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Montagsgebet 19. Juli 2021

Friedensgebet am Montag, 19. Juli 2021 von Hans-Bernd Serries als PDF zum Download.

Vor einigen Jahren war ich für vier Monate Gast in der deutschsprachigen Benediktinerabtei auf dem Zionsberg in Jerusalem. Ich durfte damals das Heilige Land sehr intensiv kennen lernen und in dieser geistlichen Gemeinschaft besonders auch die biblische Botschaft ganz neu hören und verstehen.
An jedem Mittag versammeln die Mönche sich zum Mittagsgebet, der Sext, in der Klosterkirche Diese Gebetszeit wird jeden Tag mit einem Gebet um Frieden und Versöhnung beendet, was ja in Jerusalem und in der gesamten Region des Nahen und Mittleren Ostens von dauernder Aktualität ist.
Dieses Friedensgebet ist für die Mönche und alle, die dort zusammen beten, immer auch ein Dienst der Stellvertretung für jene, denen in Konflikten und Kriegen die Hoffnung verloren ging und die selbst keine Kraft zum Gebet aufbringen können. Und es ist das Gebet für jene, die in sich selbst Konflikte oder Verwundungen tragen.
Unser wöchentliches Beten hier in Billerbeck ist ja ebenfalls zu einem solchen stellvertretenden Gebet geworden, durch das wir uns mit vielen Menschen verbinden.

Heute Abend möchte ich die Friedensgebete der einzelnen Wochentage aus Jerusalem zu unserem Friedensgebet in Billerbeck machen und dazu jeweils zuvor einen kurzen biblischen Impuls setzen, den wir in einem Moment der Stille nachklingen lassen.

Die Katastrophe der schrecklichen Überschwemmungen in diesen Tagen bei uns in Deutschland und in unseren Nachbarländern schockiert uns alle sicherlich zu tiefst. Die Bundeskanzlerin hat gestern gesagt, dass es in unserer Sprache eigentlich keine Worte gibt, um das Schreckliche zu beschreiben. Und diese Ereignisse fordern auch unseren Glauben heraus und unser beten.
Gerade deshalb können wir jetzt auch hier im stellvertretenden Gebet mit den Menschen verbunden sein, die in diesen Tagen alles verloren haben, ihr Hab und Gut, ihre Häuser, womöglich ihren Glauben und ihr Vertrauen, ihre Gesundheit und Viele auch ihr Leben.
Und auch wenn unser Glaube an Gott in Frage gestellt wird und an menschlich empfundene Grenzen stößt, so wagen wir doch, gegen alles Dunkel unsere Kerzen anzuzünden und mit der ersten Kerze auch die Worte vom Bund Gottes mit den Menschen zu hören, die im Buch Genesis nach der Sintflut aufgeschrieben sind.

1. Kerze

Aus dem Buch Genesis, Kapitel 9

Ich richte meinen Bund mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde. Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt. Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde aufgerichtet habe.

Gebet der Mönche in Jerusalem am Dienstag

Allmächtiger Gott,
Du hast deinen Bogen in die Wolken gesetzt
als Zeichen deines Bundes mit allem, was lebt.
Wir bitten dich:
Gedenke des Bundes mit deiner Schöpfung, Herr,
und gib, dass sie nicht durch menschliche Bosheit und Gewalt
der Vernichtung verfällt.
Lenke unseren Blick auf die Zeichen deiner Treue
und stärke unsere Hoffnung auf Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

2. Kerze

Aus dem Buch Genesis, Kapitel 12

Der HERR sprach zu Abram: Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich werde segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den werde ich verfluchen. Durch dich sollen alle Sippen der Erde Segen erlangen. Da ging Abram, wie der HERR ihm gesagt hatte.

Gebet der Mönche in Jerusalem am Mittwoch

Allmächtiger Gott,
durch Abraham hast du allen Geschlechtern der Erde Segen verheißen.
Wir bitten dich:
Hilf, dass alle Völker,
die Abraham als ihren Stammvater verehren
und dich als den Einen Gott anbeten,
ihren Glauben und ihr Vertrauen
wie Abraham ganz auf dich setzen.
Lass uns so zu dem geschwisterlichen Miteinander gelangen,
zu dem du uns berufen hast.
Darum bitten wir durch Christus,
unseren Herrn.

3. Kerze

Aus dem Buch der Richter, Kapitel 6

Die Israeliten taten, was in den Augen des HERRN böse ist. Da gab sie der HERR in die Hand Midians, sieben Jahre lang. Die Hand Midians wurde stark gegen Israel … Immer, wenn die Israeliten gesät hatten, kamen Midian, die Amalekiter und die Leute aus dem Osten und zogen gegen sie heran. Sie belagerten die Israeliten und vernichteten die Ernte des Landes bis hin in die Gegend von Gaza. Sie ließen in Israel keine Lebensmittel übrig, auch kein Schaf, kein Rind und keinen Esel … So verarmte Israel sehr wegen Midian und die Israeliten schrien zum HERRN. Als nun die Israeliten wegen Midian zum HERRN schrien, schickte der HERR einen Propheten zu den Israeliten. Dieser sagte zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich selbst habe euch aus Ägypten heraufgeführt. Ich habe euch aus dem Sklavenhaus herausgeführt. Ich habe euch aus der Hand Ägyptens und aus der Hand all eurer Unterdrücker befreit. Ich habe sie vor euch vertrieben und euch ihr Land gegeben. Und ich habe euch gesagt: Ich bin der HERR, euer Gott. Fürchtet nicht die Götter der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Aber ihr habt nicht auf meine Stimme gehört.

