute entgegenzogen. Sie hatten von dem Wunder gehört, das er getan hatte.
19 Da sagten die Pharisäer zueinander: »Ihr seht doch, dass wir so nicht weiterkommen. Alle Welt läuft ihm nach!« Amen.
Wir bekennen unseren Glauben:
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen
Lied 409 Gott liebt diese Welt
Anhören: https://www.youtube.com/watch?v=hsdHLyXs2Lg&ab_channel=EvangelischeKirchengemeindeNeulu%C3%9Fheim
- Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen.
Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen:
Gott liebt diese Welt! - Gott liebt diese Welt. Er rief sie ins Leben.
Gott ist’s, der erhält, was er selbst gegeben.
Gott gehört die Welt! - Gott liebt diese Welt. Feuerschein und Wolke
und das heilge Zelt sagen seinem Volke:
Gott ist in der Welt! - Gott liebt diese Welt. Ihre Dunkelheiten
hat er selbst erhellt: im Zenit der Zeiten
kam sein Sohn zur Welt! - Gott liebt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben
hat er uns bestellt zu des Reiches Erben.
Gott erneut die Welt! - Gott liebt diese Welt. In den Todesbanden
keine Macht ihn hält, Christus ist erstanden:
Leben für die Welt! - Gott liebt diese Welt. Er wird wiederkommen,
wann es ihm gefällt, nicht nur für die Frommen,
nein, für alle Welt! - Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen.
Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen:
Gott liebt diese Welt!
Unser Predigttext stammt aus dem Hebräerbrief im 11. Kapitel:
1 Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.
8 Wie kam es, dass Abraham dem Ruf Gottes gehorchte, seine Heimat verließ und an einen Ort zog, der nach Gottes Zusage einmal sein Erbbesitz sein würde? Warum machte er sich auf den Weg, obwohl er nicht wusste, wohin er kommen würde? Der Grund dafür war sein Glaube. (…)
12,1 Wir sind also von einer großen Schar von Zeugen umgeben, deren Leben uns zeigt, dass es durch den Glauben möglich ist, den uns aufgetragenen Kampf zu bestehen. Deshalb wollen auch wir – wie Läufer bei einem Wettkampf – mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangen nimmt, 2 und unseren Blick auf Jesus richten, den Wegbereiter des Glaubens, der uns ans Ziel vorausgegangen ist. Weil Jesus wusste, welche Freude auf ihn wartete, nahm er den Tod am Kreuz auf sich, und auch die Schande, die damit verbunden war, konnte ihn nicht abschrecken. Deshalb sitzt er jetzt auf dem Thron im Himmel an Gottes rechter Seite. 3 Wenn ihr also in der Gefahr steht, müde zu werden, dann denkt an Jesus! Wie sehr wurde er von sündigen Menschen angefeindet, und wie geduldig hat er alles ertragen! Wenn ihr euch das vor Augen haltet, werdet ihr nicht den Mut verlieren.
Liebe Leserinnen und Leser,
Wie kann man standhalten, wenn Notlagen und Gefahr einen bedrängen? Das war und ist eine drängende Frage: Damals in der 2. Generation der Juden-Christen in Palästina in beginnenden Verfolgungen durch die Römer,
ebenso wie heute, wo wir so vieles an Leid sehen, nicht nur durch und mit Corona oder dem sich verändernden Klima.
Erinnert Euch! Sagt der Hebräerbrief… erinnert Euch an die Väter und Mütter im Glauben! An ihnen könnt ihr sehen, und ablesen, was der Glaube ist.
Glaube ist ja schwer zu beschreiben, und in der Bibel ist dies die einzige, ganz klare Definition: „Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.“
Das sieht man an Abraham.
Er nimmt Gottes Ruf, die unsichtbare Welt, wahr. Er folgt dem Ruf, die Heimat zu verlassen und ins Unbekannte aufzubrechen, ein fremdes Land, dass Gott ihm zeigen will. Dort soll er so viele Nachkommen bekommen wie Sand am Meer.
Und Abraham bricht in die ungewisse Zukunft auf.
Damit der Predigttext nicht gar so lang würde, sind einige Passagen herausgenommen.
Bei Abraham geht es aber ja weiter.
Jahre gehen ins Land. Er und Sarah werden alt und älter, ohne Nachkommen zu haben. Das ist bitter. Sind sie umsonst aus der Heimat aufgebrochen? Sie geben auf, und denken, ihre Zeit sei vorbei.
Aber das ist sie nicht. Als Sarah verkündet wird, sie würde ein Kind bekommen in hohem Alter musste sie schallend lachen. Sie konnte es nicht glauben. Doch wir lernen: „Du bist nie zu alt, um etwas Neues zu beginnen, um neu zu denken, um noch die Zukunft zu gestalten. Liest man die anderen Geschichten der Erzväter und Erzmütter, zeigt sich immer wieder, wie ihre Denk- und Erwartungsmuster, ihre alten Verhaltensweisen durchbrochen werden. Sie gehen Wagnisse ein – einzig im Vertrauen auf diesen Unsichtbaren Gott, der mit Ihnen in Beziehung tritt und Zukunft gestalten will.
Eine Zukunft, die ganz anders ist, als sie es sich gewünscht hätten. Aber sie ließen sich rufen…
Wir heute in Corona wünschen uns, dass alles wieder wird, wie vorher. Wie es früher einmal war. Reisen können… Menschen in den Arm nehmen, spontanen Kontakt. Wir verschließen uns dem Ungewohnten und der Boden geht uns weg. Die Hoffnung wird brüchig. Wo Gott da ist fragen wir. Ist das seine Strafe? Ist das von ihm gewollt? Ist er machtlos? Wo ist Gott?
