Friedensgebet Rosenmontag
von Norbert Gundt als PDF zum Download.
„Ich lache gern“ als PDF zum Download
Begrüßung
Beginnen wir unser gemeinsames ökumenisches Friedensgebet
Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind. Ökumenisches Friedensgebet und Karneval! Das ist schon eine tolle Kombination. Kirche und Karneval, Sittenwächter und Auf-die-Pauke-Hauen.
Wie kommt es überhaupt zum 11.11. als Auftakt zur verrückten, närrischen Zeit? 11. 11. Sankt Martin von Tours, der Gedenktag an einen Heiligen, der als Soldat durch seine Mildtätigkeit in Erscheinung getreten ist und später Bischof wurde. Dieser Tag hat schon lange seine Bedeutung: Angestellte und Bedienstete bekamen am Martinstag ihren Lohn und suchten sich neue Dienstherren. Außerdem wurde an diesem Tag die Pacht gezahlt. Der Martinstag war also ein festes Datum im Jahreskreis der Bevölkerung. Man freute sich darauf und konnte mit seinem frischen Geld mal so richtig feiern. Man tauschte sich natürlich auch über die Herrschaften aus, ihre Marotten und Macken und machte sich darüber lustig und prangerte sie an. Man feierte allerdings auch Sankt Martin im Andenken an seine Barmherzigkeit mit Umzügen und Liedern.
Heute ist dieser Brauch der Martinszüge überlagert durch den Beginn der närrischen Zeit. Die Anfangsbuchstaben E des Schlagwortes Egalité (Gleichheit), L für Liberté (Freiheit) und F für Fraternité (Brüderlichkeit) der Französischen Revolution haben Pate gestanden, sie ergeben das Zahlwort ELF. Daher stammt auch der Elferrat, der in dieser Zeit das Kommando übernimmt. Wir verkleiden uns mit Masken und Kostümen, wir singen Lieder, um uns gezielt in närrische Stimmung zu bringen, wir haben Stunk- und Prunksitzungen, wir machen Dinge, die wir sonst vielleicht nicht einfach so täten. Wir hauen auf die Pauke. Wir nehmen ungeniert und ungehemmt Leute aus Politik und Kirche aufs Korn. Wir halten ihnen den närrischen Spiegel vor und sagen in witzigen und auch derben Versen deutlich unsere Meinung. Dazu decken wir mit einem verschmitzten „Wir sind alle kleine Sünderlein“ unseren eigenen Verfehlungen ab. Eigentlich ist aber der 11.11. der Beginn der 40 Tage vor Weihnachten, also ein Abschiedstag aus dem üblichen lauten Leben und Beginn der stillen Zeit vor Weihnachten.
1. Kerze
Pause
Bitten wir im Licht der ersten Kerze:
Herr, unser Gott, erhalte uns die Besinnung darauf, dass wir bei aller Lustigkeit im Leben auch die Stille benötigen, um uns zu besinnen, dass es Unfrieden, Ungleichheit, Armut und Ungerechtigkeit auf der Welt gibt, damit wir engagiert an der Beseitigung dieser Missstände für den Frieden arbeiten.
Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns
Der Lauf des Jahres wird stark vom Kalender der Kirchen und Traditionen geprägt. Das ist heute für viele Menschen keine attraktive Vorstellung mehr, wo es doch sehr darauf ankommt, alles zu jeder Zeit haben und erleben zu können. Es hat sich etwas verschoben. Im Winter verreisen wir in Gegenden, in denen es warm ist. Besondere Feiertage wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten nutzen wir nur noch als willkommene Pausen im Hamsterrad des Alltags. Dazu kommen Silvester, Examensfeiern, Schulabschluss, Schützenfest, ein Jubiläum, eine Beförderung, der Geburtstag. Wir sind in einem Partyrhythmus. Jetzt gerade sind wir aus diesem Rhythmus geworfen. Die Zeiten für Schule, Arbeit, Entspannung, Prüfung, Urlaub, Feier und Freizeit sind verschoben oder sogar völlig eingeschränkt. Und dann noch Karneval als 5. Jahreszeit. Ein verrückter Rhythmus!
