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Das gesellschaftliche Immunsystem stärken

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Foto von U. Ewelt

„Vor 1700 Jahren wurde zum ersten Mal jüdisches Leben nördlich der Alpen urkundlich bestätigt in einem Gesetz des römischen Kaisers Konstantin. Seitdem haben Menschen jüdischen Glaubens unsere Gesellschaft, Kultur, Politik, Kunst und Musik mit geprägt und gestaltet. Und trotz Millionen von Opfern ist vor 83 Jahren der mörderische Versuch gescheitert, alles jüdische Leben auszulöschen.“ In einer Ansprache zum 9. November am Gedenkstein für die ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger Billerbecks in der Kurzen Straße erinnerte Pfarrer Ring an die Aufgabe, auch heute noch, nach vielen Jahren des Lebens in einer freiheitlichen Demokratie, die Werte zu verteidigen, die uns gemeinsam wichtig sind und die auch auf unserer jüdisch-christlichen Geschichte aufbauen. Denn auch wir Menschen heute, in einer modernen demokratischen Gesellschaft, sein nicht immun gegen die Krankheiten, die zuletzt in der Zeit des Dritten Reichs ausgebrochen seien: Wir bleiben anfällig für Hass, Angst und Lüge, für Feigheit und Gleichgültigkeit, so Ring.

Mit einer mutigen Erinnerungskultur, die auch vor den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte die Augen nicht verschließt, würden wir aber unser gesellschaftliches Immunsystem stärken, und das gebe Hoffnung. Darum sei es ein gutes Signal, wenn der ehemalige jüdische Gebetsraum in der Münsterstraße 2 bald zu einem Raum der Erinnerung wird und unsere Stadtaula den Namen der Geschwister Eichenwald trägt, rief Ring den versammelten Menschen am Gedenkstein zu. So würde die Erinnerung in unserer Stadt, in unserer Gesellschaft dauerhaft verankert, und das beginne Gott sei Dank schon bei unserer Jugend.

Im Anschluss ging es mit einem Schweigemarsch zum Jüdischen Friedhof. Dort wurde namentlich der ehemaligen jüdischen Billerbecker gedacht, die in der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben, verschleppt und ermordet wurden. An der Vorbereitung und Durchführungen der Gedenkfeier war auch in diesem Jahr der aktuelle Konfirmandenjahrgang der evangelischen Gemeinde beteiligt. Die jungen Christinnen und Christen trugen mit mehreren Lesungen zu einer gelungenen Gedenkveranstaltung bei.