Gebet der Mönche in Jerusalem am Donnerstag

Allmächtiger Gott,
du hast dein Volk aus Ägypten geführt
und bist mit ihm durch die Wüste gezogen.
Wir bitten dich:
Befreie alle Völker aus der Knechtschaft
der Gewalt und des Krieges
und lass uns alle in das verheißene Land
deines Friedens gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

4. Kerze

Aus dem Buch der Weisheit, Kapitel 1

Liebt Gerechtigkeit, ihr Richter der Erde, denkt gut über den Herrn, sucht ihn mit ganzem Herzen! Denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen. Verkehrte Gedanken trennen von Gott; wird seine Macht auf die Probe gestellt, dann überführt sie die Toren. In eine Seele, die Böses wirkt, kehrt die Weisheit nicht ein noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Sünde hingibt. Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, er entfernt sich von unverständigen Gedanken und wird verscheucht, wenn Unrecht naht. Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, doch lässt sie die Reden des Lästerers nicht straflos; denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken, untrüglich durchschaut er sein Herz und hört seine Worte. Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis und er, der alles zusammenhält, kennt jede Stimme … Hütet euch also vor unnützem Murren und verwehrt eurer Zunge üble Nachrede! … Jagt nicht dem Tod nach in den Irrungen eures Lebens und zieht nicht durch euer Handeln das Verderben herbei! Denn Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. Zum Dasein hat er alles geschaffen und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, das Reich der Unterwelt hat keine Macht auf der Erde; denn die Gerechtigkeit ist unsterblich.

Gebet der Mönche in Jerusalem am Samstag

Gütiger Gott,
zu allen Zeiten hast du dein Volk
mit der Gabe der Weisheit beschenkt,
und es durch sie gelehrt, dich zu suchen.
Wir bitten dich:
Hilf uns, auf dem Weg der Weisheit
zu unseren Brüdern und Schwestern zu gelangen,
und führe uns durch die Weisheit deines Friedens
zur gemeinsamen Begegnung mit dir,
unserem Vater,
jetzt und in der Vollendung deines ewigen Reiches.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

5. Kerze

Aus dem Kollosserbrief, Kapitel 3

Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen.
Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!
Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.
In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes.
Seid dankbar!
Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.
Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit!
Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade.
Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!

Gebet der Mönche in Jerusalem am Montag

Guter Vater,
du hast den Menschen nach deinem Bild erschaffen.
Wir bitten dich:
Lass das menschliche Miteinander
ein Abbild deines göttlichen Friedens sein und hilf,
dass die Völker des Heiligen Landes und der ganzen Welt
zu der einen Menschheitsfamilie zusammenwachsen,
zu der sie durch ihren gemeinsamen Ursprung berufen sind.
Darum bitten wir durch Christus,
unseren Herrn.

6. Kerze

Aus der Offenbarung des Johannes, Kapitel 21

Ich, Johannes, sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.

(Zeit für persönliche Bitten usw.)

Gebet der Mönche in Jerusalem am Sonntag

Allmächtiger Gott,
du hast die Seher und Propheten
das himmlische Jerusalem schauen lassen
und ihnen die Botschaft von deinem Friedensreich aufgetragen,
dass alle Völker vereinen wird.
Wir bitten dich:
Hilf uns, dein Reich,
das in Christus schon unter uns begonnen hat,
auch in dieser Welt sichtbar zu machen,
und gib, dass auch das irdische Jerusalem
eine Stadt des Friedens werde,
von der dein heiliger Name ausstrahlt
über die Völker der Erde.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

7. Kerze

Aus Psalm 34

Ich will den HERRN allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund. Meine Seele rühme sich des HERRN; die Armen sollen es hören und sich freuen. Preist mit mir die Größe des HERRN, lasst uns gemeinsam seinen Namen erheben! Ich suchte den HERRN und er gab mir Antwort, er hat mich all meinen Ängsten entrissen … Da rief ein Armer und der HERR erhörte ihn und half ihm aus all seinen Nöten. Der Engel des HERRN umschirmt, die ihn fürchten, und er befreit sie. 9 Kostet und seht, wie gut der HERR ist! Selig der Mensch, der zu ihm sich flüchtet! 10 Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen; denn die ihn fürchten, leiden keinen Mangel … Wer ist der Mensch, der das Leben liebt, der Tage ersehnt, um Gutes zu sehen? Bewahre deine Zunge vor Bösem; deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach! … Nahe ist der HERR den zerbrochenen Herzen und dem zerschlagenen Geist bringt er Hilfe … Er behütet all seine Glieder, nicht eins von ihnen wird zerbrochen … Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, niemals müssen büßen, die bei ihm sich bergen.

Gebet der Mönche in Jerusalem am Freitag

Allmächtiger Gott,
durch die Propheten hast du immer wieder
dein Volk zum Gehorsam gegen dich
und die Menschen zum Frieden untereinander gerufen.
Wir bitten dich:
Schenke uns und allen Menschen
ein offenes Ohr und einen wachen Geist
für den Ruf deiner Stimme.
Gib allen, die zerstritten sind,
die Bereitschaft zur Umkehr zu dir
und zueinander.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Vaterunser

Segen

Zum Schluss
Verleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.