Aber wir haben in dieser verrückten Zeit weniger umweltschädigendes Kohlendioxid erzeugt.
2. Kerze
Pause
Bitten wir im Licht der 2. Kerze
Herr, unser Gott, bestärke in uns die Einsicht, dass die jetzige Zeit der Corona-Pandemie eine Zeit sein kann, in der wir unseren Rhythmus neu suchen und finden, der uns mit der Natur in Einklang so leben lässt, dass auch unsere folgenden Generationen noch ein lebenswertes Leben in Frieden auf dieser einen Erde haben.
Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns
Jesus sagt: wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich eingehen.
Zu Karneval nehmen wir das wörtlich: wir werden kindisch und benehmen uns närrisch wie kleine Kinder und sind im 7. Himmel der Narretei. Der Karneval erlaubt auch den Erwachsenen, kindlichen Sehnsüchten nachzugehen. Zu dieser kindlichen Freude des Karnevals gehört wesentlich das Lachen. Wir sehen bei kleinen Kindern, wie sie sich nach einem Erschrecken mit einem Lachen davon befreien. Lachen ist wichtig für den Menschen, es befreit uns von Ängsten und macht uns stark gegenüber denen, die Macht über uns haben wollen. Alle Diktatoren dieser Welt fürchten das selbstbewusste Lachen! Sie fürchten es, ausgelacht zu werden. Sie reagieren darauf mit Härte, Terror und Gewalt, sie fürchten das Lachen, weil es ihnen ihre Macht nimmt.
3. Kerze
Pause
Bitten wir im Licht der 3. Kerze
Herr, unser Gott, wir möchten gern fröhlich lachen. Gib uns die Fähigkeit, unser Lachen mit weitem Herzen, offener Hand, bereitwilligem Ohr und freundlichem Gesicht wie ein Licht in das Elend zu tragen, damit Notleidende überall auf der Erde dadurch wenigstens einen kleinen Hoffnungsschimmer erhalten.
Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns
Und da geht’s Humba, humba humba täterä. Auch ein Schlager zu Karneval, der in uns Gedanken an ein Bisschen Glück und Ausgelassenheit aufkommen lässt. Priester und Seelsorger geben sich alle Mühe, den Kontakt zu ihren Gemeinden aufrecht zu halten. Sie bieten uns Gottes Wort vom Frieden an. Dieses Wort soll uns Glück und Trost sein. Aber wenn wir in einer Notlage stecken, sieht ausgerechnet das wie wohlfeile Vertröstung auf eine bessere Welt in der Zukunft aus. Ist es dann nicht verwunderlich, dass wir zu jedem Strohhalm greifen, der uns ein bisschen Glück verheißt? Ist es dann nicht wahrscheinlich, dass wir die Botschaft vom Frieden sausen lassen? Dass wir ausbrechen und die Vernunft beiseitelassen? Wir brauchen dieses verflixte Bisschen Glück! Wir übersehen, dass Glück nicht von außen kommt, sondern wenn wir Jesu Botschaft beherzigen. Wir begreifen nur schwer, dass unser Glück auch in Notlagen davon abhängt, dass wir mit Empathie für den Frieden arbeiten, dass wir auch im Karneval mit all seinem Frohsinn nicht an Äußerlichkeiten hängen bleiben dürfen.
4. Kerze
Pause
Beten wir nach ein Vorschlag von Angelus Silesius:
Wo Gott ein Feuer ist, so ist mein Herz ein Herd,
auf welchem er das Holz der Eitelkeit verzehrt.
Mensch, werde wesentlich! Wer es so sagt, irrt.
Er sorge vielmehr, dass sein Wesen menschlich wird.
Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns
Wir sind von Mitmenschen begleitet, in vielfältiger Art und Weise. Begleitung. Ein Wort, das uns in dieser Zeit fast erschreckt. Wer darf uns noch begleiten? Bisher ist das die direkte Familie. Wir rufen Kinder, Enkel, Verwandte, Freunde per Video an, um sie wenigstens am Handy zu sehen und einen Blick auf die Enkelkinder zu werfen, die an uns vorbeiwachsen. Wir brauchen die Gewissheit und den Trost, dass es allen gut geht. Und was machen wir, wenn das nicht der Fall ist? Dann kann es so sein, dass Jesu Botschaft den Trost spendet, den wir benötigen wie Wasser zum Leben.
5. Kerze
Pause
Beten wir im Licht der 5. Kerze
Herr, unser Gott, verhilf uns zu der Einsicht, dass sich jeder von uns einen Lebensrhythmus erarbeiten und einhalten muss, der von Liebe zu Dir, zu den umstehenden Menschen und zu sich selbst geprägt ist.
Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns.
Lebensrhythmus. Vorhin schon einmal erwähnt, sind es 40 Tage vom 11.11. bis Weihnachten. Dann sind es 40 Tage von Weihnachten bis Lichtmess, früher das Ende der Weihnachtszeit. Auch die fünfte Jahreszeit gehört dazu. Der Karneval ist ein letztes Krachenlassen vor den 40 Tagen der Fastenzeit bis Ostern. Dann sind es 40 Tage bis Himmelfahrt, 50 Tage bis Pfingsten. So hat das Jahr durch kirchliche Feste einen Rhythmus und einen festen Ablauf. Sehr stark wird dieser Rhythmus durch die Jahreszeiten geprägt und die Arbeiten in der Landwirtschaft. Feldbestellung, Säen und Ernte geben einen festen Ablauf vor, man kann sich darauf einstellen. Heute ist Rosenmontag, ein wichtiger Tag in der 5. Jahreszeit. Aber er ist ein Abschiedstag. Carne vale heißt übersetzt Fleisch lebe wohl. Wir feiern noch einmal fröhlich, dann ist am Aschermittwoch damit Schluss. Oder doch nicht?
6. Kerze
Pause
Beten wir im Licht der 6. Kerze
Herr, unser Gott, mache uns bereit dafür, den Rhythmus der kommenden Fastenzeit in der richtigen Gesinnung zu begehen, nicht Trübsal zu blasen und in Selbstmitleid über äußere oder selbst auferlegte Einschränkungen zu versinken, sondern ernsthaft positiv gestimmt über unseren Lebenswandel nachzudenken und ihn so zu gestalten, dass auch andere Menschen außer uns davon profitieren.
Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns
Zum Ende des Friedensgebets stelle ich als Danksagung einen Gedanken von Hans-Dieter Hüsch:
7. Kerze
Pause
Beten wir im Licht der 7. Kerze
„Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit, mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen, das Elend und die Zärtlichkeit.
Was macht, dass ich so fröhlich bin in meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze her und hin vom Kindbett bis zur Leich.
Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt.“
Herr, unser Gott, wir sind dankbar für das Lachen, Lächeln, Schmunzeln, die innere Freude und auch die Freude, die als Jux und Witz von außen kommt. Verhilf uns zu einem rechten Maß, damit wir die Freude schätzen und trotz aller Drangsale von außen nicht nur auf Spaß aus sind.
Herr, erhöre uns, erhöre uns, Herr, erhöre uns, Herr, erhöre uns
Beten wir zum Schluss gemeinsam das Vater unser
Der Herr segne und behüte euch, er lasse sein Angesicht über euch wachen und sei euch gnädig. +
Herr, gib uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unseren Zeiten,
es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn Du, o Gott, alleine
Gehen Sie in Frieden.
Nehmen Sie zum Abschied, wenn sie mögen, den kleinen Zettel mit, der hinten ausliegt
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