Gott ruft uns in die Zukunft, aus der Zukunft kommt er uns entgegen. „Willst Du aufbrechen?“ fragt er? „Auch da, wo du nur Ende witterst, rufe ich Dich, meine gute Zukunft zu gestalten.“ – Vertrauensvoll aufbrechen? Ich? – Ich!
Da brauche ich die Vorbilder im Glauben, die mir zeigen, wie es geht. Sie zeigen: Es wird anders sein als gedacht, aber auch wertvoll! Denn Gott verheißt uns Leben! Ja uns, auch wenn wir unter Umständen alt sind, und meinen, die Zukunft gestalten andere.
Das zweite ist:
Wenn wir das Gefühl hat, dass uns der Boden weggenommen wird, und sich Verunsicherung breit macht, tragen uns eingeübte, bekannte Rituale. In glaubensvollen Zeiten als erfunden, prägen sie ins Leben die Botschaften aus der unsichtbaren Welt. Sie tragen uns, wenn sie gut sind, durch Zeiten von Zweifel und Not und können Vergewisserung und Halt geben.Sie wirken bis jede unserer Körperzellen hinein.
Unser Predigttext legt den Grundstein für ein Ritual, das wir kennen: „wir richten unseren Blick auf Jesus, den Wegbereiter des Glaubens,….“.
Das letzte Abendmahl, Abschied: am Gründonnerstag.
Das Erleiden und die Ohnmacht: am Karfreitag.
Die Stille danach: am Karsamstag
Der Aufbruch in eine neue Zukunft: an Ostern.
Für mich schuf diese Karwoche seit Kindertagen ein eigentümliches Gefühl von „Leid und Überwindung von allem, was dem Leben entgegensteht“:
Dieses Ostergefühl des überwundenen Todes hat mich geprägt, es lässt mich im Streit an die Versöhnung glauben, und in der Krise an die Lösung, denn ich bin mir des guten Ausgangs so gut wie sicher. Einfach weil ich die unsichtbare Welt im Begehen dieses Festes wahrnehmen kann.
Auch das Abendmahl ist solch ein verdichtendes Glaubensritual: ich stehe da mit Menschen, die ich nicht kenne, die ich evtl. nicht mag. Seit Jahrzehnten höre ich aber immer wieder „wir sind Geschwister am Tisch des Herrn“ und „Der Friede Gottes sei mit Dir“.
Auch das Tischgebet ist so etwas. Auch wenn es oberflächlich gesprochen wird, signalisiert es: Essen ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Geschenk zum Leben!
Wenn heutzutage diese Rituale öffentlich verblassen, weil die Bedeutung der Kirche abnimmt, kann ich klagen oder aufgeben. Oder ich lasse ich mich rufen von Gott in die Zukunft. Sie muss nicht so sein, wie ich sie kannte und gern hätte. Denn so war es nie… auch schon nicht bei Abraham und Co. Ich lasse mich also überraschen, wie Gott da wirkt, wo für mich alles öde erscheint…
Ich nehme für mich mit aus diesem Text, dass ich mir wieder bewußt Vorbilder suchen möchte, und es ernster nehmen möchte, dass ich das, was ich als wesentlich begriffen habe, in meine Alltag integrieren und als Ritual „vollziehen“ muss.
Nur so kommt es auch bei mir in der Tiefe an.
Amen.
Lied: Korn das in die Erde….
Anhören: https://www.youtube.com/watch?v=_zerCUGmXO4&ab_channel=Ev.-Luth.KirchgemeindeDresden-Ost
Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
Wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn –
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Fürbitten
Herr, gütiger Gott, erinnere Dich an uns.
Wir stehen mitten in einer zerrissenen Welt,
wir sehen Krieg und Verzweiflung, Hunger und Elend, Heimatlosigkeit, den verzweifelten Kampf gegen das Virus und an vielen Stellen das Ende aller Hoffnungen.
Gib uns die Kraft, nicht weg zu blicken, lass die Wolke der Zeugen über unseren Himmel ziehen, damit wir uns daran erinnern, wie wir an dieser Welt mitbauen können, dass sie ein bisschen besser und gerechter werde, jeden Tag neu.
Herr Jesus Christus, erinnere Dich an uns, wenn wir anfangen zu vergessen. Lass uns aufwachen, wenn Du uns erinnerst, dass wir wieder Mut und Kraft finden, um die Menschen sein zu können, die wir sein wollen.
Heiliger Geist, Du Kraft, die alles bewegt, erinnere uns daran, dass alles mit allem verbunden ist. Du bist der Atem alles Lebendigen – wir alle, Pflanzen, Tiere und Menschen, teilen uns Deine Lebenskraft. Erinnere uns daran, dass Du alles in die Existenz rufst – den Stein und den Stern, den Himmel und die Erden, das Wasser und die Luft. Du bist der Grund allen Seins. Erinnere uns daran, damit wir uns erinnern können, dass wir Menschen nicht nur für uns alleine leben auf dieser Welt.
Vater unser
Segen: Gott segne Dich und behüte Dich, er gebe Dir Kraft, ja zu sagen zu seinem Weg und Dich darin geborgen zu wissen. Er gebe Dir Augen für das Gute, dass er Dir jeden Tag neu schenken will. Amen.
Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
Anhören: https://www.youtube.com/watch?v=pZlsqDeLIas&ab_channel=VolkerOertel-OrgelmusikundmehrausDinkelsb%C3%BChl
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht,
es hat Hoffnung und Zukunft gebracht,
es gibt Halt, es gibt Trost, in Bedrängnis Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.